An die Erzieher: Wie würdet ihr euren Beruf beschreiben?

3 Antworten

Ich habe mal eine Woche dort geholfen für ein Sozialprojekt unserer Schule. Das Wort "Hölle" beschreibt diese Tätigkeit ganz gut. Es ist nervenaufreibend und wenn man keine Kinder mag fast unaushaltbar. Aber das nehmen solche Leute eben in Kauf.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Psychologie macht den Alltag um vieles einfacher

Es ist ein sehr anstrengender nervenaufreibender Beruf. Dafür muss man geboren sein. Denn während man in einem anderen Job 8 Stunden lang auf einen Computer starrt, hat man hier schreiende Kinder um sich. Man braucht einen gewissen Blick für Interessen und Bedürfnisse von Kindern und sollte ein großes Maß an Empathie, Disziplin und Charisma mit sich bringen. Außerdem sollte man Interesse an wissenschaftlicher Arbeit haben, vor allem im Rahmen der Entwicklung von Kindern. Je nachdem in welchem Umfeld und mit welchen Ansätzen man arbeitet, ist noch erweitertes Wissen nötig. In meinem Fall alles rund um Jugendämter, Spracherwerb, Naturpädagogik und 8a.

Capisbratina 
Fragesteller
 19.07.2020, 11:15

Danke schön! :)

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Wahrscheinlich würde ich den Beruf nochmal wählen. Andererseits denke ich manchmal "Hätt ich doch lieber meinen anderen Berufswunsch damals umgesetzt". Dies aber eher aus (in meinem Privatleben) praktischeren Gründen.

Wobei ich gleichzeitig auch nicht mein Wissen missen möchte das sich im Laufe der Zeit ansammelte. Ist ganz praktisch wenn man selbst dann eine Familie gründet.

Willst du etwas allgemein über den Erzieherberuf erfahren, oder ganz gezielt in einem speziellen Bereich (beispielsweise Kita U3, Kindergarten 3 bis 6, Hort, Kinderheim, Jugendheim, Werkstatt für Behinderte, Tagesförderstätte, Wohnheim für behinderte Erwachsene, .....)

Capisbratina 
Fragesteller
 19.07.2020, 00:59

Danke für die Antwort!

Also Pädagogik interessiert mich generell sehr, allerdings im gesamten Kitabereich am meisten, weshalb ich dort gerne etwas mehr hören würde, über andere Bereiche aber auch gerne.

Meine Mama ist auch Erzieherin in der Kita, allerdings würde ich auch gerne mal andere Meinungen von fremden hören. :)

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Rockige  19.07.2020, 02:29
@Capisbratina

Uff, das ist umfangreich.

Ich selbst habe diverse Praktika im Bereich Kindergarten (Kita ist ja so gesehen das Gleiche) absolviert damals. Praktika während der Regelschulzeit, das einjährige Vorpraktikum, diverse Praktika später in Kitas.... Nun was soll ich sagen, entweder war ich da noch recht jung (sprich: weniger selbstbewusst, weniger Lebenserfahren, weniger kompatibel mit älteren Kolleginnen), oder dieser Arbeitsbereich war damals einfach nichts für mich. So oft habe ich es in diesem Bereich (Kinder im Alter von 3 bis 6) versucht, und jedes Mal hatte ich spätestens hinterher das Gefühl ausgelaugt zu sein. Die Kinder waren weniger das Problem, eher die Erwartungshaltung seitens der Eltern und dort angestellten Erzieherinnen.

"Meinen" idealen Platz fand ich dann im Anerkennungsjahr in einem Wohnheim der Lebenshilfe. Gut, die Arbeitszeit teilte sich nun auf verschiedene Schichten auf, beinhaltete auch Arbeit an Wochenenden, Feiertagen, Aber es war super. Ich fühlte mich gut, ich fühlte mich gefordert, die zu leistende Pflege bzw. Hilfe bei der Verrichtung von alltäglichen Handlungen empfand ich als völlig normal und eben notwendig. Es war psychisch und physisch anstrengend und manchmal nahm man auch Gedanken an Vorfälle mit in den Feierabend. Aber es war gut.

Im Kinderheim bzw. Jugendwohnheim war es, so empfand ich es damals, teils langweiliger (gegenüber der Zeit bei der Lebenshilfe). Teils anstrengender da die dort wohnenden Jugendlichen eben jeder ihr eigenes Päckchen zu tragen hatten und zusätzlich die typischen Teenagerfragen ihren Alltag beschäftigten. Inclusive "alles hinterfragen", "alles in Frage stellen", "den Sinn von allem erfahren wollen". Die Zeit dort war "okay", aber ich merkte das es auch nciht so ganz "meins" war.

Vielleicht würde ich heute, viele Jahre später, anders darüber denken wenn ich in diesem Bereich arbeiten würde - wer weiß.

Das war nur eine grobe Umrandung dessen was ich im Laufe der Jahre an Bereichen erlebte.

Insgesammt hätte ich einen Rat: Arbeit ist Arbeit, Privatleben ist Privatleben. Beides zu sehr zu vermischen tut einem auf Dauer nicht gut. Es ist klar das man sich daheim, innerhalb des Familienkreises beispielsweise, auch mal über den Job auslassen darf (wo geschieht das denn nicht?) ... aber zuviel von der Arbeit ins Privatleben bugsieren belastet das Privatleben. Und umgekehrt braucht man die Trennung um beruflich eine schützende Distanz bewahren zu können. Die Eltern eines Betreuten brauchen es nicht zu wissen das man grade den Familienhund einschläfern lassen musste (nur ein Beispiel).

Und da der Bereich "Soziales" sehr sehr umfangreich ist, findet sich für jeden irgendwo ein geeigneter Bereich (so denke ich). Einem Erzieher in Ausbildung beispielsweise zu sagen "Du bist hier fehl am Platz", nur weil dieser sich beispielsweise im Kindergarten dumm anstellt ist genauso dumm als würde man einem Mitarbeiter der Frittenbude sagen "Nee du, der Restaurantbereich taugt absolut nicht für dich".

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Rockige  19.07.2020, 02:47
@Rockige

Edit, da die Zeit abgelaufen war:

Ein (mir) wichtiger Zusatz: Oft hörte ich während der Ausbildung durch andere Mitschülerinnen des Ausbildungsjahrganges "Was, du willst im Behindertenbereich arbeiten? Ja bist du denn.... *piep*? Das ist doch voll schwer und eklig. Iiiiich könnte ja niee einen sabbernden Menschen füttern oder wickeln. Das wär mir zu eklig und zu peinlich und außerdem tun die mir so voll leid"

Gut, das was ich da in Anführungszeichen schrieb hab ich nun zu manchen Teilen ein kleines bisschen überzogen dargestellt - aber nur, um zu vermitteln wie es die Reaktionen waren die ich häufiger hörte.

Was ich damit sagen möchte ist folgendes: Wenn man den persönlichen "idealen" Wirkungskreis gefunden hat, ist es absolut wurscht was andere Leute darüber denken (könnten). Denn nicht sie, sondern man selbst will dort von ganzem Herzen arbeiten.

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Capisbratina 
Fragesteller
 19.07.2020, 03:31
@Rockige

Wow, vielen vielen Dank für die Antwort und deine Mühe!🙏🏼💗 Ich werde mich ausprobieren.

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