Versailler Vertrag Positionen?
Was sind typische Positionen zum Versailler Vertrag von Historikern, die man kennen sollte. Wir haben schon die Position eines Historikers namens Leonhard bearbeitet, der die Ansicht vertritt, dass der Versailler Vertrag keinen zwangsläufigen Weg zum Nationalsozialismus eröffnet hat. Stattdessen stellte die Nachkriegszeit laut Leonhard insgesamt eine offene Zeit dar, die von den Zeitgenossen selber gestaltet werden konnte.
Kennt ihr weitere Positionen, die ihr mir gegenüberstellen könntet?
Vielen Dank im Voraus.
1 Antwort
Wir haben schon die Position eines Historikers namens Leonhard bearbeitet, der die Ansicht vertritt, dass der Versailler Vertrag keinen zwangsläufigen Weg zum Nationalsozialismus eröffnet hat. Stattdessen stellte die Nachkriegszeit laut Leonhard insgesamt eine offene Zeit dar, die von den Zeitgenossen selber gestaltet werden konnte.
Die Position von Leonhard entspricht dem heutigen Stand der geschichtswissenschaftlichen Forschung! Der Versailler Vertrag wird nicht als Fessel der Weimarer Politik, sondern als ihre Chance gesehen, die deutsche Machtposition in Europa durch eine allmähliche Revision der drückendsten Vertragsbestimmungen und durch die politische Ohnmacht des mit der Revolution beschäftigen Russlands wiederherzustellen bzw. nach Osten hin auszuweiten. Die Weimarer Politiker haben in der Tat auch die Chancen ergriffen und bedeutende Erfolge erzielt, wie die Geschichtswissenschaft herausgearbeitet hat. Daher war der Weg zur Nazidiktatur in der Tat nicht durch Versailles vorgegeben. Die Schuld, dass es dazu gekommen ist, tragen insbesondere die Republikfeinde, die bewusst die Demokratie gelähmt und an die Nazis ausgeliefert haben. In besonders prominenter Position waren diesbezüglich der pflichtvergessene Reichspräsident Hindenburg und seine Entourage tätig.
Kennt ihr weitere Positionen, die ihr mir gegenüberstellen könntet?
Die Gegenposition ist eine zeitgenössische, die heute nicht mehr vertreten wird.
Die Dolchstoßlegende, dass Deutschland den Krieg militärisch überhaupt nicht verloren hätte, war eine bösartige Lüge, wurde besonders von den Republikfeinden, u. a. von Ludendorff und Hindenburg, die das als Chefs der Obersten Heeresleitung persönlich mitzuverantworten hatten, in die Welt gesetzt und genutzt. Gewiss haben sie mit dieser Lüge auch den Versailler Vertrag bewusst verunglimpft.
Diese Propaganda war zwar eine Belastung für die Weimarer Politiker, hinderte sie aber an ihrer Politik grundsätzlich nicht. Selbst eine gewisse deutsch-französische Annäherung wurde erreicht - Stichworte: Gustav Stresemann, Aristide Briand.
Ja, das macht Sinn. Vielen lieben Dank! Übrigens musst du mir für die Auszeichnung nicht danken, was du eben gemacht hast. Denn du bist derjenige, der mir durch die Antwort sehr weitergeholfen hat. Dementsprechend bin ich der Dankbare!
LG
Ich meine, dass es nicht schaden kann, wenn alle Nutzer freundlich miteinander umgehen. Vernünftige Nutzer bemühen sich, den Fragestellern hilfreich zu sein. Wenn diese dann eine Auszeichnung vergeben, ist ein kleines Dankeschön durchaus angebracht. 😉
Sehr rücksichtsvoll von dir. Dankeschön
Vielen lieben Dank! Eine Frage hätte ich aber noch: Du hast ja hervorgehoben, dass die Schuld die Republikfeinde tragen, die die Demokratie bewusst gelähmt haben. Doch dazu wurde ja explizit die Dolchstoßlegende genutzt, welche nur durch den Versailler Vertrag enstand und für Propagandazwecke genutzt wurde. Würde das nicht in gewisser Hinsicht der heutigen Ansicht wiedersprechen?