Nationalsozialismus – die besten Beiträge

Was macht man, wenn der Vater ein Rassist und Faschist ist?

Hatte gestern wieder mal eine sehr geistreiche (nicht!) Diskussion mit meinem Vater und meiner Schwester. Er als Rassist (Ausländer passen alle nicht zu uns, die sind alle notgeile unterf* Vergewaltiger, 90% von denen sind eh Asylbetrüger und flüchten nicht vor Krieg usw.) und Faschist (seine Meinung ist die einzig richtige, alle anderen sind nur Idioten, Gutmenschen und sehen die Realität nicht) leugnet natürlich, dass er ein Nazi ist, hat aber laut eigener Aussage keine Moral und Humanität. Meine Schwester, desinformiert und mit Vorurteilen gefüllt gibt ihm natürlich auch noch recht (die Ausländer wollen eh nur unser Geld, sollen doch in der Türkei bleiben, wenn sie verfolgt werden, sollen sie halt in Syrien bleiben).

Wie soll man nun mit solchen Menschen diskutieren? Sie sind gegen Argumente immun. Wenn man sachlich argumentiert kommen sowieso nur noch die typischen Sprüche á la Gutmenschen halt, wirst schon noch sehen, warte bist du mal Steuern zahlen musst usw.

Um es noch ein wenig zu verdeutlichen, letzte Woche wurde in meiner Heimatstadt (9000 Einwohner) jemand von 9 Leuten zusammengeschlagen. Die erste Reaktion von meinem Vater als ich es ihm erzählte war: "Hoffentlich waren es Asylanten, dann könnte ich endlich sagen, ich habs ja gesagt".

Wenn es jetzt irgendein Fremder wäre, mein Gott, ein x-beliebiger Nazi halt, aber wenn man ihn halt dauernd sieht und sich den Sch*** anhören muss... Ich lass ja grundsätzlich jeden seine Meinung, aber wenn es halt so extrem ist muss man ja schon Angst haben ihn irgendwann im Gefängnis besuchen zu müssen...

Familie, Politik, Argumentieren, Faschismus, Nationalsozialismus, Rassismus

Warum wird Albert Speer trotz seiner Kriegsverbrechen heroisiert?

Habe mir neulich das Buch "Spandauer Tagebücher" von Albert Speer besorgt und durchgelesen. Als Hitlers Rüstungsminister – im Vorwort wird er nicht ganz verkehrt als „Wirtschaftsdiktator Europas“ bezeichnet - war Speer dafür verantwortlich, dass dank seines zweifellos glänzenden Organisationstalentes das NS-Imperium durch die von ihm geleitete Vervielfachung der Rüstungsproduktion auch nach der Wende von Stalingrad noch über zwei Jahre durchhalten konnte (Speer selbst schreibt, dass der Krieg wahrscheinlich schon 1943 mit dem militärischen Zusammenbruch Deutschlands geendet haben würde, wenn da nicht seine fieberhaften Maßnahmen zur Steigerung der Waffen- und Munitionsproduktion voll zum Tragen gekommen wären). Drei Jahre, in denen noch einmal Millionen Juden vergast und erschossen wurden, Millionen Menschen bei Kampfhandlungen getötet und tausende Städte und Dörfer in ganz Europa in Trümmer gelegt wurden. Erreicht wurde diese immense Produktionssteigerung zur Kriegsverlängerung vor allem durch den massenhaften Einsatz osteuropäischer Zwangsarbeiter, darunter auch hunderttausende KZ-Häftlinge, die in der Rüstungsindustrie und bei der Rohstoffgewinnung als Sklavenarbeiter an die deutschen Großkonzerne vermietet und von diesen, unter Aufsicht der SS, unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen verheizt wurden. Speer, daran kann heute kein Zweifel mehr bestehen, wusste nicht nur um KZ-System und Holocaust, er hat selbst KZ inspiziert und die zigtausendfache Verwertung von KZ-Häftlingen als Billigarbeitskräften organisiert.

Aber neben dem skrupellosen Karrieristen und NS-Kriegsverbrecher Speer gibt es auch noch den zweiten, präsentableren Speer, der bis heute die Vorstellung der Öffentlichkeit prägt. Der Architekt, der Künstler, der hochgebildete, kultivierte Bildungsbürger Speer, der als politisch naiver junger Mann von Hitlers Charisma fasziniert worden und sich der Bewegung nur aus fehlgeleiteter Romantik angeschlossen habe, wenn auch später geblendet von der Vision, durch Hitlers Protektion ein gefeierter, in die Annalen der Geschichte eingeschriebener großer Architekt zu werden. Der Speer, der 1945 Hitlers „Nero-Befehle“ zur Vernichtung der ökonomischen Lebensgrundlagen Deutschlands angesichts des alliierten Vormarsches sabotiert haben, ja ein Attentat gegen Hitler geplant haben soll. Der Speer schließlich, der sich nach 1945 als geläuterter, reuiger Ex-Nazi gab, der (als Hitlers Rüstungsminister?) nichts vom Holocaust gewusst haben wollte und überhaupt den Antisemitismus und die verbrecherische Energie Hitlers immer völlig unterschätzt habe. Der Speer, der damit in Nürnberg tatsächlich durchkam, der Todesstrafe entging, stattdessen zu 20 Jahren Haft im Kriegsverbrechergefängnis Spandau verurteilt wurde.

Also: Wie kam es dazu, dass er trotz dieser Tatsachen zum Liebling des konservativen ehrbaren Bürgertums der Bundesrepublik wurde (Im Gegensatz zu Schirach, die Admiräle Raeder und Dönitz)?

Geschichte, Politik, Nationalsozialismus

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