[Chemie] Wie erkennt man die Reaktivität?

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Die Alkalimetalle in der 1. Hauptgruppe haben nur 1 Elektron zu viel, als wie für das Oktett (Edelgasstatus) nötig ist und trachten danach, dieses abzugeben. Durch die niedrige Elektronegativität dieser Elemente geschieht dies aggressiv, vor allem im unteren Bereich dieser Hauptgruppe, d.h. die Reaktivität nimmt von oben (Lithium) nach unten zu (Cäsium).

Bei den Elementen der 7. Hauptgruppe fehlt nur ein Elektron bis zur vollen mit 8 Elektronen besetzten Außenschale. Also trachten diese Elemente danach, dieses Elektron aufzunehmen, um das Oktett (Edelgasstatus) zu erzielen. Durch die hohe Elektronegativität dieser Elemente geschieht dies recht heftig, vor allem beim Fluor, darum gelten diese Elemente als reaktionsfreudig (von oben nach unten abnehmend).

Hohe Elektronegativität bedeutet, zieht Elektronen stark an, niedrige Elektronegativität begünstigt Elektronenabgabe.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
maennlich2002 
Fragesteller
 04.03.2024, 16:54

Vielen lieben Dank für deine ausführliche Erklärung. Ich würde mich sehr freuen, wenn du dir meinen Kommentar durchlesen würdest und mir sagen könntest, ob meine Erklärungen richtig sind. Gerne kannst du sie auch gerne verbessern. Diese würde ich mir dann auf Karteikarten schreiben. Und am Ende habe ich noch eine kleine Frage gestellt :-) Ich freue mich auf deine Rückmeldung. Liebe Grüße

Die Alkalimetalle in der 1. Hauptgruppe haben nur 1 Elektron zu viel, als wie für das Oktett (Edelgasstatus) nötig ist und trachten danach, dieses abzugeben. Durch die niedrige Elektronegativität dieser Elemente geschieht dies aggressiv, vor allem im unteren Bereich dieser Hauptgruppe, d.h. die Reaktivität nimmt von oben (Lithium) nach unten zu (Cäsium).

Hier sagt man also beide der 1. Hauptgruppe, dass die Reaktivität mit sinkender Elektronegativität zunimmt. Also würde man das so sortieren (von weniger Reaktion zu am reaktivsten): H, Ali, Na, K, Rb, Cs, Fr.

Bei den Elementen der 7. Hauptgruppe fehlt nur ein Elektron bis zur vollen mit 8 Elektronen besetzten Außenschale. Also trachten diese Elemente danach, dieses Elektron aufzunehmen, um das Oktett (Edelgasstatus) zu erzielen. Durch die hohe Elektronegativität dieser Elemente geschieht dies recht heftig, vor allem beim Fluor, darum gelten diese Elemente als reaktionsfreudig (von oben nach unten abnehmend).

Hier sagt man also bei der 7. Hauptgruppe, dass die Reaktivität mit steigender Elektronegativität zunimmt. Also würde man das so sortieren: At, I, Br, Cl, F.

Wie kann man den Begriff „Elektronegativität“ beschreiben beziehungsweise definieren? Folgendes würde ich sagen (ohne das Video gesehen zu haben, nur anhand deiner Erklärung):

  • Möchte ein Element (Hauptgruppe 1-3) Elektronen abgeben, um die Edelgaskonfiguration zu erreichen, so nimmt die Reaktivität mit sinkender Elektronegativität zu.
  • Möchte ein Element (Hauptgruppe 5-7) Elektronen aufnehmen, um die Edelgaskonfiguration zu erreichen, so nimmt die Reaktivität mit steigender Elektronegativität zu.
  • Dies liegt daran, da die Elektronegativität dafür steht, wie stark die Valenzelektronen vom positiv geladenen Atomkern angezogen werden. Elemente der Hauptgruppen 1-3, die ja Elektronen abgeben wollen, sind daher umso reaktiver, desto weniger die Elektronen angezogen werden, also desto niedriger die Zahl der Elektronegativität ist. Elemente der Hauptgruppen 5-7, die ja Elektronen aufnehmen wollen, sind daher umso reaktiver, desto mehr die Elektronen angezogen werden, also desto höher die Zahl der Elektronegativität ist.

Folgende Frage habe ich noch:

  • Wie kann man ein Element der Hauptgruppen 1-3 mit einem Element der Hauptgruppen 5-7 hinsichtlich ihrer Reaktivität vergleichen? Also eine Aussage darüber machen, welches Element reaktiver und welches Element weniger reaktiv ist.
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Ralph1952  04.03.2024, 20:42
@maennlich2002

Hier sagt man also beide der 1. Hauptgruppe, dass die Reaktivität mit sinkender Elektronegativität zunimmt. Also würde man das so sortieren (von weniger Reaktion zu am reaktivsten): H, li, Na, K, Rb, Cs, Fr.

Kann man so sortieren, H gehört nicht dazu, hat eine Sonderstellung (1. Pereiode H, He hat insgesamt nur 2 Elektronen).

Hier sagt man also bei der 7. Hauptgruppe, dass die Reaktivität mit steigender Elektronegativität zunimmt. Also würde man das so sortieren: At, I, Br, Cl, F.

Ja hier ist F am reaktivsten.

Deine weitere Beschreibung kann man als grobe Faustregel benutzen, es gibt jedoch viele Ausnahmen. Ich würde den Anhang (Link) doch noch genauer anschauen.

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maennlich2002 
Fragesteller
 04.03.2024, 20:44
@Ralph1952

Vielen lieben Dank für deine Antwort, den Link schaue ich mir jetzt an 🙏

Kannst du mir hierzu (siehe Zitat) noch einen kleinen Kommentar schreiben?

Wie kann man ein Element der Hauptgruppen 1-3 mit einem Element der Hauptgruppen 5-7 hinsichtlich ihrer Reaktivität vergleichen? Also eine Aussage darüber machen, welches Element reaktiver und welches Element weniger reaktiv ist.

Liebe Grüße :-)

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Ralph1952  04.03.2024, 20:47
@maennlich2002

Hauptgruppen 1 und 7 sind am reaktivsten, 2 und 6 etwas weniger und die dazwischen noch weniger.

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Ralph1952  11.03.2024, 22:00

Danke für den Stern!

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Moin,

na, da warst du ja schon ziemlich fleißig. Das verdient Hilfe!

Im Grunde hast du es ja schon selbst herausgefunden, denn du hast unter anderem geschrieben, dass die Alkalimetalle (in elementarer Form) besonders aufgehoben werden müssen. Lithium, Natrium und Kalium können in Paraffinöl aufbewahrt werden. Rubidium und Cäsium müssen in verschmolzenen Ampullen aufbewahrt werden. Das zeigt, dass die letzten beiden Alkalimetalle offenbar so reaktionsfreudig sind, dass es nicht mehr reicht, sie in das reaktionsträge Paraffinöl einzubetten, weil sie sogar damit reagieren würden.

Das führt dich zu dem Gedanken, dass die Reaktivität in der Gruppe der Alkalimetalle von oben nach unten zunimmt, also:

Reaktivität von...

Lithium < Natrium < Kalium < Rubidium < Cäsium

Das steckt im Grunde bereits in deiner Recherche. Was jetzt noch fehlt, ist eine Begründung. Und da kommen wir auf den Atombau.

Ganz rechts im Periodensystem der Elemente (PSE) findest du die Gruppe der Edelgase. Die Edelgase heißen so, weil sie überaus reaktionsträge sind. Sie sind quasi „zu edel”, um sich mit anderen Atomen einzulassen. Das heißt, sie wollen praktisch mit nichts und niemandem chemische Reaktionen eingehen. Aber warum ist das so? Das liegt daran, dass die Edelgase von Natur aus einen Atombau haben, der energetisch besonders stabil ist. Jede Veränderung in der Anzahl oder Anordnung der Elektronen in der Hülle von Edelgasatomen wäre von der Energie her gesehen eine Verschlechterung. Deshalb bezeichnet man diese Konstellation der Elektronen in Edelgasatomen auch als Edelgaskonfiguration. Aber weil jede chemische Reaktion eben zu einer solchen Veränderung in der Atomhülle führen würde, gehen die Edelgasatome derartige Reaktionen im Grunde nicht freiwillig ein.

Die Atome aller anderen Elemente im PSE haben keine so stabile Edelgaskonfiguration. Die Atome der anderen Elemente haben entweder ein bisschen zu viele oder zu wenige Elektronen in ihren Hüllen.

Alle Alkalimetalle zeichnen sich zum Beispiel dadurch aus, dass ihre Atome ein einzelnes Außenelektron (Valenzelektron) besitzen. Gäbe es dieses einzelne Valenzelektron nicht, hätten die Atome eine Edelgaskonfiguration. Darum geben diese Alkalimetallatome in chemischen Reaktionen gerne dieses einzelne Valenzelektron ab (wodurch sie zu einem einfach positiv geladenen Alkalimetall-Kation werden, das aber eine Edelgaskonfiguration hat).
Du weißt sicher auch, dass der Durchmesser der Atome innerhalb einer Gruppe von oben nach unten zunimmt, weil die Elektronenhüllen immer größer werden.
Tja, und nun frage dich: Welches einzelne Valenzelektron wird vom Atomkern wohl stärker angezogen, das in einem Lithiumatom, wo der Kern noch relativ nah am Valenzelektron liegt, oder in einem Rubidiumatom, in dem das Valenzelektron schon ziemlich weit entfernt vom Kern ist?
Genau! Je größer ein Atom ist, desto weiter ist das Valenzelektron vom Kern entfernt, desto geringer ist die Anziehungskraft zwischen Elektron und Kern und umso leichter wird es abgegeben.
Darum steigt die Reaktivität vom Lithium über Natrium, Kalium und Rubidium bis zum Cäsium immer mehr an.

In der Gruppe der Halogene (7. Hauptgruppe im PSE) ist es nun so, dass sich die Atome der Elemente dieser Gruppe dadurch auszeichnen, dass sie sieben Valenzelektronen haben. Das bedeutet, dass sie im Grunde ein einziges Elektron zu wenig besitzen, um die erstrebenswerte stabile Edelgaskonfiguration zu haben. Darum nehmen die Atome dieser Elemente in chemischen Reaktionen gerne ein einzelnes Elektron auf (wodurch sie zu einem einfach negativ geladenen Halogenid-Anion werden, was dafür eine Edelgaskonfiguration besitzt).
Aber die Halogenatome können außer der Aufnahme von Elektronen auch noch einen anderen Bindungstrick anwenden. Sie können Atombindungen ausbilden. Dazu kommt es, wenn zwei Bindungspartner jeweils ein Elektron für die Bindung beisteuern. Dieses Elektronenpaar kann dann von den beteiligten Atomrümpfen gemeinsam genutzt werden, wobei jeder Atomrumpf für sich beanspruchen kann, dass das bindende Elektronenpaar zu ihm gehören würde.

Tja, und nun hast du gelesen, dass Fluor die größte Elektronegativität habe (und deshalb das reaktivste Element sei). Unter Elektronegativität versteht man ein relatives Maß für die Stärke, mit der ein bindendes Elektronenpaar von einem Atomrumpf angezogen wird. Etwas salopp ausgedrückt: Wie stark wird ein bindendes Elektronenpaar angezogen?! Und hier zieht ein Fluor-Atomrumpf immer am stärksten ein bindendes Elektronenpaar an, egal, mit wem er verbunden ist. Fluoratome sind also überaus gierig nach Elektronen. Deshalb sind sie am reaktivsten.

Ich hoffe, das konntest du alles nachvollziehen?! Bei Nachfragen, nutze gerne den Kommentar...

LG von der Waterkant

maennlich2002 
Fragesteller
 04.03.2024, 17:22

Vielen lieben Dank für deine wie immer perfekten Antworten! :-) 🤩

Darum steigt die Reaktivität vom Lithium über Natrium, Kalium und Rubidium bis zum Cäsium immer mehr an.

Wieso beachtet man hier nicht H (Wasserstoff) und nicht Fr (Francium)?

Und die Reaktivität ist bei den Halogenen, also der 7. Hauptgruppe folgendermaßen: Astat < Iod < Brom < Chlor < Fluor. Hierbei liegt das also daran, dass Fluor nur eine Schale hat und somit Elektronen stärker anzieht als zum Beispiel Astat, da Astat ja 6 Schalen hat und die Anziehungskraft zwischen anzuziehendem Elektron (negativ) und positiv geladenem Atomkern bei Astat geringer als bei Fluor ist.

Aber die Halogenatome können außer der Aufnahme von Elektronen auch noch einen anderen Bindungstrick anwenden. Sie können Atombindungen ausbilden. Dazu kommt es, wenn zwei Bindungspartner jeweils ein Elektron für die Bindung beisteuern. Dieses Elektronenpaar kann dann von den beteiligten Atomrümpfen gemeinsam genutzt werden, wobei jeder Atomrumpf für sich beanspruchen kann, dass das bindende Elektronenpaar zu ihm gehören würde.

Das verstehe ich leider noch nicht :/

Vielleicht magst du mir das ja nochmal erklären. Ich poste gleich auch noch eine Frage zu der Ionenbindung und zu dem Binfungsmodell. Vielleicht kannst du mir da ja dann auch so eine wundervolle Antwort schreiben, wie hier zu der Reaktivität. Das würde mir unendlich weiterhelfen 🙋‍♂️😊

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DedeM  05.03.2024, 05:58
@maennlich2002

Moin,

Wasserstoff lässt man bei der Betrachtung der Reaktivität der Alkalimetalle weg, weil Wasserstoff einerseits kein Metall ist, aber andererseits aufgrund seines Atombaus auch nicht so recht zu den anderen Elementen seiner Gruppe passt. Wenn ein Wasserstoffatom sein einzelnes Valenzelektron abgäbe, so bliebe von ihm nur der Atomkern übrig. Da dieser Atomkern nur aus einem einzigen Proton besteht, kannst du auch sagen, dass nach der Abgabe des Elektrons nur noch ein Proton vorhanden ist. Das wäre dann aber kein atomares Teilchen mehr, sondern nur ein Atombaustein (der zudem auch nicht alleine frei vorliegen kann, sondern nur, wenn ihn andere atomare Teilchen mit Elektronen unterstützen).

Francium lässt man bei der Betrachtung aus anderen Gründen weg. Von Francium gibt es auf der Welt so wenig, dass man damit im Grunde keine Experimente machen kann, weil einfach zu wenig vorhanden ist. Hinzu kommt, dass Francium radioaktiv ist. Das bedeutet, dass Franciumatome zerfallen. Das Problem ist, dass alle radioaktiven Isotope von Francium sehr instabil sind. Selbst die stabilsten unter ihnen haben eine Halbwertszeit von nur gut 20 Minuten. Mit so einem Stoff kann man nicht gut arbeiten. Aber theoretisch wäre Francium noch reaktiver als Cäsium...

Wenn ihr die Atombindung (= Elektronenpaarbindung = kovalente Bindung) noch nicht hattet, dann wäre eine Darstellung dieses Bindungstyps an dieser Stelle zu umfangreich. Warte ab, das bekommst du bald. Du kannst aber auch in anderen Antworten zum Thema Atombindung stöbern. Vielleicht findest du da hilfreiche Ausführungen. Ich selbst habe auch schon mehrfach dazu etwas geschrieben.

Nochmals ein lieber Gruß von der Waterkant

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