Was hat Nationalsozialismus mit Sozialismus (Kommunismus) zu tun?

4 Antworten

Hitler war in seiner frühen politischen Zeit, nach dem Ersten Weltkrieg, linken Kreisen und sozialistischen Ideen durchaus zugeneigt. Anfang 1919 war er selbst Mitglied in einem Soldatenrat der "Bayrischen Räterepublik", dem Versuch, in dem turbulenten und revolutionären Jahr nach dem 1. Weltkrieg eine sozialistische Räterepublik in Bayern zu etablieren, was aber nur einige Monate anhielt.

https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article155311490/Wie-Adolf-Hitler-zum-Nazi-wurde.html

Erst im Laufe des folgenden Jahres trat Hitler der DAP (Deutsche Arbeiterpartei) bei, die damals noch winzig war und keinerlei Bedeutung hatte, wenngleich auch einige wichtige Leute mit guten Kontakten vertreten waren. Hier formte sich wohl in Verbindung mit seinen Parteigenossen auch seine Ideologie, die sowohl stark nationalistische, antisemitische, aber auch antikapitalistischen und gleichzeitig antimarxistische Züge hatte. Die Partei wandte sich von Anfang an die Arbeiter.
Nach ersten Erfolgen der Partei (die Hitlers Redetalent zu verdanken war), wurde sie 1920 in "Nationalsozialistische Arbeiterpartei" umbenannt. Man wollte sich sowohl auf linke als auch rechte Ideale beziehen, wobei „Sozialist“ und „Arbeiter“ die Linke ansprechen und „National“ und „Deutsch“ die Rechte.

Tatsächlich finden sich auch im Parteiprogramm von 1920, dem "25-Punkte-Programm", sozialistische Elemente, z. B. "Brechung der Zinsknechtschaft" und Abschaffung des Arbeisfreien Einkommens, Verstaatlichung von vergesellschafteten Betrieben, Kommunalisierung von Groß-Warenhäusern, ein Bodenreform nach "nationalen Bedürfnissen" samt Enteigunng von Land für gemeinnützige Zwecke.

https://web.archive.org/web/20140719024113/http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/nsdap25/

So umgesetzt wurde das meines Wissens aber nie. Vermutlich aus pragmatischen Gründen. Schließlich brauchte man Industrie und Finanz zum Ausbau der Wehrmacht und schließlich auch zur Führung des Krieges.

Woher ich das weiß:Recherche
Rheinflip  07.07.2023, 11:21

selten so viel bullshit auf einmal gesehen.

der Begriff Befreiung aus der zinsknechtschaft hat eindeutig antisemitische Wurzeln.

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Bis auf den Namen herzlich wenig.

Sozialisten und Kommunisten geht es um die Aufhebung der kapitalistischen Wirtschaftsweise und der Klasengesellschaft, dabei spielen Gleichheit und Internationalismus zentrale Rollen. Nationalismus und Rassismus werden von Kommunisten abgelehnt, weil sie die arbeitende Klasse aufgrund von unwesentlichen Unterschieden spalten und die Gegensätze zwischen den Klassen einer Nation wiederum verschleiern.

Nationalsozialisten und andere Faschisten propagieren hingegen die Einheit einer Nation über Klassengrenzen und andere Hierarchien hinweg und grenzen alles aus, was als fremd oder schädlich für die Volksgemeinschaft wahrgenommen wird, also z.B. ethnische und sexuelle Minderheiten sowie eben alles Linke. Die Machtbasis des Faschismus sind historisch das Kleinbürgertum und die Arbeitslosen, deren Abstiegsängste und Frustration er weg vom Kapitalismus, der eigentlichen Wurzel ihrer Probleme, auf besagte Minderheiten als Sündenböcke lenkte.

Der Antikapitalismus der Nazis, der vor allem in den 20er Jahren bis zur Ermordung von Ernst Röhm noch Teil ihrer Kampagnen war, war meist auf Phrasen beschränkt, inkonsequent und widersprüchlich und ging nur soweit, wie er antisemitisch ausgenutzt werden konnte. Mit dieser Strategie wollten die Nazis, anders als ältere, aus dem Adel und Großbürgertum stammende, rassistische und antisemitische Gruppen eine Massenbasis in der Arbeiterklasse schaffen.

Deutlich wird das an dem Bild des "raffenden" Finanz- und Handelskapitals, das mit dem Judentum assoziiert wurde, und dem "schaffenden" Industriekapital, das mit Deutschtum und Tugendhaftigkeit verbunden wurde.

In der Realität boten die Nazis den Arbeitern keine Vorteile, im Gegenteil machten sie nach der Machtübernahme zahlreiche Zugeständnisse an Großkapitalisten, um sich ihre Unterstützung zu sichern. So wurden diverse Banken, die Reichsbahn und die Metallindustrie privatisiert, die Arbeiterparteien und Gewerkschaften zerschlagen, Löhne eingefroren und Streiks illegalisiert. Auch Sozialleistungen wurden aus sozialdarwinistischen Motiven entfernt bzw. an quasi-private Organisationen übergeben und an rassische Voraussetzungen gebunden. Weitere Reformen förderten Monopole und richteten sich damit auch gegen Kleinunternehmer als die ursprüngliche Machtbasis des Nationalsozialismus.

Durch die Beschlagnahmung von jüdischem Vermögen, die Niederhaltung der Arbeiter, die massenhafte Zwangs- und Sklavenarbeit und die Ausbeutung von besetzten Gebieten wurden deutschen Unternehmen insgesamt riesige Profite ermöglicht, was in den meisten Fällen nach dem Krieg übrigens nie aufgearbeitet wurde.

Der Rassenwahn der Nazis stand aber immer an erster Stelle und machte in manchen Fällen Interventionen in die Privatwirtschaft notwendig. So wurden bestimmte Industrien zwangsweise auf die Herstellung von Rüstungsgütern ausgerichtet. Auch der Holocaust bedeutete punktuell Konflikte zwischen der Naziführung und Unternehmern, denn diese hätten mehr davon profitiert, die Arbeitskraft von ethnischen und politischen Gefangenen auszubeuten, statt sie im großen Stil zu vernichten.

Das alles ist typisch für eine faschistische Ideologie: In Krisenzeiten des Kapitalismus wird die Wut und Angst des Kleinbürgertums auf Minderheiten und die Arbeiterbewegung gelenkt. Damit dient der Faschismus zunächst den Interessen des Kapitals, verselbständigt sich aber danach und entzieht sich jeder Kontrolle bis hin zu irrationalen Verbrechen wie dem Holocaust.

Zusammenfassend geht es Kommunisten also um die Gegensätze zwischen Klassen und internationalen Zusammenhalt, Faschisten hingegen um nationalen Zusammenhalt und Ausgrenzung bzw. Vernichtung von allem, was als Fremdkörper in der Nation wahrgenommen wird sowie die Unterwerfung von anderen Nationen.

Da die Faschisten nicht auf den Sturz des Kapitalismus abzielen, sind sie absolut fähig zu Bündnissen mit der "politischen Mitte" aus Liberalen, Konservativen und rechten Sozialdemokraten gegen die antikapitalistische Linke. Die weitverbreitete Hufeisentheorie, die Linke und Rechte gleichsetzt, täuscht über diese Tatsachen hinweg.

Sie haben beide "Sozialismus" im Namen. Und das war's dann auch schon. Die Gegensätze finden sich bereits in den Grundprinzipien.

Gut, die Nationalsozialisten haben versucht, mit den gleichen Methoden und Inhalten um die Wähler zu werben, was wohl auch teilweise funktioniert hat. Von der Politik und Ideologie her sind es aber zwei völlig gegensätzliche Prinzipien.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe mich wissenschaftlich damit auseinandergesetzt...

Beide waren Erzfeinde und haben sich bekämpft.