Mit beginn der Pubertät habe ich mich immer unwohler damit gefühlt, als weiblich wahrgenommen zu werden. In der Zeit bevor es mir bewusst wurde, habe ich mich nach außen hin bereits sehr unweiblich/maskulin präsentiert und war auch selbstbewusst damit, bewusst den weiblichen Rollenbildern zu trotzen. Trotzdem hat es sich noch ganz falsch angefühlt. mit meinen Geschlechtsmerkmalen fühlte ich mich auch sehr unwohl, mit dem Rest grundsätzlich aber nicht.
Ich fand dann heraus, dass es in der Parallelklasse einen transidenten Jungen gibt, ich glaube ich habe nie mit ihm gesprochen, aber schon allein zu erfahren, dass es das wirklich geben kann und das auch auf mich zutreffen könnte, hat mir die Augen geöffnet. Ich habe es dann direkt einfach ausprobiert, mich also bemüht mein Aussehen möglichst so zu verändern, dass ich als Junge gelesen werde (Haare kurz, Jungskleidung usw). Und es hat sich sofort sehr gut und richtig angefühlt.
Ich zog dann auch in ein anderes Bundesland, wurde an der neuen Schule als Junge vorgestellt und auch als solcher wahrgenommen. trotzdem habe ich mir 2 Jahre innerlich die Option offen gehalten, dass ich mich irren könnte (damit, trans zu sein), obwohl ich eigentlich gar keinen Grund zum Zweifeln hatte. Als ich dann aber 2 Jahre nach meinem Outing, mit 18, anfing männliche Hormone zu nehmen, war ich mir natürlich sehr sicher damit :)
Inzwischen lebe ich ca. ein Jahrzehnt als der Junge/Mann der ich bin. Es fühlt sich schon sehr lange absolut selbstverständlich an, endlich erkenne ich mich selbst im Spiegel und merke, dass ich viel mehr bin als nur ein Schatten meiner Selbst, so wie damals.
Ich bin froh, dass ich meine Jugend durchgehalten habe. Zeitweise ging es mir schon verdammt mies, ich war nicht weit davon entfernt, mein Leben aufzugeben.
Hat sich definitiv gelohnt, trotz aller Widrigkeiten, 10/10 würde ich wieder so machen.