Steht was über Abtreibung in der Bibel?

8 Antworten

Steht was über Abtreibung in der Bibel?

Nein.

Die Bibel schweigt zum Thema Abtreibung, obwohl Praktiken zur Abtreibung des Fetus in der griechisch-römischen Antike verbreitet waren:

Dass Praktiken zur Abtreibung des Fetus in der griechisch-römischen Antike weit verbreitet waren, lässt sich aus zahlreichen Belegen schließen.

https://www.die-bibel.de/ressourcen/wibilex/altes-testament/schwangerschaft

In Exodus 21,22 muss ein Mann nur eine Geldstrafe zahlen, wenn er unbeabsichtigt eine Fehlgeburt auslöst:

22 Wenn Männer miteinander streiten und stoßen dabei eine schwangere Frau, sodass ihr die Frucht abgeht, ihr aber sonst kein Schaden widerfährt, so soll man ihn um Geld strafen, wie viel ihr Ehemann ihm auferlegt, und er soll's geben durch die Hand der Richter.

https://www.bibleserver.com/LUT/2.Mose21,22

Das ist nur ein Schadenersatz.

So beschreibt das auch das Werk "Jüdische Altertümer" von Flavius Josephus (ein Jude, der 38 n. Chr. geboren wurde):

In favour of this interpretation is the witness of Josephus in the first century AD:
He that kicks a woman with child, so that the woman miscarry, let him pay a fine in money... as having diminished the multitude by the destruction of what was in her womb...but if she die of the stroke, let him also be put to death. (3)

Und der Talmud:

The same interpretation is evident in the Talmud and has become authoritative in Orthodox Judaism.

https://humanjourney.org.uk/articles/exodus-21-and-abortion/#3-rtn

Bei allen biblischen Todesstrafen wird nie eine Ausnahme für Schwangere erwähnt.

Steht was über Abtreibung in der Bibel?

Ja, jedoch anders als man anhand der radikalen, christlichen Abtreibungsgegner vermuten würde: Mit der Bibel lässt sich eher pro Abtreibung argumentieren.

Es gäbe ja so viele Themen wo Christen eigentlich ihre Stimme erheben müssten. Gerade wenn es um Solidarität und Diskriminierung von Randgruppen geht finden sich ja viele Hinweise von Jesus persönlich.

Da stimme ich dir voll und ganz zu. Und auch Abtreibungsgegner sollten sich gerade dann doch viel mehr dafür einsetzen die Ursachen für Abtreibungen zu verhindern.

Ist das Abtreibungsthema eventuell nur deswegen für viele Christen so interessant weil die Linken ihnen die eigentlichen Christlichen Themen geklaut haben

Es ist historisch bedingt so gewachsen: Die bis dahin eher unpolitischen Christen in den USA haben Anfang des 20.Jh'sbei ein paar Themen bemerkt, dass sie politisch Einfluss ausüben können. Sie haben sich dann das Thema Abtreibung gewählt um es für sich zu einem Politikum und Maßstab zu machen.
Die Evangelikalen in den USA waren noch in den 50er Jahren eher pro Choice, bis sich dann dieses Thema durchzusetzen begann und seitdem als Aushängeschild dient - anstatt, wie Du es formuliert hast, Solidarität und Diskriminierung von Randgruppen zu ihrem Thema zu machen.

Abtreibung ist Mord! Ist die Bibel da eindeutig, dass Föten und Embryonen schon als vollwertige Menschen gelten?

Nein. Der Bibel zufolge beginnt das menschliche Leben mit dem ersten Atemzug.

Tatsächlich gibt es keine einzige Stelle in der Bibel, die das Wort "Abtreibung" direkt erwähnt oder explizit verurteilt. Die Bibel spricht nicht von Abtreibung in dem Sinne, wie wir es heute verstehen, als medizinischen Eingriff, um eine Schwangerschaft zu beenden.

Allerdings gibt es Verse, die unterschiedlich interpretiert werden und die Debatte beeinflussen:

* Psalm 139,13-16: Hier spricht David davon, wie Gott ihn im Mutterleib gewoben und gekannt hat: "Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleib meiner Mutter... Es war dir mein Gebein nicht verborgen, da ich im Verborgenen gemacht ward, da ich gebildet ward unten in der Erde. Deine Augen sahen, da ich noch unbereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten, als derselben noch keiner da war." Viele Christen interpretieren dies so, dass Gott jedes Leben von Anfang an kennt und als einzigartig erschaffen hat, was gegen Abtreibung sprechen würde.

* 2. Mose 21,22-25: Dieser Abschnitt aus dem mosaischen Gesetz behandelt den Fall, dass eine schwangere Frau durch einen Streit verletzt wird und eine Fehlgeburt erleidet. Wenn nur die Frucht verloren geht, aber der Frau kein weiterer Schaden entsteht, wird eine Geldstrafe verhängt. Wenn die Frau jedoch schwer verletzt oder stirbt, gilt das "Auge um Auge"-Prinzip. Konservative Ausleger sehen hierin einen Hinweis darauf, dass das Leben des Fötus im Vergleich zum Leben der Mutter anders bewertet wird, da die Strafe bei einer Fehlgeburt geringer ist als bei der Verletzung oder dem Tod der Mutter. Befürworter eines Abtreibungsverbots argumentieren hingegen, dass auch eine Geldstrafe zeigt, dass dem Leben des Ungeborenen ein Wert zugemessen wird. Es gibt hier also keine eindeutige Verurteilung der Abtreibung als "Mord" im Sinne des biblischen Tötungsverbots, da die Konsequenzen unterschiedlich sind.

Der Satz "Abtreibung ist Mord!" ist eine moderne theologische und ethische Position, die von bestimmten christlichen Strömungen vertreten wird, aber nicht wortwörtlich in der Bibel steht. Ob Föten und Embryonen schon als vollwertige Menschen im biblischen Sinne gelten, wird unterschiedlich interpretiert. Die Bibel betont die Einzigartigkeit des Lebens von Anfang an, spricht aber nicht von einer sofortigen "Seele" im embryonalen Stadium in einer Weise, die mit unserem heutigen Wissen über Entwicklung vergleichbar wäre.

Die Tatsache, dass das Thema Abtreibung in den USA und auch in anderen Ländern für viele Christen extrem polarisierend wirkt, während andere Themen, wie von dir genannt (Solidarität, Diskriminierung, Reichtumskritik), weniger mediale Aufmerksamkeit oder politisches Engagement erfahren, hat meines Erachtens hauptsächlich diese Gründe:

- Klare ethische Grenzziehung: Für viele konservative Christen ist die Frage des Lebensschutzes ab der Empfängnis eine fundamentale ethische Frage, die keinen Kompromiss zulässt. Sie sehen im ungeborenen Leben von Anfang an einen von Gott geschaffenen Menschen und Abtreibung als direkte Verletzung des fünften Gebots ("Du sollst nicht töten"). Diese klare moralische Linie ist für sie einfach zu kommunizieren und zu verteidigen.

- Einfluss von Lobbygruppen und Politik: Das Abtreibungsthema ist in vielen Ländern (besonders den USA) stark politisiert und wird von mächtigen Interessengruppen auf beiden Seiten instrumentalisiert. Dies führt dazu, dass es im politischen Diskurs ständig präsent ist und auch von Kirchen und Gläubigen aufgegriffen wird, insbesondere auch während Wahlkämpfen.

Jesus Christus Maranatha 🐑 ❣️ 🙋‍♀️

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ela Nazareth 💆‍♀️🐴😸🏳️‍🌈

Exodus 21:22-25

22 Und wenn Männer sich streiten und stoßen dabei eine schwangere Frau, sodass eine Frühgeburt eintritt, aber kein weiterer Schaden entsteht, so soll der Täter eine Geldstrafe zahlen, wie sie ihm der Ehemann der Frau auferlegt; und er soll sie geben nach dem Ermessen der Richter.

23 Wenn aber ein weiterer Schaden entsteht, dann sollst du geben: Leben um Leben,

24 Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß,

25 Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme.

In Vers 23 wird deutlich, dass das Ungeborene bereits als Leben gezählt wird. Es ist ein sehr klarer Vers der dem ungeborenen Baby das Lebensrecht gibt. Es gibt in der Bibel das Mordverbot in den 10 Geboten Mose, doch gibt es auch im Christentum Menschen, die behaupten, das Leben im Bauch sei noch keines. Biblisch ist dies wie oben beschrieben nicht haltbar.

Liebe Grüße.


Ulisses1und6 
Beitragsersteller
 12.07.2025, 00:48
Und wenn Männer sich streiten und stoßen dabei eine schwangere Frau, sodass eine Frühgeburt eintritt, aber kein weiterer Schaden entsteht, so soll der Täter eine Geldstrafe zahlen

In den Übersetzungen die "näher am Original" liegen, ist die Rede von Fehlgeburt und nicht von Frühgeburt. Gibt es einen eindeutigen Hinweis, dass das Leben des Fötus oder Embryos gemeint war, für das der Täter sein Leben geben soll. Wäre es so, dann ist es genau wie du sagst, (dann würde ich dir voll und ganz Recht geben), dann wäre das ein eindeutiger Beweis für die Anerkennung als vollwertiger Mensch. Ist aber Tot oder Unglück der Mutter gemeint, dann wäre es sogar ein Gegenbeweis, weil dann wäre es ja die Geldstrafe für die Tötung des Embryos/Fötus und das Leben der Mutter wäre eindeutig höher bewertet.

Ulisses1und6 
Beitragsersteller
 12.07.2025, 01:15
@Ulisses1und6

Fehlgeburt: Dies bezieht sich auf den Verlust eines Fötus vor der 20. Schwangerschaftswoche, wobei der Fötus in der Regel nicht mehr lebensfähig ist. Eine Fehlgeburt kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, und in den meisten Fällen führt sie dazu, dass das Kind nicht überlebt.

Frühgeburt: Dies bezieht sich auf die Geburt eines Kindes vor der 37. Schwangerschaftswoche. Ein frühgeborenes Kind kann, abhängig von der Schwangerschaftswoche und den medizinischen Bedingungen, überlebensfähig sein und oft auch ohne schwerwiegende gesundheitliche Probleme geboren werden.

In Exodus 21,22-25 wird von einer „Fehlgeburt“ gesprochen, was darauf hindeutet, dass das Kind in diesem Fall nicht überlebt hat oder schwer geschädigt ist. 

Also nach meiner Logik und den Infos von chat gbt ergibt sich ein Gegenteiliges Ergebnis als deine Aussage und der Fötus wurde eindeutig noch nicht als vollwertiger Mensch gesehen und die Familie für den Tod des "ungeborenen Lebens" mit einer Geldstrafe abgespeist.

IXOYE  12.07.2025, 01:51
@Ulisses1und6

Schau einmal bittebei Exodus 21:22 in den hebräischen Urtext - ich hoffe ich erkläre es einigermaßen alzeptabel ha. Sorry fall nicht:

Im hebräischen Urtext steht:

ְיָצְאוּ יְלָדֶיהָ

Was übersetzt bedeutet:

und ihre Kinder kamen hinaus

Dieser Satz ist ganz klar formuliert - Keine Information dar0ber, dass das Kind tot sei.

Diese Frage kann man jedem dazu stellen:

Wie nennt man es, wenn das Kind aus der Mutter heraus kommt?

100 von 100 Menschen werden dir das Wort Geburt nennen. Keiner wird eine Fehlgeburt dort hinein interpretieren, denn der Urtext lässt bis hier her keinen Spielraum, ob das Kind tot oder lebendig war. die Info fehlt.

So können wir nur wissen, dass eine Geburt passiert, Doch wenn dieser von dem Streit zweier Männer ausgelöst wird, wissen wir, dass er verfrüht war. Daher können wir mit Sicherheit sagen es war eine Frühe Geburt.

Es hilft oft, sich den hebräischen Urtext zu gewissen Dingen anzuschauen, besonders wenn es um Detailfragen geht.

Ich hoffe ich konnte weiterhelfen und es war nicht zu kompliziert von mir erklärt, falls doch ich stehe natürlich gerne zur Hilfe.

Liebe Grüße.

IXOYE  12.07.2025, 01:57
@Ulisses1und6
...ein Gegenteiliges Ergebnis als deine Aussage und der Fötus wurde eindeutig noch nicht als vollwertiger Mensch gesehen...

Von wem wurde der Fötus nicht als vollwertiger Mensch gesehen?

Ulisses1und6 
Beitragsersteller
 12.07.2025, 04:07
@IXOYE

Na wenn die Geldstrafe sich auf den Tod des Embyos/Fötus bezieht, kann man davon ausgehen, dass er nicht als vollwertiger Mensch gesehen wurde. Wenn "Leben für Leben" sich auf den Fötus/Embryo bezieht, dann gilt das Gegenteil, oder nicht? Es ist also genau das was es rauszufinden gilt, wenn man Abtreibung als Mord bezeichnen möchte und damit als schwere Sünde. Deine Bibelstelle würde da ja sehr viel Aufschluss dazu geben, wenn sie eindeutig ist.

Der Mensch hat ja noch dem Christentum eine unsterbliche Seele. Gibt es da eventuell ein Indiz - ist diese bereits ab der Zeugung da, laut Bibel?

IXOYE  12.07.2025, 12:08
@Ulisses1und6

Lass uns das mal ganz einfach halten um weiterzukommen:

Setzen wir den Urtext in den Vers hinein:

"Und wenn Männer sich streiten und stoßen dabei eine schwangere Frau, sodass ihre Kinder hinauskommen, aber kein weiterer Schaden entsteht, so soll der Täter eine Geldstrafe zahlen..."

Kannst du daraus irgendwie herleiten, das Kind sei Tot (Bitte nicht interpretieren, dass müssen wir hier nämlich garnicht - schauen wir nur, was im Text steht)?

IXOYE  12.07.2025, 12:10
@Ulisses1und6
Der Mensch hat ja noch dem Christentum eine unsterbliche Seele. Gibt es da eventuell ein Indiz - ist diese bereits ab der Zeugung da, laut Bibel?

Jeremia 1:5

„Ehe ich dich im Mutterleib bildete, kannte ich dich, und ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt; zum Propheten für die Nationen habe ich dich bestimmt.“



Nein, über Abtreibung steht nicht explizit was in der Bibel. Das gilt aber auch für andere Themen, und trotzdem kann man aus der Bibel ableiten, was Gott darüber denkt und er gibt uns eine Richtlinie, wie wir zu bestimmten Themen handeln sollen.

Christen haben eine andere Sicht auf das Leben, für uns beginnt das Leben nicht erst mit der Geburt.

In der Bibel steht klar, dass Gott Leben schafft und dass wir Gott schon wichtig sind, bevor wir geboren werden - also wenn wir noch ein Fötus oder ein Embryo sind.

Daraus ergibt sich, dass auch ein Fötus oder ein Embryo ein vollwertiger Mensch ist, eine Würde hat und ein Recht auf Leben.

Ist das Abtreibungsthema eventuell nur deswegen für viele Christen so interessant weil die Linken ihnen die eigentlichen Christlichen Themen geklaut haben oder befasst sich die Bibel explizit mit Abtreibung und verurteilt sie?

Weder noch.

Werden "Abgänge" im Christentum nachträglich getauft und beerdigt?

Das scheitert wohl eher an der aktuellen Rechtslage, da Embryos / Föten schon von Rechts wegen (meines Wissens) zumindest bis zu einem bestimmten Stadium der Schwangerschaft als "Abfall" gelten (es widerstrebt mir, dieses Wort zu benutzen, aber mir fällt grad nichts passenderes ein, und es entspricht ja auch den Tatsachen).

Somit gibt es normalerweise keinen Leichnam, den man taufen und beerdigen kann.

Abgesehen davon wäre eine Taufe nur relevant, wenn man davon ausgeht, dass nicht getaufte Kinder in die Hölle kommen, was sowieso eher nur von der katholischen Kirche propagiert wurde und inzwischen meines Wissens auch von dieser Kirche nicht mehr so gesehen wird.

Abgesehen davon bin ich aber durchaus der Meinung, dass die radikalen Abtreibungsgegner sich nicht immer einen Gefallen tun mit der Art und Weise, wie sie handeln. Das Leben ist nicht immer schwarzweiß, und auch wenn ich selbst gegen Abtreibung bin, bin ich dankbar dass ich nie in einer Situation war, in der ich das entscheiden musste. Und doch: Ich möchte zwar keine Frau für ihre Entscheidung verurteilen, aber wenn ich höre, dass manche Frauen mehrfach abtreiben lassen, weil ein Kind gerade nicht in ihre Karriere passt, dann fällt mir das sehr schwer. Da fehlt es mir dann an einem gewissen Verantwortungsgefühl auch sich selbst gegenüber.

Woher ich das weiß:Hobby – Bibelschule, gute Predigten, Bibellesen, Austausch