Grüß Dich Maestro11334
Wenn Du die Frage so stellst, dann muss sie auch ehrlich beantwortet werden. Momentan habe ich noch die Befürchtung, dass das was ich jetzt schreibe einseitig ausgelegt werden könnte. Aber wenn Du schreibst:
"Bitte lasst uns auf einer vernünftigen Art kommunizieren und diskutieren. Ich möchte keine Beleidigungen, rassistischen Ausdrücke, Provokationen...", dann stimmt mich das zuversichtlich, ich werde mich daran halten. 👍 Aber der Rest des Satzes "...oder sonstiges in der Art.", erscheint mir doch weitreichend dehnbar.
Ich kann aber nicht in zwei bis drei Zeilen antworten, das Thema ist zu komplex, aber in der Kürze des Möglichen werde ich mich bemühen, meine Anschauung Deinem Wunsch nach entsprechend kundzutun. 😊 Du bekommst mit meinem Artikel einen reichen Fundus zum Nachdenken. Ich bitte um Verständnis.
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🔻 Ja, Religion ist absolut sinnvoll braucht jedoch deswegen unbedingt einen Kontext!
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Es sollte mit dem falschen Verständnis von Religion aufgeräumt werden und ich weiß genau wovon ich rede. Leider muss immer wieder festgestellt werden, das die allermeisten gar nicht wissen was Religion überhaupt ist und es mit Glauben verwechseln und viele deswegen Religion ablehnen, weil beobachtet und erlebt wird, das Religion die Menschen unterdrückt und ihnen die geistig-seelische Freiheit nimmt. Der Glaube kann natürlich Religion schaden, keine Frage, aber eben auch nicht! Es kommt auf das Begreifen, das Verstehen und das Ausleben des eigenen Glaubens und seiner Inhalte an, also das was man glaubt. Der Glaube ist untrennbarer Teil von Religion, aber nicht sie selbst, dazu gehört mehr.
Was ist Religion überhaupt?
Es gibt eine sehr schöne Definition die ich sehr gut finde. Und zwar ist das die von Gustav Mensching, einem verstorbenen Religionswissenschaftler. Sie erklärt wohl am ehesten den Begriff und gilt als am klassischsten.
„Religion ist erlebnishafte Begegnung mit dem Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen“.
Von 'einem Gott' ist nicht die Rede.
Da wäre aber noch zu klären, was heilig bedeutet:
Wikipedia:
Heilig bezeichnet etwas Besonderes, Verehrungswürdiges und stammt wortgeschichtlich von Heil ab, was sich abgeschwächt noch in heil („ganz“) wiederfindet. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist heilig ein im Zusammenhang mit Religion gebrauchter Begriff mit der zugedachten Bedeutung „einer Sphäre des Göttlichen, Vollkommenen oder Absoluten angehörig“.
Auch hier spielt 'ein Gott' keine Rolle
Heiligkeit muss jedoch keineswegs auf einen alleinigen Gott oder irgendwelche Götter, Engel, Dämonen oder allein auf Tiere bezogen sein.
Es darf das ganze Leben selbst sein, mit all seiner Vielfalt, mit seinen erhabenen und ergreifenden Seiten, aber auch mit seine Härten, Grausamkeiten und Widersprüchlichkeiten. Das Leben an sich kann aus diesem Grunde als besonders verehrungswürdig bzw. als heilig erlebt und so angesehen werden.
Zwischen diesen Seinsweisen, Konstruktivität (Aufbauendes) und Destruktivität, (Zerstörerisches) führt nämlich unser Weg, um Orientierung zu finden und um zu dem Menschen zu werden, den man sich wünscht und der man sein will. Das ist ein lebenslanger Prozess. Beide Seiten sind absolut notwendig für uns Menschen. Unverzichtbar!
Das mündet dann in die provokative Erkenntnis:
Wir brauchen das Böse im Menschen als notwendige unverzichtbare natürliche Erscheinung, denn nur darüber wissen wir überhaupt, was gut ist. Und dennoch müssen wir das Böse bekämpfen damit das Gute bestehen bleibt und möglich ist.
Die beiden Seinsweisen spiegeln sich in uns Menschen wider, denn wir sind ebenso ein nicht abspaltbarer Teil davon sowie dessen Verwirklichung. Sein schafft Bewusstsein, in welche Richtung, das hat jeder für sich frei zu entscheiden. Dieses Recht liegt nur beim jedem Individuum allein, es gehört zur Freiheit und der Würde des Menschen.
Mit 'einem Gott' hat das aber auch nichts zu tun!
Der Inhalt des Glaubens entwickelt sich aus dem angeborenen Drang des Menschen nach Selbstverwirklichung und Sinnsuche und um Antworten auf die allerletzte Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Herkunft des Seins zu finden und daraus handeln zu wollen (jeder Mensch glaubt etwas). Diesen Drang zur Suche nennt man Spiritualität. Dem kann sich kein Mensch entziehen. Beides zusammen wird dann zu Deiner Religion. Und Religion ist in der Ausformung immer so, wie diese Antworten sind die man meint gefunden zu haben. Sie münden in das Handeln als Selbstvergewisserung auf dem richtigen Weg zu sein. Das was man glaubt kann sich aber im Lauf der Entwicklung eigener Erkentnisse durchaus verändern, sich sogar ins Gegenteil der augenblicklichen Haltung verkehren. Das ist die Grundlage für Religion und ganz anders hergeleitet.
Was folgt daraus?
Damit ist klar, das ein Glaube der einem Vorschriften macht, wenn er das geistig-seelische Erleben normiert, einengt und erzwingt, sich ausschließlich an Vorschriften, an Heiligen Schriften, an Priestern und an Dogmen zu orientieren, dann auch das eigene Leben auf diese Weise (massiv) negativ beeinflusst und sogar Religion bzw. Religiosität sogar erheblich beschädigen kann.
Ist aber der Glaube an der Vielfalt des Lebens orientiert, dann wird dieser Glaube zu einem Glauben, der aus der eigenen Tiefe des Menschen kommt und nicht aufgezwungen ist. Man ist ja schließlich selbst auch Leben und der Glaube an sich selbst (ohne Überheblichkeit und Arroganz!) ist ein bedeutender Baustein für das Selbstbewusstsein. Die Freiheit der eigenen Seele und des Geistes macht den Menschen aus, der ja selbst Natur und ein Teil dieser Vielfalt des Lebens ist. Wenn das internalisiert (verinnerlicht) wird, dann wird Religion zu etwas Befreiendem und eint uns mit dem Leben und dem All. Wir Menschen, wie alle Organismen sind letztlich Kinder des Universums, geboren aus unvorstellbar riesigen Supernovaexplosionen im All. Das lässt sich wissenschaftlich nachweisen.
Es ist entscheidend, ob der eigene Glaube wirklichkeitskompatibel ist, also von der Vernunft überprüft wird oder nicht. Er soll ja tragen, die Realität erträglicher machen. Und der Vernünftige ist jeder selbst, jedenfalls sollte es jeder sein. Wenn man das nicht ist, wird auch langfristig die Spiritualität scheitern, weil der Glaube nachfolgend dann anhand der Realitäten scheitert. Viele verdrängen dass und glauben weiterhin an Dinge, die nicht aus der Realität, aus der Wissenschaft und aus dem eigenen Erleben als untrennbare Einheit ableiten lassen. Sowas nennt man dann Entfremdung, von der Welt und natürlich dann auch von sich selbst oder ist auch als Lebenslüge zu bezeichnen.
Kurzformel:
Spiritualität ==> Glaube = Religion bzw. DEINE Religion
Was ich schrieb ist ein ganz anderer religiöser Ansatz als es in den Offenbarungsreligionen gelehrt wird wie im Islam, im Christentum oder im Judentum oder auch im Polytheismus (Vielgötterei). Daher auch durch die eigene Erfahrung entstandenen Klagen vieler, Religion sei nichts Gutes.
Entscheidend um das abzustellen ist:
🔻 Die Überwindung des Dogmas und der Indoktrinierung ist der Beginn der Befreiung hin zu einer der Freiheit verpflichteten Internalisierung.
Die Gottesvorstellung im monotheistischen Sinn sollte dem neutralen Begriff 'Das Göttliche' weichen.
Was heißt das genau?
Es zeigt sich aus der Erklärung der folgenden vier Begriffe die in engem Zusammenhang stehen und auch gerade aus politischen Gründen dringend zu beachten ist, wo destruktiv-religöse Anschauung sich als Politik verwirklichen wollen und erzwungen wird.
Das darf nicht sein.
Dogma
https://de.wikipedia.org/wiki/Dogma
Indoktrination
https://de.wikipedia.org/wiki/Indoktrination
Internalisierung
https://de.wikipedia.org/wiki/Internalisierung_(Sozialwissenschaften)
Rationalisierung
https://de.wikipedia.org/wiki/Rationalisierung_(Psychologie)
Ich legte mir dieses persönliche Motto zu:
Mache Dir die Welt zu Deinem Tempel, in dem Du die Vielfalt des Lebens als Höchsten Gegenstand Deines Glaubens verehrst und danach handelst.
Ich bezeichne mich grob als religiösen Atheisten, genauer bin ich ein monistisch-atheistischer Panentheist.
So zeigt sich Religion in einem ganz anderen Gewandt.
Ich selbst bin Mitglied in der Unitarier - Religionsgemeinschaft freien Glaubens und wir sind mit allen säkularen, humanistischen und freigeistigen sowie freireligiösen Gemeinschaften befreundet und zählen uns zu dieser Szene. Sie alle sind hier vertreten:
https://www.dfw-dachverband.de/
Religionsphilosoph