Guten Abend liebe GF-Community.
Die chinesische Shopping-Plattform Temu arbeitet beim Marketing unter anderem mit Elementen aus dem GlĂŒcksspiel. Das nennen VerbraucherschĂŒtzer und auch die Bundesregierung manipulativ, doch ein passendes EU-Gesetz greift nicht.
- Neben Influencern nutzt die chinesische Handelsplattform Temu auch Spiele zur Werbung.
- Vor allem junge Menschen könnten dadurch manipuliert werden, doch die App wird auch von Ălteren verwendet.
- Temu widerspricht den Bedenken des Verbraucherschutzes.
- Das EU-Gesetz gegen Manipulation greift erst bei einer Nutzerzahl von ĂŒber 45 Millionen Nutzern monatlich.
Vom Trend-Turnschuh bis zum KettensĂ€gen-SchĂ€rfer, mit Rabatten von 85 Prozent, "nur noch wenige Minuten" â Das ist das Angebot von Temu. Doch das ist nur ein Teil der Marketingstrategie des Online-Marktplatzes mit Sitz in Shanghai. So setzt das Unternehmen auf junge Influencer, die Produkte der Plattform vorstellen.
Hello Leute, ich habe heute fĂŒr Euch einen XXL-Temu-Haul. Und ich hab' wieder so schöne und praktische Dinge gefunden.
Mit solchen Phrasen locken die Influencer, um dann wiederum Rabattcodes an die Zuschauer zu geben â damit die noch mehr auf Temu kaufen.
Vielen lieben Dank an Temu, dass ich mir so tolle Sachen aussuchen durfte. Ich hab auch noch einen Code fĂŒr euch und den pack' ich euch in die Caption.
Temu setzt auf spielerisches Marketing
Noch mehr Kaufanreize gibt es in der Temu-App, beschreibt Michael Wessel, Stiftungsprofessor fĂŒr E-Commerce an der UniversitĂ€t Jena: "Die Werbung hat oft einen spielerischen Charakter und nutzt Elemente des GlĂŒcksspiels. Das heiĂt das Drehen eines GlĂŒcksrads, das Sammeln von Punkten sowie interaktive Herausforderungen, die die Kunden animieren sollen, die Plattform hĂ€ufig zu besuchen, mehr EinkĂ€ufe zu tĂ€tigen."
Verbraucherschutz-StaatssekretĂ€rin Christiane Rohleder fĂŒrchtet, dass hier gerade eine sehr junge Zielgruppe manipuliert werde. Doch diese Sorge entkrĂ€ftet Christoph Tripp, Professor fĂŒr Distributions- und Handelslogistik an der technischen Hochschule NĂŒrnberg. "Bei Temu ist die Kundschaft, so zeigen es Daten aus den USA, eben nicht ausschlieĂlich die ganz junge Generation. Sondern wir haben groĂe Kundengruppen eben auch in den Ă€lteren Generationen."
Temu verteidigt Onlinespiele
Temu widerspricht den Bedenken des Verbraucherschutzes. Ein Sprecher der Firma sagte MDR AKTUELL, dass die Gamification-Elemente in der App von bekannten AktivitÀten inspiriert wurden, die oft auf JahrmÀrkten oder in Einkaufszentren zu finden sind.
"Diese sind nicht nur im traditionellen Einzelhandel ĂŒblich, sondern tragen auch zu einem angenehmen Einkaufserlebnis bei. Unsere zeitlich begrenzten Angebote spiegeln zum Beispiel das Konzept der "Flash Sales" im stationĂ€ren Handel wider. Auch unsere Gewinnspiele und Verlosungen orientieren sich an den Aktionen in Einkaufszentren. Gutscheinverlosungen sind in Kundenbindungsprogrammen ĂŒblich." Die Idee dabei sei, diese Offline-Erfahrungen in die digitale Welt zu ĂŒbertragen und ein GefĂŒhl von Vertrautheit und SpaĂ beim Online-Shopping zu vermitteln, so der Temu-Sprecher.
Zudem sollen diese Spielfunktionen den Kunden einen Mehrwert bieten. "Durch spannende Features können Kunden Rabatte freischalten, die unsere ohnehin schon wettbewerbsfĂ€higen Preise noch attraktiver machen." Dieser Aspekt sei besonders fĂŒr diejenigen wichtig, die das Beste aus ihrem Einkaufserlebnis machen wollen, erklĂ€rt er weiter. "Wir haben positives Feedback von vielen Kunden erhalten, die diese interaktiven Elemente in unserer App schĂ€tzen."
Das Ziel sei es, ein ansprechendes und angenehmes Einkaufserlebnis zu schaffen und nicht, die Kunden durch so genannte "Dark Patterns" zu manipulieren. "Wir waren ziemlich ĂŒberrascht, als wir erfuhren, dass unser Ansatz des interaktiven Online-Shoppings als manipulativ empfunden werden könnte. '
Das war nie unsere Absicht."
EU-Gesetz gegen Manipulation greift nicht
Doch auch fĂŒr Ă€lterer Kundschaft verwischen bei Temu die Grenzen zwischen Unterhaltung und Konsum. Das sei manipulativ, erklĂ€rt der Bundesverband der Verbraucherzentralen und findet beim Verbraucherschutzministerium UnterstĂŒtzung. Das verweist auf das "Digitale Dienste-Gesetz" der EU.
Wirtschaftsinformatiker Michael Wessel erklÀrt, das Gesetz "verbietet eben Designelemente, wenn sie so gestaltet sind, dass Nutzer getÀuscht werden, manipuliert werden und in ihrer FÀhigkeit beeintrÀchtigt werden, freie und informierte Entscheidungen zu treffen."
| Artikel:
Wie bei Temu die Grenzen zwischen Werbung und GlĂŒcksspiel verwischen | MDR.DE
| Frage:
Sollte das GlĂŒcksspiel bei TEMU entfernt werden?
Mit freundlichen GrĂŒĂen
Robin | TechBrain.