Grüß Dich BabyAya
Ich denke, es sollte erst einmal geklärt werden, was Religion wirklich ist. Es ist entscheidend, was Du unter Religion bzw. unter Religiosität verstehst. Ich denke mal, Du solltest hier eine möglicherweise veraltete Vorstellung dringend über Bord werfen. Dort liegt der Ausweg aus Deinem Dilemma.
Zur Erklärung sind aber ein paar Bemerkungen in Sachen Religion abzugeben und weise auf den Zusammenhang zwischen Glauben und Spiritualität hin, ohne diese beiden Begriffe Religion nicht denkbar ist.
Kurz gesagt: Religion ist in die Tat umgesetzter Glauben. Bitte lies hier doch einmal nach, wenn Du dies alles durchgelesen hast. Dann muss ich es nicht noch einmal schreiben. Da habe ich eine Frage beantwortet, die inhaltlich auch gut dazu passt.
Ich möchte den Zusammenhang andeutungsweise mit einer Formel darstellen:
Spiritualität =====> Glaube = Religion
Um Deine Frage hinreichend zu beantworten, muss beides erklärt werden.
Spiritualität
Spiritualität ist der sich ausdrückenwollende Drang im Menschen, die letzten Antworten auf Fragen des Seins zu finden und sich dabei auf den Weg der Sinnsuche zu begeben.
Glaube
Glauben ist die daraus resultierende und erworbene grundsätzliche Lebenshaltung im Handeln, der aber der Realität angepasst werden können sollte, ohne ihn dabei verlieren zu müssen.
Religion ist das Grundlagensystem aus dem gehandelt wird und einen Bezug zu den Letztendlichen hat. Der Glaube kann geändert werden wenn er sich als nicht nützlich erweist. Religion bleibt so immer dynamisch und flexibel. Religiosität hingegen bezeichnet die Zugehörigkeit oder innere Bindung an einen konkreten Glauben, nach dem man sein Leben ausrichtet. Oft sind dabei Gruppen, Institutionen und Gemeinschaften, denen man sich wegen der Inhalte zugehörig fühlt.
Das was wahr oder falsch ist muss dabei durch Versuch und Irrtum erfahren werden. Man sollte sich daher immer um genügend Wissen kümmern, um entscheiden zu können, was Wahr ist und was nicht und auf das Selbstdenken nie verzichten.
In dieser Hinsicht sollten dann auch die Kinder erzogen werden.
Ein Glauben der nicht wirklichkeitskompatibel ist, verhindert allerdings eine adäquate Umsetzung im Leben. Dabei kann diese dem Menschen wesensmäßige angeborene und daher innewohnende Eigenschaft glauben zu wollen, nicht angepasst ausgelebt werden. Die Umsetzung scheitert nämlich an den unlösbaren Widersprüchen. Auf diese Weise wird das ganz Leben mit ihnen gekämpft, ohne eine Lösung zu erreichen, zum Preis, sich ständig zu belügen. Das schadet dem Verständnis von Religion an sich und unterminiert die eigene Religiosität.
Für ein tragendes, zufriedenes und sinnvolles Leben ist aber Übereinstimmung mit dem wahren Leben nötig, wobei die Widersprüche und die Härten des Lebens nicht ignoriert, sondern als integrierten Antrieb zur eigenen Verbesserung verstanden werden sollten. Hier spielt also die Verantwortungsethik (für sich selbst, für das Leben, für die Erde und im Zusammenhang mit der Einzigartigkeit im Universum) die entscheidende Rolle. Diese Verantwortungsethik muss dabei verständlich aus dem Leben selbst abgeleitet werden, so wie der eigene Glaube auch.
Gehorsamsethik muss dabei abgelehnt werden.
Der Glaube und die daraus resultierende Religiosität ist eine Art Selbstversicherung für ein lebbares sinnvolles Leben. Die Selbstversicherung als Selbststärkung ist kein Selbstzweck, sondern sollte immer auf das Gelingen eines würdevollen und erfüllten Lebens ausgerichtet sein. Das ergibt sich aus den Ausführungen zwingend.
Philosoph