Rückfallgefahr nach 9 Wochen Alkoholfreiheit – Wie mit extremem Craving umgehen?
Hallo,
ich bin seit genau 9 Wochen alkoholfrei und habe das ganz alleine geschafft. Ich war vorher eine starke Alkoholikerin, am Ende der Sucht war eine Wodka-Flasche fast täglich Normalität für mich – eine wirklich exzessive Sucht. Für mich gibt es nur Schwarz oder Weiß, daher musste ich von heute auf morgen komplett aufhören, weil ich nicht in Maßen trinken kann.
Jetzt hatte ich wieder Kontakt mit einem Menschen, der meine psychische Kern-Krankheit mit vielen Anteilen total durcheinandergewirbelt hat. Das hat mich so stark getriggert, dass ich jetzt einen extremen Craving nach Alkohol habe. Dieser starke Druck war in den letzten neun Wochen überhaupt nicht da, er ist erst jetzt entstanden, weil es mir psychisch so schlecht geht, nachdem mich diese emotionale Gewalt so heruntergeworfen hat.
Ich weiß, dass bei mir ein einziger Schluck wieder in die Sucht führen würde. Ich kann nicht einmal eine Flasche kaufen und dann in Maßen trinken; ich bin eine Person, die dann immer weiter trinken muss.
Wie kann man diesen extremen Druck aushalten? Was kann ich tun, um jetzt nicht zu trinken, obwohl es mir psychisch so schlecht geht?
Ich habe leider niemanden und das macht es schlimmer und schwerer diesen Druck wieder zu Trinken auf Dauer zu umgehen .
Ich dissoziiere seit dem Kontakt wieder mehr und das macht die Gier nach Alkohol so stark weil er antidissoziativ auf mich wirkt .
Ich bin für jeden Rat dankbar, der mir hilft, diese Phase zu überstehen und nicht rückfällig zu werden.
4 Antworten
Hallo!
Was du erlebst ist das, was die Anonymen Alkoholiker erkannt haben: "Trockenheit ist nur ein dürftiger Anfang". Schau mal, wo es bei dir in der Nähe ein Treffen gibt und geh hin: https://www.anonyme-alkoholiker.de/meetings/meetingssuche/
Mein tipp: mach dir weniger druck. Natürlich ist es besser, die Finger davon zu lassen. Und allein das du dich hier anvertraust, hat Respekt verdient. Ich kenne dein Leben nicht, ich kenne dich nicht. Weiß nicht wie du tickst. Daher auch die andere Seite:
Keiner wird dich verurteilen wenn du dir nen hier gönnst, oder ein Wein. Keiner. Nur muss dir im klaren sein, du wirst dich danach selbst verurteilen. Jetzt hast die Wahl als Siegerin raus zu gehen und einen weiteren Schritt in die richtige Richtung einzuschlagen. Doch sek selbst wenn nicht(und du schwach wirst)...ich denke dir ist bewusst wie sehr es falsch ist und daher sehe ich da keinen Grund für eine KLEINE Ausnahme im form von einem Bier, oder Wein, was auch immer. Aber von Mann zur frau: einfach auf dein Herz hören.
Du packst das!
Ohne die Wirkmechanismen des Alkoholismus zu verstehen hast du kaum eine Chance es länger zu schaffen. Du hast das jetzt geschafft, alleine von einer ganzen Flaschen Vodka täglich runterzukommen, das schaffen nicht viele, verfestige das jetzt, indem du dir Hilfe suchst. Suchberatungsstellen der Caritas, Diakonie u.a. können dir diese Hilfe bieten.
Suche dir die Telefonnummern in deiner Stadt und rufe dort an, dann bekommst du einen Termin.
Das Rückfallrisiko nach neunwöchiger Abstinenz bleibt hoch, weil akutes Craving—vor allem nach psychischem Stress oder Trauma—der stärkste Prädiktor für Rückfälle ist und in den ersten drei Monaten am intensivsten auftritt.
Akut hilft es, das Craving bewusst zu erkennen und seine Intensität „wie eine Welle“ einfach zu beobachten (Urge Surfing), bis es nach meist 5–20 Minuten nachlässt, und parallel eine kurze Ablenkung durch eine einfache Aktivität zu suchen, da Ablenkung das Verlangen am schnellsten mindert.
Gedanken hinterfragen, das Verlangen um mindestens zehn Minuten verschieben und in dieser Zeit alternative Handlungen (Spaziergang, Atemübung, Anruf bei der Sucht-Hotline 01805 313031) einsetzen, da soziale Unterstützung—auch telefonisch—Rückfälle nachweislich senkt.
Bleibt das Craving massiv, in Rücksprache mit Fachärztin oder Facharzt medikamentöse Optionen wie Naltrexon oder Acamprosat prüfen, die das Verlangen klinisch belegen vermindern, und zusätzlich professionelle Hilfe über Online-Selbsthilfe oder Suchtberatungsstellen suchen.
Negative Gedanken wie „ich sterbe“ verstärken das Verlangen nur, weil negative Stimmung akute Craving-Wellen befeuert (negative Mood Inductions erhöhen Craving klein bis mittelstark). Stattdessen bei der Welle bleiben und sie als bloße Körperempfindung „surfen“ (Urge Surfing): benennen, atmen, bis das Hoch nach 5–20 Minuten abflaut.
Parallel hilft „Imaginal Retraining“: statt negatives Szenario aktiv eine vertraute, ruhige Situation mit allen Sinnen herbeibilden – das bremst das Verlangen nachweislich. Kurzfristige Ablenkung (5 Minuten spazieren), Atemübung oder Gespräch mit der Sucht-Hotline unterbricht die Spirale und festigt die Abstinenz.
Danke dir vielmals . Du beschreibst es so gut , danke . Ich versuche nicht zu trinken aber ich hoffe ich schaffe es .
Du schaffst das. Die Welle kommt, bleibt kurz und geht vorbei, wenn du sie spürst, nenne sie beim Namen, atme tief, du surfst sie aus. Rufe die Hotline, geh eine Runde an die frische Luft, stell dir eine ruhige Szene vor – jeder Atemzug stärkt dein Nein zum Trinken. Vertraue dir: Du bist stärker als das Verlangen.
Danke dir vielmals . Ich schade mir nur selber mit dem Trinken . Das versuche ich auch mir zu sagen .
Wenn das Verlangen hochkommt, halte kurz inne und spreche innerlich: „Das tut gerade weh.“ Nimm wahr, dass Schmerz zum Menschsein gehört, und füge eine Mitgefühlsformel hinzu: „Möge ich mir Freundlichkeit schenken.“ Atme dabei bewusst weiter, bis die Welle abflaut. So durchbrichst du Selbstverurteilung und stärkst stattdessen Selbstmitgefühl.
Danke dir vielmals . Ja , dass ist wirklich wie eine Welle . Ich versuche mir zu sagen : ich sterbe dann und ob ich das will weil ich trinke so viel immer , dass wird die Leber nicht ewig aushalten . Und versuche an den schlimmen Kater danach zu denken ob es mir das Wert ist .