Grüß Dich Leszock
Das Du so denkst, ist absolut entschuldbar und wundert einen nicht. Und eine Sünde ist es auch nicht und hat seine absolute Berechtigung. Das sei Dir herzlich versichert! 💕
Dazu muss ich Dir etwas ausführlicher schreiben. Anders geht es nicht! Ich möchte gerne von mir sprechen, um Dir mein Beispiel und meine Motivation zu schildern. Ich habe großes Verständnis für Dich, möchte mich aber doch erklären. Vielleicht kannst darüber ein wenig nachdenken. Es lohnt sich! 😊 Ich verspreche es!
Ich bin auch religiös, aber anders als Du denkst. Ich bin religiöser Atheist! Das ist kein Widerspruch! Dazu musst Du das Nachfolgende unbedingt wissen:
Was ist Religion überhaupt?
Es gibt eine sehr schöne Definition die ich sehr gut finde. Und zwar ist das die von Gustav Mensching einem verstorbenen Religionswissenschaftler. Sie erklärt wohl am ehesten den Begriff und gilt am klassischsten.
„Religion ist erlebnishafte Begegnung mit dem Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen“.
Von einem Gott ist nicht die Rede.
Da wäre aber noch zu klären, was heilig bedeutet:
Wikipedia:
Heilig bezeichnet etwas Besonderes, Verehrungswürdiges und stammt wortge-schichtlich von Heil ab, was sich abgeschwächt noch in heil („ganz“) wiederfindet. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist heilig ein im Zusammenhang mit Religion gebrauchter Begriff mit der zugedachten Bedeutung „einer Sphäre des Göttlichen, Vollkommenen oder Absoluten angehörig“.
Auch hier ist von keinem Gott die Rede.
Heiligkeit muss keineswegs auf einen alleinigen Gott oder irgendwelche Götter, Engel oder Dämonen oder sogar allein auf Tiere bezogen sein.
Es darf auch das Leben selbst sein, mit all seiner Vielfalt, mit seinen erhabenen und ergreifenden Seiten, aber auch mit seine Härten, Grausamkeiten und Widersprüchlichkeiten. Das Leben an sich kann als besonders verehrungswürdig erlebt und angesehen werden. Woran soll man sich sonst orientieren? Zwischen diesen beschriebenen Polen führt mein Weg, um mich orientieren zu können. Diesen Weg müssen wir wohl alle gehen, behaupte ich. Und das was mir heilig sein soll, das beschloss ich, habe ich gefälligst nur ganz allein zu entscheiden!
Zwischen diesen Seinsweisen, Konstruktivität (das Aufbauende) und Destruktivität (das Zerstörerische), geht meine Suche, um den eigenen Weg zu finden und um zu dem Menschen zu werden, der ich sein will. Beide Seiten sind absolut notwendig, damit Schöpfung stattfinden kann. Sie findet ständig statt und ist nicht abgeschlossen. Damit arbeite ich auch an mir selbst, was ebenso ein Schöpfung darstellt. Ich bin somit ganz klar ein Schöpfer meiner selbst und bin somit ständig einer Entwicklung unterworfen und offen dafür, an der ich ja so persönliche Teilhabe besitze! Diese schöpferische Kraft halte ich persönlich für dieselbe, die in der Natur wirkt (Werden, Wandel, Sichentwickeln und Vergehen). Niemand weiß was diese Kraft ist, sie ist ein Geheimnis, aber man kann es auch das Göttliche nennen, was kein Gott als Person ist, sondern ein ES! Aber ich konnte sie im Leben, in der Welt und im Diesseits, ja im Universum selbst beobachten und erleben.
Mit einem Gott hat das ganz und gar nichts zu tun!
Der Inhalt des Glaubens bedient den angeborenen Drang des Menschen nach Selbstverwirklichung, den Wunsch zu glauben und aus dem Glauben heraus handeln zu wollen (jeder Mensch glaubt etwas) und das nennt man Spiritualität (früher Frömmigkeit genannt). Beides zusammen ist dann meine Religion. Damit wird Religion ganz anders interpretiert.
Mein Glaube ist an der Vielfalt des Lebens orientiert und wird zu einem Glauben, der aus der eigenen Tiefe des Menschen kommt und nicht aufgezwungen ist. Damit ist klar, das mein Glaube der mir Vorschriften macht, das geistig-seelische Erleben normiert, einengt und erzwingt, sich an Vorschriften, an Heiligen Schriften, an Priestern und an Dogmen orientiert, dann auch mein eigenes Leben auf diese Weise negativ beeinflusst und sogar Religion bzw. meine Religiosität beschädigen kann.
Aber anders gedacht, bin ich ja selbst auch Leben und der Glaube an mich selbst (ohne Überheblichkeit und Arroganz) ist ein bedeutender Baustein für mein Selbstbewusstsein. Die Freiheit der eigenen Seele und des Geistes macht den Menschen aus, der ja selbst Natur und ein Teil dieser Vielfalt des Lebens ist. Wenn das internalisiert (verinnerlicht) wird, dann wird Religion zu etwas Befreiendem und eint mich mit dem Leben und dem All. Wir Menschen, wie alle Organismen, sind letztlich Kinder des Universums, geboren aus unvorstellbar riesigen Supernovaexplosionen im All. Das lässt sich wissenschaftlich nachweisen.
Es ist entscheidend, dass mein Glaube wirklichkeitskompatibel ist, also von der Vernunft überprüft ist. Und der Vernünftige ist jeder selbst, jedenfalls sollte es jeder sein. In diesem Falle bin ich das natürlich. Glauben heißt für viele Nichtwissen, aber für mich ist klar: ich muss etwas wissen, damit ich entscheiden kann, was glaubwürdig ist und was nicht. Wenn ich nicht vernünftig bin, wird auch langfristig meine Spiritualität scheitern. Viele verdrängen das und glauben weiterhin an Dinge, die sich nicht aus der Realität, aus der Wissenschaft und aus dem eigenen Erleben ableiten lassen. Sowas nennt man dann Entfremdung von der Welt und natürlich auch von sich selbst. Das wollte ich auf keinen Fall. Mit meinem jetzigen Glauben kann ich mich davor schützen, was aber Irrtümer nicht ausschließt. Ich bin ja ein Mensch. Doch das stetige Hinterfragen hindert mich daran religiös zu erstarren. Meine Religion ist daher dynamisch und flexibel und somit nicht starr. Ich bin freireligiös.
Kurzformel:
Religion = Glaube + Spiritualität
Was ich schrieb und Bestandteil meines Glaubens ist, ist ein ganz anderer religiöser Ansatz als es in den Offenbarungsreligionen gelehrt wird wie der Islam, das Christentum und das Judentum oder auch im Polytheismus (Vielgötterei).
Entscheidend ist:
Die Überwindung des Dogmas und der Indoktrination ist der Beginn der Befreiung hin zu einer der Freiheit verpflichteten Internalisierung.
Frei und ohne Zwang sei der Glaube. (Freireligiosität)
Was heißt das?
Es zeigt sich aus der Erklärung der folgenden drei Begriffe. Vielleicht findest Du Dich darin wieder?
Dogma
https://de.wikipedia.org/wiki/Dogma
Indoktrination
https://de.wikipedia.org/wiki/Indoktrination
Internalisierung
https://de.wikipedia.org/wiki/Internalisierung_(Sozialwissenschaften)
Ziehe die Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen, dann wird es Dir besser gehen Leicht ist es aber nicht, das muss ich ehrlich sagen. Aber es wird immer besser werden und Dich frei machen. Deine Gedanken sind der erste Schritt um Deine Selbst,- und Weltentfremdung zu überwinden. Gehe diesen Weg weiter und Du wirst dann irgendwann bei Dir ankommen und Deine Verletzungen überwinden und suche Dir dann Menschen, die Deine Ausrichtung teilen.
Nur Mut! 😊 Falls Du das willst, kann ich behilflich sein. Das würde am Besten gehen, wenn Du mir eine Freundschaftsanfrage stellst die ich annehme.
Herzlichen Gruß
Rüdiger