Ist Gen-Z wirklich so verblöded?

6 Antworten

Moin.

Nein.

Abgesehen davon, dass ich den Begriff selbst für eine schablonenartige Begriffsschöpfung der Medien-, Lifestyle- und dem medial angedockten Teil einer Soziologen- und Psychologenindustrie halte und insofern wissenschaftlich zweifelhaft finde, kann man feststellen, dass jede Generation zu recht die Wert-, Sinn- und Moralnormen ihrer Vorgänger als Forderung an den eigenen Verhaltenskodex hinterfragt und in Zweifel gezogen hat.

Dabei hat jede Zeit mit ihren spezifischen Lebenssituationen auch ihre spezifischen Leitthemen. Zu meiner Zeit waren es engstirniger Autoritarismus, unreflektierte Hierarchieansprüche und reaktionäre Weltbilder.

Heute ist es die Frage, nach der sinnhaften Begründung, nach dem Warum und Wofür von Ansprüchen gesellschaftlicher Eliten und Funktionsgruppen an unsere Lebensführung und -ziele, um 80% meiner "Wachzeit" für eine gesellschaftliche Funktionalität zu geben, die man bei ernsthafter Analyse gar nicht mehr als "funktional" im Sinne eines humanistischen und der >Aufklärung< verbundenen Menschenbildes bezeichnen kann.

Ich halte das für richtig und hoffe, dass sich dieses kritische Denken weiter etabliert. Unsere Zukunft liegt sicher nicht in einem System, dass mit trivial-radikalen Markt- und Wertschöpfungsideologien Leben mit Betriebswirtschaft gleichsetzt und dabei genau das zerstört, wofür doch angeblich der ganze Aufwand an Verzicht auf das "Menschsein" tagtäglich dienen soll.

Ja, es ist sicher richtig, dass antisoziales Verhalten durch wirtschaftsradikale Eliten mit Einfluss auf die Gesellschaft gefördert wird. Wenn jeder Mensch von Kindheit an lernt "hilf dir selbst sonnst hilft dir keiner", wenn jeder lebenslang lernt "Solidarität und und Selbstentwicklung außerhalb "vororganisierter Marktstrukturen" sind keine Bereicherung sondern Störfaktoren in einer betriebswirtschaftlichen Logik, wenn jeder im Laufe seines Lebens lernt, Ohnmacht und Unklarheit individualpsychologisch zu kontrollieren und Wünsche an Selbstentwicklunschancen zu reduzieren, nur um negative Konsequenzen zu vermeiden .... .

Also: wenn wir in der Art und Weise wie wir leben sollen und müssen bedrängt und gesteuert werden, um "bei der Stange zu bleiben", aber mit eigenem kritisch-autonomen Denken keine ganzheitliche Plausibilität mehr finden können - was wäre falsch daran, zu einem falschen "System" NEIN zu sagen?

Durch Menschen, die das gemacht haben sind wir heute - zumindest vom Denkvermögen (nicht vom Handlungsvermögen) bei Basics wie einer Ethik der Menschenrechte, Ideen demokratischer Gesellschaftformen, Partizipations- und Gerechtigkeitslogiken usw. angekommen.

Fertig ist das alles sicher nicht und wir müssen aufpassen, dass uns reaktionäre, rückwärtsgewandte Gesellschaftseliten nicht mit einem "modernisierten Feudalismus" und seinem Abnutzungseffekt des humanistischen Fortschrittsdenkens in der Mühsal eines entsprechenden menschenfeindlichen Alltags die erreichten Perspektiven wieder aus der Hand nehmen, zum einen, indem sie uns sanktionieren wenn wir nicht mitmachen und zum anderen indem sie uns belohnen wenn wir zu Mittätern werden.

Ich hoffe sehr, dass ein relevanter Teil der "Gen.Z" sich nicht "einkochen" lässt und von diesem ideologisch-wahnhaft irrsinnigen Verwertungs- und Wertschöpfungs-Fetischsystem weiterhin eine plausible Antwort auf die Frage nach seiner ganzheitlich-logischen Selbstrechtfertigung einfordert. ;-)

Ich glaube du siehst das alles zu schwarz weiß. All die Eindrücken die du grad von Gen Z bekommst sind basiert auf den Leuten und dich rum und dort wo du wohnst.

Ich bin 19 also auch noch gen Z und habe einen ganz anderen Eindruck von meinen gleichaltrigen bekommen. Es stimmt zwar das es viel und Partys etc. Geht aber das ist zwischen ca. 16-25 in jeder Generation so. Man will seine Jugend eben ausleben Das heißt aber nicht das du nur dort Leute kennenlernen kannst. Die meisten meiner Freunde hab ich in irgendwelchen ferien Camps kennengelernt oder in der schule in Ags, aber auch teilweise in Cafés etc. Über discord hab ich auch viele Menschen schon kennengelernt und ja selbst über dating apps kannst du Leute kennenlernen muss nicht mal immer gleich auf romantische Ebene gehen.

Zu dem Thema Beziehungen würde ich sagen, daß in deinem Alter es eh sehr selten ist, dass Beziehungen wirklich lange halten, da man eh noch sehr jung ist und sich noch viel verändert und schneller auseinander lebt. Außerdem gehen viele Leute nur Beziehungen ein um in einer gewesen zu sein bzw. Wissen von Anfang an schon das ws nicht sein soll. Ich kenne aber trotzdem einige Paare aus der Schulzeit die immer noch zusammen sind. Man muss halt einfach die richtige Person finden. Von Betrug in der Beziehung hab ich tatsächlich aus meinem Umkreis noch nie was gehört.

Und btw ich bin 19 und auch noch Jungfräulichkeit und das juckt keine Sau.

Deine Erklärung ist zwar eher allgemein, aber in Teilen stimme ich dir auf jeden Fall zu.

Ich finde nicht, dass die Ansichten vieler an der Generation an sich liegen, sondern tatsächlich an Social Media. Viele einflussreiche Influencer posten ihre vermeintlichen ,,Erfolgsstorys,, und erreichen bei über 2 oder 3 Millionen Followern und zig anderen eine Wirkung.

Es ist dabei erwiesen, dass man Dinge, die man sehr oft hört eher annimmt und als Ideal ansieht, besonders wenn man wie viele wenig Zeit zum Nachdenken investiert.

Ich hoffe einfach, dass in Zukunft mehr Personen begreifen, welche Macht Social Media einfach hat. Ich sehe es bei einigen Freunden, die z.B. Instagram gelöscht haben, sie fühlen sich besser.

Mfg

DerEineHalt08

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

greenminteas 
Beitragsersteller
 12.01.2025, 09:55

Sorry wegen der Verallgemeinerung... ich denke auch das es damit viel zu tun hat. Aber dennoch hören viele Menschen einfach auf zu denken und sehen irgendwie keinen Wert mehr in den Dingen die früher für viele so wertvoll waren.

DerEineHalt08  12.01.2025, 09:59
@greenminteas
Sorry wegen der Verallgemeinerung

Alles gut, kein Problem.

hören viele Menschen einfach auf zu denken

Ja genau, in die Richtung sehe ich es auch. Der Konsum von Social Media gibt einen gewissen Weg/Wert vor, außerdem kostet er Zeit. Im Endeffekt bleibt somit weniger Zeit zur Selbstreflexion, die eigentlich so wichtig ist.

sehen irgendwie keinen Wert mehr in den Dingen die früher für viele so wertvoll waren.

Die meisten leben in mehr Wohlstand als früher und in weitaus weniger Sorgen, das verändert den Menschen und die Gesellschaft - leider nicht immer zum Positiven.

greenminteas 
Beitragsersteller
 12.01.2025, 10:10
@DerEineHalt08

Wie kommt es denn dazu dass der Mensch sich so viele Meinungen von Social Media einflössen lässt? Es kommt mir manchmal vor als wäre es wie eine Gehirnwäsche die man manchen überzieht. Ich finde dass irgendwie beunruhigend, denn wir haben schon genügend Roboter und der Mensch sollte keiner davon werden.

Natürlich verstehe ich dass es mit dem Wohlstand zu tun hat und so andere Dinge priorisiert werden. Aber warum sind dann Beziehungen zwischen zwei Menschen etwas so selbstverständliches geworden?

DerEineHalt08  12.01.2025, 13:25
@greenminteas
Es kommt mir manchmal vor als wäre es wie eine Gehirnwäsche die man manchen überzieht.

Das selbe Gefühl habe ich auch oft und hatte es selbst bei mir schon. Diese Gehirnwäsche fügen wir uns meiner Meinung nach zum Teil selber zu, indem wir das konsumieren, was auf uns zugeschnitten ist. Die Algorithmen sind in Apps wie TikTok oder Instagram so weit entwickelt, dass man, wenn man mit offenen Augen hinschaut, sie sogar richtig trainieren kann - leider passiert das oft unbewusst.

Wenn man zum Beispiel ein Video zu Autos schaut und das liked, dann haben die nächsten Videos Autos zum Inhalt - je öfter man Autovideos schaut, desto öfter kommen Autos. Leider ist das mit jedem Thema so, auch mit Themen die z.B. zur Frühsexualisierung beitragen.

Oft wird dieser Algorithmus garnicht hinterfragt - man siehts einfach. Wenn man schließlich etwas vllt 1 2 Stunden täglich sieht, dann bestimmt es irgendwann das eigene Denke.

Ich finde dass irgendwie beunruhigend

Das ist es auch. Ähnlich wie man Roboter trainieren kann, könnte man auch Menschen mit Informationen trainieren - siehe Algorithmus. Das beunruhigende ist, dass dies unbewusst passieren kann.

Aber warum sind dann Beziehungen zwischen zwei Menschen etwas so selbstverständliches geworden?

Ich finde persönlich, das liegt daran, dass Realität und Virtuelles immer mehr verschmelzen, zumal bei nicht wenigen soziale Kontakte Kontakte Auge zu Auge immer weniger werden.

Im Internet kann man mit wenigen Klicks mit fast der gesamten Welt in Kontakt treten, was sind da schon einzelne Menschen im Alltag? Dieser Gedanke klingt erschreckend, ist aber heruntergebrochen genau das, was ich als Problem sehe.

Das ist aber sehr allgemein gefasst.

„aufgebaute gesellschaft dass jeder der ü15 und noch Jungfrau ist als "prüde" dargestellt wird und wenn nicht sogar gehänselt. Ich finde das so krank.“

Das habe ich noch nie mitbekommen.

Ist Gen-Z wirklich so verblöded?

Weiß ich nicht, aber mein damaliger Lehrmeister war schon der Ansicht, dass Jugendliche zur damaligen Zeit gewaltig nachgelassen haben, insbesondere schon was Allgemeinwissen angeht, Kreativität und einiges andere mehr. Umso mehr war er überrascht, als er merkte, dass es bei mir anscheinend nicht der Fall (gewesen) ist. Selbst bei Dingen, die er am meisten bei der damaligen Jugend in Frage stellte, konnte ich ihn positiv überraschen.

Ich werde in wenigen Wochen 18, aber ich habe ehrlich gesagt keine Lust in dieser Generation erwachsen zu werden.

Ich bin in einer Woche 49 Jahre alt - eigentlich werde ich in nicht ganz einer Woche 49 Jahre alt. Wie ich aber schon in Hinsicht auf mein "Erlebnis" mit meinem damaligen Lehrmeister deutlich machen wollte, gibt es immer wieder Ansichten bei älteren Leuten, dass jüngere Generationen nachlassen, und selbst wenn es tatsächlich so ist, muss dies noch lange nicht bedeuten, dass dies auf alle Personen einer jeweiligen Generation zutreffend ist.


greenminteas 
Beitragsersteller
 12.01.2025, 10:50

Ich glaube wenn es so wie früher wäre als es noch keine Handys bzw. Social Media gab, dann würden sich einige Dinge verbessern. Kleine Kinder werden heutzutage schon überstimuliert und werden so genannte "Ipad-Kids". Ich finde das so schade, da die Kinder gar nicht mehr lernen selbst zu überlegen und ihre eigene kreativität zu fördern. Ich habe das Gefühl dass alles zugemüllt wird mit dem Internet dass es kaum Platz bietet für etwas anderes.

JTKirk2000  12.01.2025, 16:26
@greenminteas

Als ich meine Berufsausbildung gemacht hatte, war das von 1993 bis 1996 und ich hatte mir mein erstes Handy während meiner Grundwehrdienstzeit im Jahr 1997 zugelegt. Ich habe es nicht als notwendig angesehen, das zu erwähnen, auch da es damals noch keine Smartphones waren, sondern in meinem Fall ein Nokia 1610.

Ich habe das Gefühl dass alles zugemüllt wird mit dem Internet dass es kaum Platz bietet für etwas anderes.

Wirklich voll kann das Internet wohl kaum werden, aber nützliche Infos könnten im Gesamtbild eher untergehen. Ob das aber auch wirklich so ist, ist eine andere Frage.