Soll ich im Geschichtsunterricht kapitalistisch oder kommunistisch sein?

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Also am besten ist wohl immer, dass du dich gar nicht versuchst zu positionieren. Geschichte ist eigentlich ein super spannendes Fach, indem es darum geht, Geschehnisse aufzuarbeiten, zu strukturieren und zu versuchen zu verstehen, wieso Ereignisse passiert sind.

Versuch vielleicht einfach zu verstehen, wieso Menschen bestimmte Weltanschauungen verfolgten und was daraus gutes oder schlechtes folgte. Im Idealfall kannst du dir womöglich Dinge ableiten, die heute stattfinden, von denen du sagen kannst: Ach kuck mal, so war das damals ja auch. Wiederholt sich also wieder.

Hallo Ruhepotenzial,

ich wollte fragen, auf welche Seite ich mich eher positionieren sollte, unabhängig davon, welcher Staat die Weltanschauung verfolgt (hatte).

Meine persönliche Antwort darauf wäre anhand der Tatsachen und Fakten völlig klar:

Der Kommunismus ist eine der schlimmsten und zerstörerischten, absurdesten und wahnhaftesten Ideologien überhaupt. Nicht umsonst ist der Kommunismus krachend gescheitert, auch wenn manche ihm immer noch anhängen und nachtrauern.

Seit seinen ersten gewaltsamen politischen Anfängen mit den Bolschewistischen Kriegen in Russland bringt diese Ideologie nur katastrophales Leid, Menschenverachtung, Kriege, Terror und Gewalt in die gesamte Welt; egal wo auch immer. Mal kurz ein paar historische Tatsachen und Fakten dazu – die für Dich im Blick auf Deinen Geschichtsunterricht sehr interessant zu wissen sein könnten –, welche katastrophalen Folgen der Wahn des Kommunismus in die Welt gebracht hat:

Infolge der Februarrevolution von 1917 in Russland musste der letzte russische Kaiser Nikolaus II. abdanken. Damit endete die Zarenherrschaft in Russland. An deren Stelle trat eine provisorische sozial-liberale Regierung, die für den Herbst des Jahres 1917 die Wahl einer Verfassunggebenden Versammlung plante, welche über die künftige Staatsform Russlands entscheiden sollte.

Jedoch rissen noch im selben Jahr die sogenannten Bolschewisten bei der „Oktoberrevolution“ gewaltsam die Macht in Russland an sich, angeführt unter anderem von dem Berufsrevolutionär Lenin und seinen Ideen zum „Kommunismus“. Sie lösten mit Waffengewalt die verfassungsgebende Versammlung auf, schränkten die Meinungsfreiheit ein, brachten immer größere Teile des russischen Reiches unter ihre Kontrolle, verleibten sich im Lauf der nächsten Zeit nach und nach immer weitere Gebiete gewaltsam ein und gründeten schließlich Ende 1922 die "Sowjetunion" als Gebilde vom Kreml aus diktatorisch regierter, unterworfener Staaten.

Um ihre Ziele, ihren Machtanspruch und ihre Ideologie mit aller Gewalt (im schlimmsten Sinn des Wortes) durchzusetzen, führten sie mehr oder weniger sofort extrem blutige Unterwerfungskriege. Diese bolschewistischen Kriege waren verheerend, katastrophal und von äußerster Brutalität und ideologischem Fanatismus geprägt, siehe z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Russischer_B%C3%BCrgerkrieg

Der Russische Bürgerkrieg (...) wurde zwischen den kommunistischen Bolschewiki (...) einerseits und einer heterogenen Gruppe aus Konservativen, Demokraten, gemäßigten Sozialisten, Nationalisten und der Weißen Armee andererseits ausgetragen.
Der Krieg wurde erbittert und brutal besonders auch gegen die Zivilbevölkerung geführt; etwa 8 bis 10 Millionen Menschen verloren ihr Leben.

Kurz nach Lenins Tod kam Stalin an die Macht und herrschte von 1927 bis 1953 (!). Er etablierte eine totalitäre Terrorherrschaft und ein System von „Säuberungen“ durch Ermordungen, Inhaftierungen in Zwangsarbeitslager u.v.m. mit bis zu 60 Millionen (!) Toten. Mehr zu den diesbezüglichen Tatsachen und Fakten siehe meine Antwort hier https://www.gutefrage.net/frage/wie-viele-menschen-starben-unter--joseph-stalins-herrschaft#answer-510758469 .

Darüber hinaus war es sein unverhohlenes Bestreben, seinen Herrschaftsbereich immer weiter auszudehnen, auch auf weitere Nachbarländer. Man denke da beispielsweise an seinen Nichtangriffspakt mit Hitler, den „Hitler-Stalin-Pakt“, der ein Geheimabkommen zur Aufteilung Polens und Osteuropas zwischen den beiden Staaten enthielt.

Nach dem deutschen Überfall auf Polen erfolgte am 17. September 1939 die sowjetische Besetzung Ostpolens und im Juni 1940 weiterer Staaten, welche im Hitler-Stalin-Pakt der Sowjetunion zugesprochen worden waren, nämlich insbesondere das Baltikum und Rumänien bis zur Donau. Dabei kam es zu zahlreichen Kriegsverbrechen wie z.B. der Ermordung von 20.000 gefangenen polnischen Offizieren beim Massaker von Katyn.

Nachdem Hitler seine Pakte völlig egal waren und Nazi-Deutschland auch die Sowjetunion angriff, mussten Stalin und die anderen späteren Siegermächte notgedrungen zusammenarbeiten. Dabei unterwarf Stalin während des Kriegsverlaufs etliche weitere Länder und verleibte sie der Sowjetunion ein, wie bspw. die baltischen Staaten.

Außerdem erpresste Stalin auf den Konferenzen von Teheran und Jalta für sich sowohl die Vorherrschaft über ein riesiges Gebiet, das im Grunde genommen bereits mit dem Balkan begann (er wollte auch Italien seiner Vorherrschaft unterworfen sehen, aber damit konnte er sich nicht durchsetzen) als auch das Veto-Recht der ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates. Er wollte unverhohlen weiter militärisch-aggressiv eskalieren, erobern und unterwerfen, was er sofort nach Kriegsende ungebrochen fortsetzte (man erinnere sich z.B. an den Februar-Umsturz in der Tschechoslowakei oder die fast ein Jahr andauernde, sowjetische Berlin-Blockade usw.).

Bezeichnenderweise haben vor allem die stalinistische Sowjetunion und die unter ihrer Vorherrschaft stehenden Sowjet- und Ostblockstaaten Ukraine, Weißrussland, Polen, die ČSSR und Jugoslawien bei der 1948 von der UNO angenommenen "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechtenicht mit "Ja" gestimmt. Allein dadurch wird deutlich, wie menschenverachtend dieser Wahn in Wirklichkeit ist.

All die sich aus dem sowjetisch-kommunistischen Unterwerfungs- und Vorherrschaftswahn ergebenden furchtbaren Folgen haben die Welt unter anderem in Form des atomaren Wettrüstens und des Kalten Krieges Jahrzehnte in Angst und Schrecken versetzt. Einiges dazu hab ich unter anderen in meinen Antworten hier https://www.gutefrage.net/frage/braucht-es-eine-neue-februarrevolution-in-russland#answer-532367938 , hier https://www.gutefrage.net/frage/ist-die-uno-reformbeduerftig#answer-532250783 und hier https://www.gutefrage.net/frage/ist-es-imperialismus-wenn-man-seine-eigene-werte-in-anderen-laendern-einfuehren-moechte#answer-530589383 benannt.

Bei uns wenig bekannt ist zum Beispiel, dass es 1969 militärische Kämpfe an der chinesisch-sowjetischen Grenze gab, welche beinahe zu einem größeren – auch mit Atomwaffen (!) ausgetragenen – Krieg zwischen diesen beiden von kommunistischen Regimen beherrschten Ländern geführt hätten; der Konflikt blieb bis nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ungelöst.

Was den Kommunismus betrifft, hab ich kürzlich hier eine interessante Analyse gefunden, die ich für höchst lesenswert halte und sie Dir daher hier in Auszügen hereinkopiere, siehe https://www.owep.de/artikel/856-kommunismus-als-trauma :

Zusammenfassung
Einer immer noch verbreiteten These zufolge war der Kommunismus gut als Theorie, fehlerhaft war nur die Umsetzung. Ein genauer Blick in die Entwicklung etwa Rumäniens belegt jedoch,  wie auch die theoretischen Grundlagen dieser Ideologie die Gesellschaft zerstört haben und, was noch viel schwerwiegender ist, bis heute in der Mentalität vieler Menschen nachwirken. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den geistigen Folgen des Kommunismus steht, obwohl dies mehr denn je notwendig ist, bis heute aus.
[~]
Mit mehr als hundert Millionen Opfern weltweit, einer zerstörten Landschaft, egal wo man hinsieht, verstörten Generationen von Menschen, die sich den Spagat zwischen Lüge und Realität als Lebensstil aneigneten, verbunden mit tiefreichenden Spuren im Denken und Handeln, hat der Kommunismus nur flächendeckendes Elend, eine endemische Korruption, Hoffnungslosigkeit und Barbarei, massive Ruinen und eine krankhafte Melancholie hinterlassen. Aus dem proletarischen Traum ist ein Trauma geworden.
Das einmalige Sozialexperiment der Errichtung einer klassen-, interessen- und besitzlosen, dafür wohlhabenden, neuen und gerechten Gesellschaft ist definitiv gescheitert.  Seine „historischen Probanden“ leiden immer noch, bewusst oder unbewusst, unter den Folgen dieser letzten großen politischen „Religion“ der Moderne. Dabei denke man nicht nur an die unmittelbar Betroffenen, sondern vor allem an die Nachfolgegeneration, an die vielen jungen Menschen des Ostens, die unweigerlich Spurenelemente des Kommunismus in sich tragen, obwohl sie mit diesem jüngsten Kapitel der Geschichte in der Regel nichts zu tun haben wollen. Aber selbst die Auswanderung so vieler junger Osteuropäer – ein Phänomen erschreckenden Ausmaßes – stellt eine unmissverständliche Absage an die postkommunistischen Verhältnisse dar, die ihre Heimatländer noch immer negativ bestimmen. Kurzum: Der Kommunismus bleibt auch nach zwei Jahrzehnten seiner politischen Insolvenz eine Realität, die das Leben vieler Menschen direkt und indirekt berührt. (...)
Die Folgen des Kommunismus sind in Osteuropa auf Schritt und Tritt sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene zu spüren. Was das öffentliche Leben betrifft, stellt das auffälligste Merkmal die chronische Unfähigkeit in den Menschen dar, einem bestimmten Denkmuster zu entrinnen. Diese Geisteshaltung, die sich über Jahrzehnte im Kommunismus tief im gesellschaftlichen  Corpus festgesetzt hat, zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass kein Unterschied zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen, zwischen dem eigenen Interesse und dem des Gemeinwohls, zwischen dem Unerlaubten und dem Recht gemacht wird. Diese Einstellung ist auch bei den jüngeren Repräsentanten der heutigen Politik zu beobachten. Wenig überraschend ist die Tatsache, dass sich diese Mentalität vor allem in den oberen Klassen zeigt. Dabei paart sich des öfteren Machtausübung mit Korruption und Überschreitung von gesetzlichen Vorgaben. Abgesehen von einer Anzahl von Ganoven kreisen die Korruptionsskandale der letzten Jahre in der Tat (...) um Leute, die sich auf jeden Fall keine Sorgen um den morgigen Tag zu machen brauchen.  Die Korruption in den ehemaligen kommunistischen Gesellschaften ist das Resultat einer falsch verstandenen Weise, mit den öffentlichen Ressourcen umzugehen. Der ethische innere Widerspruch des Kommunismus, alle Schätze symbolisch der ganzen Nation, aber faktisch ganz bestimmten Parteifunktionären zuzueignen, rächt sich und verfehlt auch nach über zwei Jahrzehnten seine Wirkung nicht.
Die endemische Korruption basiert dabei auf einem sozialen Netz von alten noch immer funktionierenden Beziehungen, die über alle Parteien und politischen Umstände hinweg weiter ihre Effizienz entfalten. Die zu Demokraten mutierten alten Kader der kommunistischen Partei halten eben die Tugend der Kameradschaft sehr hoch! Das hat zur Folge, dass der Wettbewerb und überhaupt jede persönliche Leistungsfähigkeit in der Wirtschaft oder im akademischen Bereich umgangen und ausgeschaltet werden. Alles erscheint abgesprochen und vorprogrammiert zu sein, wodurch Außenseiter chancenlos bleiben müssen. (...). Der Kastenmentalität der ehemaligen Funktionäre der kommunistischen Macht und ihrer biologischen oder institutionellen Nachfolger „verdanken“ alle Reformbemühungen des Rechtsstaates ihre Langsamkeit. Das besonders Giftige an diesem System stellt dabei nicht nur die korrupte Mentalität dar, sondern auch die enormen Kosten, die solche Leute täglich ohne angemessene Gegenleistung verursachen. Bürokraten sehen sich ja nicht gezwungen, ihre Entscheidungen zu rechtfertigen oder wegen Missständen, die daraus resultieren, irgendeine persönliche Konsequenz zu ziehen. Das System steht grundsätzlich nie unter Legitimations- oder Effizienzdruck. Es kann und darf einfach so bestehen, wie es ist, weil seine Existenz mit der des Staates gleichgesetzt wird; schließlich gibt es bekanntlich keinen Staat ohne Staatsapparat. An den Regeln der Wirtschaftlichkeit vorbei und in absoluter Ignoranz gegenüber den demokratischen Pflichten der Gesellschaft und der Bürger machen solche korrupten Systeme ein kostenintensives Paradox möglich: Sie geben sich selbst die notwendige juristische Grundlage, um dem Rest der Bevölkerung zu trotzen. (...)
Die Folgen des Kommunismus auf persönlicher Ebene reichen offensichtlich tief hinein in die Mentalität der Menschen, egal ob diese ein Leben lang, wenige Jahre oder gar nicht unmittelbar in der Diktatur des Proletariats verbrachten. Das Trauma schlechthin des Kommunismus in unserer eigenen Geschichte stellt dabei die systematische Vernichtung der Eliten dar. Politiker, Offiziere, Künstler, Priester, Journalisten, kurzum alle, die mit der Gesellschaft und Zeit vor dem Kommunismus in Verbindung standen, mussten weg. Diejenigen, die es nicht ins Exil schafften, wurden für Jahrzehnte eingesperrt. Allein in Rumänien rechnet man in dieser Zeit (1948-1989) mit ca. 100.000 politischen Gefangene (...). Hinzu kommen die etwa 2 Millionen Opfer von Deportationen, Zwangsarbeit und von Hausarrest. Das macht insgesamt ca. 10 Prozent der damaligen Bevölkerung aus.
Eine gravierende Folge dieser vernichtenden Politik stellt die Angst in den Menschen dar, ihr eigene Meinung zu sagen, an die ungefälschte Geschichte zu rekurrieren oder überhaupt das System infrage zu stellen. (...)
Die Angst der älteren Generation war mit der Indoktrinierung der jüngeren gekoppelt.  Man könnte sogar von einer ideologischen Bevormundung sprechen, wenn man bedenkt, dass durch die Indoktrinierung mit dem „wissenschaftlichen Sozialismus“ das ganze Denksystem jedes Einzelnen auf ein falsches Fundament gestellt wurde. Teil dieser Indoktrinierung war der Glaube an die kommunistische Partei, an die Macht des Proletariats und an die Überlegenheit des Kommunismus im Vergleich mit dem Kapitalismus.

Dieser Artikel beschreibt die Realität sowie die Folgen des Kommunismus durchaus sehr genau.

Ein reiner Kapitalismus hingegen birgt zwar auch erhebliches gesellschaftliches Gefahrenpotential; aber nicht in demselben Maß, wie es der Kommunismus tut.

Die Idee der sozialen Marktwirtschaft in einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat mit Menschenrechten, Menschenwürde, Recht auf Eigentum, Meinungs- und Pressefreiheit, unabhängiger Justiz, Bekämpfung von Korruption sowie einer sozialen Mindestabsicherung scheint sich in der Realität noch mit am besten zu bewähren. Nicht umsonst steht im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland auch klar und eindeutig niedergeschrieben, dass "Eigentum verpflichtet", siehe dazu z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialpflichtigkeit_des_Eigentums

Die  Sozialpflichtigkeit des Eigentums (auch Sozialbindung des Eigentums) bezeichnet in Deutschland einen rechts- und sozialphilosophischen Grundsatz. Im verfassungsrechtlichen Sinne schränkt die Sozialbindung den Schutzbereich des Eigentums gemäß Art. 14 Abs. 1 Grundgesetz (GG) ein, indem Eingriffsrechte im Sinne des Art. 14 Abs. 2 GG verfassungsrechtlich gerechtfertigte Inhalts- oder Schrankenbestimmungen aussprechen.
Vor dem Hintergrund einer grundsätzlichen Anerkennung des Instituts des Privateigentums und einer entsprechenden Verfügungsfreiheit wird gefordert,  dass der Gebrauch des Eigentums dem Gemeinwohl nicht zuwiderlaufen, sondern ihm zugutekommen soll.

D.h. wer über Eigentum verfügt, ist dadurch auch aus sich selbst heraus verpflichtet, seinen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Der Kapitalismus braucht durchaus solche Begrenzungen und Präzisierungen.

Liebe Grüße 🙂

Roland22  06.02.2024, 17:07

Weht da auch ein bischen der antikommunistische Geist der 30er Jahre herüber ?

Oder nur der katholische ?

P.S. nicht meine Baustelle, aber musste raus ...

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Ralph9  09.02.2024, 15:46
@Roland22
Weht da auch ein bischen der antikommunistische Geist der 30er Jahre herüber ? Oder nur der katholische ? P.S. nicht meine Baustelle, aber musste raus ...

Ist Dir die Feststellung von Woropa hier https://www.gutefrage.net/frage/soll-ich-im-geschichtsunterricht-kapitalistisch-oder-kommunistisch-sein#answer-532754693 lieber ?

Als ehemaliger DDR-Bürger kann ich dir sagen, dass sich der Sozialismus/Kommunismus nur auf dem Papier toll anhört. Das ist eine Idee, die in der Realität immer wieder gescheitert ist. Letztlich waren dadurch fast alle Bürger arm und mussten ohne demokratische Freiheitsrechte leben.

Genau das bringt es in Kürze ziemlich genau auf den Punkt, wie der "Kommunismus" in der Realität war und ist; und das in allen "kommunistischen" Staaten auf der ganzen Welt: Eine kleine und hochkorrupte diktatorische Elite ignoriert und übertritt selber sämtliche Regeln, die sie ihrer Bevölkerung mit aller Gewalt (im schlimmsten Sinn des Wortes) aufzwingen; und die Bevölkerung wird ausgebeutet, ihrer Rechte beraubt und lebt in ärmlichen Verhältnissen, weil es der kleinen hochkorrupten und diktatorischen Elite völlig egal ist, wie es der Bevölkerung geht (sie können ja nicht abgewählt oder sonstwas werden).

Oder bevorzugst Du etwas aus der Feder des (zu schlimmsten kommunistischen Kalte-Kriegs-Zeiten geborenen und zu den wichtigsten russischen Gegenwartsautoren gehörenden) russischen Schriftstellers Michail Schischkin ?

Siehe https://www.cicero.de/aussenpolitik/das-imperium-der-luegen/58493

Putins Russland
Das Imperium der Lügen
Die Wahrheit abzustreiten, das hat in Russland nicht nur Tradition, sondern ist vielmehr Teil des Gesellschaftsvertrags.
Als Kinder lasen wir alle das Buch „Gelsomino im Lande der Lügner“ des Italieners Gianni Rodari. Darin kommt ein Junge in ein Land, das von einer Piratenbande eingenommen worden ist, die nun alle zum Lügen zwingt. Den Katzen wird befohlen zu bellen, den Hunden zu miauen. „Brot“ muss „Tinte“ genannt werden. Es ist nur Falschgeld im Umlauf, und die Einwohner werden über die Zeitung „Der musterhafte Lügner“ über die wichtigsten Nachrichten informiert.
Uns Kindern gefiel die Absurdität dieser Situation natürlich. Für die Erwachsenen lag das Geheimnis des unglaublichen Erfolgs dieses Buches allerdings darin, dass sie genau verstanden, über welches Land hier in Wirklichkeit geschrieben wurde. Orwell für Anfänger. Als die Kinder älter wurden, begriffen sie ebenfalls sehr schnell, dass sie in genau diesem Land lebten.
Die Lüge war allgegenwärtig. Die Zeitungen logen, das Fernsehen, die Lehrer. Der Staat betrog seine Bürger, die Bürger betrogen den Staat. So waren die allen verständlichen Spielregeln. Vom Kindergarten an gewöhnten wir uns daran.
Mit Plakaten überzeugte man die Bevölkerung, dass die „UdSSR – das Bollwerk des Friedens“ sei, und schickte gleichzeitig seine Panzer überallhin auf der Welt. Im Fernsehen berichtete man freudig über die Erfüllung der Fünfjahrespläne, doch die Regale in den Geschäften wurden fortwährend leerer und die Schlangen davor größer. Wir lebten in dem Land, „in dem der Sozialismus gesiegt“ hatte, in dem laut Gesetz alles dem Volk gehörte, doch in Wirklichkeit besaß das Volk nichts.  (…)
Ich weiß noch, wie wir vom Reaktorunglück in Tschernobyl erfahren haben. Ich arbeitete damals an einer Schule. In der Pause rannte ein sichtlich erregter Physiker zu uns ins Lehrerzimmer, der von einem Bekannten hinter vorgehaltener Hand über die Katastrophe unterrichtet worden war. Ihm glaubten wir sofort. Er, und nicht die Regierung, sagte, man solle die Kinder in die Häuser holen.
 Die offiziellen Kanäle schwiegen noch lange, und dann berichteten sie zwar über die Ereignisse, beschwichtigten aber gleichzeitig, es bestehe überhaupt keine Gefahr. Die Bevölkerung wusste bereits, was das bedeutete: Wenn sie sagten, es gebe keine Gefahr, dann stand es nicht gut.
Ein gespaltetes Bewusstsein – das eine zu sagen und etwas anderes zu denken und zu tun – machte die Wirklichkeit einer ganzen Nation aus. Wenn sich eine Lüge von sich selbst abschottet, wird sie fähig, eine neue Realität zu konstruieren. Diese Realität sind wir. Und alle wir Russen, die heute leben, kommen aus ihr. Sowohl Regierungsbefürworter wie auch Oppositionelle. (…)
Putin begann seine Regentschaft sogleich mit Lügen. Als er den zweiten Tschetschenienkrieg vom Zaun brach, erklärte er gleichzeitig den Massenmedien den Krieg. Lügen umhüllten den Untergang des U-Bootes Kursk, Explosionen in Moskauer Wohnhäusern, die Tragödie in Beslan, die Geiselnahme und deren tödlichen Ausgang im Musicaltheater Nord-Ost. (…)
Die Lüge ist die Verteidigungswaffe eines Regimes vor seinem Volk. Nun wurde ein von allen Diktaturen erprobtes Mittel herangezogen – ein äußerer Feind. Vor unseren Augen wandelten sich die Ukrainer zu „Ukrofaschisten“. So wurden die visionären Worte Churchills Wirklichkeit: „The fascists of the future will be called anti-fascists.“ Wieder wurden die Russen in einen Krieg gegen den Faschismus gerufen.
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Darüber gibt es keine Vorschriften. Bleib, so weit es möglich ist, neutral.

Ich denke, dass sich die Mehrheit der Menschen in Europa bewusst dazwischen positionierten.

Die keine SS-20 Rakten (Russland) und keine Pershing II (NATO) wollten.

Als der Eiserne Vorhang gefallen ist, von wo nach wo sind die Leute geflohen?

Dort findest Du die Antwort.