Gab es in der NS-Zeit wirklich auch solche Kämpfer für das NS Regime?
Mir hat mal ein schwarzer dritter Weg Wähler erzählt das damals unter den Soldaten und sogar angeblich auch Soldatinnen für das NS Regime auch Schwarze, Muslime, Russen, Franzosen, Polen und sogar Juden gekämpft haben. Stimmt das wirklich? All diese aufgezählten Personen(gruppen) gehören ja eher zum Feindbild der Nazis.
6 Antworten
Verwirrt?
Natürlich, denn es widerspricht den gängigen Vorstellungen über das NS-Regime.
Das NS-Regime basierte auf einer rassistischen Ideologie, die eine angebliche Überlegenheit der "arischen Rasse" postulierte. Die Feindbilder waren Juden, Slawen (z.B. Russen, Polen), Roma und Sinti, sowie bestimmte andere Gruppen wurden als "minderwertig" angesehen und verfolgt. Das Ziel war die Ausgrenzung und letztendlich die Vernichtung dieser Gruppen.
Wie passt es also zusammen, dass Angehörige dieser Gruppen für das NS-Regime gekämpft haben könnten? Da gab es viele Gründe!
Viele Männer wurden zur Wehrmacht eingezogen. Wer sich weigerte, riskierte sein Leben oder das seiner Familie. Es gab Fälle, in denen Menschen unter Druck gesetzt wurden, um für das Regime zu kämpfen. Gegner des Regimes wurden in Konzentrationslager verschleppt, einmal dort, konnte man unter Umständen durch den Militärdienst "freigekauft" werden. Für einige, insbesondere aus den besetzten Gebieten, bot der Dienst in der Wehrmacht die Chance auf eine bessere soziale Stellung oder materielle Vorteile, andere sahen im Militärdienst einen Schutz vor Verfolgung durch das Regime oder andere Gruppen. Einige Menschen, insbesondere aus den besetzten Gebieten, identifizierten sich mit den Zielen des NS-Regimes oder glaubten an dessen Versprechen. Die NS-Propaganda war äußerst effektiv und konnte auch bei den Opfern des Regimes Zweifel säen und Loyalität erzwingen.
Die Gründe für die Entscheidung reichten von Überlebenstrieb über Opportunismus bis hin zu echter Überzeugung.
LG aus Tel Aviv
Von Soldatinnen für das NS Regime weis ich nichts. Aber Frauen als KZ Aufseherinnen gab es. Von schwarzen Soldaten aus den Kolonien Namibia, Tansania, Kamerun und Togo hab ich auch schon mal gehört. Muslimische NS-Kämpfer gab es auch zum Beispiel bei der Handschar Division in Palästina und den Gebiergsjägern in Kroatien. Russen, Franzosen und Polen als NS-Kämpfer gab es sicherlich auch aber eher selten. Juden glaub ich kaum.
Natürlich stimmt das. Hitler war z.b. eng befreundet mit Muslimischen Freiheitskämpfern wie z.b. die heutigen Taliban. Ist ja verständlich da die Extremisten unter den muslimen die Juden genauso hassen wie die nationalsozialisten. Diese extremen Muslime haben damals sogar Hitler verehrt.
Ja es gab viele ausländische SS-Divisionen, darunter auch in Ungarn, Kroatien, Bosnien usw. Die "Kriterien" zur Aufnahmen wurden irgendwann auch immer mehr gelockert, weil einfach auch die Leute fehlten.
Desweiteren hatte das NS-Regime nichts gegen Muslime, im Gegenteil sie hatten ebenfalls eine eigene SS-Division Handschaar. Himmler soll sogar damals auf die religiösen Gewohnheiten versucht haben, Rücksicht zu nehmen (Z.B. Kochkurs ohne Alk. und Schweinefleisch), dazu feste Zeitpunkte zum Gebet.
Das NS-Regime hatte nichts gegen Ausländer per se. Ihre Ideologie war es, Menschen in "Klassen" einzuteilen. Es gab für sie Arier, die in ihren Augen am meisten "Wert" waren. Dann gab es Verbündete und ihren Augen "Untermenschen", z. B. Slawen. Ganz unten waren für sie die Juden und Sinti und Roma.
Ergänzung: Juden haben aber aber nicht in der SS. Zumindest keiner, von denen die Nazis wussten, dass man Jude ist.
Muslime gehörten nicht grundsätzlich zum Feindbild der Nationalsozialisten (s. https://www.deutschlandfunk.de/islam-im-nationalsozialismus-fuer-fuehrer-und-prophet-100.html; s. ebenso Goldenbaum, Hans: Nationalsozialismus als Antikolonialismus. Die deutsche Rundfunkpropaganda für die arabische Welt, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 64 (2016), S. 449-489). Es gab dementsprechend auch muslimische Waffen-SS-Mitglieder.
Eine offiziell jüdische Einheit hat es tatsächlich nie gegeben. Es gab jedoch einzelne jüdische Soldaten, die ihre Herkunft verschwiegen und sich als Nichtjuden ausgaben. Von den Soldaten mit jüdischer Abstammung waren es v. a. solche, die vom NS-Regime als "Mischlinge" eingestuft wurden. (s. Matzhold, Marcel: Jüdischstämmige Soldaten in der deutschen Wehrmacht. Motivationsanalyse im Kontext der rechtlichen und militärischen Entwicklung, Diplomarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz 2019; Monteath, Peter: The "Mischling" Experience in Oral History, in: The Oral History Review 35 (2008), S. 139-158; Rigg, Brian Mark: Lives of Hitler's Jewish Soldiers, untold Tales of Men of jewish Descent who fought for the Third Reich, Kansas 2009; Ders.: Hitlers jüdische Soldaten, Paderborn 2003).
Es existierten zudem freiwillige Einheiten, die aus vielen verschiedenen Nationalitäten bestanden, darunter auch schwarze Soldaten [bspw. die Freiwilligen-Einheit in Nordafrika]. Darüber hinaus gab es zahlreiche nationale Polizeibataillone, die aktiv am Genozid hinter der Front beteiligt waren (s. Weisbrod, Bernd: Die Dynamik der Gewalt und der Holocaust »vor Ort«, in: WerkstattGeschichte 58 (2012), S. 87-97)
Dies ändert nichts an der Verantwortung und den Verbrechen, die das NS-Regime begangen hat, wie es der III.-Weg-Wähler wohl gerne hätte.
Frauen waren ebenso Teil des Systems, vor allem in Hinblick auf den Genozid. Bspw. als Wachen oder Aufseherinnen in den Konzentrationslagern. Frauen in der Wehrmacht waren Teil der Wehrmachtshelferinnen (s. https://www.sueddeutsche.de/politik/frauen-als-nazi-verbrecherinnen-die-vergessenen-raedchen-1.486639); Maubach, Franka: Die Stellung halten. Kriegserfahrungen und Lebensgeschichten von Wehrmachthelferinnen, Göttingen 2009; Kompisch, Kathrin: Täterinnen. Frauen im Nationalsozialismus, Köln u. a. 2008; Krauss, Marita (Hg.): Sie waren dabei. Mitläuferinnen, Nutznießerinnen, Täterinnen im Nationalsozialismus, Göttinen 2008).