Was dachten die verbündeten der Nazis wie die Italiener, Japaner oder ungarn, rümanien, bulgarien usw eigentlich über den Holocaust?
Haben die das was die nazis gemacht haben befürwortet? Oder war es denen egal? Oder haben die die nazis dafür tatsächlich auch mal kritisiert?
3 Antworten
Genau wie die Deutschen selbst auch: sehr verschieden.
Die Regierungen verfolgten zum Teil dieselbe Politik, mehr oder weniger entschlossen, freiwillig oder auf deutschen Druck.
Slowenien und Vichy-Frankreich rotteten relativ bereitwillig alle Juden, Zigeuner oä. aus, indem es sie an Deutschland übergab, Bulgarien und Finnland verweigerten es konsequent, Italien hielt sich zunächst zurück, folgte erst nach seiner Teilung im Bürgerkrieg im faschistischen Landesteil mit einem eigenen Holocaust, der aber unvollständig blieb, weil es so spät damit anfing.
Wenn du darüber alles wissen willst, ist dir Raoul Hilberts Klassiker von 1963 zu empfehlen. Da stand damals schon mehr drin als später in allen anderen Büchern zusammen.
Japan war so weit weg, dass es generell ganz andere Vorstellungen über Minderheiten hatte. Die Feindbilder der europäischen Faschisten existierten dort ja so gut wie gar nicht. Dafür hatte es seine eigenen. In China ging Japan vergleichsweise brutal vor wie die Deutschen in Russland, weil es eine ähnliche Agenda der Ausrottung oder Reduzierung der dortigen Bevölkerung für "Lebensraum" verfolgte; Millionen chinesischer Zivilisten gehen auf sein Konto.
In Asien ist Japan ähnlich im Gedächtnis der Nachbarvölker verankert wie Deutschland in Europa.
Ja, in der Tat meinte ich die Slowakei. Da bin ich wohl mal selbst Opfer einer Autokorrektur geworden.
Unterstützung gab es sogar aus den besetzten Gebieten. In Frankreich hat die Pariser Polizei bei der Deportation von Juden geholfen. Das ist ein dunkles Kapitel französischer Geschichte. Siehe z.B.:
"https://de.wikipedia.org/wiki/Rafle_du_V%C3%A9lodrome_d%E2%80%99Hiver"
oder
"https://www.deutschlandfunkkultur.de/judenverfolgung-frankreich-zweiter-weltkrieg-100.html"
Zum Thema gibt es einen lesenswerten Roman von Tatiana de Rosnay "Sarahs Schlüssel".
Die Japaner haben sich geweigert, mitzumachen.
Ungarn und Italien erliessen diskriminierende Massnahmen gegen Juden, doch verweigerten weitgehend den Völkermord. In Ungarn war die Ausnahme die Region der Subkarpaten, die das Land damals bekam, dort vollzogen sie den Völkermord. (Und ab 1944 machten die Deutschen es in Ungarn dann selber, mit Hilfe der lokalen Polizei und Hilfskräfte).
Rumänien war erst dafür, steckte Juden in Konzentrationslager, war aber bei der Ermordung weniger eifrig als die Deutschen.
Die schlimmsten waren eigentlich die Kroaten, glaube ich. In Jugoslawien war die Überlebensrate der Juden sehr schlecht, allerding umfasst das auch weite Gebiete, die von den Deutschen besetzt waren.
Von Bulgarien hört man, dass der König sich für die Juden eingesetzt hat und dass sie weitgehend verschont blieben.
In Italien war die Überlebensrate ziemlich gut, ca. 90%.
Vichy-Frankreich hat so zur Hälfte mitgemacht, vor allem gegen Juden, die als "Ausländer" galten. (Insgesamt war die Überlebensrate in ganz Frankreich ca. 75%)
Slowenien war während des Zweiten Weltkrieges von Deutschland und von Italien besetzt und konnte gar nichts machen. Möglicherweise verwechselst du es mit der Slowakei. Italien hat seinen Völkermord vor allem in Libyen und in Äthiopien begangen. In der ehemals türkischen Provinz Cyrenaika wurde ein Viertel der Bevölkerung in den Konzentrationslagern und bei Todesmärschen in die Wüste ermordet, um Platz für italienische Siedler zu schaffen, in Äthiopien starben etwa zehn Prozent der Bevölkerung durch Giftgas und Massenerschießungen.