Zur Propaganda/Massenpsychologie
Gustave Le Bon beschrieb 1895, dass die Masse nicht denkt, sondern glaubt ,und dass Schlagworte und Bilder stärker wirken als Argumente. Wenn heute Begriffe wie ‚Annexion‘ oder ‚Aggressor‘ zur Erklärung eines komplexen Krieges reichen, erleben wir dann nicht genau das, was Bonhoeffer ‚kollektive Dummheit‘ nannte?“
4 Antworten
Leider ziehen einfache Phrasen immer leichter, als differenziertes Denken. Schwar-weiss ist eben emotional leichter verständlich.
Jeder Krieg ist erst einmal Zerstörung und bringt Leid und alle sind grundsätzlich Verlierer und der größte Verlierer sind die Natur und die Menschlichkeit.
Zur Propaganda/Massenpsychologie
Da sprichst du mir aus der Seele!
So wie Gustave le Bon nimmt auch sein Zeitgenosse José Ortega y Gasset die Sache mit der kollektiven Dummheit wahr und legt dies in seinem Buch 'Aufstand der Massen' von José Ortega y Gasset dar.
Dessen zentrale Aussage: tritt der Mensch in der Masse auf, wird er ein Teil von ihr und der kollektive Intelligenzgrad sinkt auf das Niveau der am wenigsten intelligenten Angehörigen dieser Gruppe ab. Auf dieses Verhalten trifft genau zu, was Bonhoeffer zurecht als ‚kollektive Dummheit‘ benennt; deren Folgen ereilen uns gerade und werden uns noch weiterhin plagen.
Dieses Werk kann ich jedem nur zur Lektüre ans Herz legen!
Wenn heute Begriffe wie ‚Annexion‘ oder ‚Aggressor‘ zur Erklärung eines komplexen Krieges reichen, so darf man das getrost auch als gezieltes Werk von Framing sehen, wo mit sprachlichen Mitteln - teils allgemeinverständlich, teils mit gewichtigen Fremdwörtern die Massen beeindruckt und zum Nachplappern bewegt werden. So geht Manipulation!
Wer genug geschichtliche Bildung sowie Weltwissen hat, bemerkt es und wird sich um eigene Informationsquellen bemühen (==> Information ist eine Holschuld!). Auch der hat es nicht ganz leicht, denn er muss sich über einiges hinwegsetzen, um an Klartext zu gelangen. Elon Musk wird momentan wieder unter Druck gesetzt, weil man dort nicht bereit ist, bei X die gesetzliche Maßregelung der Informationsfreiheit in bezug auf die EU mitzutragen.
Solange jemand gegen etwas ist, es aber für sich behält und seine Ansicht nicht durch Haltung von außen erkennen lässt, ist es im Endeffekt genauso viel wert, wie wenn er DAFÜR wäre.
Klugheit mag jeder für sich definieren - letztlich ist es das Ergebnis, das zählt.

Nicht nur das. Ich sehe damit auch Kants Theorie von der einen Vernunft widerlegt.
Kant ging ja davon aus, dass der Mensch imstande ist, mittels Vernunftkategorien zur Erkenntnis zu gelangen. Die heutige Praxis zeigt jedoch, dass Schlagworte und Parolen die Vernunft oft überschatten und im öffentlichen Diskurs faktisch verdrängen. Le Bon und Bonhoeffer beschreiben damit ja nicht nur ein gesellschaftliches Phänomen, sondern auch den Zusammenbruch des kantischen Ideals: Wo die Masse durch einfache Symbole gelenkt wird, bleibt von der "reinen Vernunft“ nur noch eine Konstruktion.
Genauso ist es leider!
Mich erschüttert immer wieder, wie einfachste und dümmste Parolen ohne jeden Inhalt, Menschen für Populisten, welche diese nutzen, begeistern können ...
Ironie ist das gerade der dem du Kommentierst selbst nichts akzeptiert was nicht Kreml Linie ist. Egal wie man Argumentiert, es wird immer nach gut Dünken verdreht und Russland als Opfer Präsentiert und der Krieg gerechtfertigt. Er selbst benutzt das worüber er schreibt.
Du versuchst hier gerade eine These von Le Bon mit einem Bonhoeffer-Zitat in Verbindung zu bringen. Dies führt erstmal zu nichts, da dein dafür herangezogenes Beispiel an den Haaren herbeigezogen ist. Du beziehst dich hier auf das Machtgehabe der russischen Regierung und den Befürwortern dessen, jedoch sind letztere selbst ein perfektes Beispiel sowohl für Le Bons Text, als auch für Bonhoeffers Ansichten über die Gefährlichkeit von Dummheit, nicht aber die von dir genannten Schlagworte dafür. Du hast weder Le Bon noch Bonhoeffer verstanden.
lg up
Ich halte den Einwand für zu kurz gegriffen. Weder Le Bon noch Bonhoeffer lassen sich auf ein einziges politisches Lager reduzieren.
Le Bon beschreibt in seiner "Psychologie der Massen" strukturell, dass jede Masse, ob revolutionär, konservativ oder staatstragend, empfänglich ist für einfache Schlagworte und Bilder. Bonhoeffer wiederum weist in seinen Gefängnisbriefen darauf hin, dass Dummheit nicht eine Frage der Intelligenz, sondern der sozialen Verführbarkeit ist. Damit sind seine Gedanken universell, nicht parteipolitisch.
Treffender hätte man es nicht sagen können.