Schaden hohe Löhne dem deutschen Wirtschaftsmodell?
Wir sind ja ein Export-- und Dienstleistungsland.
Steigen die Produktionskosten, sinkt der Export.
Steigen die Preise für Dienstleistungen, werden Konsumenten weniger in Anspruch nehmen.
17 Stimmen
9 Antworten
Wir sind ja ein Export-- und Dienstleistungsland.
Wir sind ein Exportland, weil die Löhne in Deutschland zu gering sind. Mit unserem Lohndumping sind wir wettbewerbsfähiger und mit der positiven Leistungsbilanz (die alles andere als positiv ist) schaden wir unseren europäischen Partnern - und damit letzlich auch dem eigenen Binnenhandel.
Wenn ein Land in einer Währungs- und Wirtschaftsgemeinschaft Leistungsbilanzüberschüsse macht, muss sich konsequenterweise ein anderes Land für diesen Überschuss verschulden. Das ist weder nachhaltig, noch nützlich. Es hilft nur der Exportindustrie und dem deutschen Großkapital. Die Kosten dafür (Lohndumping), müssen die Arbeiter tragen - auch zum Nachteil im BIP, da das Lohndumping ganz eklatant Kaufkraft entzieht.
Die Frage wäre, wozu dient das Wirtschaftsmodell wenn nicht den Leuten die hier Leben?
Was haben wir denn von einem höheren BIP wenn es 90% der Bevölkerung schlechter gehtß
Steigen die Preise für Dienstleistungen
Das ist nicht der Fall, bei höheren Löhnen würden ja alle auch mehr verdienen das heißt man hätte auch mehr geld für die Dienstleistungen.
Steigen die Produktionskosten, sinkt der Export.
Das problem ist das niedrige Lohnkosten die Innovation bremsen. Man kauft sich eben keine neuen Maschinen oder entwickelt seine produktion weiter wenn es billiger ist einfach mehr Arbeitsstunden aufzuwenden.
Deutschland hatte früher international gesehen einen recht hohen lohn, das heißt man musste versuchen aus jeder Arbeitsstunde das maximum an produktivität rauszuholen. Maschinen und Innovation haben sich schnell rentiert, da selbst wenn man nur ein wenig Zeit spart, man bei hohen Löhnen dies schnell wieder raus hat.
Aktuell dreht es sich eher zum schlechteren, anstatt zu investieren behält man alte prozesse und holt sich eher mehr arbeitskräfte weil die billiger sind.
Kurz gesagt: Sich einen Traktor anzuschaffen lohnt sich für den Landwirt nur wenn die arbeitskraft, seiner mitarbeiter teuer genug ist.
Was haben wir denn von einem höheren BIP wenn es 90% der Bevölkerung schlechter gehtß
Der Witz ist ja, dass das BIP dadurch sogar einbricht, weil die eigene volkswirtschaftliche Nachfrage im Zweifelsfall stagniert oder sogar abnimmt.
Übermäßige Konkurrenzfähigkeit geht historisch immer mit Lohndumping einher.
Das ist nicht der Fall, bei höheren Löhnen würden ja alle auch mehr verdienen das heißt man hätte auch mehr geld für die Dienstleistungen.
Wobei sich die Gehälter in Dienstleistungen natürlich auch anpassen würden.
Ansonsten ist deine Ausführung sehr scharfsinnig.
LG
Sind die Löhne zu niedrig, steigen die Abgabenlast für sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer und die Kosten des Sozialsektors, weil der Abstand zwischen Löhnen und Lebenskosten von der Allgemeinheit aufgefangen werden muss. Das fängt während des Arbeitslebens an und zieht sich bis zur Rente durch. Hier sollten die Löhne steigen, bis das nicht mehr der Fall ist.
Jeder Niedriglöhner der aufstocken muss, jeder Mindestlohn AN, der Wohngeld beantragen muss, treibt die Kosten für die Sozialabgaben hoch in der Regel bis zu seinem Ableben, da mit zu wenig Verdienst nicht für die Rente vorgesorgt werden kann. Kein Geld - Kein Konsum - schlecht für die Wirtschaft
Sind die Arbeits-/ Produktionskosten (nicht unbedingt die Löhne) zu hoch, könnte es dazu führen, dass Firmen abwandern. Allerdings würde ein Teil der Kosten durch höhere Löhne wiederum abgefangen werden, weil höhere Löhne weniger Sozialkosten zur Folge haben und die Abgaben verringert werden könnten.
btw: Ja, gut ausgebildeten AN geht es besser als schlechter Ausgebildeten, aber es können nicht alle als Arzt, Anwalt oder ITler arbeiten. Wenn es nur noch Ärzte und Co gibt. Wer pflegt dann unsere Alten, wer putzt für uns oder pflegt die Grünanlagen? Jede Arbeit, die gemacht werden muss, sollte anständig bezahlt werden.
Man sagt immer gern: hohe Löhne - höhere Inflation. Da gehört allerdings doch mehr dazu. In den letzten Jahrzehnten sind die Lohnanhebungen eher der Inflation hinterhergerannt. Der Nominallohn ist zwar gestiegen, der Reallohn aber auf gleichem Niveau geblieben, bzw seit 2020 eher abgesunken und erst im letzten Jahr wieder um ganze 0,1% gestiegen. Zwischen 2007 und 2019 stieg der Reallohn im Durchschnitt um 1,1% (insgesamt) Die Anstiege sind vor allem dem Mindestlohn und dem Durchsetzungsvermögen der Gewerkschaften zu verdanken. Anderenfalls gäbe es vermutlich ein durchschnittliches Absinken der Reallöhne.
Sind die Arbeits-/ Produktionskosten (nicht unbedingt die Löhne) zu hoch, könnte es dazu führen, dass Firmen abwandern. Allerdings würde ein Teil der Kosten durch höhere Löhne wiederum abgefangen werden, weil höhere Löhne weniger Sozialkosten zur Folge haben und die Abgaben verringert werden könnten.
Als Keynsianist muss ich hinzufügen, dass höhere Löhne auch höhere Ausgaben bei den Privathaushalten zur Folge haben, die ja letzlich auch den Unternehmen nützen.
Aber natürlich müssen sich Löhne irgendwo an der Realwirtschaft messen lassen.
Aktuell sehen wir aber das Gegenteil - zu geringe Reallöhne.
Ansonsten eine gute Analyse!
Mehr Geld in der Bevölkerung durch höhere Löhne und geringere Steuern kurbeln die Wirtschaft aufgrund des gesteigerten Konsumverhaltens an.
Heyho,
Ich würde Dir das Buch Sold Out - James Rickards empfehlen. Da findest du eine ausgezeichnete Antwort auf diese Frage und Folgefragen, die sich daraus ergeben.
Ich hoffe Dir damit weitergeholfen zu haben!