Bedingungsloses Grundeinkommen?

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Ich würde davon ausgehen, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen am Schluss genauso wirkt, wie bedingungslose Sozialleistungen und Mindestlohn. Es würde hauptsächlich den sozial schwachen Gruppen zugute kommen, die anderen haben dann eh wieder mehr. Für mich klingt das erst mal nicht verkehrt.

Mich erinnert die Diskussion ein bisschen an einen Vortrag eines Professors, den ich vor vielen Jahren mal gehört habe: Demzufolge möchte die Oberschicht, dass sich die Mittelschicht ihr zugehörig fühlt und sich von der unteren sozialen Schicht distanziert. Dort können dann unter anderem präkere Arbeitsverhältnisse herrschen - im Prinzip eine Bereicherung auf Kosten der Arbeiter. Ich denke nicht, dass es im Gesamten ein so großes Problem ist oder sein wird, dass Menschen nicht arbeiten wollen obwohl sie könnten... Ich denke, es ist eher eine Angst, die geschürt wird. Und wenn wirklich bestimmte Jobs gefährdet sind, weil sie z.B. von schlechten Arbeitsbedingungen/ Entlohnung geprägt sind: Dann stellt sich schon die Frage, inwieweit man das moralisch rechtfertigen kann. Ich finde es schwierig zu sagen: sollen die anderen den unattraktiven Job machen und finanziell schlechter gestellt sein, den ich nicht machen möchte.

An der ein- oder anderen Stelle könnte so ein Grundeinkommen auch für Gründung eines eigenen Unternehmens führen - weil eine Rückfallsicherung da ist.

Wie stehst du zu dem bedingungslosen Grundeinkommen?

Es wäre unfair. Damit würde man institutionalisieren, dass Menschen sich an der Arbeitsleistung anderer Menschen bereichern könnten. Das kann man bei Bedürftigkeit und fehlender privater Wohlfahrt vielleicht noch verargumentieren, bei einer bedingungslosen Zahlung wird die Solidarität von Leistungsträgern aber schamlos ausgenutzt.

Abgesehen davon ist ein BGE nicht realisierbar. Erstens lassen sich Leistungsträger nicht jeden Schwachsinn gefallen, ich erinnere dafür gerne an die Notwendigkeit der Mauer, auch sorgt ein BGE für eine sinkende Produktion bei steigender Kaufkraft. Mit anderen Worten, die Lohnstückkosten würden massiv steigen. Lohnstückkosten und Inflation im VPI sind direkt miteinander positiv korreliert, also würden die Preise so lange steigen, bis das BGE wieder nicht zum Leben reicht und mehr Arbeitskraft auf den Arbeitsmarkt trifft.

Das ist ja auch nur logisch. Wenn weniger produziert wird, der Konsument aber mehr konsumieren will, wird der Preis als Ventil des Interessensausgleichs steigen.

Für Fundi-Linke ("Intellektuelle") ist schon seit Jahrzehnten typisch, dass sie sich für alle mühsame Arbeit zu schade sind und diese "dem Staat" bzw. der Gemeinschaft aufhalsen wollen. Daraus kommt die Schnapsidee mit dem Grundeinkommen.

Sie halten "den Staat" immer für alles zuständig und in der Lage, was aber gegen die Realität stößt, dass der Staat schon immer ein lausiger Wirtschafter war. Siehe auch die grausige Geldaaserei unserer Altparteien.

Jeder kommunistische Staat häuft Schulden auf und läuft schnell Richtung Staatsbankrott. Würde jeder Mensch leistungslos mit monatlich 600 € beglückt, bräuchte man für eine Monatsauszahlung 51 MILLIARDEN Euro.

Falls das über die Notenpresse kommt, haben wir blitzschnell Hyperinflation. Die Menschen brauchen aber nicht bunte Geldscheinchen sonder WAREN: Nahrung, Unterkunft, Heizstoffe, Strom, Kleidung usw. usw.

Es gibt keine Garantie, daß es funktionieren könnte.

Was würdest DU tun, wenn es das BGE gäbe?

"Ich müsste nicht mehr als Sklave das System unterstützen, und würde das machen, was Spass macht oder weniger arbeiten."

Wer macht dann die Berufe, die nötig sind? Wer macht generell die Arbeit?

Wie entwickeln sich die Löhne, wenn die Arbeitgeber wissen, daß du schon 1000 Euro netto hast? Bietet er dir dann geringere Löhne an?

Kann ein Ausländer für diesen geringen Lohn arbeiten?

Oder müsste er dann auch ein BGE erhalten? Und müsste das dann auch in seinem Heimatland eingeführt werden? Und weltweit?

Also schon bei der Umstellung gäbe es Probleme, wenn ein oder mehrere Busfahrer (vorübergehend) weniger arbeiten wollen. Denn das würden dann die meisten erst mal wollen.

Und daran geht dann die Wirtschaft zugrunde, weil viele dann verspätet zur Arbeit erscheinen würden. Oder gar nicht.

Die Versuche im Ausland laufen im Grunde so: Wir geben einigen eine begrenzte Zeit zusätzliches Geld und die Kosten bleiben gleich.

Daraus schließen wir, wie es wäre, wenn alle mehr Geld bekämen für Nichtstun, bei gleichzeitiger Kostensteigerung, weil öffentliche Zuschüsse eingestellt werden.

ÖPNV ist ein Verlustgeschäft, und nicht ohne Zuschüsse durchzuführen. Das fiele dann weg. Der ÖPNV geht Pleite, wie kommen die Arbeiter dann zur arbeit, Schüler in die Schule...?

Also, es funktioniert nicht.

Doch. Es funktioniert. Irgendwo im südlichen Afrika. Dort erhàlt jeder 30 Dollar (umgerechnet), damit leben sie, reparieren ihre Eigenheim-hütten, und sparen für Wohlstand und ihre Kinder.

Ah … Ich glaube, an das Grundeinkommen will die Politik eine Bedingung dran knüpfen. Wer nicht bereit ist, eine Arbeit aufzunehmen, dem soll das auch komplett verweigert werden, das Grundeinkommen. Grundsätzlich aber glaube ich auch nicht, dass das wirklich zu einem Ergebnis kommt. Woher willst du überhaupt die ganzen Wohnungen bauen? Wer soll die ganzen Anträge bearbeiten? Also so ganz bedingungslos kann und wird das auch nicht sein. Weil wenn du wirklich dann praktisch einfach sagen könntest: "Ja hallo, ich bin der Udo und möchte gerne Grundeinkommen haben" wer geht dann noch arbeiten? Dann würden sich viele ja denken "Wenns eh das Amt alles zahlt und ich dafür den ganzen Tag die Beine langlegen kann, warum sollte ich mich dann bemühen um eine Arbeit?" Verstehst du? Und das könnte irgendwann wahrscheinlich nicht mehr bezahlt werden, und die Leute, die mit Job eine Wohnung suchen und sowieso es schon nicht zu einfach haben, hätten es dann vielleicht noch schwerer, eine Wohnung zu finden, wenn dann praktisch jeder gefühlt einfach so eine Wohnung bezahlt bekommt. Bedingungslos wird da garantiert nichts sein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe eine sehr gute Grundwissensbildung im Alltag.