Religiöser Eifer – wo bleibt der Humor?
Warum wirken streng religiöse Menschen oft humorlos, verbissen oder sogar aggressiv?
Mir fällt im Forum immer wieder auf, dass sich manche als „wahre Christen“ oder „strenge Muslime“ bezeichnen – aber dann vor allem durch Humorlosigkeit, Verbissenheit und teilweise durch Beleidigungen gegenüber Andersdenkenden auffallen.
Ist das eine typische Begleiterscheinung religiösen Fanatismus – oder woran liegt das?
Müsste echte Spiritualität nicht eigentlich mit Gelassenheit, Toleranz und einem gewissen Sinn für Humor einhergehen?
Bin gespannt auf eure Gedanken!
13 Antworten
Ist das eine typische Begleiterscheinung religiösen Fanatismus
Genau das ist es. Wenn man es mit dem Glauben übertreibt, wird man im Kopf auch größenwahnsinnig.
Da gebe ich Dir völlig recht.
Was hier teilweise ab geht, grenzt an völlige Verblendung und Abschaltung der Großhirnfunktionen.
Aber nur monotheistische Religionen drängeln sich vor.
(Na ja - die anderen sind vielleicht wirklich nicht präsent.)
Ich denke das ist eine allgemeine Begleiterscheinung von starken Überzeugungen.
Insbesondere dann wenn diese auf einem eher wackligen Fundament stehen.
Humor greift Überzeugungen an. Er spielt mit ihnen. Hinterfragt sie. Insbesondere wenn es um Humor geht der eben mit dem Thema der Überzeugung zu tun hat.
Die eigene Selbstsicherheit steigt nicht unbedingt gleichmäßig mit der Stärke der überzeugung an. Deshalb kann es passieren das eben Menschen mit Starken überzeugungen gleichzeitig auch unsicher sind.
Ein beispiel dafür das man immer mal wieder sieht ist wenn Menschen versuchen sich bei dingen die ihnen wichtig sind bestätigung von Aussen suchen. War der preis für xyz das ich gekauft habe gerechtfertigt? Ist die Musik die ich höre und mag gute Musik.
Wenn es sich um Selbsteinschränkende Überzeugungen handelt. die Eventuell auch einem selbst unzufrieden machen. Kommt noch etwas anderes hinzu:
Die Tatsache das andere diese Einschränkungen nicht haben. Und Dinge die genau darauf aufmerksam machen. So z.b. Humor. Greifen quasi indirekt diesen Standpunkt an. Was für Verdruss sorgt.
Ein gutes Beispiel für diese Dynamik sind nach meiner Ansicht so manche Muslime. Wenn es um ihre Regeln geht hört man ganz oft Formulierungen wie: Ich muss, ich darf nicht usw.
Das ganze suggeriert eine Unfreiwilligkeit. Das das dinge sind die Muslime eigentlich gar nicht tun wollen. Nicht Schweinefleisch zu essen, ein Kopftuch zu tragen. etc. Scheinen keine dinge zu sein die aus Überzeugung getan werden. Sondern eher ein notwendiges übel darstellen. (Es gibt sicherlich auch etliche Muslime die das wirklich tun weil sie es wollen. Und Muslime dienen hier nur als Beispiel.)
Und jemand der an einem Solchen Punkt ist. Dem wird kaum zum lachen zu mute sein. Besonders wenns eben um dinge geht die ihn ohnehin selbst auch "ankotzen"
Vielen Dank für deinen Diskussions-Anstoß. Ich mache die selbe Beobachtung wie du.
Müsste echte Spiritualität nicht eigentlich mit Gelassenheit, Toleranz und einem gewissen Sinn für Humor einhergehen?
Ganz genau.
Der Humor ist uns von GOTT geschenkt.
"Was haben Muslime und Anhänger von Sado Maso (SM) gemeinsam?
Sie stehen beide auf Unterwerfung!"
;-)
LG
Du hast vollkommen recht.
Wer sich in Gott geborgen fühlt, könnte (müsste) sich in allerhöchster Gelassenheit / Sicherheit ausruhen.
Aber so mancher "Religiöse" degradiert sich zu einem Befehlsempfänger-Automaten. Und hat womöglich auch Angst vor einer Hölle, die es im Jenseits schon aus technischen Gründen gar nicht geben kann.
Eine Erinnerung aus jungen Jahren. Da hatten wir wenige Male Besuch von einer Gruppe "strenger Christen" o, ä.. Besonders fiel mir schon damals eine Frau auf mit einem katastrophal freudlosen Gesicht. Heute kann ich niemanden mehr fragen, wer das war.
Wer sich mit seinem Glauben identifiziert und zusätzlich ein schwaches Selbstbewusstsein hat oder der Meinung ist, er sei ein Krieger, der seinen Gott verteidigen muss (was ja Quatsch ist, da ich denke, ein Gott schafft das auch ohne die Hilfe eines Menschleins), sieht sich halt persönlich attackiert oder in der Pflicht um sich zu schlagen, sobald sein Glaube auf welche Weise auch immer attackiert wird.
Das gibt es nicht nur bei religiösen Menschen, sondern in so ziemlich jedem Bereich - ist ein menschliches bzw. charakterliches Ding.
Nun, ganz einfach: wenn du Bibel oder Koran aufschlägst, wie viel Humor begegnet dir darin?
Wie viele bekannte Christen/Muslime bzw. "Heilige" dieser Religionen kennst du, die für ihren Humor oder lockeren Lebensstil bekannt waren?
Im Vergleich dazu gibt es beispielsweise im Buddhismus dutzende Geschichten über verrückte Mönche, die teilweise als regelrechte Witzfiguren dargestellt werden. Besonders im Zen-Buddhismus spielt Humor eine sehr große Rolle.
Natürlich gibt es auf beiden Seiten auch Abweichungen davon, aber Ausnahmen bestätigen die Regel.
Als radikal im Evangelium verwurzelte Christin kenne ich diese Vorwürfe nur zu gut. Es ist traurig, dass gerade dort, wo Glaube eigentlich Liebe, Wahrheit und Sanftmut hervorbringen sollte, oft Verbissenheit, Humorlosigkeit und sogar offene Feindseligkeit herrschen. Wer sich auf die Bibel beruft, sollte wissen, dass sie uns lehrt: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (Galater 5,22–23). Wenn diese Früchte nicht sichtbar sind, dann ist etwas schief – nicht mit dem Glauben, sondern mit der Art, wie man ihn lebt. Der Apostel Paulus mahnt die Gläubigen eindringlich: „Lasst euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem“ (Römer 12,21). Wer aber andere beleidigt, herabwürdigt oder lächerlich macht – auch im Namen der Wahrheit – hat den Geist Christi nicht begriffen.
Ich werde oft angegriffen, verspottet oder einfach ignoriert, obwohl ich niemandem etwas Böses will. Aber Jesus selbst sagte: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Johannes 15,20). Dass Menschen ihre eigenen Frustrationen an anderen auslassen, ist nichts Neues – dass sie dies aber unter dem Banner der Religion tun, macht es besonders bitter. Selbst wenn man Beiträge schreibt, die voller Bibelworte und Liebe sind, begegnet einem oft nur Schweigen oder Spott. Manchmal wird man sogar ausgeblendet, ignoriert oder der Lächerlichkeit preisgegeben – aber der Herr sieht das Herz. Und er wird richten, nicht der Mensch.
Was die Kritik am Islam betrifft, besonders am patriarchalen Kopftuchzwang, der Frauen unterordnet und ihre Würde an äußere Bedeckung knüpft: Wer das anspricht, wird sofort als Hetzerin abgestempelt. Dabei geht es nicht um Hass, sondern um Wahrheit und Gerechtigkeit. Und doch erleben gerade Frauen, die sich mutig äußern, Unterstellungen, Herabsetzungen und Schmähungen. Die Angriffe bleiben oft stehen, während die ruhige und fundierte Stimme ausgeblendet wird.
Aber Humorlosigkeit ist kein Zeichen von Geistlichkeit. Im Gegenteil: Jesus selbst gebrauchte scharfen Witz, Ironie und Gleichnisse mit Tiefgang. Wer die Freude des Glaubens nicht mehr kennt, hat das Herz des Evangeliums verloren. „Ein fröhliches Herz macht das Leben schön; ein betrübter Geist vertrocknet die Glieder“ (Sprüche 17,22).
Echte Spiritualität bringt Gelassenheit, Tiefe und sogar Humor hervor – denn wer im Herrn ruht, muss sich nicht ständig verteidigen oder auf jeden Kommentar reagieren. Wer aber in sich selbst ruht und sich selbst vergöttert, kennt oft nur Härte, Stolz und Angst vor Kontrollverlust. Und das zeigt sich.
Ich wünsche mir ein geistliches Miteinander, das geprägt ist von Wahrheit, Klarheit, aber auch Demut, Liebe und ja – einem herzlichen Lächeln. Denn wir sind nicht gerufen, einander zu zerreißen, sondern einander zu tragen (Galater 6,2). Wer das vergisst, hat das Kreuz nur mit den Augen gesehen, aber nicht mit dem Herzen.
Die Hauptfrage, warum das so ist, und woran das liegt, wurde hier ja schon hinreichend beantwortet. Daher wende ich mich gleich dem zweiten Teil zu:
Bin gespannt auf eure Gedanken!
Es geht für mich in Ordnung, dass die religiösen Eiferer sind, wie sie sind. Je humorloser, verbissener und aggressiver sie sind, desto weniger kann ich sie ernst nehmen.
Die gechillten Gläubigen ohne Bekehrungsabsicht haben dagegen mitunter Ideen und Einfälle, die mich überraschen. Das finde ich spannend. So kommen sie bereits viel näher an mich heran, als die Bekehrungseiferer jemals in der Lage sein werden.
Bei Letzteren weiß ich nämlich vorher schon so ungefähr, was mich erwartet, und entsprechend ist meine Abwehrhaltung.
Es hängt davon ab, wie man Gott auffasst. Sieht man ihn als allmächtige Autorität, so schlägt das aufs Gemüt; besonders dann, wenn man sich diesem Gott unterwirft und es weiterempfiehlt.
Oder aber, man kriegt selber etwas davon ab: man steht auf der mächtigen Seite, neben "Gott".
Sieht man Gott als Gottheit eher freilassend und Geborgenheit gebend im Geiste, z.B. in der Mystik oder dem Pantheismus, so ist man eher einem wohligen Lebensgefühl zugeneigt als missionarischem Eifer.
Beim Pfarrer werden wiederholt Äpfel geklaut. Verärgert hängt er einen Zettel an den Baum. Darauf steht: "Gott sieht alles!" Am nächsten Tag steht darunter: "Aber er petzt nicht!".
Jesus, hast du herzhaft gelacht - so, dass es dich schüttelte?Hast du getanzt, gesungen, voll Vergnügen Theater gespielt?
Welches sind deine Melodien?
Hast du Menschen fröhlich angelacht, die wie Reisende des Todes dreinblicken?
Hast du fein gelächelt, wenn Alleinrechtgläubige sich gegenseitig mit geheiligten Schriften in den Händen zum Schweigen bringen wollten?
wenn jemand - streng gläubig - über ein ernstes Thema schreibt, solltest Du nicht erwarten, dass er parallel einen Witz postet.
Deine Versuche einer Provokation bewirken bei mir nur ein müdes Lächeln.
Unterwerfung? Heißt das unterwerfen oder s i c h unterwerfen?