Grüß Dich Phxlxpp828
Wenn man Religion definieren möchte, dann sollte man von einer anderen, nicht üblichen Seite herangehen und kommt dann nachvollziehbar zur Beantwortung Deiner Frage.
Ich will mich aber kurz halten und denoch so erklären, das es gut verständlich bleibt, denn das Thema ist wirklich komplex wenngleich aber sehr spannend.
Also:
Es sollte mit dem falschen Verständnis von Religion aufgeräumt werden. Leider muss immer wieder festgestellt werden, das die allermeisten gar nicht wissen was Religion überhaupt ist und es mit Glauben verwechseln und viele deswegen Religion ablehnen, weil beobachtet und erlebt wird, das Religion an sich die Menschen unterdrücken kann und ihnen die geistig-seelische Freiheit nimmt. Der Glaube kann natürlich Religion schaden, keine Frage, aber eben auch nicht! Es kommt auf das Verständnisdarüber an, was überhaupt unter Gott zu verstehen ist.
Zuerst muss ich sagen, das man an einen Gott (1. mit Artikel) glauben kann oder nur an Gott (2. ohne Artikel).
Der erste Begriff wird als ein persönlich gedachtes Wesen aufgefasst, als oberster Richter vor dem der Mensch sich zu verantworten hat und Schöpfer des Universums, des Menschen und der Tiere, der Vater aller Menschen ist und sie alle lieb hat usw.usw.
Der zweite Begriff (2. Gott ohne Artikel) ist das Geheimnis des Seins wie auch manche indianischen Stämme in den USA glauben. Dieses Geheimnis ist unpersönlich, ein ES oder schöpferische Kraft, das Eine oder das Göttliche und kann daher nur unpersönlich, aber dennoch als Grund über das verstanden werden, das überhaupt etwas ist und nicht nichts. Auch die Bezeichnung Urgrund ist bekannt, als der letzten Ursache dafür, vor der es keine mehr gibt. Mehr geht da nicht. Philosophisch kann man noch näher herankommen, aber: dieses Geheimnis ist nie aufklärbar, man weiß nichts davon und wird auch so bleiben! Auch Wissensschaft kann dort nichts aufklären. Dennoch aber kann der Mensch seine schöpferische Wirkkraft in der Welt, im Universum erleben und in sogar sich selbst beobachten und erleben (Werden, Wandel, Sichentwickeln und Vergehen) und diesem Göttlichen auf die Spur kommen.
Und damit keine Verwechslungen auftreten, wäre es sowieso grundsätzlich besser vom göttlichen zu sprechen, was speziell keinen Gott meint, aber neutral die letzte Ursache beschreibt. Und das was wir erleben und uns tief ergreift und sogar verändern kann, das könnte man als das Göttliche bezeichnen. Man weiß nicht was es ist und doch erlebt man es. Göttliche ist also immer mit uns und kann nicht verloren werden, aber es kann mental unerkannt bleiben.
Monotheistische Glaubenskonstruktionen können das nicht übernehmen, da ein Wissen von Gott (mit Artikel) vorgegeben wird, von dem wir jedoch nichts wissen können und das dieses Geheimnis unaufklärbar bleibt. Das Wunder des Seins als die Vielfalt des Lebens, die es ohne die Materie nicht gäbe, ist dies Anlass genug, vor diesem Leben Ehrfurcht zu besitzen und an es zu glauben. Man ist ja auch selbst Leben. Man muss es aber erfahren bzw. erfahren wollen und die Suche nach Gott (ohne Artikel) wird somit zur Selbsterkenntnis. Wir sind ja selbst schöpferisch tätig sogar selbstschöpferisch in einem Wort, da wir stets auf der Suche danach sind.
Aus all dem gefolgert habe ich diese Sichtweise über den Wert von Religion:
Von diesem Standpunkt aus und die sich zwingend daraus ergebenden Fragen über das Leben (was kann ich Glauben?) und deren Beantwortung, erzeugt einen Drang, sich auf diesem Weg mit dem Leben eins zu fühlen und es verwirklichen zu wollen(Spiritualität).
So kommt man zu dieser annähernden Kurzformel
Glaube + Spiritualität = Religion
Deine Religion, weil es Dein Weg ist und dann aus Dir selbst kommt.
So gesehen muss Religion sogar einen Wert, aber einen freiheitlichen Wert bekommen, damit sie diesem gerecht wird. Alles andere ist Manipulation durch Indoktrination und Dogmatik
Hier könnte sich noch eine Diskussion über das, was heilig bedeutet anschließen, aber das sprengt jetzt den Rahmen.
Herzlichen Gruß
Rüdiger