Russland und China sind dem Westen weit überlegen

11 Antworten

Klar, Russland. Meine Tochter, die in Russland lebt, bat erst heute darum, wir möchten ihr doch Gewürze schicken, weil es aktuell grad keine zu kaufen gibt.

das ist dann wohl die von dir beschriebene „wirtschaftliche Stärke“. Klingt logisch, wenn niemand seine Kopeken ausgeben kann, weil es nix zu kaufen gibt, dann bleibt die Währung im Geldbeutel und damit sicherlich stabil, gelle?


Julian895735 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 15:53
weil es aktuell grad keine zu kaufen gibt.

Die Gewürze, die ich benötige, sind im Westen leider auch nicht zu kaufen.

Typische Trollargumente ohne Substanz. Da werden gerne mal wirtschaftlichen Herausforderungen vergessen, denen China trotz Schuldengetriebenem Boost entgegensteht. Vieles ist eh Stammtischgerede, aber was du zu Russland sagst, ist schon stark lächerlich. Typisches getrolle.

Ja die Welt ist im Wandel und China spielt dabei eine gehörige Rolle, wie allgemein die Brics Staaten. Russland ist dabei aber auf einem ziemlich absteigenden Ast hin zum Schoßhündchen Chinas. Es ist nicht viel mehr, als eine billige Tankstelle für chinas. Aber glaub gerne weiter solche propaganda. Die ist sowohl unter weit linken, als auch weit rechten sehr beliebt und fällt auf fruchtbaren Boden.

1. Souveränität und strategische Unabhängigkeit

Deine Annahme: Russland und China sind souverän, der Westen ist Marionette globalistischer Eliten und korporativer Interessen.

Kritik:

  • Souveränität als Fassade: Gerade China ist wirtschaftlich hochgradig in globale Lieferketten verflochten. Es ist abhängig von Exportmärkten im Westen (USA, EU), von Technologieimporten (Halbleiter, High-End-Maschinenbau) und von Zugang zu globalen Finanzströmen. Die Vorstellung, China agiere völlig unabhängig, ist illusionär.
  • Russlands "Unabhängigkeit": Russland ist nach dem Ukraine-Krieg wirtschaftlich de facto abhängig von China (Energieexporte, Rohstoffabnahme). Es hat sich von einem multipolaren Machtpol zu einem Juniorpartner Chinas degradiert. Wo bleibt da die strategische Autonomie?
  • Westliche "Fremdbestimmung" als Pluralismus: Was du als Schwäche interpretierst (Einfluss von NGOs, Medien, Konzernen) ist auch Ausdruck pluralistischer Gesellschaftsmodelle, in denen Interessenvielfalt institutionalisiert ist. Das führt zu Reibungen, aber auch zu Anpassungsfähigkeit.
2. Wirtschaftliche Stärke und langfristige Planung

Deine Annahme: China und Russland planen strategisch und sind wirtschaftlich resilient, der Westen handelt kurzsichtig und ist deindustrialisiert.

Kritik:

  • Chinas Wachstumsmodell ist in der Krise: Überschuldung, Immobilienblase (Evergrande), demographischer Absturz, Kapitalflucht – Chinas Wirtschaftsmodell stößt strukturell an Grenzen. Die "Neue Seidenstraße" leidet unter Ineffizienz, Schuldenfallen und geopolitischen Rückschlägen (z.B. in Afrika und Südostasien).
  • Russlands Wirtschaft ist rohstoffbasiert und technologisch rückständig: Der Strukturwandel, den du lobst, ist primär eine Anpassung an Sanktionsdruck – keine Innovation. Russland hat weder eine wettbewerbsfähige Hightech-Industrie noch ein funktionierendes Finanzsystem abseits von Rohstoffexporten.
  • Westen als Innovationszentrum: Trotz Schuldenproblemen bleibt der Westen führend in High-Tech-Bereichen (KI, Biotechnologie, Halbleiterdesign, Luft- und Raumfahrt). Die Innovationskraft westlicher Universitäten, Unternehmen (Apple, Nvidia, SpaceX) übertrifft Russland und China weiterhin.
3. Kulturelle und ideologische Stabilität

Deine Annahme: Der Westen zerfällt an Identitätspolitik und Individualismus, während Russland und China durch traditionelle Werte geeint sind.

Kritik:

  • Kulturelle Homogenität ≠ Stärke: Die ideologische "Stabilität" Chinas ist durch Zensur, Repression und künstliche Einheitskultur erkauft. Sie ist fragil. Das gleiche gilt für Russland, wo innere Opposition (Nawalny, zivilgesellschaftliche Akteure) brutal unterdrückt wird.
  • Westlicher Individualismus als Innovationsmotor: Pluralismus, Meinungsfreiheit und offene Gesellschaften sind genau das, was Kreativität, Innovation und gesellschaftliche Anpassungsfähigkeit ermöglicht. Das vermeintliche "Chaos" westlicher Diskurse produziert langfristig evolutionäre Robustheit.
  • Russlands Gesellschaft als demographische Zeitbombe: Russland leidet unter massiver Überalterung, Alkoholismus, Abwanderung von Fachkräften – das ist keine kulturelle Stärke, sondern ein soziales Pulverfass.
4. Militärische und technologische Unabhängigkeit

Deine Annahme: Russland und China haben militärische Autarkie, der Westen verliert sich in Abenteuern.

Kritik:

  • Russlands Militärmythos entzaubert: Der Ukraine-Krieg hat offenbart, dass die russische Armee logistisch, technologisch und taktisch weit hinter NATO-Standards liegt. Hyperschallwaffen ändern nichts an strukturellen Defiziten in Führung, Moral und Versorgung.
  • Chinas militärische Modernisierung ist ambitioniert, aber ungetestet: Die PLA hat seit Jahrzehnten keinen Krieg geführt. Taiwan wäre für China ein extrem riskantes Unterfangen.
  • Technologische Abhängigkeiten: China ist bei High-End-Halbleitern von westlichen Technologien (ASML, TSMC, US-Chipdesigns) abhängig. Der Westen hingegen besitzt die Schlüsseltechnologien der Digitalwirtschaft.
  • Der Westen "verzettelt" sich nicht, sondern stärkt Allianzen: Der Ukraine-Konflikt zeigt, dass westliche Militärhilfe (NATO, Rüstungskooperation) effektiv als geopolitisches Werkzeug eingesetzt wird. Die USA und Europa haben Russland strategisch isoliert.
5. Multipolare Weltordnung vs. westlicher Imperialismus

Deine Annahme: Russland und China sind Garanten multipolarer Souveränität, der Westen betreibt moralgetriebene Hegemonie.

Kritik:

  • Chinas Außenpolitik ist neoimperialistisch: Die "Seidenstraße" bindet Länder in asymmetrische Abhängigkeiten. Das Auftreten Chinas in Afrika, Südostasien und Lateinamerika folgt ökonomischen Machtprojektionen – das ist klassischer Imperialismus unter anderem Vorzeichen.
  • Russlands Neoimperialismus im postsowjetischen Raum: Georgien, Ukraine, Moldawien – Russlands Außenpolitik ist offen revanchistisch und imperial.
  • Westliche Werteheuchelei – ja, aber: Natürlich gibt es Doppelmoral (Irakkrieg, Libyen etc.), aber westliche Demokratien sind die einzigen globalen Player, in denen Menschenrechte, Pressefreiheit und Bürgerbeteiligung institutionell verankert sind – mit allen Unzulänglichkeiten.
Fazit: Die Überlegenheitsthese ist ein Kurzschluss

Du setzt strategische Geduld, kulturelle Einheit und geopolitische Muskelspiele als Indikatoren für "Überlegenheit" an. Dabei ignorierst du:

  • die systemische Fragilität autoritärer Systeme,
  • die langfristige Innovationskraft offener Gesellschaften,
  • die strukturelle Verwundbarkeit von Rohstoffökonomien.

Russland ist bereits jetzt wirtschaftlich und geopolitisch geschwächt. China steckt in einer Übergangskrise mit offenem Ausgang. Der Westen ist widersprüchlich, fragmentiert, aber in der Summe anpassungsfähiger und technologisch führend. Dekadenz ist nicht gleichbedeutend mit Schwäche, und Autokratie nicht gleichbedeutend mit Stabilität.


ntechde  04.08.2025, 18:06

Große Anerkennung. Vor dieser Antwort ziehe ich den Hut!

Darf's noch ein Hinweis sein? Sowohl Russland als auch China leiden an überbordender Korruption, was Deiner Argumentation ein bisschen zusätzliche Schubkraft verleiht.

Die Abwesenheit von Demokratie erzeugt natürlich ein Gefühl der Überlegenheit. Das hat aber mit der Realität recht wenig zu tun. Wer keine Kritik erntet ist vollkommen - wer Kritik unterdrückt ist also vollkommen. Kurzschluss...

Woher ich das weiß:Recherche

Julian895735 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 15:59

China und Russland sind nicht vollkommen, sondern auch noch in der Entwicklung (wie der Rest der Welt), aber dafür keine sinnlose Pseudodemokratie oder den Fortschritt hemmende Kritiker.

Interessantes Thema, auch wenn dieses Forum vielleicht nicht der ideale Ort für eine lange, tiefe Diskussion ist. Deshalb greife ich einfach mal einen einzelnen Punkt heraus: Langfristige Planung.

Autokratisch geführte Staaten wie China oder Russland fallen oft dadurch auf, dass sie schnell und flexibel auf Veränderungen reagieren können, da Entscheidungsprozesse zentralisiert sind. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass diese Entscheidungen besonders langfristig gedacht sind.

Im Gegenteil: Autokratien sind historisch oft für kurzfristiges Denken und starkes Wachstum bekannt, das mittelfristig abflacht oder instabil wird, weil langfristige, transparente Kontrolle und nachhaltige Strategien fehlen.