An die queere Community?

11 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo rileysworld,

mit irgendwelchen Sonderzeichen gendere ich überhaupt nicht, weil ich das für alle Gesellschaftsgruppen für vollkommen kontraproduktiv halte. Dieses Gendersprech erschwert die Sprache und den Lesefluss, es diskriminiert Menschen, die in dieser Hinsicht sowieso schon ein Handicap haben (etwa blinde und geistig beeinträchtigte Personen) und hetzt nur Gesellschaftsgruppen gegeneinander auf. In diesem Gendersprech sehe ich als selber agender Person absolut keinen Mehrwert bzw. Nutzen.

Wer sich vom generischen Maskulinum benachteiligt fühlt, dem ist nur anzuraten, sich ein stärkeres Selbstbewusstsein zuzulegen. Denn dadurch werden wir weit weniger diskriminiert als andere Menschen durch das Gendersprech. Zumal ich mich aufgrund meines Berufes als Medizinischer Fachangestellter (MFA) sehr häufig umgekehrt mit dem generischen Femininum konfrontiert sehe. Das gibt es nämlich auch, worüber sich von diesen Gendersprech-Ideologen jedoch komischerweise niemand beschwert.

Mir persönlich ist es schnurzpiepegal, ob man allgemein von dem MFA oder der MFA spricht. Ob man Bürger, Bürgerinnen, oder schlicht das Volk sagt. Solange man sich im Umgang mit mir persönlich nicht über meine Geschlechtsidentität hinweg setzt sowie mich in Texten nicht mit Sternchen, Unterstrichen etc. oder eigenen Wortkreationen wie "jemensch" statt jemand nervt (Ja, Letzteres habe ich auch schon erlebt!)...

Liebe Grüße,

Matsi.

Ich finde das Gegendere mit Sternchen und Glottisschlag nachwievor unnötig, es ist nichts weiter als eine Kurzform zu Schülerinnen und Schüler, was aus Zeichenbegrenzung entstanden ist (und da braucht mir keiner etwas anderes erzählen) - ähnlich wie hdgdl.

Es ist dennoch binär, man liest als erstes das Femininum und mit viel Mühe dann das Maskulinum, was im Deutschen gleichzeitig neutral ist, von daher schließt Schüler bereits Frauen, Männer und Nichtbinäre ein. Wir müssen uns dafür nicht verbiegen.

Übrigens, genauso verhält es sich mit dem Partizip, das funktioniert nur, wenn diejenigen gerade in der Mehrzahl partizipieren, denn im Singular wäre es wieder geschlechtsspezifisch.

Inklusive Sprache schön und gut, aber es ist sinnlos, wenn diese genauso (wenig) inklusiv ist wie die reguläre Variante. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden.

Das Sternchen oder was auch immer man für ein Zeichen verwenden möchte, kann man gerne bei strikter Zeichenbegrenzung wählen, aber ansonsten kann man auch ausschreiben.

Nichtbinäre werden sowieso nie inkludiert, da es dafür noch eine Form gibt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – verheiratet mit einer trans Frau, selbst nonbinär/trans masc

rileysworld 
Beitragsersteller
 06.02.2025, 14:36

Alles klar, danke für die ausführliche Antwort!

Mir wurde immer gesagt, dass das Sternchen, oder was für win Zeichen auch immer, quasi alle genderqueeren Menschen einschließt. Ich sehe zwar nicht wo, aber ich habe es eben aus meiner Kindheit übernommen,

Kugelflitz  06.02.2025, 15:04
@rileysworld

Kindheit? Du bist sehr jung, oder? Das Sternchen gibt es ja so erst seit ein paar Jahren.

Wie gesagt, es ist aufgrund von Twitter und Co. entstanden, man hat nicht so viele Zeichen, also fing man wieder an zu sparen.

Auch wenn einem erzählt wird, dass sich tausende kluge Köpfe zusammengesetzt und sich das ausgearbeitet haben, aber das ist Unsinn. Diejenigen haben sich höchstens ausgedacht, wie man es gut vermarkten kann.

Also langer Rede kurzer Sinn: Im Alltag ist es Quatsch so zu schreiben oder gar zu sprechen. Klingt halt auch doof. Bei Zeichenbegrenzung ists halt sinnvoll.

rileysworld 
Beitragsersteller
 06.02.2025, 16:59
@Kugelflitz

Ja haha, ich bin ein Teenager. Meine Lehrerin, mit der ich auch eine Brieffreundschaft nach der Grundschule hatte, hat den Stern immer benutzt, genauso wie andere aus dem Bekanntenkreis.

Alles klar :)

checkpointarea  09.02.2025, 15:09
@rileysworld
Mir wurde immer gesagt, dass das Sternchen, oder was für win Zeichen auch immer, quasi alle genderqueeren Menschen einschließt. 

Das tun grammatikalische Begriffe ("Genus") ebenso - und das obendrein, ohne Männer auszuschließen. Wenn ich sage "Ärzt*innen" oder "Kolleg*innen", so nutze ich automatisch das biologische Geschlecht ("Sexus"). Da es jedoch Begriffe wie "Ärzt" oder "Kolleg" als Bezeichnungen für männliche Ärzte oder männliche Kollegen nicht gibt, ist das eine klare Diskriminierung, und diese möchte man doch eigentlich verhindern, zumindest wird das als Grund genannt.

Und mal ganz davon abgesehen: Ob man nun festlegt, dass ein Genus statt eines Sexus alle inkludiert, oder ob dies ein Sternchen tut, macht doch keinen Unterschied. Wer sich nicht inkludiert fühlen möchte, der wird immer einen Weg finden.

Mein Standpunkt: Gendere in den Situationen, in denen du es für richtig, wichtig und angebracht hältst.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – forsche als promovierter Linguist zum Thema Gender & Sprache

Ich persönlich sehe das so: wenn zum Beispiel im Flugzeug ein Notfall ist und der pilot folgendes durchsagt: wir haben am Cockpit einen medizinischen Notfall, wir brauchen hier einen Arzt. Denkst du, dass dann auch eine Ärztin kommt? So was würde ich einfach als Berufsgruppe nehmen. Das ist für mich was anderes als: sie ist Polizistin. Weil da ist es eine Person und keine Berufsgruppe. Also finde ich das absolut nicht schlimm.

Ich finde es gar kompliziert zuzuhören oder einen Text zu lesen, denn es geht ja nur darum den Kontext zu verstehen. Wenn von Menschen, Leuten, Mitarbeitern die Rede ist, dann fühle ich mich doch einfach als Mitglied angesprochen.

Es geht doch darum, dass wir uns alle als Menschen verstehen und respektieren, dies passiert nicht über die Sprache. Echt, das erachte ich als Rückschritt...

Die Sprache verändert nichts an dem was wirklich zählt und das wäre nur der Respekt gegenüber eben dem einzelnen Menschen im dualen Kontakt.

Das heisst auch, ich kann etwas befremdlich finden aber ich kann die Person in Ruhe lassen, halt einfach offen sein, für all die Lebensformen...so sollte das sein.

Ich sagte mal, ich bin ein Car und stellte mich beim Warten auf den Busparkplatz...das war ein Spass und ich machte natürlich Platz, als ich das letzte Parkfeld inne hatte und ein weiterer Car kam und ich sagte, nun bin ich ein Töff ...gab da nicht so viele Biker auf der Autobahnraststätte...da wurde es mir zu langweilig und ich entschied mich doch lieber wieder ein Car zu sein.