Sollte Deutschland die Verwendung von Dialeten verbieten oder reduzieren, sodass Einwander*innen die Sprache besser verstehen?
Viele Syrer*innen und Türken*innen tun sich schwer mit bayerischen, sächsischen, schwäbische und Kölnischen Dialekten sodass Deutsche indirekt die Integration erschweren. Im Idealfall würde wir aus Solidarität mit anderen diese Dialekte nicht nutzen.
Zudem stehen Dialekte für konservative unprogressive Verhaltensweisen welche in Deutschland keine Platz haben.
15 Antworten
Man muss nicht aus dem Ausland kommen, um die vielen deutschen Dialekte nicht zu verstehen! Deutschland in seiner heutigen Form gibt es erst seit etwa 150 Jahren, davor gab es eigenständige Fürstentümer, die auch ihre eigene Kultur pflegten, Sprachgewohnheiten inbegriffen. Das ist Teil unserer Geschichte und sollte keinesfalls aussterben, Der Erhalt des Brauchtums wird auch regional gefördert.
Darüberhinaus lernen hierzulande alle Kinder Hochdeutsch in Wort und Schrift - und wenn Menschen einen Funken Anstand haben, bemühen sie sich weitgehend Hochdeutsch zu sprechen, wenn sie Leute aus anderen Regionen oder gar Ausländer vor sich haben.
Mit der politischen Ausrichtung haben Sprachgewohnheiten nichts zu tun!
I bin a Bayer, host mi? Aber CSU hob i nia net gwählt.
Generell ärgern mich Vorschläge, die auf die 3 V (Verzichten, Verteuern, Verbieten) abzielen.
In praktisch allen Sprachen dieser Welt gibt es Dialekte, die ganz selbstverständlich auch im Alltag verwendet werden. Eine Ausnahme bilden kleine indigene Völker im südamerikanischen Regenwald oder in Papua-Neuguinea, bei denen alle Mitglieder in einem einzigen Dorf leben - da gibt es natürlich keine Dialekte.
Die sogenannte Diglossie (das Auseinanderklaffen von offizieller und Umgangssprache) ist weit verbreitet: Norwegen, Tschechien, alle arabischen Länder, viele afrikanische und asiatische Staaten mit Dutzenden von Sprachen.
Auch in Deutschland ist es dialektal ähnlich: meine Westberliner Kollegin konnte mit meinen Ostberliner Zeitangabe "dreiviertel 11" oder "viertel 9" nichts anfangen, und auch ich empfinde Formulierungen wie "an Ostern" oder "in 2025" immer noch als fremd, denn im Osten sagte man immer "zu Ostern" und "2025". Und dass ein ostdeutscher Pfannkuchen etwas ganz anderes ist als ein westdeutscher, hat sich inzwischen herumgesprochen.
Egal, um welches Land es geht - Einwanderer werden immer Probleme mit regionalen oder lokalen Dialekten haben, Einheimische oft auch. Als langjähriger Dolmetscher kann ich das gut beurteilen.
Ein Chinese aus Beijing hat große Schwierigkeiten, Leute aus der ostchinesischen Provinz Shandong zu verstehen, ganz zu schweigen von Menschen aus Guangzhou (Kanton) oder Xianggang (Hong Kong).
Die Bayern halten sich normalerweise, wenn sie merken, dass man aus einer anderen Region kommt und den Dialekt nicht versteht, zurück und sprechen dann Hochdeutsch.
Und in Köln sprechen die Leute kaum noch Dialekt, bis auf "Dat" und "Wat".
Geht's Dir noch gut?
Die Dialekte sind eine kulturelle Besonderheit in Deutschland. Die meisten Deutschen sprechen Hochdeutsch, wenn sie merken, dass das Gegenüber sie nicht versteht. Mein türkischer Nachbar hat das erkannt und spricht ein feines pfälzisch.
Selbstverständlich nutze ich meinen heimatlichen Dialekt. Niemand ist verpflichtet, mit mir zu kommunizieren.
Und Deine "konservativen unprogressiven Verhaltensweisen" kannst Du Dir um die Ohren wickeln!
Aber Du wolltest ja nur ein bisschen provozieren, also schmunzel ich ein bisschen! Aber nur ein bisschen.
Hallöchen gesagt.
Wie sollen denn da Verbote weiterhelfen? Jeder sollte sich seinem gegenüber verständlich ausdrücken, wenn er es kann.
Es hat nichts mit Einwander*innen zu tun, wenn sich Menschen nicht verständlich ausdrücken können/wollen. Nicht selten fangen Menschen sogar an, „mit Dialekt zu schreiben“. Da wird's wohl für alle schwer verständlich.
Ich verstehe auch nicht immer gleich alles, was mit Dialekt ausgesprochen/geschrieben wird. Genau deswegen gibt es ja das „normalerweise“ überall verständliche Hochdeutsch, weshalb es auch schon in jeder Schule gelehrt wird.
Wo ein Wille, da auch ein Weg, wenn sich Menschen verständigen wollen.
Meine Meinung dazu.
Lieben Gruß aus Berlin