Waren Franzosen für A. Hitler auch sog. "Untermenschen", oder ging es ihm einfach nur um Genugtuung wegen der Kapitulation im 1. WK?
Man hat ja für die Kapitulation extra damals denselben Eisenbahnwaggong geholt, wo damals Deutschland die Kapitulation unterzeichnen musste. Daher schien ihm und dem NS-Regime der Sieg gegen Frankreich schon mehr als nur viel bedeutet zu haben. Doch was war konkret seine Meinung zu Franzosen, hat er sie eher verachtet oder teils auch bewundert? Oder war man "neutral"?
4 Antworten
Frankreich war für die Nazis eher das Hindernis, dass es für ihre kolonialistischen Ambitionen im Osten zu überwinden galt. Manche Nazis wie Himmler wären sogar gegen Ende des Krieges bereit gewesen, alle im Westen eroberten Gebiete aufzugeben, sofern sich die Alliierten mit Deutschland gegen die Sowjetunion verbündtet hätten. Die Französische Bevölkerung galt wie die anderen Lateinischen Gruppen nicht als Teil der 'Untermenschen', aber auch nicht Teil der 'nordisch/germanischen Übermenschen'. Sie seien durch die Französische Revolution, die Assimilationspolitik in Afrika und erstarkte Sozialistische Bewegung 'verkommen' oder 'degeneriert'.
Die Nazis hatten also kein positives Bild von der französischen Bevölkerung, sie sahen sie aber auch nicht als 'unerwünscht' oder 'Ziel einer systematischen Ausrottung' an.
In Mein Kampf verwendete Hitler die Begriffe „Untermensch“, „Untermenschen“ oder „Untermenschentum“ nicht. Mir ist nicht bekannt, dass er diese Begriffe jemals im Zusammenhang mit den Franzosen gebrauchte. In seinen Reden sprach er einige Male von „Untermenschentum“ im Zusammenhang mit dem Bolschewismus.
Frankreich war für ihn – wie für viele seiner deutschen Zeitgenossen – Deutschlands ‚Erbfeind‘, der eine Revanche für den Versailler Vertrag verdient hätte. Er bewunderte die Pariser Architektur und Napoleon Bonaparte, dessen Grab er besuchte.
Genugtuung
Franzosen waren keine Untermenschen, aber der "Erbfeind" Deutschlands. Und die Nazis wollten Genugtuung für den ihrer Ansicht nach aufgezwungenen Friedensvertrag von Versailles.
Der Friedensvertrag von Versailles war nicht nur nach Ansicht der Nazis "aufgezwungen". Er war nicht verhandelt, sondern diktiert worden. Ob er in dieser harten Form gerechtfertigt war, ist eine vollkommen andere Frage. Deutschland hat Russland und Frankreich den Krieg erklärt und mit dem völkerrechtswidrigen Einfall in Belgien auch das Eingreifen Englands provoziert. Deutschland hat den Krieg verloren und konnte es sich danach keine Belohnung erwarten. Dazu hätte es den Krieg gewinnen müssen. Wenn Italien aufgrund des Dreibundes mit Deutschland und Österreich-Ungarn in diesem Krieg zumindest neutral geblieben und die Mittelmächte vielleicht auch noch mit Lebensmitteln beliefert hätte, dann hätten diese den Krieg gewinnen können. Der militärische Beitrag Italiens auf seiten der Entente war zwar nicht gerade überwältigend, aber er hat zahlreiche Kräfte gebunden und knappe Ressourcen verbraucht und somit die Niederlage der Mittelmächte mit verursacht. Hätten diese gewonnen, dann wäre der Friedensvertrag für die Entente-Mächte auch nicht gerade zufriedenstellend ausgefallen.