Ist es eine Theorie das wenn die Sonne verschwindet das die erde erst nach 8 Minuten die Umlaufbahn verlassen würde?

Ja 57%
nein 43%
Vielleicht 0%

21 Stimmen

TheOddness  29.01.2025, 18:04

Ist das nicht eigentlich mit dem Licht der Sonne so mit den 8min?

EmirIstCool 
Beitragsersteller
 29.01.2025, 18:17

Viele haben mit Ja geantwortet also müsste das eine Theorie sein

21 Antworten

die Lichtgeschwindigkeit ist endlich, und die Sonne ist ca 8 Lichtminuten von der Erde entfernt.

Die Frage, ob etwas "eine Theorie" ist, zeigt eine Unkenntnis darüber, was Theorie ist. Theorie ist nicht Vermutung über unbekannte Zusammenhänge, sondern ein mathematisches Modell von bekannten Zusammenhängen, das die Experimente bestmöglich vorhersagt.


Aurel8317648  02.02.2025, 04:15

Es gibt aber auch Theorien, die keine mathematischen Modelle sind

nein

Natürlich ist es eine wissenschaftliche Theorie: die allgemeine Relativitätstheorie von Einstein, die besagt, dass alle Wechselwirkungen (im Universum) nur mit Lichtgeschwindigkeit erfolgen können.

Aber so wie die Frage formuliert ist, meint der Fragesteller wahrscheinlich keine "wissenschaftliche Theorie", die eine extrem hohe Zuverlässigjkeit besitzt und dem entspricht, was man umgangssprachlich als Naturgesetz bezeichnet, sondern der Fragesteller meint vermutlich etwas mit der Zuverlässigkeit einer umganssprachlich als Theorie bezeichnrten Vermutung. Und die Relativitätstheorie ist eben eine echte wissenschaftliche Theorie (= Naturgesetz) und nicht bloß eine Vermutung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Zusätzlich Erfahrung bzgl. Sensortechnik und Sternwartenbetr

Kelec  29.01.2025, 19:31

Ich würde eine Theorie nicht als Naturgesetz bezeichnen, weil ein Naturgesetz eine absolute Wahrheit ist.

Eine Theorie kann somit nur ein Naturgesetz in bestimmten Teilen abbilden, allerdings lässt sich rein logisch für keine Theorie beweisen, dass sie eine absolut universell gültige Wahrheit ist.

BurkeUndCo  30.01.2025, 00:56
@Kelec

Nach dieser Definition von "Naturgesetz" gäbe es kein einziges Naturgesetz.

Deshalb heißt es wissenschaftlich ja auch "Theorie", obwohl es genau das beschreibt, was ca. 99% der Menschen sich unter einem Naturgesetz vorstellen.

Kelec  30.01.2025, 08:44
@BurkeUndCo

Das Ding ist, es gibt keine Eindeutige Definition des Begriffes Naturgesetz.

So wie ich die gängige Definition aber verstanden hätte ist ein Naturgesetz immer wahr und eben universell gültig. Es ist eben eine Gesetzmäßigkeit der Natur die von Menschen nicht beeinflussbar ist. Der Plural inkludiert ja immerhin auch Naturgesetze welche noch nicht entdeckt wurden.

Eine Theorie hingegen muss eben nicht universell gültig sein, darüber hinaus kann eine Theorie erweitert werden oder durch eine andere ersetzt werden, ein Naturgesetz kann das aber per Definition nicht.

Das soll bedeuten doch es gibt natürlich Naturgesetze aber diese Stellen entweder bekannte oder unbekannte Zusammenhänge der Natur dar. Eine Theorie versucht diese Zusammenhänge nun mittels eines Modells bestmöglich zu beschreiben und erfüllt ihre Vorhersagen in Experimenten, ist also empirisch bestätigt.

hologence  30.01.2025, 08:52
@Kelec

das Wort "Wahrheit" ist selbst interpretierbar. Natürlich ist ein Naturgesetz insofern wahr, als es auch dann zuverlässig funktioniert wenn kein Mensch es kennt oder versteht. Theorie hingegen ist ein menschliches Denkkonstrukt, ist aber trotzdem insofern wahr, als sie Naturgesetze falsifizierbar abbildet - mehr als diese Wahrheit bekommen wir nicht.

Kelec  30.01.2025, 08:54
@hologence

Ja und genau das habe ich ja auch gesagt.

Eine Theorie bildet ein Naturgesetz ab bzw beschreibt es bestmöglich, aber eine Theorie ist nicht ident mit einem Naturgesetz, das ist eben ein Unterschied.

Ja

Ja, laut Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie breitet sich Gravitation mit Lichtgeschwindigkeit aus. Wenn die Sonne plötzlich verschwinden würde, würde die Erde erst nach ca. 8 Minuten die Umlaufbahn verlassen, genau dann, wenn auch das letzte Sonnenlicht uns erreicht.


MasterD1990  30.01.2025, 18:54

Hat das plötzliche Verschwinden der Sonne, "platz" in einer Theorie? - Ich würde es eher als Gedankenexperiment bezeichnen.

MasterD1990  30.01.2025, 19:03
@Neeuugiieerriig

Das macht die Aussage in der Frage nicht zu einer Theorie. Die Gravitationstheorie ist die Theorie, nicht das Gedankenexperiment dazu.

Neeuugiieerriig  30.01.2025, 19:06
@MasterD1990

Meine Aussage war auch beruhend auf den Naturgesetzen, aber die frage ist nur ein Gedankenexperiment. Die Sonne kann sich nicht einfach in nichts auflösen (und auch nicht das dabei keine Zeit vergeht).

Roderic  02.02.2025, 03:54
@Neeuugiieerriig
... ein Gedankenexperiment ... beruhend auf den Naturgesetzen.

Naja. Gedankenexperiment hin oder her. Aber es beruht nicht auf Naturgesetzen.

Die Annahme, die Sonne soll von jetzt auf gleich einfach verschwinden, geht nicht, ohne ein elementares Naturgesetz zu verletzen. Damit ist das Gedankenexperiment von vornherein zum Scheitern verurteilt.

EmirIstCool 
Beitragsersteller
 29.01.2025, 18:10

also eine Theorie, weil du mit Ja geantwortet hast

Ja, nach allem, was wir wissen ist das so. Die Gravitation breitet sich nämlich nur mit Licht­geschwin­digkeit aus, daher merkt die Erde den Verlust der Sonne erst mit 8 min Verspätung.

Diese Erkenntnis folgt eigentlich bereits aus der speziellen Relativitätstheorie, obwohl die gar nichts mit Gravitation zu tun hat. Denn wäre Gravitationsausbreitung überlicht­schnell oder sogar instantan, wäre es ja möglich, durch Bewegung von Massen über das resultierende Gravitationsfeld Nachrichten überlichtschnell zu verschicken. Die spezielle Relativitätstheorie würde dann einen Haufen Paradoxa voraussagen, die so wirklichkeitsfremd und unmöglich klingen, daß man annehmen müßte, eine solche Nachrichtenübermittlung könne es in der Realität nicht geben (mit einem geschickten Versuchsaufbau könntest Du dann z.B. die Lottozahlen für nächste Woche in Erfah­rung bringen und steinreich werden).

Die Allgemeine Relativitätstheorie beschreibt dann genau, wie sich Gravitation verhält, und die Mathematik ist eindeutig: Sie tut das nur lichtschnell. Die experimentellen Be­lege für die ART sind deutlich magerer als für die SRT (weil sich Gravitation experi­men­tell nur schlecht untersuchen läßt), aber dort, wo Experimente gemacht werden können, lassen sich die Resultate immer im Rahmen der ART erklären. Das bislang spektakulärste Beispiel dazu war der Nachweis von Gravitationswellen vor ein paar Jahren.

Es gibt aber eine merkwürdige Spitzfindigkeit, die ich nicht unbeachtet lassen darf: Wenn sich Gravitation nur mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet, dann würde man an­nehmen, daß die Gravitation der Sonne die Erde in genau die Richtung zieht, wo wir die Sonne sehen, und nicht dorthin, wo sie wirklich im Moment ist (und wo wir sie in 8 min sehen werden). Das führt jedoch zu einem Problem, weil in diesem Fall das Son­nen­system gar nicht stabil wäre. Also übersehen wir irgendetwas.

Die Lösung dafür ist, daß die Gravitation in der ART nicht nur von Masse und Abstand, sondern auch von der Geschwindigkeit (genauer: dem Impuls) abhängt. Da die Erde und die Sonne eine Relativgeschwindigkeit haben, erzeugt diese Faktor eine Korrektur, die die Gravitation der Sonne tatsächlich fast genau in die Richtung ziehen läßt, wo die Sonne in 8 min stehen wird, und nicht dorthin, wo wir sie im Moment sehen. Diese Korrektur funktioniert deshalb so gut, weil die Bewegung der Sonne relativ zur Erde fast genau auf einer geraden Linie liegt und daher die Vorhersage ihrer zukünftigen Position aus der Geschwin­digkeit (also s=vt) fast exakt ist.

Würde die Sonne etwas total Verrücktes machen (z.B. einen 90°-Haken schlagen, auf hohe Geschwindigkeit beschleunigen oder plötzlich verschwinden), dann würde ihre Gravitation die Erde für 8 min lang in eine Richtung ziehen, wo die Sonne nie wirk­lich stehen wird.

(Nebenbei gesagt: Ein plötzliches Verschwinden von Masse ist in der ART prinzipiell unmöglich, Masse kann sich nur bewegen, aber nicht einfach wegbeamen)


uhyrius  30.01.2025, 11:34

"(Nebenbei gesagt: Ein plötzliches Verschwinden von Masse ist in der ART prinzipiell unmöglich, Masse kann sich nur bewegen, aber nicht einfach wegbeamen)"

>>> dazu hätte ich mal eine Frage: Soweit ich im Bilde bin, ist nach der Unschärferelation der Ort eines Teilchens nicht genau festgelegt. So erstreckt sich z.B. das Atomorbital der Elektronen bis in die Unendlichkeit. Ist zwar sehr unwahrscheinlich ein Elektron bei einer Messung ein Lichtjahr entfernt zu finden, aber theoretisch möglich. Da müsste es doch dann auch theoretisch möglich sein, dass ALLE Elektronen 1 Lichtjahr oder noch viel weiter von hier bei einer Messung angetroffen werden. Ich denke ähnliches gilt für den Atomkern, nur bin ich da nicht im Bilde, was die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten von Protonen und Neutronen betrifft.

Das mag zwar extremst unwahrscheinlich sein, wenn es aber möglich ist, hätten wir hier doch ein Paradoxon. Die Sonne wäre dann doch "verschwunden" und zwar mit Überlichtgeschwindigkeit. Und woher kommt denn dann nun die Gravitation?

Und gilt überhaupt das Unschärfeprinzip bei Gravitationsmessungen? Die sind momentan noch sehr ungenau, wir detektieren z.B. anfliegende Flugzeuge über Radar, aber nicht über Änderungen der Gravitation. Aber was wäre, wenn man diese Messung extrem verbessern könnte?

indiachinacook  02.02.2025, 16:48
@uhyrius

Da versuchst Du Wasser und Öl zu vermischen.

Leider ist es bisher niemandem gelungen, eine funktionierende Quantentheorie der Gra­vita­­tion zu basteln. Deshalb wissen wir schlicht und einfach nicht, wie Gravita­tion und Orts­unschärfe zusammenpassen. Dein Argument zeigt einen Teil des Pro­blems: Wo­hin zieht die Mas­se eigentlich, wenn sie selbst nicht weiß, wo sie genau ist? Es gibt da­bei aber noch eine zweite Kom­ponente, die noch schwieriger ist, nämlich den Meß­prozeß. Nach einer Orts­messung ist das Teilchen, das vorher von einer aus­ge­dehn­ten Wel­len­funk­tion be­schrie­ben war, ja plötzlich nur noch an einem einzigen Platz. Die Frage drängt sich auf: Wie schlägt das auf die Gravitation durch bzw. welchen Einfluß hat der Meßvorgang auf die Gravitation? Und mit wel­cher Ge­schwin­dig­keit breitet sich das aus?

Theoretisch kann man keine Antwort finden, weil dieses schwieriger Terrain von kei­ner The­orie abgedeckt wird. Also sind die Experimentatoren gefragt, aber das ist auch nicht ein­fach: Damit Ortsunschärfe ein Thema ist, muß das System und daher auch seine Mas­se sehr klein sein, und dann ist die Gravitation leider Null­komma­josef.

Gravitationsänderungen breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus, also würde das Verschwinden der Sonne erst 8 Minuten später die Erde aus der Umlaufbahn "entlassen". Fakt ist, dass Gravi.-Änderungen nicht sofort überall wirken.


Physikraxi  02.02.2025, 03:41

Das hast du richtig bemerkt – Gravitationsänderungen –, aber wenn die Gravitation der Sonne verschwindet, dann gibt es keine Möglichkeit mehr, sich zu ändern – weil die Ursache nicht mehr gegenwärtig ist.

Ich habe hier eine Antwort geschrieben. Lies sie mal durch, dann wirst du mich besser verstehen.

EmirIstCool 
Beitragsersteller
 29.01.2025, 18:23

Naja viele haben mit "ja" geantwortet also müsste es eine Theorie sein, und außerdem sind wir nicht perfekt und wissen es nicht zu 100%

TheoPhysi  02.02.2025, 05:59
@CatsEyes

Gravitation ist in dem Fall aber eine Wechselwirkung zwischen Erde und Sonne. Sonne weg, keine Wechselwirkung mehr und die Erde würde darauf sofort reagieren.