Bedeutete "Arisch" damals wirklich blond und blaue Augen? Oder wird das falsch dargestellt?

8 Antworten

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Ja, das wird heute gewöhnlich falsch dargestellt, da die Begriffe „arisch“ und „nordisch“ verwechselt werden.

Ganz kurz gefasst: „Arier“ war schon vor 100 Jahren keine gewöhnliche Rassenbezeichnung mehr. In dieser Definition wurde der Begriff noch in Frankreich im 19. Jh. verwendet (Gobineau, Lapouge), aber im Deutschland des 20. Jh. kaum noch oder gar nicht mehr.

Der Begriff Arier meinte „weiße“ Europäer, ungeachtet ihrer spezifischen „Rasse“ (nordisch, alpin, mediterran usw.) oder Abkömmlinge von Europäischstämmigen in Amerika, Australien usw., sofern sie keine Juden waren. Der Begriff diente also nur zur Unterscheidung zwischen Juden und Nichtjuden und war kein eigentlich „rassenkundlicher“. Somit ist das mit den verbündeten Nationen kein Widerspruch: Italiener oder Rumänen, sofern Nichtjuden, galten sehr wohl als Arier. Die Verwendung des Begriffs in dieser rein politischen Bedeutung stammte übrigens nicht von den Nazis, sondern war in Europa bereits ab etwa der Jahrhundertwende gang und gäbe.

Was du meinst, das ist der Begriff der nordischen Rasse. Das war der damalige Begriff für den eher hellhaarigen, helläugigen, schlank- und eher hochwüchsigen, schmalköpfigen und schmalnasigen Menschenschlag, der mehr oder weniger das Hauptelement in den germanischen Völkern war, vor allem bei den Skandinaviern, aber auch bei Deutschen, Niederländern und Angelsachsen.

Die nordische Rasse war eine Art Ideal in Europa in mehrerer Hinsicht.

a) Ästhetisch: Blond war schon bei den alten Griechen, Germanen, Römern und Kelten das Schönheitsideal. „Haarfarbe der Götter und Helden“. Ebenso im (germanischen) Europa des Mittelalters und auch noch der Neuzeit. Auch Hollywood hatte zeitweise einen Blondkultus (seit einigen Jahrzehnten hetzt Hollywood allerdings mehr gegen blonde Männer) und selbst die Kommunisten haben in ihren Propagandaplakaten oft kernige blonde Arbeiter- und Soldatentypen als heroisches Ideal dargestellt – also den NS-Vorstellungen gar nicht so unähnlich.

b) Sozial: Die nordische Rasse galt seit Soziologen wie Lapouge vor allem als der gesellschaftstragende, aufbauende Typus, also der Typus der Bauern, Handwerker, Techniker, Wissenschaftler, Erfinder, Unternehmer und auch Soldaten und Offiziere. Auch der Uradel der europäischen Völker soll ursprünglich nordisch gewesen sein. (Allerdings nicht mehr der Schranzenadel der Neuzeit).

c) Historisch: Dieser Typus galt als der ursprünglich europäische Typus, weshalb bereits im 18. Jh. der schwedische Naturforscher Linné seinen homo europaeus sich so dachte, also blond, blauäugig, schlank, von heiterem Temperament und großer Tatkraft. Er war der Urtypus bei allen germanischen Völkern, aber selbst bei den alten Römern, Kelten und Griechen der ursprüngliche, staatsgründende Typus, der sich dann später mit anderen vermischt hatte und daher in diesen Gebieten mehr oder weniger verschwand. Jüngere DNS-Analysen haben dies übrigens bestätigt. So waren die Bajuwaren zur römischen Kaiserzeit noch zu 80% blond und blauäugig (heute sind es vielleicht noch maximal 20%).

d) Leistungsmäßig: Verschiedene Anthropologen in der ganzen westlichen Welt haben damals die These einer gewissen „Überlegenheit“ dieses Menschentypus vertreten, wobei es verschiedene Argumentationsmuster gab. Einige sahen dem Typus einfach den Träger des ursprünglichen Bauerntums als Urquell jedes Kulturvolkes (z. B. Walther Darré oder in den USA Madison Grant). Anderen fiel dieser Typus vor allem bei großen Kulturschaffenden auf, also bei Komponisten, Malern, Dichtern, Forschern und Erfindern. Der Sozialist Ludwig Woltmann hat diesen Gedanken in etlichen Büchern mehrfach ausgeführt. Wiederum andere sahen in der nordischen Rasse den Garant für militärische Tüchtigkeit (etliche Militärs und auch Nazis wie H. Himmler dachten so). Ebenfalls gab es eine Wertung des nordischen Typus als des leistungsfähigsten und produktivsten (z. B. Lapouge, Günther, Clauss usw.) Und schließlich gab es auch Leute, die in den Nordischen einfach die ehrlichsten, zuverlässigsten und anständigsten Menschen sahen.

Der heute anthropologische Fachbegriff für die nordische Rasse ist der Begriff nordid:

http://humanphenotypes.net/basic/Nordid.html

Als „Untermenschen“ galten Slawen nicht per se. Slawen nordischer oder dinarischer Rasse z. B. wurden durchaus als wertvoll empfunden.

Die NS-Propagandaschrift „Der Untermensch“ bezog sich gar nicht auf einen spezifischen Rassentypus – ganz im Gegenteil beginnt diese Schrift doch mit einer Verherrlichung des gesunden Bauerntums in allen europäischen Völkern, gleich welcher Rasse. Sogar türkische Bauern werden dort gelobt und als vom Bolschewismus bedroht dargestellt. Mit „Untermenschen“ meinten die Nazis Personen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung (APS) bzw. Psychopathen oder, wie man damals auch sagte, Verbrechernaturen. In genannter Propagandaschrift wurde die These vertreten, dass jüdische Psychopathen russische und andere Verbrecher zur Revolution aufgehetzt hätten, was zur Abschlachtung der alten kulturtragenden Schichten des Zarenreiches führte. Der Begriff „Untermensch“ bezog sich also auf diese Juden sowie auf die von diesen aufgehetzten russischen und anderen Verbrecher.

Am ehesten könnte man noch die These vertreten, dass manche Nazis vielleicht auch doch die gesamte bei den Russen vorherrschende „ostbaltische Rasse“ als „untermenschlich“ empfunden hätten. Zumindest hat H. Himmler diesen Menschenschlag als minderwertig bezeichnet. Durch die Idealisierung der nordischen und die Abwertung der ostbaltischen Rasse haben die SS-Ideologen um Himmler in gewisser Weise Deutsche und Russen gegeneinander gehetzt. Diese Anschauung wird hier von einem rechten Antifaschisten knapp skizziert:

https://www.youtube.com/watch?v=5ugbpQmn26c


Nein, denn weder Hitler noch viele seiner direkten Unterstützer und Parteigenossen entsprachen diesem Idealbild.

Um im rechtlichen Sinne als ›arisch‹ bzw. ›deutschen oder artverwandten Blutes‹ zu gelten (die Begriffe waren Synonyme), musste man den hier dargestellten europäischen ›Rassen‹ angehören:

Juden sowie Sinti und Roma galten als ›rassefremd‹ und somit nicht als ›arisch‹ (es wurde auch von ›art- und wesensfremd‹ gesprochen).

Woher ich das weiß:Recherche

PeerSalbert1  13.01.2025, 10:55

Die Nationalsozialisten sahen in Japan einen wertvollen Bündnispartner. Ehen zwischen deutschen und japanischen Volksangehörigen waren jedoch unerwünscht.

legomario  18.03.2025, 21:24
@PeerSalbert1

Das ist klar, trotzdem sah man sie WEIT oberhalb von "Nichtariern" (inkl. Slawen und Balten). Auch Araber, Zentralafrikaner seltsamerweise nicht.

Zu sagen "Arisch" heißt blond und blaue Augen, ist eine Vereinfachung für Laien oder Schüler der Geschichte.

In der Realität war das ganze komplexer. Es war jedoch eine komplett ausgedacht Pseudo-Wissenschaft.

Man glaubte anhand äußerlicher Merkmale bestimmen zu können, zu welcher "Menschenrasse" jemand gehört und man wies diesen Menschenrassen feststehende Eigenschaften zu.

Arier sind stark, treu.
Afrikaner sind dumm aber stark.
Juden sind schwach aber hinterhältig.

Komisch, die eigene Gruppe kommt am besten weg (und JA, ich habe hier SEHR stark vereinfacht). Und hier ging es nicht um kulturelle Unterschiede, sondern um rassische Unterschiede die im Blut liegen würden.

Damals wurden dicke Bücher darüber geschrieben. Es war eine "Wissenschaft" der viele Leute angehörten. Es war etwas das man in der Schule gelernt hat.

Heute wissen wir, dass das alles Bullshit ist. Die Menschheit ist eine der genetisch homogensten Spezies auf der Welt. Es gibt keine Menschenrassen. Die Idee hinter Menschenrassen wäre, dass die Arier wie Schäferhunde sind und die Asiaten wie Chihuahuas. So ist es aber nicht. Wir wären alle die selbe Rasse.

Jeder beliebige Mensch ist miteinander enger verwandt als zwei benachbarte Schimpansengruppen. Um das nochmal zu betonen: Ein Eskimo ist mit einem australischen Aboriginal enger verwandt als zwei Schimpansen aus benachbarten Gruppen.

Etwas provokativ: Wir Menschen sind so verdammt inzüchtig, dass die Idee wir könnten verschiedene Rassen sein, sich wissenschaftlich nicht halten lässt.

Sollte es bedeuten, ABER Hitler hat Slawen ausgeschlossen. Natürlich gibt es keine "Arier", aber an sich, muss ich als Deutscher sagen, sind Polen "arischer" als wir.