Führerschein – die besten Beiträge

Köderbrief vom Landkreis?

Moin Moin, wurde vor kurzem unglücklich geblitzt. War in einer 50er Zone und wurde mit über 70 geblitzt hatte daher bange das ich unter umständen (bin in der Probezeit) meinen Führerschein für 1 Monat verlieren, ein Aufbauseminar, Nachschulung etc etc abbekommen könnte zumal die meine Probezeit auch verlängern würden. Nun habe ich heute einen Brief vom Landkreis bekommen in welchem ich scheinbar exakt 70 kmh gefahren bin. Da denk ich mir natürlich Super! Nochmal richtig glück gehabt. Doch komischerweise stand nirgendswo das ich jetzt so und soviel da und da hinschicken soll sondern nur das ich mich auf einer dort angegebenen Website einloggen und meine Identität bestätigen soll. Also ich wurde früher schon einmal geblitzt doch da musste ich nur 50 Euro strafe zahlen und fertig (stand auch alles so drauf auf dem Brief damals). Dann wurde ich Stutzig und dah sich in Deutschland ja schnell Rechte und Befugnisse ändern habe ich mir folgendes gedacht. Was ist wenn der Landkreis die Befugniss hat mir im Falle dessen das mich zusätzliche Maßnahmen als Fahranfänger betreffen, einen ich nenne es mal Köderbrief zuschicken indem ich komischerweise noch grade so an der schwelle war damit ich denen meine Identität bestätige statt z.b jemand anderen außerhalb der Probezeit anzugeben und fein raus zu sein. Hätten die also theoretisch dir befugniss mir nachdem ich meine Identität bestätigt habe zu sagen das ich schneller war und meinen Führerschein abgeben muss ?

Ich weiß das alles hört sich maximalst aus der Luft gegriffen an aber ich bin auf meinen Führerschein angewiesen und schiebe daher ziemlich Paranoia.

Ja ich weiß zu schnell fahren sollte man nicht ist mir bewusst.

Danke für die Antworten 🫡

Führerschein, Blitzer, Probezeit

Deutschland hat das Autofahren verlernt

Im Lexikon der Psychologie gilt der Initiationsritus als Probe des Erwachsenenstatus – etwa durch Selbstbeherrschung bis an die Grenze zur Körperverletzung. In Äthiopien springen Hamar-Jungen nackt über Bullen, auf der Baffininsel überleben Inuit-Kinder allein in der Wildnis. Wer das vorschnell als archaisch abtut, sollte einen Blick auf deutsche Rituale werfen: Die Führerscheinprüfung zählt hierzulande zu den wichtigsten – und wirkt auf Außenstehende kaum weniger urtümlich.

Formal berechtigt sie zwar lediglich zur Führung eines Kraftfahrzeugs im deutschen Straßenverkehr, doch die symbolische Bedeutung ist viel größer.

Ganz besonders auf dem Land: Wer dort die Fahrprüfung im Alter von 18 oder 19 Jahren besteht, macht sich unabhängig vom (oft nicht existenten) Nahverkehr sowie vom elterlichen Taxidienst. Der muss auch nicht rot anlaufen vor Scham, wenn die eigene Peer-Group auf dem Parkplatz vor McDonald's ihre Motorisierungen vergleicht wie kurz zuvor noch die Panini-Sticker auf dem Grundschulpausenhof. Der gehört nun vollberechtigt zur deutschen Straßenverkehrsordnung dazu, und nirgends ist Deutschland deutscher als dort, wo es heißt: "Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird." Selbst Immanuel Kant hätte das nicht schöner formulieren können.

Umso mehr muss es Deutschland beunruhigen, dass, wie jüngst bekannt wurde, immer mehr Prüflinge durch die Fahrprüfung rasseln. Fast jeder Zweite scheiterte 2024 an der theoretischen, mehr als jeder Dritte an der praktischen Fahrprüfung.

Sind die Prüflinge heute schlapper oder die Prüfer härter als früher? Oder ist womöglich der Straßenverkehr so rau und unbarmherzig geworden, dass immer weniger angehende Autofahrer seinen Regeln genügen können? Umso wichtiger wäre da die Fahrprüfung. Doch eine Prüfung, die von keinem mehr bestanden wird, verliert die gesellschaftliche Akzeptanz und damit den Sinn. Und das wäre schade. Schließlich geht es konkret nicht nur um die leidige Voraussetzung zur Führung eines (klimapolitisch hochproblematischen) Kraftfahrzeugs

Denn eine Fahrprüfung ist auch eine Lebensprüfung.

Und das nicht obwohl, sondern weil so viele Fahranfänger wohl lieber viermal nackt über einen wilden Bullen springen würden, als ein mittleres Vermögen dafür auszugeben, über Wochen mit einem zum Fahrlehrer umgeschulten Bundeswehr-Feldwebel in ein Auto gesperrt, gegängelt, gedemütigt und – vielleicht – zur Prüfung zugelassen zu werden. Denn das vergisst man leicht: Vor der Prüfung kommt der Unterricht, der gehört zum Ritual dazu. Und der Unterricht ist eine größere Tortur, als eine Autobahnfahrt mit Prüfer auf der Rückbank je sein könnte.

Die fahrende Erniedrigungsmühle

Als Fahranfänger fährt man, weil der Fahrlehrer einen anbrüllt, dass man fahren soll. Man versucht, alles richtig zu machen, und macht genau deshalb alles falsch. Bis irgendwann der Moment kommt, ab dem einem alles egal ist. Man wünscht den beifahrenden Feldwebel gedanklich in eine Wehrsportübung nach Timbuktu und fährt plötzlich nicht mehr wegen, sondern trotz ihm. Man verinnerlicht mit jeder Überlandfahrt nicht nur die Regeln der Straßenverkehrsordnung, sondern gewinnt innerlich Distanz zu ihren Wächtern und fragt sich selbst: Was für ein Fahrer will ich sein? Der Drängler und Schimpfer, für den jede Unzulänglichkeit der anderen bestraft gehört? Oder der Fahrer, der nur fährt, weil er muss und mit allen mitfühlt, denen es genauso geht. Denn das bedeutet Fahrtüchtigkeit wirklich. Der Führerschein ist nur die Beglaubigung der erlangten inneren Reife vor der Welt. Und die Möglichkeit des Durchfallens erhöht den Status derer, die der Erniedrigungsmühle bereits zuvor entkommen sind.

Letztlich befindet nicht der Fahrprüfer, sondern man selbst darüber, wann der befreiende Moment der Wurschtigkeit gekommen ist. In der Prüfung will der Prüfer nur einen Haken hinter Rückwärts-Einparken und Am-Stoppschild-Anhalten setzen und dann möglichst zeitig Mittag machen. Viel wichtiger als er ist der Feldwebel, der bei der Prüfung mit im Auto sitzt. Meiner brachte mich in der letzten Stunde vor der Prüfung noch mal so richtig auf die Palme. Gott, was haben wir geschrien! Als dann der Prüfer zustieg, bemerkte ich das unscheinbare Männchen kaum. So groß war mein Wunsch, mich zu rächen und regelkonform wie selbstbestimmt zu fahren. Irgendwann saß das Männchen still auf der Rückbank und wollte nur noch raus. Zum Mittagessen. Dem habe ich es gegeben: Noch mal um den Block und dann Anfahren am Berg. Mit Handbremse! Nimm das Führerschein-Deutschland!

Was denkt ihr darüber? Werden wir ein deutsches Kulturgut verlieren? Soll etwas dagegen getan werden?
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