Text – die besten Beiträge

Grammatikalisch verwirrender Satz aus Seneca: Nec est, quod...?

Liebe Lateiner,

da ich gerade fließig am Übersetzen bin, weil ich in ca. einem Monat schriftliches Abitur in Latein schreibe, hab ich gerade einen ehemaligen Abiturtext vor mir, bei dem mich der gefühlt zweite oder dritte Satz seit etwa einer Stunde in den Wahnsinn treibt, es handelt sich um einen Text aus Senecas de constantia sapientis und es soll begründet werden, wieso einem Weisen kein Unrecht widerfahren könne:

Nec est, quod mireris, si nemo illi potest iniuriam facere: Ne prodesse quidem ille quisquam potest.

Die Zeichensetzung ist aus der Abiturangabe so ersichtlich.

Was mir einfach nicht einleuchtet: Nec est... ok, kein wirkliches Subjekt, schön, aber das est ist 3. Per. Sg.: Und es ist nicht. Und es gibt (id? das) nicht? Das macht keinen Sinn!?

Was soll das quod sein? Ein Relativpronomen? Dann könnte man ja schon eher z.B. ein elliptisches id im Satzteil davor annehmen. Dann würde das auch mehr Sinn ergeben: Und es ist (vlt. gibt) nicht das, was du wohl fragen kannst/könntest (Potentialis? Igendwo muss der Konjunktiv ja herkommen, ich hab es aufgegeben, einen Deliberativ in der 2. oder 3. Person suchen zu wollen, einmal gemacht, ist nicht gut ausgegangen, ich glaube, das geht gar nicht...) Quod könnte aber auch ne Subjunktion mit Konjunktiv sein: Und es ist/gibt nicht (das), weil... Faktisches quod macht für mich hier gar keinen Sinn.

Und dann der si-Satz: Offensichtlich keine indirekte Frage, da dafür der Konjunktiv fehlt. Einzig logische Übersetzung: Falls niemand jenem (gemeint ist der Weise) Unrecht zufügen kann. Wie bekomme ich das nun an das, was zuvor steht, was immer es sein mag, ran?

Ich hab den Satz nach dem Doppelpunkt (nicht einmal kann irgendjemand jenem nutzen) rangehängt, weil ich im Internet eine englische Übersetzung gefunden habe, freilich aber mit anderer Zeichensetzung im lateinischen Text: Nec est quod mireris; si nemo illi potest iniuriam facere, ne prodesse quidem ille quisquam potest. Englische ÜS: And you need not be suprised; if noone can do him injury, no one can do him a service either. Die fassen den Konjunktiv mireris scheinbar als Iussiv auf (ok, ich erwarte einen Iussiv eher bei der 3. Person), egal, aber das klingt sehr frei (ja, ich weiß, für Schülerohren, für euch vielleicht nicht) jetzt nicht wg. dem Iussiv, sondern insgesamt.

Falls ihr mir da ein wenig auf die Sprünge helfen könntet, wäre ich euch dankbar. Wahrscheinlich blamiere ich mich hier total gerade, weil ich irgendwas komplett falsch mache...

Viele Grüße

Lernen, Sprache, Fremdsprache, Text, Übersetzung, Abitur, Antike, Caesar, Cicero, Grammatik, Hausaufgaben, Konjunktiv, Lateinübersetzung, römische Geschichte, Seneca, Stilmittel, übersetzen, Ovid, lateinische Literatur

Wortwiederholungen vermeiden?

Hey,

ich arbeite aktuell an meiner Masterarbeit. Eigentlich schreibe ich recht gern und bin einigermaßen gut darin, passende Formulierungen zu finden, aber mit einem Satz der Einleitung bin ich echt überfordert.

Es geht darum, Wortwiederholungen zu vermeiden und trotzdem klar und deutlich folgende Aussage zu formulieren: In jüdischen Kulturvereinen durften vor einem ausschließlich jüdischen Publikum von ausschließlich jüdischen Musikern Werke ausschließlich jüdischer Komponisten gespielt werden. (Es geht um die niederländische Besatzungszeit.)

Vermieden werden soll natürlich vor allem diese ständige Wiederholung von "jüdisch" (wofür es nun mal keine verwendbaren Synonyme gibt), aber auch "spielen/gespielt". "Aufführung/aufführen" kommt ebenfalls im Satz direkt vorher vor und kann nicht benutzt werden. Im besten Falle würde sogar das "Komponisten" verschwinden, aber "Tondichter" ist keine Alternative, weil es wiederum im Satz vorher auftaucht.

Hier ist meine jüngste Version, die ich allerdings sehr holprig finde. Ich habe den vorigen Satz mal in Klammern dazu genommen:
"(Werke von Komponisten jüdischer Abstammung und solchen aus Ländern, die aktuell Kriegsgegner Deutschlands waren, wurden von der Aufführung ausgeschlossen; Stücke niederländischer Tondichter mussten hingegen regelmäßig gespielt werden.) In jüdischen Kulturvereinen waren das Repertoire, die involvierten Musiker und das allgemeine Publikum jeweils auf Personen jüdischer Abstammung beschränkt."

Vielleicht hat ja hier jemand eine bessere Idee. Da Problem daran, die Informationen so zusammenzufassen, um das Wort "jüdisch" nur zweimal zu verwenden, ist, dass das Repertoire ja eigentlich auf Stücke von Komponisten beschränkt wird, nicht auf Komponisten selbst. Alternativ könnte man schreiben "die zu Gehör gebrachten Komponisten" (anstelle von "das Repertoire"), aber wiederum sind es die Stücke der Komponisten, die zu Gehör gebracht werden, nicht die Komponisten selbst.

Jeder Vorschlag ist willkommen! Auch wenn ihr die vorigen Sätze umbaut oder dergleichen. Danke im Voraus!

LG, Jo

Text, Formulierung, Korrekturlesen, Masterarbeit, Satzbau

Meistgelesene Beiträge zum Thema Text