Hört man durch Religion auf zu denken?
Ich habe ein interessantes Interview von Daniel Dennett, einem US-amerikanischen Philosophen, gesehen.
Er hat gesagt, dass die größte Gefahr aller Religionen sei, dass viele Menschen aufhören zu denken, denn sie verlassen sich auf Gott. "Ach, Gott wird das schon richten" oder "In der Bibel/im Koran steht das und das, also wird das schon alles so passieren".
So wählen beispielsweise einige Gläubige gar nicht mehr, weil Gott über die Welt regiert. Klima- und Umweltschutz ist egal, weil Gott sowieso will, dass die Welt irgendwann untergeht. Auch Wissenschaftsleugnung (vor allem im medizinischen Bereich) gehört da dazu.
Was ist eure Meinung dazu?
45 Stimmen
20 Antworten
Es kommt auf die Religion und die Auslegung an.
Es gibt auch Menschen, die aus ihrer Religion die Motivation für soziales Engagement ziehen, selbst unter den Monotheisten.
Und es gibt auch Religionen, welche die Verantwortung des Menschen und die Wissenschaften unterstützen - Athena, Odin oder Thoth sind zum Beispiel Gottheiten, die den Wissensdurst und Forscherdrang ihrer Anhänger geradezu einfordern.
Ja, diese Gefahr der Passivität da man sich "auf Gott verlässt" - das ist eine reale Gefahr.
Aber sie lässt sich nicht pauschal auf alle Religionen und Gruppen anwenden.
Das sieht man praktisch bei jeder "Tiefgläubigen-Antwort" in Gutefrage.net.
Tiefgläubige kennen meist fast alle Bibelsprüche auswendig, sogar mit Nummern.
Aber wenn sie mal frei argumentieren sollen, dann klappt das nicht. Es kommt immer nur: "Nach Vers X.YY will Gott....
Der eigene Verstand scheint tatsächlich vor lauter Verswust kaputt zu gehen.
Lies mal Bücher von William Peter Blatty. Er ist ein gläubiger Katholik und argumentiert sehr überzeugend, warum er glaubt, was er glaubt.
Auf gutefrage wird mit Begeisterung gotquestions verlinkt.
Die bibletreuen Christen von gotquestions sind der Meinung, dass die Rettung des Planeten nicht in der Macht und Verantwortlichkeit der Menschen liegt.
Falls der Klimawandel überhaupt existiert. Oder gar von Menschen verursacht ist:
Saving the planet is not within our power or responsibility. Climate change may or may not be real, and may or may not be human-caused.
https://www.gotquestions.org/climate-change.html
Hört man durch Religion auf zu denken?
Kommt darauf an, wie wissenschaftlich sie denken und ob sie in der Forschung sind.
Denn es gibt zB mehr als genug Ärzte, also Akademiker, die an Homöopathie glauben (über einen Placebo-Effekt hinaus). Obwohl das wider Physik und Chemie ist. Und ohne Beleg von wissenschaftlichen Studien.
Bildung und IQJe wissenschaftlicher (in peer reviewed Fachzeitschriften), vor allem naturwissenschaftlicher, umso eher gibt es einen Pantheisten oder Atheisten.
Bei Wissenschaftlern in den USA gab es bei einer Umfrage nur 33% Theisten (83% in der Allgemeinbevölkerung). Das ist ein drastischer Unterschied:
In Umfragen unter "Greater"-Wissenschaflern (zB National Academy of Sciences) gab es nur 7% Theisten, die an einen persönlichen Gott glauben:
Bei Biologen waren es nur 5.5%, bei Physikern und Astronomen 7.5%, bei Mathematikern 14.3%:
We found the highest percentage of belief among NAS mathematicians (14.3% in God, 15.0% in immortality). Biological scientists had the lowest rate of belief (5.5% in God, 7.1% in immortality), with physicists and astronomers slightly higher (7.5% in God, 7.5% in immortality).
https://www.nature.com/articles/28481.pdf
Je höher der IQ, umso weniger religiös (was nicht zwingend atheistisch bedeutet). Diese Korrelation wurde wiederholt und über einen langen Zeitraum bestätigt:
Meta-analysis of 83 studies produces ‘very strong’ evidence for a negative relationship between intelligence and religiosity
Je höher die Bildung, umso weniger religiös:
wurde nach dem allgemeinen Glauben an Gott oder sonstigen höheren Mächten gefragt, wobei herauskam, dass dieser Glaube am stärksten in den bildungsfernen Schichten verbreitet war und mit zunehmender Bildung abnahm.
https://www.grin.com/document/377433
Verbot der EvolutionstheorieDie Evolutionstheorie wird in jenen islamischen Ländern gar nicht oder falsch gelehrt, in denen Kreationisten, also religiöse Fundamentalisten an der Macht sind.
Da sie die Evolutionstheorie nicht widerlegen können, bleibt nur das Verbot oder eine falsche Darstellung als Spekulation übrig.
In Saudi-Arabien, Oman, Algerien und Marokko ist die Lehre der Evolutionslehre komplett verboten.
Im Libanon wurde die Evolutionslehre aufgrund religiösen Drucks aus dem Lehrplan gestrichen.
In Jordanien wird Evolution innerhalb eines religiösen Rahmens gelehrt. In Ägypten und Tunesien wird die Evolution als unbewiesene Hypothese dargestellt.
Saudi Arabia, Oman, Algeria and Morocco have banned the teaching of evolution completely. In Lebanon, evolution was removed from the curriculum because of religious pressure.
In Jordan, evolution is taught within a religious framework. In Egypt and Tunisia, evolution is presented as an unproven hypothesis.
https://www.nature.com/articles/s41562-019-0771-7
In der Türkei aus dem Lehrplan entfernt, da zu kompliziert und angeblich in der Wissenschaft umstritten (was natürlich eine Lüge ist):
Der Beamte Alpaslan Durmus sagte, Evolution sei umstritten, kontrovers und zu kompliziert. "Wir glauben, dass dieses Unterrichtsfach das Verständnis der Schüler übersteigt"


Dürfte ziemlich gemischt sein.
Viele hören auf zu denken, andere suchen nach guten Begründungen warum man an Gott glaubt.
Wieder andere sehen auch gar keinen Widerspruch an Gott zu glauben und dennoch auf die Wissenschaft zu vertrauen. Ein katholischer Priester war es beispielsweise der entdeckte, dass das Universum sich ausdehnt.
Ich sage auch nicht, dass die Religion der Grund gewesen sei. Das ist nur ein Beispiel, dass auch gläubige Menschen in der Lage sein können selbst nachzudenken.
...ein Beispiel, dass auch gläubige Menschen in der Lage sein können selbst nachzudenken.
Ohne Frage. Leider hört diese Selbstständigkeit bei den meisten bei der Hinterfragung ihres "Gottes" und seiner Gebote/Regeln auf.
Ich widerspreche nicht. Aber den vernünftigen Individuen gegenüber wäre eine Pauschalisierung unfair
Ja und auch sehr deutlich. Wie stärker der Glaube den Menschen führt, umso verehrender die Folgen. Armut zeichnet sich vorwiegend unter den stark gläubigen Menschen aus. Sie beten lieber als selber Hand anzulegen.
Deutlich wird es auch bei den Kreationisten, wie die ZJ. Sie verstehen ja nicht mal mehr eine Metapher zu interpretieren. Wie kleine Kinder nehmen sie die Erzählungen wortwörtlich. Sie haben verlernt, oder nie gelernt etwas kritisch zu hinterfragen. Es wird ihnen alles manipulativ vorgelegt, wissenschaftliche Erkenntnis entsprechend verdreht, damit sie zu ihrer Glaubensvorstellung passt.
Wie kann man unmenschliche Scharia Gesetzte des Islams gut finden? Nur darum weil nicht darüber nachgedacht wird, über Sinn und Unsinn.
Ein katholischer Priester war es beispielsweise der entdeckte, dass das Universum sich ausdehnt.
Das gelang ihm, weil er Religion und Wissenschaft trennte und nicht weil er "religiös" war.