An der Frage hängt die Homerforschung seit mehr als einem Jahrhundert fest, also kann ich Dir auch keine wohlfundierte Antwort geben.

Aber mein persönlicher Eindruck ist, daß die Ἰλιάς auf mich den Eindruck eines ein­heit­­lichen, geplanten und die persönlichen Sensibilitäten des Dichters widerspiegeln­den Werkes macht. Ja, es gibt Seitenstränge der Handlung (z.B. die Dolṓnie), aber im Großen und Ganzen läuft die Handlung geradlinig, und das zentrale Motiv, der Groll des Achilleús, bleibt immer im Fokus. Das deutet auf einen einzigen Dichter, der durch das Quellmaterial zwar gelegentlich zu Einschüben oder Abschweifungen gezwungen war, der aber seine Geschichte trotzdem stromlinienförmig erzählen wollte.

In der Ὀδύσσεια sehe ich das deutlich weniger, daher könnte ich mich eher mit dem Gedanken anfreunden, daß das Werk von einem Poetenkollektiv verfaßt worden wäre: Die Handlungen auf Ἰθάκη, der lange Märchenabend bei den Φαίακες, und auch die Reise des Τηλέμαχος nach Σπάρτη könnten alles Beiträge von verschiedenen Autoren sein. Aber dieser Schluß ist nicht zwingend, wenn das Quellenmaterial bereits diese Zer­split­terung aufwies, dann blieb dem Dichter vielleicht nichts anderes übrig.

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Schau auf die untere Kurve (nur den anfänglichen, geraden Teil vor der Abflachung): In 0.2 min werden 0.2 mmol/l Produkt gebildet, also beträgt die Reaktions­geschwin­dig­keit 1 mmol l⁻¹ min⁻¹, und an der oberen Kurve siehst Du, daß Du diese Geschwindig­keit bei einer Substrat­konzentration von 2 mmol/l bekommst.

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Natürlich istso etwas häufig, wenn verschiedene Sprachen von einer gemeinsamen Vor­läufersprache abstammen. Italienisch und Französisch haben z.B. eine sehr ähn­liche Grammatik (die Verbsysteme sind z.B. praktisch gleich); diese beiden Sprachen gehen beide aufs (Vulgär-‍)Lateinische zurück und hatten nur gut 1000 Jahre, um sich aus­ein­ander­zuentwickeln. Daher haben sie noch viele gemeinsame Merkmale.

Auch die slavischen oder germanischen Sprachen sind einander recht ähnlich, aus ähnlichen Gründen.

Manchmal haben zwei verschiedene Sprachen, die lange Zeit nebeneinander existie­ren, ähnliche Strukturen, die durch gegenseitige Beeinflussung entstanden sind; diese Ähnlichkeiten sind meistens phonetisch oder lexisch. So haben z.B. die Sprachen des indischen Subkontinents typischerweise retroflexe Konsonanten, die sonst eher sel­ten zu finden sind, oder die südafrikanischen Bantu-Sprachen haben Klick-Laute, die sie von ihren Khoi- und San-Nachbarn übernommen haben.

Manchmal gibt es auch erstaunliche zufällige Ähnlichkeiten zwischen unverwandten Sprachen. So haben z.B. Deutsch und Türkisch beide eine Auslautverhärtung, am Wort­ende werden also beispielsweise b oder d wie p bzw. t gesprochen (Koreanisch macht auch so etwas Ähnliches).

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Klar. Du kannst ja in jeder Sprache Wortverbindungen bilden, die zwar nicht im Wörter­buch stehen, die aber trotzdem jeder versteht, z.B. Gurkentrüppler, gigantomano­phasmorgisch, Kichererbsenzählen (letzteres ist natürlich ein indischer Erbsenzähler, weil man dort mehr Kichererbsen als Erbsen ißt). Das verleiht Deiner Ausdrucks­weise einen persönlichen Stil, und das will man ja eigentlich haben.

Im Deutschen ist das sogar besonders einfach, weil man solche Wort­zusam­men­setzungen als Einzelwort schreibt; in anderen Sprachen ist es aber grundsätzlich genauso möglich.

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Das kann man in koreanischen Buchstaben (Hangŭl) als 리비아 schreiben: ri-bi-a

Z.B. Livia Millhagen oder Livia Brito.

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Ich finde es im besten Fall unsinnig, im schlimmsten rassistisch.

  • Jeder hat irgendeine Hautfarbe, genauso wie jeder eine Körpergröße hat. Wenn man das wörtlich interpretiert, dann wäre mit der Bezeichnung also jeder gemeint.
  • In der Praxis werden damit aber im Prinzip nur Leute bezeichnet, die nicht euro­päisch aussehen, also Inder, Kenyaner, sogar Chinesen. Ich vermisse Monophylie.
  • Wer die Welt in Europäer und Nichteuropäer teilt, hat sowieso einen sitzen; was für ein Rassist müßte man sein, um zu glauben, daß Europäer so wichtig oder speziell wären, daß es sich lohnte, eine "Nicht-Europäer"-Gruppe zu erfinden? Es denkt sich ja auch niemand eine Gruppe aus, die aus allen "Nicht-Japanern" besteht oder aus allen Leuten, die keine Indianer sind, und das aus gutem Grund.
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Ich habe nicht den Eindruck, daß die Kosovaren daran ernsthaft interessiert wären, und auch für die Albaner hat das keine sonderlich hohe Priorität. Allerdings habe in diesen Ländern nur jeweils einen Ort gesehen, wo ich die Leute danach gefragt habe (Prizren bzw. Korçë).

Natürlich will man beiderseits der Grenze gute Beziehungen zueinander haben und auch verschiedentlich kooperieren, aber wie im Balkan üblich schimpft jeder auch gerne über seine Nachbarn. Deshalb glaube ich nicht an eine baldige Vereinigung der beiden Länder — vielleicht, wenn irgendwann einmal beide Länder in der EU sind, aber das hat dann auch nicht viel praktische Auswirkung.

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Der Text sagt ungefähr das folgende: Die d-Elektronen sind fürs chemische Verhalten nicht so wichtig wie s- und p-Elektronen. Da sich die Nebengruppenelemente nur in der Anzahl der d-Elektronen unterscheiden, impliziert das, daß sie sich chemisch we­niger voneinander unterscheiden als die Hauptgruppenelemente, insbesondere äh­neln sie einander innerhalb der horizontalen Reihe stark: Chrom, Mangan, Eisen, Co­balt etc. sind einander recht ähnlich, mehr so als den Elementen, die im Perioden­system darunterstehen. Bei Hauptgruppen wäre es eher umgekehrt.

Die Frage ist jetzt natürlich, ob das stimmt, und darauf gebe ich ein entschiedenes Jein als Antwort.

  • In niedrigen Oxidationsstufen ist das näherungsweise richtig: All diese Elemente bilden Ionen Me²⁺ oder Me³⁺ (oder beides), und deren Chemie ist ziemlich ähnlich, jedenfalls viel ähnlicher als z.B. In und Sn, die auch zwei Metalle sind und unmittel­bar aufeinanderfolgen.
  • Auf der anderen Seite sind diese Ionen alle farbig, und diese Farbe verdanken sie den d-Elektronen (auch ihren Magnetismus und ihre Stabilität in Komplexen). Die feineren Punkte ihrer Chemie lassen sich also nur mit d-Elektronen verstehen (da­zu braucht man dann Ligandenfeldtheorie, die sich genauer damit beschäftigt, wie Liganden mit d-Elektronen wechselwirken).
  • Noch viel schlimmer wird es in hohen Oxidationszahlen. Die Chemie von V, Cr und Mn in der jeweils höchsten Oxidationzahl (+V, +VI bzw. +VII) ist ziemlich speziell, manchmal sogar eher hauptgruppenartig, nämlich deshalb, weil diese Dinger über­haupt keine d-Elektronen mehr haben, genauso wie die Hauptgruppenelemente. Die Stöchiometrien für z.B. die Oxide sind TiO₂, V₂O₅, CrO₃, Mn₂O₇, und beim Eisen gibt es zwar kein FeO₄, aber dafür bei den Homologen RuO₄ und OsO₄, das ist ganz parallel zur Reihe SnO₂, Sb₂O₅, TeO₃, I₂O₇ und XeO₄.
  • Auch in ganz tiefen Oxidationszahlen (0 und darunter) zeigen diese Elemente vage hauptgruppenartiges Verhalten. Am deutlichsten sieht man das bei den Carbonyl­komplexen, die zeigen nämlich gruppenabhängige Stöchiometrie: Cr(CO)₆, Mn₂(CO)₁₀, Fe(CO)₅, Co₂(CO)₈, Ni(CO)₄ — Du siehst, daß immer ein CO-Molekül we­ni­ger pro Metall gebraucht wird, wenn man die Ordnungszahl um eins erhöht (ver­gleiche das z.B. mit der Serie GeF₄, AsF₃, SeF₂ und BrF) Dahinter steckt die soge­nannte „18-Elektronen-Regel“, die gleich funktioniert wie die Oktettregel in den Hauptgruppen, nur daß die d-Elektronen mitgezählt werden (das sind ja genau zehn Stück).

Insgesamt finde ich Deinen Text bestenfalls halbwahr.

Beim zweiten Teil Deiner Frage sehe ich nicht ganz durch. Es scheint irgendetwas da­mit zu tun zu haben, daß bei der Ionisierung des Fe ein Fe²⁺ entsteht, dem gegen­über dem Fe die beiden s-Elektronen fehlen, und nicht die d-Elektronen, ob­wohl die d-Elek­tronen nach dem Aufbauprinzip die am schwächsten gebundenen sein sollten. Liege ich mit dieser Vermutung richtig? Wenn ja, formuliere diese Frage ein bißchen präzi­ser, damit ich weiß, was ich antworten soll. Die schnelle Antwort ist, daß das Aufbau­prinzip für Neutralatome gilt, nicht für Kationen.

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Die Deponentia (die es ja auch in anderen alten indogermanischen Sprachen gab) sind ein Überbleibsel eines viel älteren Verbsystems, das bereits im Indogermani­schen ein Relikt aus älteren Tagen war. Die Frage läßt sich aber nicht ohne Spekula­tion beantworten, weil man ja keine hinreichend alten Texte hat, um die verschie­denen Theorien zu überprüfen.

Vermutlich hatte eine weit entfernte Vorfahrensprache des Indogermanischen ein Sy­stem, wie man es heute von Ergativ-Sprachen (z.B. Georgisch) kennt: Transitive Ver­ben hatten andere Konjugationsendungen als intransitive. Später wurden die Endun­gen der transitiven Verben als aktiv interpretiert, und sie konnten auch die Endungen der intransitiven Verben nehmen um eine Art Passiv zu bilden, vermutlich zuerst eher ein Medium als ein echtes Passiv: Das Subjekt begeht eine Handlung, die aufs Sub­jekt zurückwirkt, ähnlich wie bei reflexiven Verben im Deutschen. Im Lateinischen ist diese ehemals mediale Bedeutung des Passiv gelegentlich noch sichtbar, z.B. lavor ‘ich wasche mich’.

Ein starker Hinweis, daß das so war, sind die Perfektendungen. Das Perfekt hatte im Indogermanischen eine statische Bedeutung (ich habe gegessen = ich bin satt) und war nicht transitiv. Fürs Perfekt gab es keine Unterscheidung zwischen Aktiv und Pas­siv (deshalb hat Latein auch kein passives Perfekt, sondern es muß umschrieben wer­den), und die Endungen waren speziell, erinnerten aber mehr ans Passiv als ans Aktiv. Das paßt zur Annahme, daß Passivendungen und Intransitivität eng miteinander ver­bunden sind.

Der Trend in der Sprachentwicklung ging dann dahin, daß die Aktiv/Passiv-Unter­schei­dung gestärkt wurde. Transitive Verben konnten beides bilden, und intransitive wur­den zunehmend im Aktiv konjugiert. Aber manche intransitive Verben behielten die alten Passivendungen, sogar wenn sie in manchen Fällen (z.B. sequī ‘folgen’) später transitiv wurden. Langfristig wurden diese Anomalien aber behoben — in allen roma­nischen Sprachen sind die Abkömmlinge von sequī ganz normale aktive Verben, z.B. ital. seguire oder span. seguir. Solche unhistorischen Aktivformen von sequī fin­det man bereits im Spätlateini­schen, und langfristig blieb dem Verb sowieso nichts an­deres übrig, weil alle romanischen Sprachen die Passivformen das Lateinischen auf­gegeben haben.

Diejenigen indogermanischen Sprachen, die noch über echte ererbte Passivformen verfügen, können auch heute noch Deponentia haben, z.B. griech. αισθάνομαι aisthá­nomai ‘ich fühle’ (verwandt mit den Fremdwörtern Ästhetik und Anästhesie) oder έρχομαι érchomai ‘ich komme’. Beide waren bereits im Altgriechischen Deponentia.

Aber auch Sprachen, die das originale Passiv verloren und später ein neues gebildet haben (z.B. Schwedisch) können Deponentia haben, die in diesem Fall natürlich viel jünger sind. Ein Beispiel ist hoppas ‘hoffen’; die Bedeutung dieses Verbs ist intrinsisch medial (man hofft ja für sich selbst), und deshalb bildet es formal passive Formen, deren Bedeutung eher aktiv ist (das schwedische Passiv hat sich aus einer Konstruk­tion mit dem Reflexivpronomen entwickelt, deshalb ist das Passivkennzeichen ein -‍s- wie beim Wort sich).

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Bei 19 sehe ich auch keinen Sinn: Das gezeichnete Molekül ist p-Dyclobutyl­cyclo­propyl­benzol, und was Du händisch dazugezeichnet hast wäre p-Dicyclobutyl­benzol.

Bei 16 kenne ich mich nicht aus — ich würde die cis/trans-Nomenklatur nur verwen­den, wenn beide Seiten der Doppelbindung genau ein H haben, oder wenn die Sub­stituenten auf beiden Seiten paarweise gleich sind. In Deinem Fall würde ich Z/E-No­men­klatur verwenden, Z ist richtig (Methyl und Phenyl haben jeweils die höchste CIP-Priorität).

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Es hätte wohl keine Wirkung — ja, manche Schimpansen würden irgendetwas lernen, aber in der nächsten Generation fängt die Bildungsvermittlung wieder bei Null an.

Was Du aber machen könntest, ist Selektion: Nur die Schimpansen mit guter Schul­leistung dürfen Nachkommen haben . Dann wirst Du im Lauf der Generationen einen Effekt se­hen. Nach 20 Generationen sollten die so gezüchteten Schimpansen deutlich intel­li­gen­ter sein als ihre Vorfahren, und nach 50 bis 100 übernehmen sie wahrschein­lich die Weltherrschaft. ☺

So etwas Ähnliches ist übrigens einmal mit Silberfüchsen gemacht worden: Nach ein paar Dutzend Generationen sind die eigentlich scheuen Tiere zu hundeartigen Haus­tieren geworden. https://en.wikipedia.org/wiki/Domesticated_silver_fox

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Auch Muscheln evolvieren. Die Muschelarten, die von 20 Millionen Jahren gelebt ha­ben, sehen für einen Fachkundigen anders als als die heutigen. Fachkundige wis­sen nämlich, auf welche Merkmale sie schauen müssen.

Wenn man aber kein Fachkundiger ist, dann denkt man fälschlich „Ah, irgendein Glib­ber mit Schale oben und unten, das ist doch immer dasselbe“. Mit gleichem (Un)­Recht könnte eine Muschel sagen „Diese Säugetiere stagnieren doch komplett: Fell, Zähne und Wirbelsäule, die kommen auf nix Neues“.

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Das hättest Du als Umfrage formulieren sollen.

Die Form muß meiner Meinung nach gölte heißen, also mit historischer Schwund­stufe (gleich wie beim Partizip, nur mit Umlaut). Analog funktioniert es auch bei ich stöhle oder ich schwüre. Die meisten deutschen starken Verben ha­ben diese Bildungsweise des Konjunktivs aufgegeben und bilden ihn heute von der um­ge­lau­teten Ablautstufe (also dieselbe wie im Präteritum Indikativ), aber bei diesen Ver­ben käme dann der­selbe Vokal wie im Präsens heraus (ich *gälteich gelte), und das will man nicht; des­halb bleibt es beim alten Schwundstufen-Konjunktiv.

Aber letztlich ist das ziemlich hypothetisch, weil solche Konjunktivformen in der Praxis sowieso eher vermieden werden.

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