Sexualität/ Geschlechtsidentität hinterfragen?

Das Ergebnis basiert auf 40 Abstimmungen

Ja, ich habe meine sexuelle Orientierung hinterfragt 35%
Nein, ich habe beides nie hinterfragt 30%
Ja, ich habe beides hinterfragt 18%
Ja, ich habe meine Geschlechtsidentität hinterfragt 10%
Andere Antwort 8%

22 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja, ich habe meine sexuelle Orientierung hinterfragt

Ich hielt mich ziemlich lange für hetero. Mit etwa 11/12 Jahren hörte ich zum ersten Mal, dass es so etwas wie Bisexualität gibt. Damals kam die erste Staffel DSDS im Fernsehen - nicht, dass ich das geschaut hätte, aber ganz Deutschland hat darüber geredet und natürlich auch über Daniel Kübeböck, der sich öffentlich als bi geoutet hatte. Ich fand das nie schlimm; wenn es hetero- und homosexuelle Menschen gibt, war es für mich irgendwie logisch und ganz normal, dass es dann wohl auch Leute gibt, die quasi beides sind und dachte mir "Schön für die, wenn es sie glücklich macht." Auf die Idee, ich könnte selbst bi sein, kam ich aber nicht. Ich hielt mich für hetero, weil es alle anderen in meinem Umfeld waren (dachte ich zumindest, heute weiß ich: nö, stimmte gar nicht) und weil ich kurz darauf zum ersten mal einen Crush auf eine Mitschülerin hatte - nur ganz heimlich. Als ich dann mit Ende 13 anfing, meine Sexualität und meinen Körper zu entdecken, spielten andere Jungs anfangs keine Rolle. Wenn ich mich selbstbefriedigte, dachte ich dabei an Mädchen, die ich toll fand. Für mich gab's also gar keinen Grund, an meiner Heterosexualität zu zweifeln. Das änderte sich erst mit 16. Das war etwa die Zeit, als YouPorn und ähnliche Seiten an den Start gingen und es ganz leicht wurde, an Pornos zu kommen, was zumindest wir Jungs auch ziemlich heftig ausgenutzt haben. Mein bester Freund und ich fanden es richtig toll, wenn wir uns nachmittags, offiziell zum Zocken und Hausaufgabenmachen, verabredeten und uns heimlich ein paar Filmchen anschauten. Wenn ich alleine war, kam es schon mal vor, dass ich die Filme auch zur Masturbation nutzte. Eines Tages landete ich auf einer Seite mit Gaysex-Inhalt und merkte plötzlich, dass mir das irgendwie auch gefiel und ich gerne mal wissen würde, wie es sich anfühlen würde, wenn man einen fremden Penis in der Hand hielte oder wie es wohl sein würde, wenn man einem anderen Kerl einen Blowjob gibt. Ich hielt es aber für reine pubertäre Neugierde und obwohl ich gern mal in diese Richtung mit meinem Kumpel etwas unternommen hätte, haben wir uns nie getraut. Für mich war's jedoch kein Grund, deshalb gleich grundsätzlich an meinem Heterosein zu zweifeln, schließlich konnte ich mir auch nur was Sexuelles vorstellen und keine Beziehung mit einem anderen Jungen.

Richtig hinterfragt habe ich es erst, als ich anfing zu studieren. Damals kristallisierte sich allmählich heraus, dass es bei mir wohl keine Phase ist und ich wohl zumindest bi-interessiert war. Den endgültigen Anstoß gab dann eine Kommilitonin, die wissen wollte, warum ich eigentlich single sei und fragte: "Oder stehst du auf Männer?" Was ich sofort verneinte, aber im gleichen Moment dachte ich so bei mir, na ja, so ganz stimmt das ja nicht. Und dann hat's einfach Klick gemacht. Kurz darauf hab ich bei meinem Dating-Profil mal die Angabe von "hetero" auf "bisexuell" umgestellt und fand, dass sich dieses Label "richtig" anfühlte. Von da an war ich mir sicher, dass ich bi bin. Bis ich meine erste gleichgeschlechtliche Erfahrung machte, verging noch mal ein ganzes Jahr. Aber bis ich mich dann auch vor anderen outen konnte, hat es noch mal deutlich länger gedauert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin bisexuell. 💕💜💙
Ja, ich habe beides hinterfragt

noch 2 Jahre habe ich nach meinem inneren coming out als Transjunge gezweifelt. Dabei gab es keinen Anlass dazu, denn ich lebte bereits als Junge und war sehr glücklich damit. Aber mein Umfeld, besonders meine Familie, haben meine Identität geleugnet und mir das jeden Tag vorgehalten.

Die Zweifel konnte ich aber irgendwann abschütteln und seit dem bin ich mir ziemlich sicher. Ich lebe nun seit Jahren als Mann, es fühlt sich absolut selbstverständlich an.

Meine Sexualität verstehe ich aber immer noch nicht so richtig. Ob sich das je ändern wird?

LunarEclipse 
Fragesteller
 10.04.2024, 13:14

Ich freue mich für dich, dass du dir wenigstens deiner Geschlechtsidentität im klaren bist!

Das mit dem leugnen kenne ich selbst, bei mir war's allerdings nicht die Familie, sondern mein Ex. Er hat mir eingeredet, ich würde mir das einbilden.

Und ob sich das ändern wird, wer weiß!

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Andere Antwort

Ich kann mir ehrlich gesagt das Konzept des hinterfragens schwerlich vorstellen.

Aus meiner sichtweise muss ich mich doch lediglich beobachten. Nehmen wir Sexualität als beispiel: Ich merke doch was mich geil macht und was nicht.

Da brauche ich ja nichts hinterfragen. Ich muss einfach nur mal hinschauen und das ganze dann entsprechen mental katalogisieren.

Daher wirkt die frage ein wenig so als würde man sagen: Man hinterfragt seine körpergrösse.

Aber vieleicht ist dieser Prozess aus deiner sicht schon hinterfragen. In Dem falle kann man warscheinlich sagen das ich das dauerhaft tue.

Das man seine eigenen Beobachtungen entsprechend bewertet. gehört damit natürlich dazu. Bzw. eben ob man die dinge so akzeptiert wie sie sind oder eben nicht.

Die Geschlechtsidentität ist aus meiner sichtweise und wie ich mit Identität definiere keine wichtige identität. (Kurzfassung meiner definition zum verständniss: Man hat eine gesamtidentität und hält sich verschiedene identitäten. Eine Identität ist etwas das man mit "ich bin.." umschreiben kann. Die gesamtidentität die summe aller "ich bin ..." Wobei "Ich bin" sich auf die gefühle identifikation mit der sache bezieht und nicht auf den reinen fakt". So kann ich durchaus sagen: "ich bin 1,70m gross." Aber das bedeutet nicht unbedingt das ich das gefühlt als teil von mir sehe.)

Ich identifiziere mich recht wenig mit dem was üblicherweise als mann sein bedeutet. Auch ist mir wenig wichtig wie meine verhaltensweisen bewertet werden. (Ob diese nun männlich oder weiblich sind). Mein Biologisches geschlecht ist durchaus ein Faktum was ich akzeptiere. (ich habe also kein problem mit meinem körper in der hinsicht.) Aber grundsätzlich hat "mann sein" jetzt keine besondere bedeutung für mich. Insbesondere im vergleich zu den Identitäten die ich halte die mir wichtig sind.

Logischerweise ist das sich selbst kennenlernen eine stetige entwicklung weil man selbst sich ja auch verändert.

LunarEclipse 
Fragesteller
 10.04.2024, 13:07

Ich kann ja Mal meine Sichtweise darstellen, bzw. meine Erfahrung. Also ich jünger war, was das ganze kein Thema für mich. Ich bin einfach davon ausgegangen, ich wäre hetero, weil ich auch nichts anderes kannte. Erst, als ich mit 12/13 Jahren mit dem Thema in Berührung kam, hab ich das bei mir selbst z.b. hinterfragt.

Dann war es Wissen, sondern eher die Frage, ob ich wirklich hetero bin. Dem war nicht so, das habe ich im Alter von 13/14 Jahren gemerkt. Ich habe mich damals als Bisexuell gelabelt

Später dann mit 16/17 Jahren habe ich das weiter hinterfragt, weil Bisexuell doch nicht zutreffend war. Das ist eben diese Selbstfindung, wo man sich selbst und die eigene sexuelle Orientierung hinterfragt.

Das meine ich damit. Klar, man muss es nur "beobachten", aber trotzdem ist man mal unsicher; man beginnt also, zu hinterfragen, sich zu informieren etc. Und heute weiß ich eben, dass ich Pansexuell bzw. Omnisexuell/ Panromantisch bin

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FouLou  10.04.2024, 13:34
@LunarEclipse

Ich denke ich habe eine idee was der unterschied sein könnte. Eventuell liegt es an der label nutzung. bzw. Das es dir wichtig ist. Und das es ggf. eher darum geht: Welches label passt zu mir. Als das es wirklich darum geht: Auf wen stehe ich eigentlich.

Das mit der unsicherheit kenne ich so nicht. Wenn sich der ist zustand verändert und ich morgen jetzt was anderes sexuell anziehend findet. Dann ist das so. Und vermutlich würde ich dann irgendwann auch anfangen das nach aussen zu beschreiben. Dann würde ich vieleicht sagen: "meistens stehe ich auf frauen. Manchmal auch auf männer. etc." oder "es hängt gerade so von der laune heraus ab etc."

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Darwinist  11.04.2024, 13:01
Ich kann mir ehrlich gesagt das Konzept des hinterfragens schwerlich vorstellen.

Ich lehne mich einmal sehr weit aus dem Fenster und unterstelle dir, das du hetero bist (falls nicht, korrigiere mich bitte und Asche auf mein Haupt) .Für Heterosexuelle besteht gar keine Notwendigkeit, die eigene Sexualität zu hinterfragen. Weil dein Umfeld sowieso davon ausgeht, dass du hetero bist.

Unsere Gesellschaft ist immer noch sehr heteronormativ aufgestellt. Für die meisten gilt Hetero immer noch als "das Normale" und in dieser Gesellschaft wachsen auch wir Nicht-Heteros auf und werden dadurch natürlich geprägt. Das heterosexuelle Weltbild wird auch von den meisten Nicht-Heteros anfangs nicht in Frage gestellt. Quasi nach dem Motto: wenn alle anderen hetero sind, werd' ich's wohl auch sein.

Irgendwann merkt man dann, dass man irgendwie "anders" als die anderen ist. Und klar, für viele ist das erst mal verwirrend und dann hinterfragt man sich und sucht nach einer Antwort darauf, "was" oder "wer" man überhaupt ist.

Es ist ja auch so, dass es für Nicht-Heteros selbst heute noch kaum Identifikationsfiguren gibt und Queersein kaum sichtbar gemacht wird. Im Märchen küsst die Prinzessin eben einen Prinzen und in der Film- und Serienlandschaft gibt es nach wie vor viel weniger diverse Figuren als in der Realität. Zwar hat sich da schon einiges getan, gerade auch in den letzten paar Jahren. Aber selbst 2021, als zum bislang letzten Mal eine Studie durchgeführt wurde, waren LGBTQ-Charaktere noch immer unterrepräsentiert.

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FouLou  11.04.2024, 14:33
@Darwinist
Unsere Gesellschaft ist immer noch sehr heteronormativ aufgestellt. Für die meisten gilt Hetero immer noch als "das Normale" und in dieser Gesellschaft wachsen auch wir Nicht-Heteros auf und werden dadurch natürlich geprägt. Das heterosexuelle Weltbild wird auch von den meisten Nicht-Heteros anfangs nicht in Frage gestellt. Quasi nach dem Motto: wenn alle anderen hetero sind, werd' ich's wohl auch sein.

Nach meiner ansicht bin ich relativ resistent gegenüber solche einflüsse.

Quasi nach dem Motto: wenn alle anderen hetero sind, werd' ich's wohl auch sein.

Ich bezweifle das ich quasi je so in dieser art gedacht habe. Wobei zugegebener maßen war meine Sexuelle anziehung durchaus relativ deutlich.

Irgendwann merkt man dann, dass man irgendwie "anders" als die anderen ist. Und klar, für viele ist das erst mal verwirrend

Hier könnte ggf. der unterschied liegen warum ich das schlecht nachvollziehen kann. Ich glaube in der 7. oder 8. klasse. Habe ich mich glaube ich bewusst als anders alzeptiert. In diesen Kontext könnte man durchaus sagen Identifiziert. Daher trifft quasi dies gar nicht auf meine situation zu.

Ich habe durchaus kontakt zu menschen gesucht und hatte freunde als kind. Aber dieses "man will zur gesellschaft gehören" gefühl hatte ich nie direkt wirklich. In der jugend bin ich durchaus durch Subkulturelle gefilde gegangen. Aber das konzept dieser Gesellschafts konformität. (Das gibt es ja auch in bezug auf Subkulturen.) Hatte ich nie wiklich.

Daher kann es sein das mir diese art des Hinterfragens wenig bewusst ist. bzw. sie schwer nachvollziehbar für mich ist.

Unabhängig davon kann ich natürlich intelektuell verstehen warum das ggf. für manche menschen wichtig ist und sie es deswegen machen.

Was meine sexualität angeht: Es ist etwas komplexer. Aber der einfachheit halber kann man sie durchaus als heterosexuell beschreiben.

Es ist ja auch so, dass es für Nicht-Heteros selbst heute noch kaum Identifikationsfiguren gibt und Queersein kaum sichtbar gemacht wird. Im Märchen küsst die Prinzessin eben einen Prinzen und in der Film- und Serienlandschaft gibt es nach wie vor viel weniger diverse Figuren als in der Realität.

Jup, da stimme ich dir zu. Und wenn man daran was ändern will wird sich dagegen gewehrt. (Wobei man durchaus dazusagen muss das gerade in der filmbranche das ganze ziemlich schlampig durchgezogen wurde...)

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Ja, ich habe beides hinterfragt

Ich habe das ganze mit Anfang zwölf schon hinterfragt und das ging auch jahre noch weiter weil ich mir immer unsicher war ob das vielleicht nur eine Phase ist. Aber nach vielem Austausch mit anderen und Recherche wurde es langsam etwas besser. Es gab so ziemlich keine zeit wo ich das alles nicht hinterfragt habe aber langsam fühle ich mich besser und mit etwas mehr Klarheit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Andere Antwort

Ne, nicht wirklich.
Ich lehne eigentlich Label ab. Ich habe zwar schon ein Label ermittelt das auf mich passen würde. Ich bin demnach hetero und Asexuell weil Demisexsuell weil Demisexuell zum Asexuellspektrum gehört und wäre LGBTQ und dann aber doch wieder kein LGBTQ weil ich hetero bin.

Im Grunde sehr verwirrend das Ganze. Das ist auch ein Grund warum ich Labels ablehne. Weil diese Labels in meinen Augen neue Stereotype schafft und Freiheit eigentlich mehr einschränkt, weil man einfach nur mehr Schubladen angelegt hat in die man Leute und sich selbst steckt.

Freiheit ist für mich etwas anderes.

Um sein Leben frei und wie man möchte zu leben muss man keine Begriffe dafür haben.

LunarEclipse 
Fragesteller
 10.04.2024, 13:00

Muss man nicht, und das ist natürlich deine Sache. Genau so ist es aber völlig legitim, wenn andere Menschen sich eben labeln möchten. Manchen Menschen hilft das. Da gibt's kein falsch oder richtig.

Für mich z.B. hilft es, dass ich ein genaues Label habe. Das ist Teil von mir.

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TJDettweiler  10.04.2024, 13:26
@LunarEclipse

Ja, natürlich ist das ein Teil von einem. Genauso wie es ein Teil von einem ist dass man sich gut ausdrücken kann oder es einem leicht fällt Sprachen zu lernen oder die Person ist die gut klettern kann usw.

Also Dinge die einen Menschen ausmachen. Deine free Geschlechtsidendität macht dich überhaupt nicht aus

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LunarEclipse 
Fragesteller
 10.04.2024, 13:29
@TJDettweiler

Die Persönlichkeit macht einen nicht aus? Ich würde sagen, das tut sie durchaus, zumindest teilweise. Sie setzt sich aus vielen Komponenten zusammen.

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LunarEclipse 
Fragesteller
 10.04.2024, 13:33
@TJDettweiler

Ich kenne aber genug Leute, die einen auf Grund dessen diskriminieren..

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TJDettweiler  10.04.2024, 13:41
@LunarEclipse

Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen die Diskriminiert werden Forderungen haben die andere Diskriminieren. Also gar nicht so einfach

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