Psyche – die besten Beiträge

Begabt und unbeliebt, wie viel zeigen?

Hallo,

ich bin diagnostiziert begabt und theoretisch zusätzlich auch inselbegabt (das wurde aus schulischen Gründen getestet). Ich gehe stark davon aus, dass das – zusammen mit meiner Neurodiversität – zu meinen Mobbingerfahrungen geführt hat.

Meine Rechtschreibung zieht meinen Notenschnitt runter (ich weiß, das ist eigentlich nur eine Zahl und sagt nicht viel aus), aber ich performe trotzdem überdurchschnittlich gut – in der Uni und auch sonst.

Da kommt jedoch ein Aber: Durch meine Depression habe ich an Konzentration verloren, was ich noch ganz gut aushalten kann, auch wenn es an meiner Leistung zehrt.

Viel schlimmer war jedoch, dass ich in einer sehr toxischen Beziehung und einem ungesunden sozialen Umfeld war. Dort habe ich angefangen, mich absichtlich „dümmer“ zu verhalten als ich eigentlich bin. Ich habe nicht absichtlich etwas Dummes gemacht, aber eben bewusst Dinge unterlassen: z. B. mich nicht mehr gemeldet, nicht mehr tiefer nachgefragt, keine Frühstudium-Programme mehr gemacht oder keine Hausaufgaben mehr abgegeben (was dazu geführt hat, dass ich irgendwann gar keine Hausaufgaben mehr gemacht habe – ich habe trotzdem ein sehr gutes Abitur).

Ich wollte nicht, dass andere sehen, was ich kann. Denn selbst normales, interessiertes Nachfragen wurde oft als „Angeben“ abgestempelt.

Sicher war ich als Kind sozial nicht besonders feinfühlig, wenn es darum ging, wie stark ich meine Erfolge feiern durfte (z. B. Schachpokale, Mathe-Olympiaden), aber ich glaube nicht, dass ich bewusst angegeben habe – es war wohl eher Neid und die Unsicherheit meines Umfelds.

Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich verlernt habe, mich wirklich anzustrengen. Ich komme auch so ziemlich gut durch, aber psychisch belastet es mich sehr, weil ich merke, dass ich mein Potenzial zurückhalte – und das in vielen Bereichen.

Aktuell mache ich ein Praktikum bei einer sehr renommierten Firma. Und ich merke: Meine Fragen kommen dort total gut an. Ich bekomme schon sehr früh extrem gutes Feedback, und sogar eine Übernahme wurde direkt in der ersten Woche angesprochen. Ich glaube, das ist endlich eine Umgebung, in der Neugier und Interesse geschätzt werden. Die Manager führen gerne Diskussionen – das habe ich viel beobachtet – und ich hoffe, dass ich hier mehr von mir zeigen kann.

Ich merke auch, dass ich in der Uni oft „auf dumm getan“ habe, um besser Anschluss zu finden. Dabei bin ich eigentlich sehr kompetitiv und liebe es, mich zu pushen und besser zu werden.

Das Umfeld im Praktikum tut mir extrem gut – auch, weil ich letztes Semester viele meiner „Freunde“ losgelassen habe. Ich habe gemerkt, dass sie keine echten Freunde waren. Dadurch fühle ich mich jetzt freier, aber ich habe auch Angst, mich zu sehr zu öffnen – gerade weil es im Moment so gut läuft.

Meine Fragen:

  • Wie viel darf man hinterfragen, ohne zu „nerven“?
  • Ich versuche aktuell nur Fragen zu stellen, wenn ich merke, dass die anderen nicht voll konzentriert sind – trotzdem habe ich oft das Gefühl, zu stören.
  • Wie viel von sich darf man zeigen, ohne dass es als „angeben“ rüberkommt?
  • Ich will eigentlich nicht „schlau wirken“, was dumm klingt – weil es mir ja eigentlich immer geschadet hat, wenn ich mein Wissen gezeigt habe.

Kennt jemand diese Situation?

Wie kann man sein Potenzial zurückholen, wenn man es jahrelang unterdrückt hat?

Ich weiß, dass ich besser sein kann – ich war ja schon in der Schulzeit an der Uni – aber ich komme gerade einfach nicht an diesen Punkt ran, an dem ich mein volles Können zeigen kann.

Wie geht ihr mit sowas um, und was ist aus eurer Sicht sozial akzeptabel zu zeigen?

hoffe das war auch nicht angeberisch wegen potenzial und so (ist aber anonym daher nur semi schlimm)

angeben, Begabung, Depression, Psyche, Begabt

Meistgelesene Beiträge zum Thema Psyche