Warum nannten die Nazis die "Herrenrasse" "Arier", wenn Arier eigentlich ein indisches, frühgeschichtliches Volk waren?

2 Antworten

Der Arierbegriff wurde in Europa seit dem 19. Jh. verwendet. Zunächst als anthropologischer Begriff in dem rassenhistorischen Mammutwerk Gobineaus (Essai sur l’inégalité des races humaines), später dann mehr als pragmatischer Gegenbegriff zu Juden, wenn es also im "jüdische" Themen ging und man Juden und europäische Nichtjuden (eben "Arier") miteinander verglich: Jeder Europäer, der kein Jude war, galt als Arier, also nicht nur Westeuropäer wie Deutsche, Briten, Spanier, Franzosen usw., sondern selbst Russen, Ukrainer und Polen!

"Die Nazis" haben hier zunächst nichts Neues erfunden, sondern bauten auf dem allgemeinen Kenntnisstand des Abendlandes ihrer Zeit auf.

Die indogermanischen H'ari (Arier) waren ein wohl aus dem Gebiet der heutigen Ukraine oder Südrußland kommender Stamm, der in der Bronzezeit den Hindukusch überwand und im Industal die dunklen, drawidischen Ureinwohner Indiens unterwarf. Der Führer der Arier wird im Rigveda als blond beschrieben, so bei 10-96, 8:

„Mit goldgelbem Barte, mit goldgelbem Haupthaar, ehern, der am Trank des überlegenen Soma sich stärkte, der Trinker des Goldgelben, der reich an Gewinnen durch die goldgelben Rennpferde, das Falbenpaar über alle Fährlichkeiten hinüberführen wird.“

Daher erkannten Forscher bereits im 19. Jh., dass die H’ari äußerlich nichts mit den dunkelhäutigen indischen Ureinwohnern, sondern eher mit „weißen“ Europäern gemeinsam hatten. Daher auch die strikte Abgrenzung der Arier von den dunklen Drawida durch das Gesetzbuch des Ariers Manu in Form des Kastensystems – vergleichbar etwa mit dem Apartheitssystem der Buren (Niederländer) zur Abgrenzung gegenüber den Schwarzen in Südafrika.

"Herrenrasse" hingegen ist propagandistischer Quatsch. Dieses Wort haben die Nationalsozialisten niemals verwendet. Richtig ist nur, dass sie, ganz im Sinne vieler europäischer und amerikanischer Forscher und Intellektuellen ihrer Zeit dem nordischen Menschentypus eine besondere Bedeutung für die Kultur beimaßen. Dieser damals als "nordische Rasse" bezeichnete Typus, der in Indien längst ausgestorben ist, aber in Nord- und Westeuropa noch reichlich vorkommt, ist ident mit dem, was Gobineau 1855 noch als "race aryenne" bezeichnet hat. Das hat aber nichts mit dem Arierbegriff (ohne "Rasse") zu tun, der einfach zur Unterscheidung von Juden und Nichtjuden diente - übrigens in diesem Sinne auch schon bereits seit Ende des 19. Jh. und nicht erst durch die Nationalsozialisten.

Capri882  23.06.2023, 17:11

Die Russen galten zwar als Arier, aber dennoch als eher minderwertig / rückständig. Führende NS-Ideologen haben die Russen ähnlich stark verachtet wie die Briten die Iren geringgeschätzt haben.

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hipparchos  23.06.2023, 18:08
@Capri882

Kann man grob so sagen, doch ich würde die Stellung der Russen in der Ideologie eines Heinrich Himmler eher mit der Stellung der Inder in der Ideologie der britischen Imperialisten vergleichen. Churchill meinte ja: „I hate Indians. They are a beastly people with a beastly religion“ („Ich hasse Inder. Sie sind bestialische Menschen mit einer bestalischen Religion.“) Wobei der unsportliche Fettsack Churchill noch niedrig genug empfand, von „hassen“ anstelle von „verachten“ zu sprechen. Offenbar hat er sich den Indern unterlegen gefühlt und musste sich daher aufwärtshassen. Tatsächlich wurde dieser Massenmörder von Gandhi (den er verjungern hatte lassen wollen), Subhas Chandra Bose und Jawaharlal Nehru letztlich besiegt. Churchill war der große Verlierer am 15. August 1947.

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BLMsachsen  31.08.2023, 23:05

Deutsche und Österreicher Nationalisten wie z.B. Adolf Hitler sahen die Russen, Ukrainer, Polen und andere Slawen nicht als „Arier“ an. Die Nazis hielten die Slawen für rassisch minderwertig. Hitlers Pläne für den Krieg im Osten sahen vor, die Slawen zum Großteil auszurotten und einen kleinen Rest der Slawen als Sklaven / Zwangsarbeiter auszubeuten. Auf den Gebieten der Slawen wollten sie nur „reinrassige“ Deutsche und Österreicher ansiedeln.

Nicht für ganz so minderwertig hielten die Nazis die Skandinavier und die Engländer, weil diese germanische Sprachen sprechen und enger verwandt mit den Deutschen und Österreichern wären.

Ursprünglich hatte Hitler nur einen Vernichtungskrieg in Osteuropa gegen Juden und Slawen geplant.

Die Nazis hatten zuerst nicht geplant, auch im Westen Krieg gegen Frankreich und England zu führen.

Zum Krieg im Westen kam es nur, weil Frankreich und das Vereinigte Königreich vor dem 2. Weltkrieg Polen versprochen hatten, Polen bei einem deutschen Angriff auf Polen militärisch zu unterstützen. Nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1. 9. 1939 erklärten darum Frankreich und das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland dem Deutschen Reich am 3.9.1939 den Krieg.

Als die Nazis im 2. Weltkrieg z.B. Dänemark und Norwegen besetzten, gingen sie mit der Zivilbevölkerung im Durchschnitt nicht so brutal um wie sie es z.B. in Osteuropa mit den Juden und Slawen taten.

In Norwegen betrieben die Deutschen sogar ein „arisches Zuchtprogramm“ (Lebensborn), wo deutsche Männer mit als “rein arisch“ eingestuften Norwegerinnen Kinder zeugten.

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hipparchos  05.09.2023, 17:05
@BLMsachsen

Was Sie hier kolportieren ist das jetzige Standard-„Wissen“ zum Rassendenken und zum rassenpragmatischen Handeln der Nationalsozialisten, wie es heute in den Schulbüchern in West und Ost so gelehrt wird.

Das Problem dabei ist: Es ist von Grund auf falsch und auch auf Irreführung angelegt. Ich selbst habe nationalsozialistische Literatur gründlich studiert, also Originalquellen gelesen: Hans F. K. Günther, diverse SS-Schulungsschriften, Fritz Schnell, Friedrich Jeß, H. W. Siemens, Walther Darré, Martin Staemmler („Rassenpflege im völkischen Staat“, eine ganz zentrale NS-Schrift zu dem Thema, welche die im NS führenden Anschauungen zu rassischen und eugenischen Fragen sehr gut zusammengefasst wiedergibt), Adolf Helbok, Ludwig Ferdinand Clauss u. a..

Ich kann also sagen, eine gewisse Expertise zu diesem Thema erworben zu haben. Aus dieser Position heraus kann ich feststellen, dass nicht eine einzige der von Dir kolportierten Kernaussagen irgendetwas anderes denn als einfach falsch einzustufen ist.

Schon der erste Satz stimmt z. B. nicht: „Arier“ war seit dem späten 19. Jh. ein im ganzen Abendland genutzter, nicht eigentlich rassenkundlicher Begriff, der nur dazu diente, nichtjüdische Europäer von Juden zu unterscheiden (den jüdische Begriff „Gojim“ zu übernehmen schied hier aus, da Juden damit einfach alle Nichtjuden zusammenfassen, also auch Schwarze, Asiaten usw. und der in der englischsprachigen Welt verbreitete Begriff der „Weißen“ bzw. „weißen Rasse“ (white race) wiederum inkludierte Juden).

Somit waren nichtjüdische europide Russen, Ukrainer, Polen, Finnen usw. selbstverständlich ebenso Arier wie nichtjüdische Deutsche, Franzosen, Spanier, Briten usw.. Als „nicht arisch“ wurden damals lediglich die mongoliden (also „schlitzäugigen“ Bürger der Sowjetunion) betrachtet. Der Unsinn, die Nazis hätten entgegen allen seit dem späten 19. Jh. in Europa üblichen Sprachregelungen osteuropäische Menschen einfach nicht mehr als „Arier“ (also weiße, nichtjüdische Europäer) angesehen, geht auf sowjetische Propagandamärchen von Ilja Ehrenburg und Konsorten zurück. Die einfachen russischen Bauern waren damals noch dermaßen ungebildet, dass sie den Arierbegriff, der vor allen in akademischen Diskussionen an westeuropäischen Universitäten eine Rolle spielte, einfach nicht kannten. Somit konnten die sowjetischen Propagandisten ihrem „Volk“ auch in der Sprachwahl gröbste Lügen bzw. Verdrehungen anbieten.

Merke: Der Begriff „Arier“ implizierte im Denken damaliger NS-Rassenideologen sowie Rassenhygieniker keineswegs zwangsläufig biologisch Hochwertigkeit. Ein nichtjüdischer deutscher Krimineller wie Adolf Seefeldt war, da nicht jüdischer Abstammung, ein Arier, doch eben ein entarteter Krimineller und somit von größtem Schaden für die deutsche Volksgemeinschaft (heute verwendet man für solche Subjekte den Begriff des Psychopathen).

„Die Nazis hielten die Slawen für rassisch minderwertig.“

Immerhin eine Halbwahrheit. Richtig ist, dass man die Rassenzusammensetzung in den slawischen Völkern für weniger wertvoll hielt wie z. B. die in den angelsächsischen, skandinavischen, germanischen oder auch romanischen Völkern. Führende NS-Ideologen wie Heinrich Himmler betonten aber stets die rassische Vielfalt bei den Slawen im Allgemeinen und den Russen im Besonderen. Neben weniger wertvollen innerasiatischen und ostbaltischen Typen gab es auch genug höherwertige nordische Menschen unter den Slawen nach den Wertungen des NS-Rassendenkens.

„Hitlers Pläne für den Krieg im Osten sahen vor, die Slawen zum Großteil auszurotten und einen kleinen Rest der Slawen als Sklaven / Zwangsarbeiter auszubeuten.“

Diese Lüge lasse ich hier einfach mal so stehen. Sie ist dermaßen grob und blödsinnig, dass es gar nicht die Zeit wert ist, auf sie näher einzugehen. Wer die NS-Literatur kennt, weiß, dass in keinem Buch irgendwie von „Ausrottung“ irgendwelcher Slawen die Rede ist. Würde ich polemisieren wollen, so könnte ich sagen, dass vielmehr Karl Marx, der Vater der kommunistischen Ideologie, die „Ausrottung von Völkerabfällen“ empfahl, wobei er an kleine, damals zurückgebliebene Völker wie z. B. Basken oder schottische Highlander, teilweise aber auch an slawische Völker dachte. Jedenfalls hatte Marx von den Russen tatsächlich keine allzu hohe Meinung.

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hipparchos  05.09.2023, 17:08
@BLMsachsen

„Auf den Gebieten der Slawen wollten sie nur „reinrassige“ Deutsche und Österreicher ansiedeln.“

Richtig ist wohl, dass man die damals nach den Massenmorden der Bolschewiki (Holodomor im Winter 1932/33, dem über 7 Millionen Menschen zum Opfer fielen) äußerst dünn besiedelte Ukraine nach der Niederwerfung der UdSSR nutzen wollte, um den Bevölkerungsüberschuss Großdeutschlands (dessen agrarische Fläche zur Subsistenz nicht ausreichte, das Problem kannte man schon im Kaiserreich, daher der rege Handel mit Russland und Lateinamerika) aufzunehmen – etwa so wie die Briten Nordamerika und „down under“ besiedelt haben. Für den angeblichen Plan, die dort auch nach den kommunistischen Massenmorden noch lebenden Ukrainer, dazu aber „auszurotten“ finden sich keine Quellen – weder in der NS-Literatur noch in irgendwelchen Reden führender NS-Politiker.

„Nicht für ganz so minderwertig hielten die Nazis die Skandinavier und die Engländer.“

Diese Völker galten gar nicht als minderwertig. Hitler selbst z. B. bewunderte die Angelsachsen sogar und war zunächst ein großer Befürworter des britischen Imperiums, das er als gerechten Ausgriff nordisch-germanischer Weltdominanz betrachtete - etwa so, wie die US-Amerikaner heute ihr eigenes Imperium ebenfalls in positivem Licht sehen („freie Welt“, „regelbasierte Weltordnung“ usw.)

Die britischen Eliten selbst hingegen konnten damit nichts anfangen. Für sie zählte und zählt nur die Macht und das Mittel zum Zweck dazu, das Geld. Rassische Sympathien mit ursprünglich mal verwandten Völkern war ihnen fremd und Deutschland wurde nur als gefährlicher Nebenbuhler im Ringen um die Weltherrschaft empfunden und musste daher vernichtet werden.

„Ursprünglich hatte Hitler nur einen Vernichtungskrieg in Osteuropa gegen Juden und Slawen geplant.“

Bezüglich der Juden dürfen wir hier keine andere Meinung als die „politisch korrekte“ vertreten, somit erübrigt sich die Diskussion. In Bezug auf die Slawen aber ist es mir erlaubt, zu widersprechen. Die Vernichtung der russischen Dörfer in Nähe der Front geschah in der Tat durch Männer in Uniformen der Wehrmacht und Waffen-SS.

Deutsche waren es allerdings nicht. Das waren vielmehr Bolschewiki, genauer gesagt sogenannte „politische Kommissare“. Dabei handelte es sich um Sonderbeauftragte innerhalb der Roten Armee, deren primäre Aufgabe daran bestand, diese politisch auszuspionieren, also zu schauen, ob es dissidente Subjekte gab. Solche hatten diese Kommissare dann zu liquidieren. Die bolschewistischen Verbrecher sind ja selbst durch ursprüngliche Meutereien gegen die Zarenregierung zur Macht gelangt, hatten somit berechtigt Angst, selbst Opfer konterrevolutionärer Umstürze zu werden, da sie wussten, dass ihr massenmörderisches System den Massen des Volkes im Grunde verhasst war. Im Krieg selbst haben diese Kommissare jeden erschossen, der nicht kämpfen wollte. Am 17. 11. 1941 erließ Stalin an diese seine Schergen den Befehl Nr. 0428, den berüchtigten „Fackelmännerbefehl“, der den Kommissaren befahl, verkleidet in Wehrmachts- und SS-Uniformen zu frontnahen russischen Dörfern zu fahren, die dort lebenden Menschen zu eliminieren und einige wenige immer am Leben zu lassen, damit diese traumatisierten Seelen dann das Gerücht verbreiten, die Deutschen kommen und würden sie alle umbringen. Diese Horrormeldungen hat die bolschewistische Propagandazeitung „Prawda“ dann aufgegriffen, vielleicht an die Opferzahlen noch eine oder zwei Nullen rangehängt und schon war es fertig, das Narrativ vom „deutschen Vernichtungskrieg“.

Da die Sowjetunion den Krieg gewonnen hat und der Sieger stets die Geschichte schreibt, lernen die Leute dort wie im Westen und auch in Deutschland diese groben Lügen als „Geschichte des 2. Weltkriegs“.

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hipparchos  05.09.2023, 17:11
@BLMsachsen

„Zum Krieg im Westen kam es nur, weil Frankreich und das Vereinigte Königreich vor dem 2. Weltkrieg Polen versprochen hatten, Polen bei einem deutschen Angriff auf Polen militärisch zu unterstützen.“

Frankreich und England haben Polen die Garantie gegeben, Polen in einem Krieg mit Deutschland beizustehen, ganz gleich, wer in diesem Krieg der Angreifer war! Sie hätten Polen also auch unterstützt, wenn dieses einen Angriffskrieg gegen Deutschland geführt hätte (was einigen hypernationalistischen polnischen Militärs auch tatsächlich vorschwebte). Dieses falsche Gefühl der Sicherheit hat die polnische Regierung zu Provokationen Deutschlands und vor allem Schikanierungen der deutschen Minderheit auf (seit 1919) eigenem Staatsgebiet veranlasst, die sich bis zu Vergewaltigungen und Morden an Deutschen steigerten. Dies nahm Hitler zum Anlass für den Krieg gegen Polen und der Westen (GB + FR) hatte den gewünschten Krieg mit Deutschland unter Dach und Fach. Gegen die Sowjetunion wurde den Polen vom Westen hingegen niemals solch eine „Garantieerklärung“ gegeben. Doch auch die gegen Deutschland gerichtete „Garantieerklärung“ führte nur zur Kriegserklärung an das Deutsche Reich, nicht aber zu Rettung Polens durch die Westmächte! Diese ließen den jungen polnischen Staat schmählich im Stich, da er ihnen nur Mittel zum Zweck (Zündkerze für den gewollten Krieg) war.

„In Norwegen betrieben die Deutschen sogar ein „arisches Zuchtprogramm“ (Lebensborn), wo deutsche Männer mit als “rein arisch“ eingestuften Norwegerinnen Kinder zeugten.“

Wieder ein Fall von Halbwissen, das nicht mal solches ist, sondern volle Lüge! Lebensborn war kein Programm zur „Vergewaltigung“ von Norwegerinnen oder Ähnliches, sondern ein am 12. 12. 1935 gegründeter Verein, um außerehelich gezeugte Kinder sowie deren Mütter (die bei den damals in Europa noch herrschenden konservativ-restriktiven Vorstellungen allgemein verachtet worden) ein normales Leben zu erzeugen – also eine nach heutigen Maßstaben sehr fortschrittliche Einrichtung. Die Geburtenrate in der Weimarer Republik war auf nur noch 1.6 Kinder je Frau gefallen – die Deutschen „starben also aus“ und die Nationalsozialisten wandten ihre Intelligenz und Kreativität darauf, Wege zu finden, dem entgegen zu steuern. Der Lebensborn-Verein trug seinen Teil dazu bei und letztlich waren die Nationalsozialisten sehr erfolgreich: Bis 1938 stieg die Geburtenrate wieder auf 2.3 – oberhalb des Erhaltungsminimums!

Heute haben wir übrigens eine Geburtenrate von 1.4 Kinder je Frau – und da sie die eingebürgerten Ausländer schon mit eingerechnet – und niemand bringt es fertig, dagegen etwas zu tun außer den Wahnsinn, das ganze Volk durch dahergelaufene Fremde aus aller Welt austauschen!

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Grüß Dich Flocke0n

Das Wort Arier hat eine lange Geschichte. Ursprünglich bezeichnete es Volksgruppen, die eine Vielzahl von verwandten Sprachen sprachen. Dazu gehörten die meisten europäischen und einige asiatische Sprachen. Mit der Zeit nahm das Wort jedoch neue, andere Bedeutungen an. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert definierten unter anderem einige Gelehrte die Arier als mythische „Rasse”, die angeblich anderen Rassen überlegen sei. In Deutschland förderten die Nationalsozialisten diese falsche Annahme und verherrlichten das deutsche Volk als Angehörige der „arischen Rasse”.

Es waren erst Gedankenspielereien, die sich mental manifestierten und dann mit furchtbaren Konsequenzen falsch interpretiert wurden.

Arier

https://encyclopedia.ushmm.org/content/de/article/aryan-1

Dokumentarfilm HD - Die Arier

Hier wird die private Suche nach den Ariern geschildert. Hier erfährst Du etwas über die richtigen Arier.

https://www.youtube.com/watch?v=JNujlwVu-6E

Herzlichen Gruß

Rüdiger

hipparchos  22.06.2023, 18:01

Das Machwerk, das Asumang da abgeliefert hat, ist unsachlicher Quatsch. Sie hat überhaupt gar keine korrekte Vorstellung vom Arierbegriff, wie er in Europa seit dem späten 19. Jh. verwendet wurde.

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vonGizycki  22.06.2023, 19:23
@hipparchos

Wer hier Ahnung hat und wer nbicht, lässt sich leicht herausfinden. Asumang hat ihren Film mit Interviews, Filmmaterial und Reisen argumentativ untermauert.

Du behauptest nur, mehr ist Dir nicht verfügbar, wie man hier sehen kann!

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hipparchos  23.06.2023, 18:01
@vonGizycki

"Arier" war seit dem 19. Jh. einfach ein Begriff, um Nichtjuden von Juden unterscheiden zu können. Ein "Arier" war somit jemand, der aus Europa kommt (oder aus von Europäern besiedelten Ländern) und kein Jude ist. Entlehnt hatte man ihn vom indogermanischen Stamm der H'ari (Arier), die in der Bronzezeit über den Hindukusch im Industal einfielen, die dort lebende dunkelhäutige Drawida-Bevölkerungen unterwarfen und mittels des 4-Kasten-Systems, wie es im Gesetzesbuch des Manu festgelegt war, beherrschten. (So ähnlich wie in der Moderne die niederländischstämmigen Buren in Südafrika mittels des Apartheitssystems über die Schwarzen herrschten).

Ob das Wort nun sinnvoll und passend war, darüber kann man streiten. Zuerst sprach im 19. Jh. die Linguistik von "arischen" Sprachen, vor allem in Abgrenzung zu den semitischen. (Heute sagt man anstelle von "arisch" eben "indogermanisch" oder auch "indoeuropäisch".) Dann hat es der Franzose Gobineau 1855 in seinem berühmten Essai sur l’inégalité des races humaines auf den Menschenschlag angewandt, dem die bronzezeitlichen Indogermanen angehörten, der "race aryenne" (arischer Rasse). Gegen Ende des 19. Jh. aber driftete der Arierbegriff immer mehr von Linguistik und Fachantropologie über in die Welt der politisch-gesellschaftlichen Nutzung. Dann wurde das Wort "Arier" (ohne Rasse!) einfach zur Bezeichnung für weiße Europäer (gleich welcher konkreten Rasse), die keine Juden waren. In diesem Sinne wurde der Arierbegriff auch von den Nationalsozialisten noch ein halbes Jahrhundert später genutzt, z. B. bei den Nürnberger "Rassegesetzen", die eigentlich keine Rassegesetze waren, wenn man den Rassebegriff im anthropologischen Sinne versteht, sondern vielmehr ethnische Abstammungsgesetze, bei denen es darum ging, Juden von nichtjüdischen Deutschen / Europäern zu unterscheiden.

In der Anthropologie hingegen kamen auch bereits gegen Ende des 19. Jh. andere Begriffe für Gobineaus "Race aryenne" auf. Der US-Rassenforscher Ripley sprach in The races of Europe 1899 etwa von der "Teutonic race", also der teutonischen Rasse, und spätestens seit den Werken von Madison Grant in den USA und Hans F. K. Günther setzte sich der Begriff der "Nordic race" (nordische Rasse) durch. Wenn also im 3. Reich jemand über anthropologische Rassenfragen fachsimpelte, so schrieb er niemals von einer "arischen", sondern stets von der "nordischen" Rasse, während gleichzeitig Beamte des 3. Reiches, welche die Abstammung der Bevölkerung prüften, zwischen Ariern (nichtjüdischen Weißen) und Juden unterschieden. Ein Jude konnte also blond, blauäugig, dolichokephal, leptomorph und hochwüchsig usw., also rassenanthropologisch rein nordisch sein, aber er galt dennoch nicht als Arier, da er eben Jude war. Umgekehrt konnte ein Deutscher rassisch absolut unnordisch aussehen und das Erscheinungsbild eines vorderasiatischen Türken haben - solange er kein Jude war, galt er als Arier. Das eine ist also eine rein formelle Unterscheidung, das andere eine anthropologische.

Alles hat eine Bezeichnung und nicht immer ist diese ideal gewählt. Die Franzosen nennen uns Deutsche „les allemands“, obwohl doch die Alemannen nur einer von vielen deutschen Stämmen sind und zudem noch vorwiegend das Schweizertum begründet hatten. Die Araber wiederum bezeichnen die Deutschen als „Franken“ und so weiter. Wir reden von Holländern, wenn wir Niederländer oder von Engländern, wenn wir Briten meinen, nutzen also das Prinzip des pars pro toto – und eben nach diesem Prinzip wurde nach einem Stamm, den H’ari (Ariern) das gesamte Indogermanentum bezeichnet und nachdem Gobineau den bei den Indogermanen vorherrschenden depigmentierten, schmal- und hochwüchsigen Menschenschlag ebenfalls mit diesem Begriff benannte, hatte sich dieser Begriff kurzzeitig eingebürgert, wurde aber, wie erwähnt, später durch „teutonisch“ oder „nordisch“ ersetzt.

Eine solche sachliche Formalanalyse der Verwendung des Arierbegriffs in Europa nimmt Asumang in ihrem polemischen Machwerk aber nirgends vor. Sie fährt zu irgendwelchen iranischen oder afghanischen Stämmen von heute, die nichts mit den alten H'ari der alten vedischen Kultur des Industales oder des alten Persiens zu tun haben, aber noch aus typischem Südländer-Stolz und fehlender intellektueller Redlichkeit bzw. Wissenschaftlichkeit sich als angebliche Nachfahren der hellhäutigen H'ari sehen wollen (vgl. das mit heutigen Italienern, die sich der Welt als angebliche Nachfahren der alten patrizischen Römer präsentieren, obwohl sie zu weniger als 1% von diesen abstammen). Was diese ungebildeten Bauern ihr dann erzählen, nutzt Asumang als "Widerlegung" angeblicher "Arierthesen", die sie selbst aber nicht einmal richtig wiederzugeben imstande ist. Wäre ich Lehrer, würde ich ihr eine glatte 6 geben, da sie sich von ihrer polemischen Unsachlichkeit zu einer völligen Verfehlung des Themas hat verleiten lassen.

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