Warum sind die Pyramiden von Gizeh geeignet, als Modell des inneren Sonnensystems interpretiert zu werden?

5 Antworten

Was du da schreibst, erinnert mich an die von dem Astronomen Cornelis de Jager erfundene "Radosophie".

In dem Aufsatz "Mein paranormales Fahrrad" zeigt er, dass sich solche scheinbaren Übereinstimmungen auch an einem Alltagsgegenstand wie einem Fahrrad finden lassen, wenn man sich nur geeignete Werte aussucht (z. B. astronomische oder physikalische Größen) und diese auf passende Weise zu diesem Gegenstand in Beziehung setzt.

In einer Rezension dazu heißt es:

Er verulkt jene Theorien, die in die bautechnischen Daten der Cheopspyramide alles mögliche hineingeheimnissen, von der angeblichen Kenntnis der Zahl Pi bis zu Daten aus der Astrophysik oder der Geschichte der Menschheit. Der Verfasser weist nach, daß derartige Theorien auf einer "übersteigerten Ehrfurcht vor zufälligen Übereinstimmungen von Zahlen" basieren. Er hat nämlich einen so profanen Gegenstand wie sein eigenes Fahrrad vermessen und mit den ermittelten Daten die Wissenschaft der "Radosophie" entwickelt - inklusive Fachdiskussion unter den Gelehrten, wie sich das gehört. Unglaublich, welche geheimnisvollen Bezüge sich da plötzlich finden lassen: Dem Schöpfer dieses Fahrrads müssen sogar die Gravitationskonstante und die Lichtgeschwindigkeit bekannt gewesen sein! - In Wirklichkeit handelt es sich um ganz banale Gesetzmäßigkeiten der Mathematik, die sich genausogut an jedem anderen Gegenstand exemplifizieren ließen.

Und hier noch ein alpha-Centauri-Video dazu - Harald Lesch über "Was ist Radosophie":

https://www.youtube.com/watch?v=YNeDjiQBJIs


RedCanna 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 22:19

Was die Radosophie betrifft, stimme ich Ihnen zu. Diese Banalitäten lassen sich hier angesichts der beschriebenen Besonderheiten nur leider nicht anwenden.

RedCanna 
Beitragsersteller
 31.10.2024, 10:29
@SchakKlusoh

Nein? Also, "keine Besonderheiten" sehe ich bei x-beliebigen unbedeutenden Maßen von einem unter Milliarden von Fahrrädern weltweit. Diese Banalitäten sind hier so unzutreffend wie der Hinweis auf Pareidolie bei der man unter unzähligen Wolken x-beliebige Dinge vor allem Gesichter erkennen kann. Das alles ist mit den ikonischen Pyramiden nicht vergleichbar, die an und für sich unbestreitbar etwas sehr Besonderes sind und in ihrer geometrischen Beschaffenheit gerade einmal durch nur zwei grundlegende Größen definiert sind - Länge und Höhe -, von denen Dr. Jelitto eine heranzieht. Er hat hier mitnichten irgendeines von vielen Maßen "ausgesucht". Entsprechend kreisen in unserem Sonnensystem keine millionen Planeten um tausende Zentralgestirne. Nein, bei Sonne und Erde, um die sich hier wirklich alles dreht, "keine Besonderheiten" zu erkennen, macht mich ratlos. Ihr Verkennen der Einzigartigkeiten, lässt mich vermuten, dass Sie einfach keine Besonderheiten erkennen und die Diskussion beenden wollen. Letzteres gelingt Ihnen gut. Ich bedanke mich trotzdem für Ihren sicherlich gut gemeinten Hinweise auf den altbekannten Lesch.

SchakKlusoh  31.10.2024, 19:53
@RedCanna

Das beweist nur nichts, ausser daß der Autor zuviel Zeit hat und seine Leser leichtgläubig sind.

Ich habe nicht auf "den altbekannten Lesch" hingewiesen.

Schade, dass du nicht wirklich diskutieren möchtest. Du möchtest offenbar nur Meinungen hören die deine eigene Bestätigen, dafür brauchst du uns nicht. Wäre es anders hättest du nicht in deinem Einstieg gesagt, dass es nicht darum geht ob es wahr ist, sondern nur warum es wahr ist. Die Pyramiden sind ein hochinteressantes Thema und insbesondere die Pyramiden von Gizeh sind herausragende Bauwerke. Aber so habe ich echt keine Lust mit dir zu diskutieren.


RedCanna 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 22:14

Okay, danke. Es ist erstaunlich, warum Sie dann so eilig auf die Diskussion einsteigen, anscheinend missfällt Ihnen die Theorie an sich, denn an den Fakten lässt sich nunmal nichts ändern. Trotzdem danke.

Sopherl06  30.10.2024, 22:17
@RedCanna

Bloß schade dass in der von Ihnen genannten Theorie keinerlei Fakten enthalten sind. Mir missfällt die Theorie nicht, es handelt sich um eine nette Spielerei für mich. Taschenspielertricks wenn man so möchte. Was mir missfällt ist der Absolutheitsanspruch mit dem Sie zahlreiche ernsthafte Ägyptologen diskreditieren wollen.

RedCanna 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 22:26
@Sopherl06

Das ist eine Unterstellung, die entlarvt, dass Sie ignorieren, dass hier eben gerade keine "Taschenspielertricks" veranstaltet wurden. Trotzdem danke für Ihre Meinung.

Sopherl06  30.10.2024, 22:28
@RedCanna

Was davon ist eine Unterstellung? Wenn Sie nicht mit absoluten Aussagen begonnen hätten, dann hätte ich mal nachgerechnet, aber eine Diskussion mit Ihnen ist vollumfänglich sinnbefreit, da Ihre Meinung zementiert ist. Noch eine schöne Reise.

RedCanna 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 22:45
@Sopherl06

Um auf Ihre Frage zu antworten: Sie unterstellen, dass ich "zahlreiche Ägyptologen diskreditieren" will, das ist nicht gerechtfertigt.

So schön dies ganze Herumdeuten ist, es ist näherliegend, profane Gründe für die Anordnung anzunehmen.

Was äußerst unschön in der Argumentation ist, das einfach frühere Pyramiden weg gelassen werden (s. Snofru) und auch die spätere, kulturelle Einbettung in die Reihe der Folgebauten fehlt. Dadurch wirkt alles, bei aller genauen Nachmessung, doch etwas willkürlich.

Wenn aus einen Datensatz nur ein Teil ausgewählt und alle anderen Daten fallen gelassen werden, so ist das zu begründen! Fehlt diese Begründung, spreche ich dem ganzen von vornherein die Wissenschaftlichkeit ab. Sorry.

Für die Lage der Pyramiden würde ich ganz praktisch den Baugrund und die Baustelllogistik anführen. Ohne unsere heutigen Kenntnisse der Bodenuntersuchung und -verprobung zeigten sich bspw. bei früheren Bauwerke schon in der Bauphase Risse, weil der Untergrund nachgab. Das Gizeh-Plateau zeigte sich mit der ersten Pyramide als Baugrund geeignet und so legten die Söhne ihre Grabstätten ebenfalls dort an, so wie Platz war und so wie die Baulogistik eingerichtet werden konnte.

Es gibt fundamentale Zahlen, die mit dem Pyramidenbau zusammenhängen, bspw. wurde die spätere "Knickpyramide" mit einem Steigungswinkel von 60° angelegt, also einem perfekten, gleichschenkligen Dreieck. Da hat wohl jemensch nach geometirscher Perfektion gestrebt. Oder die Cheopspyramide wurde mit der Sonnenscheibe ausgemessen, so dass sich das fundamentale Kriesverhältnis Pi hier wiederfindet.

Letztendlich muss ich Okhams Messer ansetzen und fragen, wenn es so viel einfachere Erklärungen für Bauplatz und Bauform gibt, was rechtfertigt dann eine kompliziertere Erklärung? Nichts, wie mir scheint.


RedCanna 
Beitragsersteller
 31.10.2024, 11:02

Okay, vielen Dank für Ihre Darstellung, ich finde sie nachvollziehbar.

Schemset  31.10.2024, 09:53

Gut gesagt.

Zumal die vorige Generation ja erhebliche Probleme mit instabilen Fundamenten hatte, das war ja das Problem mit der Knickpyramide. Ich denke auch, dass die Wahl des Bauplatzes erheblich von der Suche nach einem geeigneten Untergrund getrieben wurde

Ich lese dies:

Hier liegen keine Zahlenspielerein mit unbedeutenden Maßen vor, die unter vielen anderen Maßen herausgepickt und nach Missachtung ihrer Maßeinheiten ...

Und dann dies:

ihre Grundkantenlänge verhält sich zur Lichtsekunde (ein Längenmaß) wie das Erdvolumen zum Sonnenvolumen.

Und ich bin verwirrt.

Ich würde es total super finden, wenn mein Lieblingsvolk irgendwelche tolle Maße über das Sonnensystem herausgefunden hätte. Aber die hier vorgebrachten Maße sind leider nur ...Zahlenspielereien.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft

RedCanna 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 22:40

Offenbar verkennen Sie, dass ich die Methoden von Zahlenspielereien kenne und wie Sie ablehne. Vielleicht haben Sie die ausgeführten Besonderheiten nicht verstanden. Sie glauben also nicht, dass die Erbauer der Pyramiden einiges mehr als vielleicht Sie über Astronomie wussten. Das ist okay, ich ordne Ihre Meinung in der netten Kategorie "alles Zufall" ein. Danke für Ihren Beitrag.

Schemset  30.10.2024, 22:55
@RedCanna

Naja, ich finde es halt nicht so überzeugend.

Wäre es nicht plausibler, wenn alle drei Pyramiden dieselben Prinzipien aufweisen würden?

Also Kantenlänge Cheops zu Lichtsekunde entspricht Erde zu Sonnenvolumen. Kantenlänge Chefren zu Lichtsekunde entspricht Venus- zu Sonnenvolumen. Kantenlänge Mykerinos zu Lichtsekunde entspricht Merkur zu Sonnenvolumen.

Stattdessen scheint jede der aufgeführten Rechnungen nur bei dem einen Beispiel zu funktionieren, ist das nicht etwas verdächtig?

Und außerdem... Warum hab n die Ägypter, wenn sie all dies wussten, es nicht einfach aufgeschrieben? Wir haben astronomische Darstellungen und Sternenkataloge aus den Königsgräbern des Neuen Reiches. Spätestens da hätten sie es einfach an die Wand schreiben können. Wir haben Papyri mit Rechenbeispielen und mathematischen Begriffen, wir haben Lehrtexte und Messinstrumente überliefert. Warum tauchen dort überall keine Hinweise auf die Vermessung des Sonnensystems auf?

RedCanna 
Beitragsersteller
 31.10.2024, 01:41
@Schemset

Es ist, wie Sie sagen, denke ich: Jede der aufgeführten Rechnungen funtioniert nur bei einem Beispiel. Aber ich nenne das nicht wie Sie "verdächtig" sondern "auffällig", was aber im Grunde das gleiche ist. 

Um Ihre erste Frage nach der Plausibilität zu beantworten: Nein, ich fände es nicht plausibeler, wenn alle drei Pyramiden dieselben Prinzipien aufweisen würden.

Dank Ihres detaillierten Aufschreibens Ihrer Idee der drei gleichen Prinzipien geben Sie mir die ganz hervorragende Möglichkeit ein paar wichtige Dinge zu erläutern (Ich hoffe, als Akademiker verfügen Sie über ausreichende Mathekenntnisse): 

Sind zwei Verhältnisse bzw. Brüche wahrheitsgemäß miteinander gleich gesetzt, so gleichen sich automatisch auch die Verhältnisse der Zähler und der Nenner jeweils zueinander (Sie erinnern sich an die Strahlensätze). Somit könnte man jedes Ihrer vorgeschlagenen Prinzipien auch schreiben als Kantenlänge Pyramide A (bzw. B,C) zu Planetvolumen X (bzw. Y,Z) entspricht Lichtsekunde zu Sonnenvolumen - letzteres feste Verhältnis ist in jedem Ihrer drei Prinzipien automatisch enthalten. Lassen wir die Einheiten kurz beiseite - ich komme gleich darauf zurück - hätten wir drei Pyramiden, aus deren Grundkantenlängen sich die Volumen von drei Planeten ergäben, sofern man die Grundkanten mit einem bestimmten Faktor multiplizieren würde. 

Die bereits im Post oben angedeuteten Probleme hierbei sind, dass man zunächst die "Maßeinheiten missachten" würde - die Meter der Grundkanten sind keine Kubik(kilo)meter der Planeten, so wie Äpfel keine Birnen sind - und dann, nach "Anwendung eines willkürlichen Anpassungsfaktors", würde man auf die Planetenvolumen kommen. Wenn man diesen Anpassungsfaktor dann mit dem "Verhältnis Lichtsekunde zu Sonnenvolumen" benennt, dann, und zwar genau dann hätte man den Salat: Man müsste sich zu recht den Vorwurf von Zahlenspielereien oder Taschenspielertricks gefallen lassen. 

Ausserdem würde bei Ihrer dennoch lobenswerten Idee die Kantenlänge der Mykerinos-Pyramide dann nur etwa 6% von jener der Cheops-Pyramide betragen, womit sie, glaube ich, kleiner als diese Nebenpyramiden dort wäre, sodass sie wohl kaum als Teil des großen Ensembles wahrnehmbar wäre.

Darüber hinaus finde ich es wie gesagt im positiven Sinne auffällig bzw. verdächtig, wie Sie sagen würden, dass - ohne jegliche Taschenspielertricks - jede Pyramide ein eigenes schlüssiges Prinzip verkörpert, weil so die Wahrscheinlichkeit, dass alle diese außerordentlich auffälligen Eigenschaften Zufälle sind, praktisch gegen Null tendiert; weil (anscheinend) nicht nur Planetengrößen sondern - einzeln und in der Gesamtschau des Ensembles - auch Daten über deren Umlaufbahnen, über unser Zentralgestirn und das Licht "überliefert" werden (große Mengen massiven Gesteins sind ein erstklassiges Medium, um den Zahn der Zeit zu überdauern).

Vielen Dank auch für Ihre Ausführungen über die Aufzeichnungen der Ägypter, das finde ich interessant. Warum allerdings keine Hinweise auf die Vermessung des Sonnensystems auftauchen, weiß ich nicht, das ist Ihr Fachgebiet. Nur soviel als Denkansatz: Die Großen Pyramiden wurden locker 1000 Jahre vor dem Neuen Reich, das Sie heranziehen, gebaut. In dieser Zeit kann ein Großteil des Menschheitswissens verloren gehen, wie der Brand der Bibliothek von Alexandria eindrucksvoll zeigt...

Schemset  31.10.2024, 09:43
@RedCanna
(Ich hoffe, als Akademiker verfügen Sie über ausreichende Mathekenntnisse)

Ich habe in der 5. Klasse gelernt, wie man Einheiten im Bruch kürzt. Mehr brauche ich hier nicht.

(...)
hätten wir drei Pyramiden, aus deren Grundkantenlängen sich die Volumen von drei Planeten ergäben, sofern man die Grundkanten mit einem bestimmten Faktor multiplizieren würde.

Nein. Man hätte einen Bruch, der die Kantenlänge als Bruchteil einer Lichtsekunde ausdrückt.

Der gleiche Bruch, der laut Ihrer Aussage auch das Planetenvolumen als Bruchteil des Sonnenvolumens ausdrückt.

Die bereits im Post oben angedeuteten Probleme hierbei sind, dass man zunächst die "Maßeinheiten missachten" würde - die Meter der Grundkanten sind keine Kubik(kilo)meter der Planeten,

Die Meter sind genauso unerheblich wie die Kubikkilometer, die werden nämlich im Laufe der Rechnung raus gekürzt. Es ist vollkommen egal, ob ich die Pyramidenkante in Königsellen, Metern oder Birnen messe, übrig bleibt ein Bruch.

"Anwendung eines willkürlichen Anpassungsfaktors",

Der willkürliche Faktor in dieser Rechnung ist die Lichtsekunde, die uns hier als eine Art kosmische Konstante verkauft wird. Aber selbst wenn Thoth persönlich bei der Berechnung der Lichtgeschwindigkeit geholfen hat... Warum zur Hölle sollten die Ägypter sich auf die moderne Sekunde beziehen, wenn noch nicht einmal ihre Stunden eine einheitliche Länge hatten??(eine ägyptische Stunde ist 1/12 der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Das variiert mit der Tageslänge)

Ausserdem würde bei Ihrer dennoch lobenswerten Idee die Kantenlänge der Mykerinos-Pyramide dann nur etwa 6% von jener der Cheops-Pyramide betragen, womit sie, glaube ich, kleiner als diese Nebenpyramiden dort wäre, sodass sie wohl kaum als Teil des großen Ensembles wahrnehmbar wäre.

Dann hätte ich es halt gemacht wie die Vorfahren in Saqqara und Abydos, und eine fette Umfassungsmauer gebaut, und das Pyramidchen ins Zentrum gesetzt. Mit Pyramidentempel und Aufweg an der Mittelachse. Dann ist schon offensichtlich, was der zentrale Baukörper sein soll.

(Sorry, aber es nervt echt, wenn mir dauernd Leute die Pyramiden erklären wollen, die von ägyptischer Architektur offensichtlich keine Ahnung haben)

Und noch Mal: wenn die tolle Rechnung immer nur einmal funktioniert, dann riecht sie verdächtig nach ZUFALL.

Wenn es astronomische Informationen sein sollen, die absichtlich und für die Nachwelt in den massiven Stein gebaut wurden, dann erwarte ich ein konsistentes und wiederholtes Prinzip, das sich immer wieder auf dieselben Konstanten bezieht und auf dieselbe Weise gerechnet wird.

RedCanna 
Beitragsersteller
 31.10.2024, 10:58
@Schemset

Danke. Diese Ausführungen finde ich recht aufschlussreich. Also ist Ihrer Meinung nach doch alles Zufall (auch wenn Blockrift in Chatsprache Brüllen ist, das wäre doch nicht nötig gewesen.)

Schemset  31.10.2024, 11:07
@RedCanna
Also ist Ihrer Meinung nach doch alles Zufall

Ja

(auch wenn Blockdrift in Chatsprache Brüllen ist, das wäre doch nicht nötig gewesen.)

Entschuldigung , so war das nicht gemeint. Die Majuskeln waren lediglich zur Hervorhebung gedacht

RedCanna 
Beitragsersteller
 01.11.2024, 16:04
@Schemset

Liebe/r Schemset, ich möchte Sie gerne bitten und wäre Ihnen sehr dankbar, da Sie als ernsthafter Diskussionspartner auftreten, und niemand in dieser Debatte auf ein nicht unerhebliches Argument eingegangen ist, folgendes Bildnis/Gleichnis zu kommentieren:

Hoch am Himmel stehen (zumindest für viele sichtbar) nebeneinander von links nach rechts ein offenbar aus Wasserdampf bestehendes, formvolleindetes Auge-Zeichen, ein Herz und ein Notenschlüssel. Jemand ruft, er erkenne ein Muster, eine Bildsprache, "Eye love Music" und schlussfolgert das Werk eines Kunstfliegers. Die meisten anderen hingegen nehmen die Sichtung zwar wahr und tolerieren mitleidig kopfschüttelnd die naive Interpretation. Sie belehren den Leichtgläubigen "da ist kein konsistentes Prinzip wie 'Auge, Nase, Mund' oder 'Liebe, Hass, Neid' oder 'Musik, Tanz, Malerei' und außerdem sind das nur Wolken - ZUFALL." "Genau! Außerdem hat der Pseudowissenschaftler die ganzen anderen Daten vom Datensatz, die anderen Wölkchen da hinten fallen gelassen!" "Genau!" stimmen sich die meisten gegenseitig zu - sie kennen die Technik der Himmelsmalerei nicht. Es gibt andere, die über die Vielen schweigend den Kopf schütteln. 

Nun, weniger die exquisite Besonderheit der verwendeten Daten (ich habe das in einem anderen Kommentar hier genauer erklärt) als die schiere Größe der Pyramidenmaße zwingt zu der Festellung, dass die Fehlerabweichungen der existierenden Korrelationen nur im Bereich von 3 bis 20 Hundertstel(!) Prozent liegen. Die sogenannten Radologen lehnen sich bei Ihrem Fahrrad-Bildnis schon mit hundertmal gröberen Fehlertoleranzen zufrieden zurück. Finden Sie das nicht verdächtig? Mich überzeugt der Zufall hier nicht. Für mich spricht die exorbitant hohe Präzision der Korrelationen eindeutig gegen Zufall - ich weiß halt nur nicht, was es stattdessen sein könnte.

Das von Ihnen vermisste konsistente Prinzip, das ist, glaube ich, die hier verwendete "Sprache" selbst! Die meisten hören sie nicht; wenn doch, erkennen sie darin keine Sprache und wenn doch, verstehen sie den Inhalt nicht. Ich gebe ganz offen zu, ich verstehe die Sprache nicht, geschweige denn die Aussage. Aber - no front - ich kann Kunstflugmalerei von Wolken unterscheiden. Der springende Punkt ist die unwahrscheinlich große Präzision. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zufall konvergiert wie beim Bildnis oben gegen Nullkommanullhochminuszehn. 

Kann es Ihrer Meinung nach außer dem Zufall auch eine andere, plausible, Erklärung geben?

Jedem seine Meinung, ich interessiere mich für Ihre... Danke vorab für Ihre Kritik. 

Schemset  01.11.2024, 21:58
@RedCanna

also, die Sache ist die... ich sehe eben aus einer etwas anderen Perspektive auf die ganze Frage. Ich habe Ägyptologie studiert. Ich kenne die Quellenlage und daraus resultierende Chronologie des Alten Reiches, ich habe die Pyramidentexte gelesen - der historisch sozusagen nächstliegende Textkorpus.

Ich sehe die Pyramiden von Gizeh nicht als isolierte Monumente, sondern im Kontext ihrer Kultur und ihrer Architekturgeschichte.

Um es ebenso mit einem Gleichnis auszudrücken: Stell dir vor, es ist der 3. Oktober. Ein Kunstflieger malt elegant den deutschen Bundesadler in den Himmel über Berlin. Neben mir steht ein Australier und erklärt mir aufgeregt: "Schau, das Zeichen des Raubvogels - das ist eine Warnung! Zähl die Streifen an jedem Flügel - insgesamt 10! Das bedeutet, uns bleiben 10 Tage. Und da sind vier Krallen an jedem Bein - es werden 8 Gegner kommen, und der Vogel blickt nach Osten, das heißt, sie werden aus Osten kommen!!" ... und dann sage ich so: "Es ist einfach nur unser Wappen" ... und der Australier so: "Aber zähl doch! 10 Streifen! du musst doch zugeben, es sind 10 Streifen! Und ein Raubvogel kann doch ein Zeichen der Warnung sein"

und ich wieder so: "Ja, aber heute ist der Nationalfeiertag. Es ist echt einfach nur unser Wappen, ich glaube nicht, dass da eine versteckte Botschaft dabei ist."

RedCanna 
Beitragsersteller
 02.11.2024, 22:02
@Schemset

Danke für den unterhaltsamen Dialog! 

Ich hatte ein Gleichnis konzipiert, in welchem eine Person mit der schweigenden Zustimmung weniger anderer eine Deutung eines Gebildes wagt, dass es sich um eine künstliche Himmelszeichnung mit einer Bilderschrift handeln könnte. Alle anderen, zumindest diejenigen, die sich die Mühe machen, überhaupt hinzuschauen, streiten die Sichtung als solche zwar nicht ab. Aber sie tun die Deutung ab, als Zufall, im Sinne der Radologie/Pareidolie. 

Ich freue mich sehr, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, selbst ein Bildnis zu erschaffen! 

Wenn ich Ihr Gleichnis nun richtig verstehe, gibt es zunächst mal ein unstrittig existierendes, künstliches Gebilde. Dann gibt es da einen, der sieht versteckte Zeichen und leitet eine Prophezeiung daraus ab, während Sie die vorgesehene, offenkundig richtige Aussage erklären, nicht mehr und nicht weniger, keine tiefergründigere Botschaft.

Übertragen auf mein Bildnis von zuvor würden Sie also, wenn Sie dort zugegen wären, die verwendete Technik gar nicht in Frage stellend (einfach ein Kunstflieger), sich sicher sein, dass das unstrittig existierende, künstliche Gebilde (die Wasserdampfstreifen) einfach nur die im Kontext der Gesellschaft vorgesehene, offenkundig richtige Aussage "Auge, Herz, Notenschlüssel" darstellt, nicht mehr und nicht weniger, keine tiefergründigere Botschaft wie "I love music".

Das wirkt irgendwie versöhnlich auf mich, denn übertragen auf Gizeh bedeutet das, Sie würden also, die verwendete Technik gar nicht in Frage stellend (einfach eine architektonische Manifestation), sich sicher sein, dass das unstrittig existierende, künstliche Gebilde (die Korrelationen) einfach nur die im Kontext der Gesellschaft vorgesehene, offenkundig richtige Aussage "wahre Erdgröße, wahre Sonnengröße, wahre Lichtgeschwindigkeit, wahre Venusgröße, wahre Erdumlaufbahn, wahre Merkurumlaufbahn, wahre Venusumlaufbahn, wahres inneres Sonnensystem" darstellt, nicht mehr und nicht weniger, keine tiefergründigere Botschaft wie "wir haben das Sonnensystem vermessen".

Ehrlich gesagt, finde ich, eine solche Errungenschaft würde sehr gut zu den alten Ägyptern passen. Ich bin ja nur Laie. Aber Sonnenanbeter mit gewissen Vorlieben für Astronomie, Mathematik und Architektur, das war Ihr "Lieblingsvolk" schon, oder? Ich verstehe sehr gut, dass Sie als Vertreter/in der Ägyptologie natürlich alles aus der von Ihnen beschriebenen Perspektive sehen, und alles in das mühsam erarbeitete wissenschaftliche Gerüst einordnen müssen: "Es kann nicht sein, was nicht sein darf".

Schemset  03.11.2024, 11:16
@RedCanna
übertragen auf Gizeh bedeutet das, Sie würden also, die verwendete Technik gar nicht in Frage stellend (einfach eine architektonische Manifestation), sich sicher sein, dass das unstrittig existierende, künstliche Gebilde (die Korrelationen)

Nein, so meinte ich das tatsächlich nicht. Das unstrittig existierende künstliche Gebilde sind die Pyramiden!

Diese Korrelationen halte ich immer noch für "Radologie"

einfach nur die im Kontext der Gesellschaft vorgesehene, offenkundig richtige Aussage

Die Aussage aus dem Kontext der Gesellschaft ist: "Dies ist das Grabmal des Königs Chufu, der zu einem unsterblichen Gott geworden ist."

"wahre Erdgröße, wahre Sonnengröße, wahre Lichtgeschwindigkeit, wahre Venusgröße, wahre Erdumlaufbahn, wahre Merkurumlaufbahn, wahre Venusumlaufbahn, wahres inneres Sonnensystem"

Wiederum, selbst wenn ich alle obigen Rechnungen ungeprüft glaube: die Lichtgeschwindigkeit passt nur in die Rechnung, wenn man das moderne Zeitmaß "Sekunde" einbezieht. Das Volumen der Mykerinos-Pyramide steht anscheinend NICHT in dem selben Verhältnis wie das Volumen des Merkur zu Venus und Erde. Der sonnennächste Bahnabstand der Venus kommt auch nicht vor. Sprich: es gibt immer nur EINE Verhältnisrechnung die funktioniert, die ZWEITE Verhältnisrechnung, die die erste bestätigen könnte... fehlt .

Ehrlich gesagt, finde ich, eine solche Errungenschaft würde sehr gut zu den alten Ägyptern passen

Ja, aber es scheint sie nicht sonderlich interessiert zu haben

Ich bin ja nur Laie. Aber Sonnenanbeter mit gewissen Vorlieben für Astronomie, Mathematik und Architektur, das war Ihr "Lieblingsvolk" schon, oder?

Und hier liegt das Problem. Auch ein Laie kann sich einfach Mal die Pyramidentexte zumindest in Übersetzung vornehmen und selber nachlesen, wofür eine Pyramide aus ägyptischer Sicht da ist. Anstatt wild zu phantasieren.

Ich verstehe sehr gut, dass Sie als Vertreter/in der Ägyptologie natürlich alles aus der von Ihnen beschriebenen Perspektive sehen, und alles in das mühsam erarbeitete wissenschaftliche Gerüst einordnen müssen: "Es kann nicht sein, was nicht sein darf".

Das ist eine ernsthafte, gemeine und haltlose Unterstellung!!!

Wissenschaft lebt davon, dass man alles immer wieder in Frage stellt! Klar, Wissenschaft ist nicht perfekt. Manche Menschen trauen sich nicht, einem Lehrer zu widersprechen oder halten an ihrer Lieblingsidee fest... Aber genau dafür gibt es Peer Review!

Ein Beispiel: es war lange die Lehrmeinung, dass Königin Nofretete irgendwann in Ungnade fiel oder gestorben ist, weil Inschriften, die sie als Große Königsgemahlin nennen, aus dem letzten Teil von Echnatons Regierungszeit fehlten. Die ganze Familiengeschichte der späten 18. Dynastie wurde unter dieser Annahme geschrieben.

Tja, bis dann vor ca. 10 Jahren eine Forscherin eine Felsinschrift in einem Steinbruch fand, aus dem letzten Regierungsjahr, die Nofretete nennt. Wurde das abgelehnt? Totgeschwiegen? Wegerklärt? Es ist ja nur eine einzige, unscheinbare Inschrift, entdeckt von einer eher unbedeutenden Wissenschaftlerin... Aber nein. Es wurde geprüft, von der Mehrheit als zuverlässige Lesung anerkannt, und sämtliche Werke und die "Lehrmeinung" wurden korrigiert. So funktioniert Wissenschaft, auch Ägyptologie.

Wenn also jemand nachweist, wie die Pyramiden von Gizeh das Sonnensystem repräsentieren... dann wird das geprüft, diskutiert, und wenn es überzeugend ist, dann wird die Lehrmeinung geändert.

Das Problem ist halt... Dieser ganze pseudowissenschaftliche Kram ist nicht überzeugend! Es sind wilde Spekulationen ohne ausreichende Nachweise und Fakten. Und wir sind es unserem Fachgebiet schuldig, dass wir nur die plausibelsten Erklärungen und rundum zuverlässigsten Theorien als Lehrmeinung annehmen.

Und es geht mir, wie du merkst, ganz gewaltig auf die Nerven, dass andauernd irgendwelche Verschwörungsmystiker "die Wissenschaft" als korrupt und selbstverliebt darstellen, nur, weil sie am Peer Review gescheitert sind.

Ich sag da nur: Mi,mi,mi. Werdet erwachsen. Studiert die Quellenlage. Kommt mir etwas überzeugenderem zurück.

Oder macht es wie Mark Lehner. Der kam einst nach Ägypten, weil er es für die Erben von Atlantis hielt. Und ist heute der angesehensten Experte für die Pyramiden von Gizeh.

RedCanna 
Beitragsersteller
 03.11.2024, 14:48
@Schemset

Okay. Vielen Dank, dass Sie mir seit Tagen so ausführlich geantwortet haben und mehr oder weniger respektvoll geblieben sind. Ihr zuletzt recht unwirscher Stil ist aber in Ordnung, weil Sie damit glaubhaft Ihr Genervtsein unterstrichen haben. Dann werde ich Sie nicht weiter stören (obgleich Sie sich freiwillig in diesen Chat begeben hatten). Aber ich erlaube mir, kurz klarzustellen, ich habe keine Absichten, die Lehrmeinung zu ändern, ich bin auch kein Verschwörungsmystiker, sondern nur von den - so real wie die Pyramiden selbst - existierenden Größenentsprechungen in Gizeh fasziniert. Diese astronomischen Beziehungen und mögliche weiterführende Theorien können offenbar sehr provozierend wirken.

Ich bin dankbar für die hier von einem anderen User vorgetragene Erkenntnis, dass beispielsweise die damals unbekannte Kreiszahl Pi zufällig wegen der Verwendung der Sonnenscheibe als Maßstab in die Cheops-Pyramide hineingeraten ist, und darf in Analogie dazu annehmen, dass die hier diskutierten, damals ebenfalls offiziell unbekannten astronomischen Maße aus ähnlichen Ursachen quasi "unabsichtlich" verbaut worden sind. Einen "reinen" Zufall vermute ich aus bereits hinreichend dargelegten Gründen nicht.

Nun gut, es kann ja jeder Mensch glauben, was er will. Wenn also jemand neben mir Kunstflug-Zeichnungen für zufällig akkurate Wolken hält, dann werde ich nicht rumdiskutieren, das nervt ja sowas von…!

Es ist ähnlich wie mit der Numerologie. Man kann immer irgendwelche künstlichen Beziehungen herstellen, also klassische Scheinkorrelationen, die in keinem kausalen Zusammenhang stehen.

Damit kann man alles oder nichts "beweisen". Aus wissenschaftlicher Sicht völlig wertlos.


RedCanna 
Beitragsersteller
 31.10.2024, 11:09

Okay, vielen Dank! Mit Ihrer meiner Beobachtung nach populärsten Auffassung hier sind Sie zwar nicht der erste, dafür aber wahrscheinlich auch nicht der letzte User bzw. Userin... Schauen wir mal weiter.