Welchen gesellschaftlichen Nutzen hatte mein Zivildienst?
Ich musste noch Zivildienst leisten – damals war die ganze Wehr- und Ersatzdienstpflicht sehr staatstragend aufgezogen. Es wurde viel über gesellschaftliche Verantwortung und den „Dienst am Nächsten“ gesprochen. Auch in meiner Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer stand, dass ich im Ernstfall im Lazarett an der Front eingesetzt würde, um Verwundete zu versorgen.
Soweit die Theorie. In der Praxis war ich in einem evangelischen Tagungsheim untergebracht – im Grunde ein Hotel mit kirchlichem Träger, keine soziale Einrichtung im eigentlichen Sinne. Dort habe ich neun Monate lang vor allem eines getan: Geschirr gespült. Gelegentlich auch mal Toiletten geputzt, aber hauptsächlich Geschirr gespült – Tag für Tag.
Im Rückblick frage ich mich ernsthaft:
Welchen gesellschaftlichen Nutzen hatte diese Tätigkeit? Und inwiefern hat mich das auf die Versorgung Verwundeter im Kriegsfall vorbereitet?