Wie war die Kindheit in der DDR?

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Sie war ganz anders als heute. Es gab nicht so tolle Sachen zu kaufen, weder bei Lebensmitteln, noch bei Kleidung noch bei Spielzeug. Die DDR-Schokolade schmeckte nicht so gut wie die Schokolade aus der BRD. Glück hatten die Familien, die Verwandte im Westen hatten. Die schickten dann Pakete mit Süssigkeiten, Kleidung, Spielzeug usw. Oder sie kamen zu Besuch und brachten Geschenke mit. Oder sie gingen mit einem in den Intershop. Ein Intershop war ein Laden in der DDR, wo es Waren aus der BRD zu kaufen gab. Da musste man aber mit D-Mark bezahlen, die hatte kaum ein DDR-Bürger. Entweder die Verwandten aus dem Westen bezahlten für einen in dem Laden oder sie schenkten einem Westgeld (D-Mark). Mit diesem Geld musste man ab 1979 zu einer Bank gehen und das umtauschen. Man bekam dafür sogenannte Forum-Scheine, mit denen man im Intershop bezahlen konnte.

Die Kinder in der DDR wurden schon seit der Kindheit politisch beeinflusst. Das fing schon im Kindergarten an, ging über die Schule, die Pioniernachmittage und FDJ-Versammlungen, die Lehre usw. Fast alle Kinder in der DDR wurden in der 1.Klasse Jungpionier und in der 4. Klasse Thälmann-Pionier. In der 8. Klasse wurde man dann Mitglied der FDJ. Die Pioniernachmittage waren eigentlich noch ganz okay, da wurde gebastelt oder man ging mit seiner Klasse ins Kino oder ins Schwimmbad.

Schon DDR-Kinder bekamen von ihren Eltern meistens beigebracht, dass sie in der Öffentlichkeit nicht alles erzählen dürfen, was zu Hause so passierte. Wenn die Kinder irgendetwas ausplauderten, z.B., dass die Eltern zu Hause auf den Staat geschimpft haben oder sogar planten, aus der DDR zu fliehen, das konnte üble Folgen für die Eltern haben.

Als DDR-Kind konnte man mit seinen Eltern nicht nach Frankreich oder Italien reisen, sondern nur in die sozialistischen Länder.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.
verreisterNutzer  31.07.2023, 09:12

Und in welchen Ländern haben sie so Urlaub gemacht?

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Woropa  31.07.2023, 09:14
@verreisterNutzer

Wie gesagt, nur in den sozialistischen Ländern. Das waren damals Ungarn, Polen, CSSER( heute Tschechien und Slowakei), Bulgarien, Rumänien, Sowjetunion.

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Verallgemeinerungen sind nicht i.O.! Jeder ehemalige DDR-Mensch erlebte eine andere Kindheit: Vati ging arbeiten, Mutti brauchte nicht! So erlebte ich meine Kindheit. Ofenheizung, Balkon, 2 Garagen, Urlaube in das eben nicht- westliche Ausland, vorrangig Tschechei ( ab wann dies Land so heißt, weiß ich nicht, damals: CSSR) zum Skie laufen, Sommer: Strand in Lubmin usw.Ferienlager: ich hasste das jedesmal und weiß: viele DDR-Leute schwärmen noch heute davon, ich wollte da nie hin.So, wie JEDER Mensch in seiner Kindheit ein anderes Elternhaus hatte, so eben auch eine andere Kindheit. In der BRD-Zeit ging es ja wohl den Kindern aus reichem Elternhaus besser? So heute auch wieder! So als Vergleich!

Ferienlager ungefähr wie heute Feriencamps, nur heute eben nicht durchweg finanziell erschwinglich, damals bezahlte der jeweilige Betrieb das, Vati: Universitätsangehöriger, also Ferienlager in Trassenheide: Uni-Kinder..die sich anmotzen lassen durften von anderen Kindern, die eben DEFA-Beschäftigte als Eltern hatten, das prägte sich mir komischerweise auch ein.

Ich langweilte mich NIE als Kind: las Bücher, schrieb beizeiten selbst kleinere Sachen wie Gedichte, Kurzgeschichten, Märchen.Als Mensch, der nie gern unter anderen Menschen sein wollte, suchte ich mir Beschäftigungen, half unter anderem natürlich bei der Hausarbeit: Kohlen holen, Asche weg bringen, mal einkaufen,Infos an meine Eltern hinterlegen (ja, wir hatten kein Telefon mehr, Vati wollte es nicht mehr, erst ab dem Moment, wo es Mutti schlechter ging, sie Krebs hatte..wenn man - wie hier echt zu lesen ist, und wenigstens das stimmt! - als einer der wenigen Lehrer mal Telefon hatte, wird man eben oft angerufen, Vertretung machen, Vater unterrichtete viele Klassen qualifizierte sich per Studium bis zum Dr.der Sportwissenschaft, unterrichtete ab da Studenten, macht ein Kind natürlich auch stolz..) per Zettel, wo dann eben drauf stand:"Bin per Bus in die Stadt gefahren.", wo man heute Handyanrufe macht! Schreiben nur per Handy: Leute, es gibt auch noch Stifte und Papier, wenn man hier zu lesen bekommt:"kann nicht schreiben, darf kein Handy nutzen", dann möchte ich direkt raten:"lerne wieder lesen und schreiben" Aber wäre auch eine Beleidigung? Man möchte den Luxus von heute kaum missen, dreht fast durch, wenn man mal gesagt bekommt (als Kind, Freund hat 2 Enkel, von denen die ältere Enkeltochter schon mal Handyverbot bekam, schrecklich, oder?):"Du hast ja nur noch miese Noten, also Handyverbot!" Für 14 Tage oder so: ein halber Weltuntergang (unernst gemeint!) für eine fast 14 Jährige, die nur die BRD-Kindheit genoss, ja auch die in der Corona-Zeit,mit merkwürdigen "Konferenzen", die mich an meine Arbeitszeit auf der Rbd erinnerten, da schaltete ich Konferenzen..

BRD-Kids: wie ist denn EURE Kindheit? Immer schön oder vermisst IHR was in der Ferienzeit? Ich durfte als Kind bei den Großeltern sein, klar: in Tangermünde gab es (komischerweise) glasklaren BRD-TV-Empfang, wenn ich mich erinnere: ARD, ZDF und wsl.noch irgendwas, neben DDR 1 und DDR 2, aber Privatfernsehen gab es da noch nicht, begann sehr viel später, sah ich als Kind jedenfalls auch nicht so, zum Glück, wenn ich heute das so ansehe..Teletubbies? Lehrreich? Wsl.doch eher nicht..Um nur eine schräge Figur aus dem heutigen Kinderprogramm zu nennen, kommt ja nicht mehr drauf an, wo ich langsam die 60 erreiche, aber mich noch jünger fühle..

Unbeschwert und angstfrei.

Verglichen mit heutigen Zuständen geradezu paradiesisch.

"Mobbing" war ein Fremdwort. Natürlich gabs auch damals fiese Hänseleien einzelner, schlechterzogener Kinder, aber die waren in der absoluten Minderheit und Kinder wurden üblicherweise so erzogen, dass sie sich selbstbewusst gegen solche Angriffe zur Wehr setzen konnten. Auch Neid und Missgunst wegen "Markenklamotten" entfiel.

Selbst die Kinder, die nach der Schule nicht von Familienmitgliedern betreut werden konnten, waren in entsprechenden Schulhorten gut aufgehoben. An Hortplätzen herrschte kein Mangel und so war für Mütter die Berufstätigkeit kein Hindernis.

Als Kind lernte man relativ schnell, die ideologische Beeinflussung in der Schule zu ignorieren und Privates aus der Familie für sich zu behalten, z.B. dass nur "Westfernsehen" geschaut wurde. Untereinander sprach man natürlich über die Filme des Vorabends, nur gegenüber besonders "politischen" Lehrern hielt man besser die Klappe.

Es gab jede Menge Freizeitangebote für Kinder, Eintrittspreise und Preise für Bekleidung, Spielsachen und besonders für Bücher waren meist lächerlich niedrig und natürlich subventioniert.

Etwas mehr ideologischen Druck gabs in den Pionier- und sonstigen staatlich organisierten Ferienlagern, aber mit etwas gutem Willen seitens der Gruppenleiter (oft Lehrerstudenten) gings auch da recht harmlos zu.

Lediglich die GST (Gesellschaft für Sport und Technik) suchte bereits bei Jugendlichen die potenziellen Kader für eine Armeelaufbahn und ihre militärlastigen Angebote waren entsprechend klar darauf abgestimmt. Aber niemand war gezwungen, da mitzumachen.

Pflicht war die Mitgliedschaft in den Jugendorganisationen während der Schulzeit. Das waren die "Jungpioniere" (Kl. 1-4, blaues Halstuch), "Thälmannpioniere" (Kl. 5-7,rotes Halstuch) und FDJ (blaues Hemd). Es gab hin und wieder sogenannte "Pioniernachmittage", nachmittägliche Pflichtveranstaltungen mit politischen Gesprächsrunden u.ä. nervenden, langweiligen Sachen, die man über sich ergehen ließ. Dort wurden dann auch die jeweiligen Gruppenratsvorsitzenden der Klasse und ähnliche Funktionen durch Wahl bestimmt. So gab es z.B. für jede der drei Tischreihen der Klasse einen Brigadeleiter, der vor Unterrichtsbeginn kontrollierte, ob alle ihre Hausaufgaben gemacht und ihre Materialien bereit hatten und meldete das zu Stundenbeginn der Lehrerin. Soweit ich mich erinnere, endete der Quatsch aber nach der 4. Klasse. Hin und wieder taten die Pioniere irgend ein gutes Werk in der Nachbarschaft, z.B. Unkraut jäten vor Wohnblöcken oder Altpapiersammeln. Manchmal besuchte die Klasse örtliche Betriebe, um die Arbeitswelt der Erwachsenen kennenzulernen.

Wer in den Ferien nicht mit seiner Familie verreiste, konnte in der Schule an den sogenannten "Ferienspielen" teilnehmen, falls er sich zuhause zu sehr langweilte. Da gabs Bastelstraßen, Sportwettkämpfe und Spielangebote oder Ausflüge ins Schwimmbad o.ä.

Ortsvektor  30.07.2023, 13:48

Bin voll und ganz deiner Meinung. Möchte ergänzen, daß das nach meiner Auffassung auch für das Erwachsenendasein zutrifft. Heute wird in Deutschland gelogen, beschissen, gemobbt und geklaut, wie wohl noch niemals vorher. Die Hemmschwelle, Unrechtes zu tun, Gesetze und Regeln zu missachten, oder straffällig zu werden, ist bei vielen Menschen stark gesunken. Als ich damals CDU gewählt habe, und damit mit am Grab der DDR geschaufelt habe, hätte ich das nie so für möglich gehalten...

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Pudelskern666  30.07.2023, 13:55
@Ortsvektor

Ich schon. Als damals '89 plötzlich die Grenzen aufgingen und alle jubelten, wie die Blöden und sich auf die neuen Einkaufsmöglichkeiten freuten, saßen meine Mutter und ich da und wir beide meinten, dass das alles ganz anders laufen würde, als die Jubler es sich erträumten. Und so wars dann ja auch. Betriebe wurden abgewickelt, Arbeitslosigkeit griff um sich und es hatte sich erledigt mit den blühenden Landschaften.

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Ich wuchs in der Nähe der damaligen Grenze auf.

Hier auf dem Dorf ging in den 70ern und 80ern niemand in die Krippe. Die Betreuung übernahmen die Großeltern, die sich voll darauf eingestellt hatten und sehr oft im selben Haus wohnten. Auch im Hort war von uns keiner. Nur in den Kindergarten gingen wir ab 3 - und waren Mittagskinder.

Die Stadtkinder, die in den Hort mussten, beneideten uns. Familienbetreuung war eben sehr viel besser.

Freizeitmöglichkeiten gab es hier in der Provinz damals kaum. Die Sportvereine boten nur Fußball und Handball an. Heute gibt es da sehr viel mehr. Und heute machen auch fast alle Kinder da mit, also muss es bezahlbar sein.

Wir freuten uns auf Westbesuch, die uns Sachen mitbrachten, die wir aus dem Westfernsehen kannten. Oma und Opa fuhren manchmal per Tagestour rüber,. Opas Cousine wohnte gleich hinter der Grenze in Niedersachsen. Oma und Opa bekamen beide die Mindestrente, jeder bekam pro Jahr im Westen 100 Mark Begrüßungsgeld. Das war schnell verbraucht. Und unser Ostgeld war kaum etwas wert.

In der Schule wurden hier die wenigen Kinder ausgegrenzt, die keine Westklamotten trugen. Fast jede Familie hatte Westverwandtschaft. Diese Kinder ohne hatten keine Freunde und wurden widerlich gemobbt. Das hatten wir in der Klasse. Das Klassenklima in der Klasse war sehr schlecht, es war jeden Tag etwas. Da gab es die Anführertypen, die andere zwangen, gegen Schwächere zu stänkern. Lehrer griffen da nicht ein, die waren wohl für sowas gar nicht ausgebildet.

In den Urlaub fuhren wir nach Dresden, Berlin/Potsdam und an die Ostsee, jedes Jahr einmal für 2 Wochen in den Sommerferien. Das war immer über die Betriebe meiner Eltern. Gemietete Wohnungen und Bungalows oder Wohnwagen mit Zelten standen zur Verfügung. Auf dem Campingplatz stand da nur die Gemeinschaftstoilette zur Verfügung.

Von Dresden aus fuhren wir mal in die CSSR. Ich erinnerh mich noch an die schrecklichen Grenzkontrollen, wo wir sogar unsere Bezüge aus dem Auto rausreißen sollten. Später wollten wir von Potsdam aus mal nach Polen, das war gar nicht mehr möglich.

Ein paar Kilometer von uns weg, da stand die Mauer. Und ich habe nie verstanden, wieso wir da nicht einfach rüberfahren konnten.

In der Unterstufe (Grundschule) ging es schon in NVA-Kasernen. Da wurde uns erzählt,, dass die Soldaten uns vor dem Klassenfeind schützen. Schon als Kinder wurde uns gepredigt, der Sozialismus sei dem Kapitalismus überlegen. Das glaubten nicht mal die 3 Kommunistenkinder in unserer Klasse. Jeder sah, dass es so nicht war.

Regale im Konsum waren oftmals leer, das Warenangebot war gering. Und wir bekamen schon als Kinder gesagt, dass wir nichts Kritisches zur DDR sagen dürfen.

Für mich haben sich alle Wünsche mit dem Mauerfall erfüllt. Ich konnte in den 90ern eine Jugend genießen, die nur in Freiheit möglich war. Ich betrachte die Kindheit in der DDR für mich sogar als verlorene Zeit. Von uns hatte auch keiner Probleme, sich in die westliche Welt einzufügen.

Was sollte das Recht auf Arbeit? Massenweise Personal, dann fehlte das Material, um weiter arbeiten zu können. Wer soll so einen Staat finanzieren? Leute, die unliebsam viel Besitz hatten, wurden wie meine Großeltern enteignet.

Nach der Wende wurden wir alle auch arbeitslos. Es ist niemand verhungert, es gab ABM und Kurse, Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe.. Nicht der Kapitalismus ist Schuld am Zusammenbruch der DDR sondern 40 Jahre sozialistische Misswirtschaft.

Allgemein oder im Besonderen? Ich kann nur für mich schreiben, kann man ja dann zusammen tragen und was Eigenes sich drüber bilden: die eigene Meinung.Ich hatte eine Mutti, die diese Aufgaben hatte: "nur" den Haushalt machen, nebenher war ihr Hobby: Garten und ab und an betreute sie auch fremde Kinder.Vater verdiente das Geld allein, weil er das so wollte! Hat auch ausgereicht für Reisen: in die damalige CSSR: zum Skie fahren, im Sommer ging es dann eben nach Lubmin usw., bei den Großeltern habe ich mich nicht nur wegen des West-TV wohl gefühlt - war ähnlich uninteressant wie heutzutage, wsl.nur weniger Wiederholungen (?) - , man half automatisch im Haushalt, war eben so meine Erziehung: da wurden Kohlen hoch geholt, Asche und Müll weg gebracht, ab und zu auch mal ein Einkauf. Taschengeld: das erübrigte sich, weil ich das bekam, was ich brauchte: Liebe und Aufmerksamkeit von den Eltern. Schule war so 10 Minuten Fußweg entfernt.Kindergartenbesuch: nein, weil Mutti eben immer zu Hause war. Leider: Ferienlager, ich wollte zwar nicht, aber wsl.bestanden Eltern drauf, weil ich kein Einzelgänger bleiben sollte. War aber gern für mich, las, kaufte mir gern Bücher. Was ich vermisste? NICHTS!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung