Nationalsozialismus sozialistisch aber antikommunistisch?

5 Antworten

Bis auf den Namen hat der Nationalsozialismus herzlich wenig mit dem Sozialismus zu tun.

Nationalsozialismus und allgemein Faschismus beruht auf extremen Nationalismus und Rassismus, es wird die Einheit einer Nation über Klassengrenzen hinweg und unter Beibehaltung von Hierarchien beschworen gegen feindliche Nationen und alles, was im Inneren als fremd oder schädlich für die Volksgemeinschaft wahrgenommen wird. Sozialisten und Kommunisten, zu deren zentralen Zielen Klassenkampf, Gleichheit und Internationalismus gehören, werden damit zwangsläufig zu einem Feindbild der Faschisten.

Anders als ältere rassistische und antisemitische Gruppen, die vor allem aus dem Adel und Großbürgertum stammten, errichteten die Nazis aber eine Massenbasis. Die wichtigste Stütze ihrer Macht war das Kleinbürgertum, deren Abstiegsängste sie weg vom Kapitalismus als Ursache hin auf die jüdische Konkurrenz und auf die ihnen angeblich feindselig gesinnte Arbeiterbewegung lenkten.

Der Antikapitalismus, der bei den Nazis vor allem in den 20er Jahren noch eine Rolle spielte, war auf Phrasen begrenzt, inkonsequent und widersprüchlich und diente vor allem dem Zweck, auch unter der Arbeiterschaft Anhänger zu gewinnen. Dazu wurden auch zahlreiche aus dem Marxismus stammende Begriffe völlig umgedeutet, eben auch der "Sozialismus". Bei denjenigen Arbeitern, die bereits sozialdemokratisch oder kommunistisch organisiert waren, verfing diese Strategie kaum, unter den Arbeitslosen fanden die Nazis aber eine gewisse Basis.

Der Antikapitalismus der Nazis ging immer nur so weit, wie er antisemitisch ausgeschlachtet werden konnte. Sie hetzten gegen die abstrakten Seite des Kapitalismus, also Handels- und Finanzkapital, das sie als "raffendes" Kapital mit dem Judentum in Verbindung brachten, und lobten die greifbaren Seiten des Kapitalismus, also das Industriekapital und den sozialdarwinistischen Konkurrenzkampf auf dem freien Markt, als ehrliches "schaffendes" Kapital, das sie mit Deutschtum in Verbindung brachten.

Tatsächlich sind das nur zwei Seiten des gleichen Systems. Das Finanzwesen war auch keinesfalls nur jüdisch besetzt, tatsächlich gehörten die meisten jüdischen Deutschen der Arbeiterklasse an. Die absurde Folge davon ist, dass nicht nur das Finanzkapital, sondern auch der Kommunismus als "jüdisch" galt.

Nach der Machtübergabe an die Nazis zeigte sich, dass sie weder den Arbeitern noch den Kleinbürgern tatsächliche Vorteile boten, tatsächlich schlossen sie Bündnisse mit dem Großbürgertum, das nun viel hilfreicher für die Ausrichtung der gesamten Industrie auf rassistischen Vernichtungskrieg war. In der Folge wurden Monopole gefördert, Löhne auf niedrigen Niveau eingefroren, Streiks illlegalisiert, die Gewerkschaften und Arbeiterparteien zerschlagen, Banken, Reichsbahn und Metallindustrie privatisiert und Sozialleistungen gestrichen bzw. an halb-private Organisationen abgegeben und an rassische Voraussetzungen gebunden.

Auch die Führung der kleinbürgerlichen und proletarischen Nazi-Schlägertruppen, darunter Ernst Röhm und Gregor Strasser, wurde kaltgestellt, weil sie in dieser Phase der Naziherrschaft nicht mehr benötigt wurden. Den großen Kapitalisten ermöglichten die Nazis hingegen riesige Profite durch die Beschlagnahmung jüdischen Vermögens, die Plünderung der besetzten Gebiete und den Einsatz von Zwangs- und Sklavenarbeit.

Die Nazis förderten also die Privatwirtschaft, ihr Rassenwahn kam aber an erster Stelle und machte oftmals staatliche Lenkung notwendig, um z.B. die Industrie auf Rüstungsgüter auszurichten. Auch der Holocaust bedeutete punktuell Konflikte zwischen der Naziführung und den Unternehmern, den diese hätten von weiterer Zwangsarbeit mehr profitiert als von der wahnwitzigen Auslöschung ganzer Volksgruppen.

Das Dritte Reich war sozialistisch, schau hier. Hitler sagte selbst, dass er viel von der Lektüre von Marx gelernt habe und dass der gesamte Nationalsozialismus darauf basiert (16:55 - 20:02).

Aber selbstverständlich waren die Nazis gegen den die Marxisten. Warum?:

hinter allem wirkende Kraft:
MARXISMUS
Mensch (herrscht über die Natur)
NATIONALSOZIALISMUS
Natur (herrscht über den Menschen)
das Gesollte:
MARXISMUS
ewiger Frieden
NATIONALSOZIALISMUS
ewiger Kampf
der Sündenfall:
MARXISMUS
Abkehr von der ursprünglichen Gemeinschaft – Schaffung des Privateigentums (Habsucht)
NATIONALSOZIALISMUS
Abkehr von der ursprünglichen Getrenntheit – Rassenvermischung (Bequemlichkeit)
geschichtliche Folge:
MARXISMUS
Ungleichheit = Klassenkampf
NATIONALSOZIALISMUS
Gleichheit = Behinderung des Rassenkampfs
Inkarnation des Bösen:
MARXISMUS
die Besitzenden = die Kapitalisten (Ausbeutung)
NATIONALSOZIALISMUS
die Juden = 1. die Kapitalisten (Bedürfnisbefriedigung statt Kampf)2. die Marxisten (Gleichheitsideologie)
Instrumente des Bösen:
MARXISMUS
ökonomische Abhängigkeit
NATIONALSOZIALISMUS
1. ökonomische Abhängigkeit
2. ideologische Beeinflussung
geschichtsbestimmende Kraft:
MARXISMUS
die Ökonomie = die Bedürfnisse (durch den Sündenfall ist der Mensch nicht mehr Herr seines Schicksals)
NATIONALSOZIALISMUS
der Mensch = der Wille (im Sündenfall zeigt sich, dass der Mensch Herr seines Schicksals ist – er kann sich von der Natur abwenden)
Heilsprinzip:
MARXISMUS
Materialismus
NATIONALSOZIALISMUS
Idealismus
die Erlöser:
MARXISMUS
Proletarier
NATIONALSOZIALISMUS
Arier
die erlösende Tat:
MARXISMUS
Vernichtung der feindlichen Klasse
NATIONALSOZIALISMUS
Vernichtung der feindlichen Rasse
das Endziel:
MARXISMUS
radikale Gleichheit = klassenlose (Welt-)Gesellschaft
= Aufhebung des Kampfes
NATIONALSOZIALISMUS
radikale Ungleichheit = rassenbestimmte Weltherrschaft
= Kampf in Permanenz
Begründung des Endziels:
MARXISMUS
- Überlebenssicherung durch Frieden
- Entfaltung aller menschlichen Potenzen durch Befreiung vom Lebenskampf
NATIONALSOZIALISMUS
- Überlebenssicherung durch Ordnung (Über- und Unterordnung)
- Entfaltung aller menschlichen Potenzen durch ständige Anstrengung im Lebenskampf

Quelle: Adolf Hitler: Mein Kampf von Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig, Wilhelm Fink Verlag, München, ISBN 978-3-7705-5126-2, Seite 247.

BelfastChild  22.07.2023, 21:40
@Tihwd

Das Dritte Reich unterschied sich kaum von kommunistischen Systemen. Der Hauptunterschied war, dass die Nazis nicht die feindliche Klasse töteten, sondern die vermeintlich feindliche Rasse.

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Tihwd  22.07.2023, 21:45
@BelfastChild
Die Frage, ob die Nazis Sozialisten gewesen wären, taucht hin und wieder in Diskussionen auf. Herr Marzahn hat zu diesem Thema einige besonders absurde Behauptungen produziert, und auch Erik von Kuehnelt-Leddihn hat sich in einem Zeitschriftenartikel an diesem Thema versucht.
Hier soll begründet werden, warum die Frage, ob die Nazis Sozialisten waren, aufgrund des verfügbaren historischen Materials mit "nein" beantwortet werden muss.

Bitte lesen und keinen Blödsinn verbreiteten. Mit ein bisschen Recherche steht man nicht ganz so dumm dar.

Das Dritte Reich unterschied sich kaum von kommunistischen Systemen.

Weder die Sowjetunion, noch andere Ostblock Staaten waren Kommunistisch. Sie waren Staatskapitalistisch, und haben den Kapitalismus nie überwunden.

Ja, Stalin und Hitler waren beides Faschisten. Beide nutzten sozialistische Rethorik um die Arbeiterklasse für sich zu mobilisieren, handelten aber gegen die eigendlichen Grundlagen des Sozialismuses. Somit sind beide weder Sozialistisch noch Kommunistisch.

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BelfastChild  22.07.2023, 21:48
@Tihwd

Ja, deine Quellen sind natürlich immer besser als meine.

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Tihwd  22.07.2023, 22:03
@BelfastChild

Weil deine Quelle Faktisch falsch liegt:

Grund der Annahme, Nazi-Deutschland sei kapitalistisch gewesen, ist die Tatsache, dass die meisten Unternehmen in Nazi-Deutschland formal in privaten Händen verblieben. Mises betont hingegen, dass das Privateigentum an den Produktionsmitteln unter den Nazis nur dem Namen nach existierte, dies Eigentum aber tatsächlich beim Staat lag.

.

Companies privatized by the Nazis included the four major commercial banks in Germany, which had all come under public ownership during the prior years: Commerz– und PrivatbankDeutsche Bank und Disconto-GesellschaftGolddiskontbank and Dresdner Bank.[50][46] Also privatized were the Deutsche Reichsbahn (German Railways), at the time the largest single public enterprise in the world, the Vereinigte Stahlwerke A.G. (United Steelworks), the second largest joint-stock company in Germany (the largest was IG Farben) and Vereinigte Oberschlesische Hüttenwerke AG, a company controlling all of the metal production in the Upper Silesian coal and steel industry. The government also sold a number of shipbuilding companies, and enhanced private utilities at the expense of municipally owned utilities companies.[51] Additionally, the Nazis privatized some public services which had been previously provided by the government, especially social and labor-related services, and these were mainly taken over by organizations affiliated with the Nazi Party that could be trusted to apply Nazi racial policies.[52]
[...]
One of the reasons for the Nazi privatization policy was to cement the partnership between the government and business interests.[53] Hitler believed that the lack of a precise economic programme was one of the Nazi Party's strengths, saying: "The basic feature of our economic theory is that we have no theory at all".[54] Another reason was financial. As the Nazi government faced budget deficits due to its military spending, privatization was one of the methods it used to raise more funds.[55] Between the fiscal years 1934–35 and 1937–38, privatization represented 1.4 percent of the German government's revenues.[56] There was also an ideological motivation. Nazi ideology held entrepreneurship in high regard, and "private property was considered a precondition to developing the creativity of members of the German race in the best interest of the people."[57] The Nazi leadership believed that "private property itself provided important incentives to achieve greater cost consciousness, efficiency gains, and technical progress."[57] Adolf Hitler used Social Darwinist arguments to support this stance, cautioning against "bureaucratic managing of the economy" that would preserve the weak and "represent a burden to the higher ability, industry and value."

Deine "Quelle" nutzt keinerlei Belege und scheint Staatskapitalismus mit Sozialismus zu verwechseln:

Staatskapitalismus
Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die sowohl Elemente des Sozialismus (z. B. staatliches Eigentum an volkswirtschaftlich bedeutenden Unternehmen) als auch des Kapitalismus (z. B. marktwirtschaftliche Preisbildung) enthält.
Quelle

Dazu meine Quelle:

Hitler hat zwar gelegentlich von sich selbst behauptet, er wäre Sozialist, doch hatte er mit sozialistischen Ideen nichts im Sinn. Das scheinbare Bekenntnis zu sozialistischen Ideen war, wie der Historiker Fest erklärt, nichts weiter als ein taktisches Manöver:
Das linke Etikett trug diese Ideologie vor allem aus machttaktischen Erwägungen
(...)
im Jahre 1930 war die NSDAP nach der Vorstellung Hitlers "sozialistisch", um sich den Stimmungswert einer populären Vokabel zunutze zu machen
(...)
Wie das Bekenntnis zur Tradition, zu konservativen Wertvorstellungen oder zum Christentum gehörten die sozialistischen Parolen ins manipulationsfähige Vorfeld, das der Tarnung, der Verwirrung diente und nach Opportunitätsmotiven mit wechselnden Schlagwörtern bestückt war. Wie zynisch zumindest an der Spitze die Programmgrundsätze mißachtet wurden, erfuhr einer der jungen enthusiastischen überläufer zur Partei im Gespräch mit Goebbels; auf die Bemerkung, daß Feders Brechung der Zinsknechtschaft doch ein Element des Sozialismus enthalte, bekam er zur Antwort, brechen müsse höchstens der, der diesen Unsinn anhöre.
Fest, Hitler, S. 393

Also ja, meine Quelle ist hier tatsächlich besser.

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BelfastChild  22.07.2023, 22:05
@Tihwd

Lies es dir einfach durch und entscheide selbst. Und Staatskapitalismus ist so etwas wie ein Kampfbegriff.

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Tihwd  22.07.2023, 22:15
@BelfastChild
Lies es dir einfach durch und entscheide selbst. 

Ich hab es mir durchgelesen und es ist Schwachsinn. Die gesamte Argumentation läuft auf: "Der Staat hat den Markt beeinflusst, deshalb ist es Sozialismus" hinaus. Ohne Sozialismus als Begriff jemals definiert zu haben. Quelle?

Und Staatskapitalismus ist so etwas wie ein Kampfbegriff.

1. Sagt die Person, die "Linksfaschist" benutzt, einen bedeutungslosen Kampfbegriff.

2. Nein, es handelt sich dabei um eine einfache Wirtschaftsform. Es ist ein neutraler Begriff. Nochmal:

Staatskapitalismus
Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die sowohl Elemente des Sozialismus (z. B. staatliches Eigentum an volkswirtschaftlich bedeutenden Unternehmen) als auch des Kapitalismus (z. B. marktwirtschaftliche Preisbildung) enthält.
Quelle

Hast du noch bessere Argumente? Wird langsam langweilig hier...

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BelfastChild  22.07.2023, 22:25
@Tihwd
(z. B. marktwirtschaftliche Preisbildung)

Ja, lies es nochmal.

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Tihwd  22.07.2023, 22:32
@BelfastChild

Ja? Da steht z.B., ausgeschrieben "zum Beispiel". Das bedeutet, dass dies einer der Aspekte sein kann, aber nicht sein muss... das ist eigendlich Grundschulniveau...

Natürlich haben die Nazis Preise kontrolliert, keine Frage aber sie nutzten dennoch Elemente des Kapitalismuses: zum Beispiel private Unternehmen, die unabhängig von der Regierung argierten (Krupp, Porsche, Rheinmetal, etc).

Also, dein Punkt? Oder war das schon alles?

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Tihwd  22.07.2023, 22:43
@BelfastChild

Ich lass mich nicht ärgern, ich lass nur Falschinformationen nicht kommentarlos stehen. Denn nichts weiter ist dein Kommentar und deine Quelle: gezielte Fehlinformation.

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Tihwd  22.07.2023, 22:53
@BelfastChild

Und alle davon Schwachsinn. Und obendrein bist du auf genau 1 Quelle von mir eingegangen, die Definition. Die Hauptquelle, die ganz klar sagt:

Hier soll begründet werden, warum die Frage, ob die Nazis Sozialisten waren, aufgrund des verfügbaren historischen Materials mit "nein" beantwortet werden muss.

Hast du bewust ignoriert. Nein, stattdessen hast du das Thema gewechselt. Wahrscheinlich, weil du keinerlei Gegenargumente dafür hast. Wenn ich die Wahl zwischen Historiker:innen und irgenwelchen Internet Heinis, die du mir vorlegst, hätte, wäre meine Entscheiden leicht. Tut mir leid das sagen zu müssen, aber dein Confirmation Bias ist sehr offensichtlich.

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BelfastChild  22.07.2023, 22:54
@Tihwd

Ja, von wem stammt der Satz? Und eine habilitierte Politologin oder einen Film eines promovierten Politologen nennst du "Internet-Heinis".

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Tihwd  22.07.2023, 23:15
@BelfastChild

Quelle 1 ist faktisch inkorrekt, wie ich schon gezeigt habe, und wurde scheinbar von jemanden verfasst, der weder Ahnung von Sozialismus noch von Wirtschaft hat. Ansonsten hätte besagte Person wohl kaum "Sozialismus ist wenn die Regierung in die Wirtschaft eingreift" als einziges Argument vorgewiesen.

Quelle 2, dein YouTube Video, kann ich mir nicht anschauen, da es eine Altersbeschränkung hat und ich YouTube garantiert nicht meinen Ausweis gebe, nur um den Mist zu sehen.

Quelle 3, dein ausgeschriebener Text, zieht sinnlose Vergleiche zwischen zwei komplett unterschiedlichen Konzepten. Ich bezeifel, dass diese tatsächlich so ohne Kontext gedacht waren. Außerdem belegt diese habilitierte Politologin null deine These.

Ich frage erneut, warum gehst du nicht auf meine Quelle ein?

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BelfastChild  22.07.2023, 23:38
@Tihwd

Es gibt viele Argumente.

Melde dich doch bei YouTube an, dann kannst du es auch sehen. Es handelt sich um The Soviet Story. Und warum soll ich auf deine Quelle eingehen? Ich kenne diese Seite.

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Tihwd  22.07.2023, 23:48
@BelfastChild
Melde dich doch bei YouTube an, dann kannst du es auch sehen.

YouTube hat ein schönes System wo Altersbeschränkter Kontent nur per verifizierung durch Ausweis möglich ist. Erstell dir einen neuen Account und probiere es aus, ich lüge nicht.

Und warum soll ich auf deine Quelle eingehen? Ich kenne diese Seite.

Weil diese deine komplette These wiederlegt. Nochmal:

Hitler hat zwar gelegentlich von sich selbst behauptet, er wäre Sozialist, doch hatte er mit sozialistischen Ideen nichts im Sinn. Das scheinbare Bekenntnis zu sozialistischen Ideen war, wie der Historiker Fest erklärt, nichts weiter als ein taktisches Manöver:
Das linke Etikett trug diese Ideologie vor allem aus machttaktischen Erwägungen
(...)
im Jahre 1930 war die NSDAP nach der Vorstellung Hitlers "sozialistisch", um sich den Stimmungswert einer populären Vokabel zunutze zu machen
(...)
Wie das Bekenntnis zur Tradition, zu konservativen Wertvorstellungen oder zum Christentum gehörten die sozialistischen Parolen ins manipulationsfähige Vorfeld, das der Tarnung, der Verwirrung diente und nach Opportunitätsmotiven mit wechselnden Schlagwörtern bestückt war. Wie zynisch zumindest an der Spitze die Programmgrundsätze mißachtet wurden, erfuhr einer der jungen enthusiastischen überläufer zur Partei im Gespräch mit Goebbels; auf die Bemerkung, daß Feders Brechung der Zinsknechtschaft doch ein Element des Sozialismus enthalte, bekam er zur Antwort, brechen müsse höchstens der, der diesen Unsinn anhöre.
Fest, Hitler, S. 393

Was ist denn deine Argument dagegen? Oder besser, hast du denn ein Argument dagegen?

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Tihwd  23.07.2023, 00:11
@BelfastChild

Tut im Endeffekt nichts zur Sache, da du wie gesagt keines meiner Argumente entkräften konntest.

Und hier noch eine Quelle:

Im Zentrum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung über den Charakter der nationalsozialistischen Wirtschaftsideologie steht seit jeher die Frage, ob der Nationalsozialismus kapitalistisch oder sozialistisch gewesen sei.[28]
Der deutsche Soziologe Max Horkheimer vertrat 1939 noch vor Kriegsbeginn die Position: Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll vom Faschismus schweigen.[29] Der marxistische Historiker Manfred Weißbecker bezeichnet in einem 2011 erschienenen Buch den Namen NSDAP als reine Demagogie, da die Partei in Wahrheit weder national noch sozialistisch gewesen sei, sondern faschistisch.
Quelle

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Ja, die Nazis nannten sich selbst »Nationalsozialisten«. Aber sie sprachen auch von sich als den Vertretern einer »arischen Herrenrasse« – und da nimmt man sie heute gemeinhin auch nicht mehr beim Wort. Die Selbstbezeichnungen der Nazis für bare Münze zu nehmen, bedeutet, dass man entweder auf ihre Propaganda reinfällt, oder sie wissentlich fortsetzt. Wer den »Nationalsozialismus« allen Ernstes für Sozialismus hält, verhöhnt die Kommunistinnen und Sozialisten, die im Widerstand kämpften oder den Konzentrationslagern zum Opfer fielen. Und wer versucht, Hitler als einen Linken zu porträtieren, betreibt nichts geringeres als Geschichtsrevisionismus.
Quelle

Selbst Hitler sah den Begriff "Sozialismus" als ein Werkzeug. Auch Otto Strasser, der "linkste" in der NSDAP, der für den "Nationalen Sozialismus" plädierte, war weit abseits des Sozialismuses:

Der Sozialismus (von lateinisch socialis ‚kameradschaftlich‘) ist eine der im 19. Jahrhundert entstandenen drei großen politischen Ideologien neben dem Liberalismus und Konservatismus. Es gibt keine eindeutige Definition des Begriffs. Er umfasst eine breite Palette von politischen Ausrichtungen. Diese reichen über sich als revolutionär verstehende (Kampf-)Bewegungen und Parteien, die den Kapitalismus schnell und gewaltsam überwinden wollen, bis zu reformatorischen Linien, die Parlamentarismus und Demokratie akzeptieren (demokratischer Sozialismus). Demzufolge wird auch grob zwischen den Ausrichtungen von KommunismusSozialdemokratie oder Anarchismus differenziert. Sozialisten betonen im Allgemeinen die Grundwerte GleichheitGerechtigkeitSolidarität und je nach Strömung auch Freiheit.[1][2][3][4][5] Sie heben oft die enge Wechselbeziehung zwischen praktischen sozialen Bewegungen und theoretischer Gesellschaftskritik hervor, wobei sie das Ziel verfolgen, mit Blick auf eine sozial gerechte Wirtschafts- und Sozialordnung beide zu versöhnen.
Quelle

Das ist gänzlich antithetisch zu allem was Hitler oder die Nazis im Sinn hatten. Hitler war Sozialdarwinist, das genaue Gegenteil zu sozialer Gerechtigkeit.

Ich frage erneut, was ist dein Argument degegen? Warum bist du überzeugt, die Nazi Ideologie, die bewiesenermaßen gegensätzlich zum Sozialismus ist, sei sozialistisch?

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BelfastChild  23.07.2023, 00:14
@Tihwd

In meinen Quellen wird was dazu erklärt. Aber ich schließe hiermit.

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Tihwd  23.07.2023, 00:24
@BelfastChild

In deinen Quellen wird rein garnichts erklährt lmao. Ich habe deutlich genug gezeigt, dass alle mir zugänglichen Quellen, die von dir eingereicht wurden deine These nicht belegen oder wenn sie es tun, fehlerhaft sind. Aber gut, gegen die Menge an Quellen mit einheitlichem Ergebnis die ich vorgelegt habe würde mir auch kein Argument einfallen.

Das nächste mal wenn du also gegen Sozialismus argumentieren willst, informiere dich bitte vorher bevor du dich so blamierst. Ist natürlich nur ein Tipp von mir. Andernfalls sehen wir uns bestimmt nochmal in den Kommentaren, wenn ich deinen Mist wieder korrigieren muss. Deine Entscheidung ;)

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BelfastChild  23.07.2023, 00:25
@Tihwd

Im Marxismus geht es um die Vernichtung der feindlichen Klasse. Und du erzählst mir was von Hitlers Sozialdarwinismus?

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Tihwd  23.07.2023, 00:31
@BelfastChild

Nein, im Marxismus geht es um den Umsturz der herrschenden Klasse, der Bourgeoisie. Diese ist im Marxismus genauso Opfer des Kapitalismuses wie das Proletariat, oder die Arbeiter:innenklasse. Der Marxismus strebt nun an, die Bourgeoisie ab zu schaffen, also die Rolle. Jeder Bourgeois würde damit zum Proletarier werden, also zu einer/m Arbeiter:in. Das Wort "vernichten" wurde hier von dir bewust gewählt um eine Nähe zur Nazi Ideologie vor zu täuschen, doch weder Marxist:innen noch Marx selber sprechen je von einer "Vernichtung".

Wenn du wüsstest wovon du redest würde sowas nicht passieren, aber wahrscheinlich plapperst du nur das nach was irgendwelche Demagogen dir vorreden.

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BelfastChild  23.07.2023, 00:34
@Tihwd

Das stimmt nicht. Aber du bist nach wie vor nicht bereit, dich anzumelden. Hier (14:10 - 16:38):

Ich glaube nicht, dass viele Menschen wissen, dass es ausschließlich Sozialisten gewesen sind, die im 19. und 20. Jahrhundert öffentlich den Völkermord befürwortet haben. Das ist eine wenig bekannte Tatsache. Es erscheint schockierend. Ich habe hier und an anderen Universitäten Vorlesungen darüber gehalten und es wird immer mit einem Gefühl des Schockiertseins aufgenommen.
Zum ersten Mal tauchte es 1849 in Marx Neuer Rheinischen Zeitung auf. Engels beschrieb, dass der Klassenkampf nach marxistischen Begriffen bedeutet, dass wenn die sozialistische Revolution stattfindet, also Klassenkampf stattfindet, es zurückgebliebene Gesellschaften in Europa geben wird, die zwei Schritte zurückliegen, weil sie noch nicht einmal kapitalistisch sind. Er dachte dabei an die Basken, die Bretonen und die schottischen Hochländer und die Serben. Er nannte sie "Völkerabfall" und sie werden ausgerottet werden müssen, weil sie in der geschichtlichen Auseinandersetzung zwei Schritte hinterherhinken, würde es unmöglich sein, sie bis zu dem Punkt voranzubringen, an dem sie revolutionär werden würden. 
George Watson, Literaturhistoriker, Univ. Cambridge 
Er sprach über die Vulgarität und Schmutzigkeit der Slawen. Er war zum Beispiel der Ansicht, dass Polen kein Recht hat zu existieren. 
Pierre Rigoulot, Historiker, Institut d'histoire Sociale, Paris 
Unterliegen müsse jene Klassen und Rassen, die zu schwach sind die neuen Lebensbedingungen zu meistern. (...) Sie müssen in einem revolutionären Holocaust untergehen.
Karl Marx
Marx hat damit angefangen. Er war der Stammvater des modernen politischen Völkermordes. Ich wüsste nicht, dass vor Marx und Engels jemals ein neuzeitlicher Denker öffentlich zur Rassenvernichtung aufgerufen hat. Ich kann nichts früheres finden. Ich gehe daher davon aus, dass es bei Ihnen seinen Ursprung hat.
George Watson, Literaturhistoriker, Univ. Cambridge

Marx war Rassist, schau hier.

Die Doktrin wurde zu einer verbrechenerzeugenden Ideologie, einfach weil sie eine Grundgegebenheit leugnete: die Einheit dessen, was Robert Antelme "das Menschengeschlecht" oder was die Präambel der Menschenrechtserklärung von 1948 die "menschliche Familie" nennt. Wurzelte der Marxismus-Leninismus vielleicht weniger in Marx als in einem verfehlten Darwinismus, der sich der sozialen Frage zuwendet und dabei auf die gleichen Irrwege gerät wie in der rassischen Frage? Eins ist sicher: Das Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist Ergebnis einer Ideologie, die den Menschen und die Menschheit auf einen nicht universalen, sondern speziellen - biologisch-rassischen oder sozio-historischen - Zustand reduziert. Auch hier gelang es den Kommunisten mit einem Propagandatrick, ihren Ansatz als einen universalen, die ganze Menschheit berücksichtigenden darzustellen. Häufig sah man sogar einen grundlegenden Unterschied zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus darin, daß ersterer speziell sei - extrem nationalistisch und rassistisch -, während das leninistische Projekt universalistisch gewesen sei. Nichts könnte falscher sein: Lenin und seine Nachfolger schlossen den Kapitalisten, den Bourgeois, den Konterrevolutionär usw. eindeutig von der Menschheit aus. Die aus dem soziologischen oder politischen Diskurs geläufigen Begriffe nahmen sie auf und machten daraus absolute Feindbilder. Wie Kautsky 1918 sagte, handelt es sich dabei um kautschukartig dehnbare Begriffe, die dazu berechtigen, aus der Menschheit auszugrenzen, wen, wann und wie man will, und die direkt zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit führen.

Quelle: Das Schwarzbuch des Kommunismus, Sonderausgabe 2004, 2. Auflage 2004, Seite 821 (das Kapitel ist von Stephane Courtois)

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Tihwd  23.07.2023, 01:11
@BelfastChild

Lmao, ich weiß nicht wer den Mist fabriziet hat aber das wohl das dümmste was ich je gelesen habe.

Ich glaube nicht, dass viele Menschen wissen, dass es ausschließlich Sozialisten gewesen sind, die im 19. und 20. Jahrhundert öffentlich den Völkermord befürwortet haben.

Hier schon der erste Ooff: Sozialisten haben nie einen Völkermord befürwortet. Völlermorde wie in Indien oder Canada oder anderen Kolonien waren immer einer der größten Kritikpunkte von Sozialisten.

Er dachte dabei an die Basken, die Bretonen und die schottischen Hochländer und die Serben. Er nannte sie "Völkerabfall" und sie werden ausgerottet werden müssen

Völkerabfälle hat er gesagt, ja, aber von "Ausrottung" ist nicht die Rede. Vielmehr ist das Argument, dass sie zugrunde gehen würden, aber nicht, dass man aktiv Völkermord betreiben würde. Defintiv etwas was kritisiert wurde und kritisiert werden sollte, nur wurde das Zitat hier bewusst verdreht. Warum die Wahrheit kritisieren, wenn man auch Märchen erschaffen kann...

Marx hat damit angefangen. Er war der Stammvater des modernen politischen Völkermordes. Ich wüsste nicht, dass vor Marx und Engels jemals ein neuzeitlicher Denker öffentlich zur Rassenvernichtung aufgerufen hat. Ich kann nichts früheres finden. Ich gehe daher davon aus, dass es bei Ihnen seinen Ursprung hat.

Wie bereits erwähnt haben sie nie zum Völkermord aufgerufen. Sie hatten rassistische Ansichten, das läßt sich nicht leugnen, aber man sollte doch bei den Fakten bleiben. Die beiden waren Personen ihrer Zeit und damit kaum rassistischer als ihr Umfeld. Dieser Kontext muss immer im Hinterkopf behalten werden. Deshalb ist diese These absurd. Aber auch witzig weil sie so hirnrissig ist.

Marx war Rassist, schau hier.

Habe ich nie geleugnet. Wie gesagt, Produkt ihrer Zeit. Damals gab es auch noch weit verbreitete Sklaverei, was als normal angesehen wurde. Kontext ist wichtig.

Die letzte Quelle macht gute Punkte, nur gibt es einen Haken: Er spricht vom "Kommunismus" der Sowjetunion und dem restlichen Ostblock, die, wie ich immer wiederholen muss, nie kommunistisch waren. Ja, die Sowjetunion, besonders unter Stalin war den Nazis ideologisch nahe, aber nicht weil Hitler Sozialist, sonder weil Stalin Faschist war. Die Sowjetunion hat den Kommunismus oder Sozialismus nie erreicht. Vielleicht war es ursprünglich mal ihr Ziel, das ändert jedoch nichts am Resultat. Die Sowjetunion und der restliche Ostblock war Staatskapitalistisch. Und spätens nach Stalin hatte man auch nichtmehr den Anspruch den Sozialismus zu erreichen. Im Gegenteil, Stalin hat alle, die für echten Sozialismus waren als "Ultralinks" denuziert und schnell beseitigt. Fast so, als wolle er keinen Sozialismus... 🤔

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Somit bleibt immernoch die Frage, was sind deine Argumente gegen meine Quelle? Bisher kam da noch garnichts, obwohl sie doch so einfach formuliert wurde. Aber immerhin konntest du mir zumindest dieses mal etwas interessanteres vorzeigen, auch wenn es sich als Humbug entpuppte.

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BelfastChild  23.07.2023, 01:12
@Tihwd

Schon interessant, wie du alles umdeutest. Ich schließe hiermit. Schönen Sonntag noch.

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Tihwd  23.07.2023, 01:15
@BelfastChild

Bruh, anders als du suche ich die Originalquellen heraus und schaue was da wirklich steht. Aber wenn du dir lieber alles vorkauen lassen willst, bitte.

"Habe den Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" ist bei dir wohl noch nicht angekommen...

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antiaes  22.07.2023, 21:42

Naja - grosse Firmen wurden aber waehrend der NS-Zeit nicht enteignet?!

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Nationalsozialismus hat mit Sozialismus nichts zu tun. Selbst Otto Strasser, der "linkste" der NSDAP, war nichts weiter als ein Nationalistischer Ideologe. Man bediente sich lediglich Sozialistischer Rethorik um die Arbeiterklasse für sich zu gewinnen. Das sagt selbst Hitler.

https://www.h-ref.de/organisationen/nsdap/nazis-sozialisten.php

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studiere Soziologie mit Nebenfach Geschichte

Richtig, der NS hatte nichts mit Sozialismus zu tun, sondern war Schwindel. Der Kapitalismus hatte staatsmonopolistische Züge angenommen, um die Kriegsvorbereitungen voranzutreiben, ansonsten funktionierte der Kapitalismus wie vor 1933 weiter und machten die Bosse der Rüstungskonzerne Gewinne und Profite ...

Nationalsozialismus hat nichts mit Sozialismus zu tun. Im Gegenteil, sozialistische Parteien und ganz allgemein Gewerkschaften wurden verboten, Arbeitnehmerrechte massiv eingeschränkt, Industrieunternehmen gepampert.