Studiert, aber arbeitslos: Wie real ist der MINT-Fachkräftemangel wirklich?
Gab es überhaupt jemals einen "richtigen" Fachkräftemangel im MINT-Bereich? Also so einen, wo noch nicht abgeschlossene Viererkandidaten von den Uni-Campi wegrekrutiert werden?
In letzter Zeit kommen auffallend viele Studierende aus Indien nach Deutschland. Nicht zuletzt, weil Länder wie die USA und Kanada die Ausgabe von Visa deutlich eingeschränkt haben. Für viele ist Deutschland nun der „Plan B“, mit kostenlosen Studienplätzen und Aussicht auf ein Leben hier. Klingt gut, aber ist das wirklich nachhaltig? Man muss sich fragen, ob das Modell noch zeitgemäß ist: Der Steuerzahler finanziert das Studium, doch ob die Absolventen am Ende hier gebraucht werden oder bleiben, ist oft unklar. Der viel zitierte Fachkräftemangel existiert längst nicht in allen Branchen. In vielen Bereichen fehlen eher die passenden Jobs als die Leute. Viele Arbeitgeber setzen auf einen Kandidatenmarkt und hoffen, durch die Zuwanderung mehr Auswahl und niedrigere Löhne zu bekommen. Doch einen echten Arbeitgebermarkt zu schaffen, ist riskant. Wenn es zu viele Bewerber und zu wenig Jobs gibt, steigt die Unsicherheit und die Gesellschaft reagiert schnell ablehnend gegenüber Zuwanderung. Demografische Probleme lassen sich eben nicht allein durch mehr Uni-Abschlüsse lösen. Ohne wirtschaftlichen Aufschwung und echte Jobchancen bleibt das alles gut gemeint, aber letztlich eine riskante Wette auf die Zukunft.
4 Antworten
Also so einen, wo noch nicht abgeschlossene Viererkandidaten von den Uni-Campi wegrekrutiert werden?
Gegenfrage: Warum werden solche Kandidaten nicht "wegrekrutiert"?
Könnte das daran liegen, dass sie nicht die notwendigen Qualifikationen und Fähigkeiten aufweisen, die man für die verfügbaren Posten erwartet?
Diese Kandidaten haben doch gerade mal die notwendigen Grundkenntnisse (und je nach Bewertungen diese vielleicht nicht einmal!). Was genau macht diese Kandidaten dann zu einer Fachkraft?
Ich hatte im IT-Bereich Bewerber mit Uni-Abschluss, die nicht zu gebrauchen waren. Da war jeder ausgebildete Fachinformatiker besser geeignet. Ein Studium ist nicht zwangsläufig eine Qualifikation zu einer Fachkraft.
Primär liegt es am Unwillen vieler Unternehmen ihre krankhaft übertriebenen Ansprüche etwas runter zu schrauben und dass auch noch bei zu niedrigen Gehalt. Bezahlt die Leute anständig und lernt sie gut an, dann gibt's auch keinen Fachkräftemangel.
Unserer Obsession zu akademischen Graden, ist einfach nur schädlich für unsere gesamte Gesellschaft. Habe recht lang aber Anwendungsentwickler gearbeitet und mich nach einiger Zeit gefragt, warum man dafür überhaupt ein Abi braucht? Macht null sinn, da das jeder mit der Zeit lernen kann. Das kein Hexenwerk.
Die Qualifikationsanforderungen müssen im gesamten Land fallen.
Auch wenn oft vom Fachkräftemangel im MINT-Bereich die Rede ist, spielt Stellenabbau eine große Rolle dabei, warum Absolventen Schwierigkeiten haben, sofort eine passende Stelle zu finden.
- Weniger offene Stellen bedeuten mehr Konkurrenz für jeden Job, selbst für gut ausgebildete Ingenieure.
- Firmen streichen Stellen oder besetzen nur sehr spezifische Profile nach, sodass Absolventen mit „normaler“ Ausbildung oft nicht passen.
- Das erklärt, warum selbst hochqualifizierte Absolventen, wie im Stuttgarter Zeitung-Artikel beschrieben, trotz Abschluss und Erfahrung lange suchen müssen.
Kurz gesagt: Fachkräftemangel auf dem Papier heißt nicht automatisch Jobgarantie – Stellenabbau und spezifische Anforderungen sorgen dafür, dass es trotz theoretischem Bedarf eng bleiben kann.
Im Moment stellen kaum Firmen ein und wie im Artikel zu lesen ist, haben renommierte Schwergewichte der deutschen Industrie Stellen abgebaut.
Natürlich nimmt ein Arbeitgeber lieber Ingenieure mit Berufserfahrung.
Die Zeiten ändern sich auch wieder.
Maschinenbau hat nach wie vor Zukunft in Deutschland und in absehbarer Zeit werden auch wieder Ingenieure gesucht.