Kommunismus vs Sozialismus?
Kann mir jemand den Unterschied zwischen den beiden Begriffen erklären? Ich habe es auch gegoogelt und nichts gefunden, bzw. nichts verständliches.
2 Antworten
Die Bedeutungen der beiden Begriffe haben sich in den letzten 200 Jahren gewandelt und deshalb kommt es auch auf den Kontext an, wie man die Frage beantworten kann.
Marx und Engels haben die Begriffe noch weitgehend austauschbar verwendet. Ihnen ging es vor allem um die Abgrenzung ihres wissenschaftlichen Sozialismus (des Marxismus), der sich auf Wirtschaftstheorie, Dialektik und eine materialistische Geschichtsauffassung stützte, gegenüber dem utopischen Frühsozialismus, der hauptsächlich religiös oder moralisch motiviert war.
Wenn es um Sozialismus und Kommunismus als Bewegungen geht, wird Sozialismus meistens als Überbegriff verwendet für alle Ideologien, die den Kapitalismus durch eine gerechte und freie Gesellschaftsordnung ersetzen wollen. Grob zerfällt die sozialistische Bewegung im 19. und frühen 20. Jahrhundert in drei Lager: Anarchismus, Sozialdemokratie und Kommunismus. Trennend sind dabei Fragen der Strategie (Reformismus oder Revolution) und nach der Rolle des Staates (Abschaffung sofort oder erst nach einer Übergangsperiode).
Dazu muss man anmerken, dass die alten sozialdemokratischen Parteien wie die SPD heute nicht mehr sozialistisch sind, sondern bürgerlich und prokapitalistisch. Einige von ihnen haben den Bezug zum Sozialismus aber in ihrem Namen behalten, etwa in die PS in Frankreich. Und einige ehemals kommunistische Parteien sind zu einer klassisch sozialdemokratischen, reformistischen Politik übergegangen.
Wenn es um den Sozialismus und Kommunismus als Gesellschaftsformen geht, hat Lenin die Übergangsperiode nach dem Kapitalismus, in der die Kapitalisten bereits enteignet wurden und die Arbeiterklasse die Staatsmacht übernommen hat, als Sozialismus bezeichnet, der sich dann zum Kommunismus entwickelt, in dem Klassenunterschiede und der Staat aufgelöst sind. Bei Marx, Engels und anderen älteren Theoretikern wird Lenins Sozialismus nicht als eigene Gesellschaft gesehen, und eben als Übergangsperiode oder als Diktatur des Proletariats bezeichnet (Diktatur des Proletariats ist hier nicht als Gegensatz zur Demokratie, sondern zur Diktatur des Bürgertums im Kapitalismus zu verstehen).
Da gibt es verschiedene Differenzierungen. So ganz einig waren sich die Genossen da nie.
Die letzt mit bekannte Definition siehst Kommunismus als weltweit angewandten Sozialismus ohne Nationalstaaten, quasi die sozialistische Weltrevolution.
Sozialismus hingegen ist das Übergangssystem, in welchem Nationalstaaten immer noch existieren und sich an ihre kapitalisitschen und anders gearteten Systeme anpassen müssen. So brauchen sie z.B. ein Militär, was im Kommunismus nicht mehr vorgesehen ist. Das ist natürlich alles theoretisches Gefasel. In der Realität hätten sich die Machtblöcke im Kommunismus natürlich auch bekämpft.