wäre Rot-Rot-Grün die beste Koalition für Deutschland gewesen?

7 Antworten

Sozialstaatlich und klimapolitisch hätte Deutschland sicher ambitioniertere Reformen gesehen. Außen- und sicherheitspolitisch dagegen wären die Differenzen erheblich gewesen, insbesondere im Kontext des Ukrainekriegs. Rot-Rot-Grün wäre theoretisch ein spannendes, praktisch aber nur bedingt realisierbares Projekt, das heute angesichts des Absturzes der Linkspartei ohnehin keine Mehrheitsoption mehr darstellt.

Gruß aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Globalgeschichte/ internationale Politik

Yohohoho002 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 09:23

Klar, außenpolitisch hätte R2G mehr Reibung gehabt, aber Demokratie bedeutet, verschiedene Stimmen einzubinden. Gerade in der Sozial- und Klimapolitik hätte das Land spürbar mehr Fortschritt erlebt, während außenpolitisch die SPD als Kanzlerpartei ohnehin die Linie bestimmt hätte. Dass wir diese Option 2021 nicht genutzt haben, hat uns die Ampel-Streitereien und einen massiven Rechtsruck eingebracht.

Stressika  02.09.2025, 09:27
@Yohohoho002

Dein Gedanke ist korrekt, aber nur unter der Annahme, dass die Koalition damals zustande gekommen wäre und stabil geblieben wäre.

Gruß aus Tel Aviv

Yohohoho002 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 14:11
@Stressika

Das Argument mit der Stabilität höre ich oft aber es stimmt so pauschal nicht. In Berlin und Thüringen hat Rot-Rot-Grün jahrelang funktioniert, trotz Konflikten. Außerdem bringt reine ‚Stabilität‘ wie in der GroKo oder Ampel oft nur Stillstand. Lieber eine Koalition, die um die richtige Richtung ringt und Fortschritt schafft, als eine stabile Blockade.

Und danke für den Gruß aus Tel Aviv ich hoffe, dass die Menschen in Israel und Palästina irgendwann in Frieden und Sicherheit leben können.

Bei einer grün rot roten Regierung wandern hier ernten viele ab. Kannst ja mal bei den Wirtschaftssenioren und so reinhören. Ich bin da etwas vernetzt, und wie gesagt, schon ohne neue Steuern wandern von denen 20% aus, vielleicht erstmal abwartend, aber auch schnell dauerhaft.
An Norwegen sieht man, dass eine reichensteuer nicht funktioniert, die die Sozialleistungserhöhung finanzieren sollte. Außerdem haben spd und grüne in der Ampel und die spd vorher (zusammen mit der cdu) genug Schaden angerichtet. Eine Rot rot grüne Regierung hätte Deutschland nicht überlebt und die Entwicklung zu einem Entwicklungsland hätte sich noch beschleunigt, genauso der gesellschaftliche Niedergang.


Yohohoho002 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 14:22

Jaein. Die Angst vor Massenabwanderung ist sehr stark übertrieben. Länder wie Norwegen oder Schweden zeigen, dass höhere Steuern für Reiche bei gleichzeitig stabilen Wirtschaftsbedingungen und Sozialstaaten sehr wohl funktioniert. Außerdem profitieren gerade die Mehrheit der Menschen, Arbeitnehmer und Mittelstand, von gerechterer Besteuerung, besserer Infrastruktur und Investitionen in Bildung und Klima das stärkt langfristig den Wirtschaftsstandort Deutschland, statt ihn abzuschwächen.

Quelle:

LongsbieHD  02.09.2025, 14:27
@Yohohoho002

Die Reichen Steuer in Norwegen liegt bei 1,1 %, die wurde stark abgesenkt, weil es nicht funktioniert hat. Außerdem wurde die Gewerbesteuer abgeschafft, um die Vermögenssteuer auszugleichen, denn immer wenn eine übermäßige Besteuerung auftritt werden am Ende an Investitionen und Mitarbeitern gespart, das hilft keinem

Yohohoho002 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 14:29
@LongsbieHD

Schau dir das nochmal genauer an, weil die Vermögenssteuer in Norwegen liegt aktuell bei 0,85 % auf Vermögen über ca. 1,5 Millionen Euro, und ja, sie wurde angepasst, um wirtschaftliche Effekte auszugleichen. Dennoch zeigt die Realität: Norwegen hat trotz dieser Steuer hohe Investitionen, stabile Unternehmen und niedrige Arbeitslosigkeit. Die Steuer senkt nicht die wirtschaftliche Aktivität insgesamt, sondern sorgt für gerechtere Finanzierung von Sozialstaat, Bildung und Infrastruktur, von denen die gesamte Gesellschaft profitiert. Länder wie Schweden und Dänemark bestätigen, dass moderate Vermögens- oder Spitzensteuern langfristig Innovation und Wirtschaftswachstum nicht bremsen, sondern stabile Rahmenbedingungen schafft. Das könnten wir auch!!

LongsbieHD  02.09.2025, 14:33
@Yohohoho002

Nochmal, der Unterschied ist, es gibt in Norwegen keine Gewerbesteuer. Die wurde als Ausgleich abgeschafft. Das mag fairer sein. Aber 2024 wurde die reichensteuer auf 1,1% erhöht.

Ich halte Rot-Rot-Grün in allen möglichen Kombinationen nicht für die beste Lösung für Deutschland.

So eine Politik wäre zu progressiv, bevormundend und nicht sicher für Unternehmer. D.h. Arbeitnehmer profitieren nicht, wenn bspw. irgendeine klimaschädliche Subvention gestrichen wird. Ein Beispiel wäre die zähe Diskussion von Firm- und Dienstwägen.

Ich denke auch, für den höheren Mittelstand wäre das ein abturner, weil es diejenigen sind, die die Gesellschaft wirklich am Laufen halten. Eine gewisse Attraktivität muss gegeben sein.

Außerdem glaube ich nicht, dass linke Politik sehr reiche Menschen tatsächlich stärker besteuern würde oder alles für die schwachen besser wird. Auch das sind leider nur überzogene Märchen.

Die eigentliche Frage, auch wenn ich kein AfD-Fanboy bin, ist die, ob die Politik in den letzten 15 Jahren doch etwas zu links war? Man sieht ja, dass ein Großteil der Gesellschaft nicht zufrieden ist.

Wir brauchen eine realitäsnahe Politik... Und manchmal frag ich mich, wo zur Zeit eigentlich die Mitte geblieben ist.


Yohohoho002 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 14:13

Da bin ich leider nicht deiner Meinung, weil Eine realitätsnahe Politik bedeutet doch, dass man auf die Probleme der Mehrheit eingeht: steigende Mieten, Energiepreise, Armut trotz Arbeit, Klimakrise.

Genau hier hätten SPD, Linke und Grüne angesetzt durch Investitionen in Wohnungsbau, bessere Löhne, gezielten Klimaschutz ohne die Last nur auf die Kleinen abzuwälzen.

Das ist nicht „zu progressiv“, sondern schlicht notwendig, um den sozialen Zusammenhalt zu sichern. Unternehmer brauchen Planungssicherheit die bekommen sie eher durch klare Regeln für nachhaltiges Wirtschaften als durch endlose Subventionen für alte Strukturen.

Was Reiche angeht: Natürlich gäbe es Widerstand, aber ohne eine gerechtere Steuerpolitik kann eine Gesellschaft auf Dauer nicht stabil bleiben. Dass viele Menschen unzufrieden sind, liegt nicht an „zu viel Links“, sondern daran, dass seit Jahren eine Politik der Mitte verspricht und am Ende oft neoliberal durchregiert, mit immer mehr Ungleichheit.

Die Mitte verschwindet nicht durch linke Ideen, sondern dadurch, dass soziale Sicherheit und Zukunftsperspektiven ausgehöhlt wurden.

horribiledictu  02.09.2025, 14:16
@Yohohoho002

welche Motivation siehst du für linke Parteien, Leute aus der sozioökonomischen Unterschicht rauszuführen, wenn sich doch ein Hauptteil ihrer Wähler genau aus dieser Schicht rekrutiert?

Yohohoho002 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 14:19
@horribiledictu

Simpel Die Motivation liegt darin, die Lebensbedingungen ihrer eigenen Wähler zu verbessern. Wenn linke Parteien Menschen aus der sozioökonomischen Unterschicht fördern z. B. durch Bildung, höhere Löhne, soziale Sicherheit oder bessere Gesundheitsversorgung, profitieren genau die Menschen, die sie wählen. Das ist kein Widerspruch, sondern Kern sozialdemokratischer Politik: Wähler werden unterstützt, ihre Chancen steigen, und langfristig stärkt das auch die Gesellschaft insgesamt.

horribiledictu  02.09.2025, 14:23
@Yohohoho002

wenn man die Leute aus der Armut rausführt (so dies denn gelingt) gehören sie plötzlich zu jenen, denen der Finanzminister das letzte Hemd auszieht, sie wählen also sicher nicht mehr links. das schwächt also die Linken, was nicht in ihrem Interesse sein kann. Fazit: die Linken BRAUCHEN möglichst viele Arme im Land, sonst gehen sie politisch unter!

Yohohoho002 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 14:26
@horribiledictu

Das ist ein klassisches Missverständnis, weil Linke Politik zielt nicht darauf ab, Menschen dauerhaft arm zu halten, sondern ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Wenn Menschen aus der Armut herauskommen, profitieren sie von mehr Sicherheit, Bildung und Chancen und viele bleiben trotzdem linkswählerisch, weil sie soziale Gerechtigkeit weiterhin wichtig finden. Politisch ist es also kein Nachteil, sondern das Kerngeschäft linker Parteien, die eigene Basis zu stärken.

horribiledictu  02.09.2025, 14:29
@Yohohoho002

komisch nur, dass die geschichte der Sozialdemokratie in Europa genau das Gegenteil zeigt: Krise linker Politik, weil ihr das klassische Proletariat (genau durch die von dir geschilderten Erfolge!) abhanden gekommen ist!

Yohohoho002 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 14:30
@horribiledictu

Also Ja, viele klassische Arbeiter wählten weniger links, weil sich Arbeitswelt und Gesellschaft verändert haben. Aber das bedeutet nicht, dass linke Politik ihre Basis schwächt, sie muss sich nur an die neuen sozialen Realitäten anpassen.

Kiwi5ccc  02.09.2025, 15:44
@Yohohoho002
... neuen sozialen Realitäten ...

Realitätsnahe Politik bedeutet genau das.

Ich halte nichts davon, viele Bereiche des öffentlichen Lebens, z.B. wohnen, zu verstaatlichen oder unter Kontrolle zu subventionieren, weil es private Investoren abschreckt. Ein Paradebeispiel wäre die DB. Unhandlungsfähig, träge und kaum Wettbewerb.

Eine Diskussion des politischen Spektrums ist nebenbei sinnlos, wenn man 'zig verschiedene Lebensaspekte mit einbezieht. Deswegen meine ich, dass wir zur Zeit keine vernünftige Mitte haben.

Da nicht klar ist, in welche Richtung sich die Linke entwickelt ohne die Extremisten rund um SW, wäre das völlig unsicher gewesen.


StabilerGenosse  03.09.2025, 11:24
ohne die Extremisten rund um SW

Welche Extremisten??

xubjan  03.09.2025, 13:13
@StabilerGenosse

Für dich ist also das Fordern von gewaltsamen Grenzverschiebungen zum Zwecke des Befriedigens von Imperialisten, sowie das Übernehmen der absurd wirren Kriegsrhetorik der Russen kein Extremismus? Für mich ist es das.

xubjan  03.09.2025, 14:32
@StabilerGenosse

Und ich dagegen, sich zum Handlanger von Kriegsverbrechern und Imperialisten machen zu lassen. Tja.

Halt blöd, wenn man einen Diktatfrieden als Vorbereitung des nächsten Krieges als Lösung befürwortet.

StabilerGenosse  03.09.2025, 15:28
@xubjan

Das Sterben muss aufhören, auch wenn Gebietsverluste dafür akzeptiert werden müssen.

xubjan  03.09.2025, 18:13
@StabilerGenosse

Das Sterben hört nicht auf, wenn ein Massenmörder stets kriegt, was er will. Er sucht sich nur das nächste Opfer.

So wie Putin längst weitere Gebiete der Ukraine längst eingepreist hat.

Das perfide an dieser Ideologie ist ja, dass das Sterben nur bei zwei Zuständen aufhört: A) der Imperialist zerstört sich selbst bzw. kollabiert oder ähnliches oder B) es gibt nichts mehr zu erobern = Weltherrschaft

Nein, wäre es nicht. Die Linkspartei hat nichts in einer seriösen Regierung verloren.


Yohohoho002 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 09:39

Wie kommst du darauf?

Anonymius07  02.09.2025, 14:03
@Yohohoho002

Weil radikale und populistische Parteien nicht gerade dafür bekannt sind, vernünftig Politik zu betreiben. Reden können die gut, aber regieren... naja

Anonymius07  03.09.2025, 08:27
@Yakuzi

Ich rede nicht unbedingt von den Inhalten, sondern vom ganzen Zeug drumherum. Vom Singen von antifaschistischen Liedern (was eine seriöse Partei nicht machen sollte, bei aller Liebe), von Reichinneks Auftreten etc.

All das lässt die Partei nicht unbedingt seriös wirken