Im Traum war ich mit einem Geschwisterpaar befreundet. Es war eine dieser seltenen Situationen, in denen ich mich nicht ganz allein gefühlt habe. Wir waren gemeinsam unterwegs, im Urlaub, irgendwo, wo die Welt stillzustehen schien, ein Ort ohne Verantwortung, ohne Angst.
Mit der Zeit entwickelte sich eine Nähe zwischen mir und dem Bruder. Ich habe mich in ihn verliebt.Dann, fast aus dem Nichts, hat er mich geküsst. Und dieser Kuss hat alles in mir überrollt.Nicht, weil er falsch war. Sondern, weil er so viel ausgelöst hat:
Scham, Überforderung, Verlangen, aber vor allem das Gefühl:
„Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht rein. Ich darf das nicht fühlen.“
während er mich geküsst hat, hatte ich Angst, was falsch zu machen, dass ich nicht gut küsse, dass ich Mundgeruch habe, dass ich zu viel oder zu wenig mache. er enttäuscht ist oder während des Kusses merkt, dass er doch anders empfindet.
Ich hatte das Gefühl, ich stinke, körperlich und seelisch. Ich war überzeugt, dass er nur kurz an mich gedacht hat, und es bereuen würde, wenn er „das Wahre“ sieht.
Deshalb ging ich duschen. Ich wollte alles von mir abwaschen:
Egal , wie sehr ich geschrubbt habe, Ich habe diesen ekligen Schweißgeruch von mir nicht wegbekommen.
Den Geruch von Schweiß . Den Schmutz. Die Schuld. Den Wunsch, jemandem gefallen zu wollen. Ich habe mich geschrubbt, als würde ich den Kuss wegmachen müssen, ihn aus meiner Haut ziehen. Als würde ich sonst etwas kaputt machen oder beschmutzen. Obwohl es sich gleichzeitig so richtig angefüllt hat und ich auch die Sehnsucht hatte mehr als nur ein Kuss zu wollen. Zuerst wollte ich 100 % sauber sein. Seelisch und geistig habe ich mich darauf eingestellt, danach zu ihm zu gehen. Als ich fertig war, trat ich vor den Spiegel.Ich wollte mich schön machen für ihn, wiederherstellen, zurechtrücken, normal sein.Doch was ich sah, war ein Albtraum:Meine Haare begannen in Büscheln auszufallen. Mein Gesicht veränderte sich es wurde alt, eingefallen, schlaff.
Ich sah aus wie eine fremde, alte Frau. Eine, die niemand mehr ansieht. Eine, die selbst nicht mehr in den Spiegel schauen will. Und es blieb nicht dabei. Während ich mich selbst ansah, alterte ich weiter. Mein Gesicht veränderte sich mit jeder Sekunde. Ich konnte nicht mehr aufhalten, was mit mir passierte. Ich versuchte zu atmen, mich zu fassen, irgendwie zurückzukommen aber der Alterungsprozess ging weiter, als hätte ich einen Knopf gedrückt, den man nicht mehr ausschalten kann.
Und dann begannen meine Finger zu faulen. Erst waren sie nur blass. Dann fielen sie ab. Meine Haut löste sich. Meine Arme begannen zu bluten. Der Spiegel zeigte mir nicht mehr nur eine alte Frau, er zeigte mir ein verfaulendes, zerfallendes Wesen, das einmal ich war.
Ich stank jetzt viel schlimmer als zuvor: abstoßend, abartig, nach Urin, nach verwestem Fleisch, nach Müll.
Und das Schlimmste:
Ich konnte nichts tun. Ich stand da, reglos, während ich selbst zu einem Stück Abfall wurde.
ich ertrage diesen Anblick nicht und haue meinen Kopf vor den Spiegel . in der Hoffnung, diesen Albtraum zu entfliehen nehme ich eine Glasscherbe vom gesprungen Glas vom Spiegel und schneide mir langsam die Haut vom Gesicht. Doch es hörte nicht beim Spiegelbild auf.
Ich wache auf ich liege im Bett in meinem Zimmer. Aber es stinkt abartig. Ein verfaultes, verformtes Wesen das aussah wie die zersetzte Version von mir tauchte plötzlich vor mir auf.
Es war nicht im Spiegel. Es war im Raum bei mir im Zimmer . Bei mir. Echt.
Ich wollte weglaufen aber mein Körper gehorchte mir nicht.
Ich war wach, aber wie gelähmt. Ich lag regungslos im Bett,
wusste, dass ich träume oder aufgewacht bin aber ich konnte mich nicht bewegen.
Und dieses Wesen
dieses grauenhafte Ding, das mich aus dem Spiegel angestarrt hatte,stand jetzt direkt bei mir.
Es legte sich an mich heran.
Es hat mich gestreichelt.
Es hat mich geküsst.
Es hat mich umarmt.
Ich konnte seinen Gestank riechen, als wäre es wirklich da:
pures Verfaulen, Pisse, nasses Haar, zerfressene Haut.
Ich habe versucht, zu schreien.
Ich habe versucht, nach Hilfe zu rufen.
Aber niemand hat mich gehört. Niemand kam.
Nur dieses Wesen hat reagiert es hat sich an meine Hilflosigkeit geklammert,
als wäre ich sein letzter Halt.
Oder als wäre ich das Wesen und es der Teil, der mich noch festhalten will, um nicht völlig zu sterben.
Beim Aufwachen:
Ich war körperlich wach aber noch nicht befreit.
Ich konnte mich nicht sofort bewegen.
Ich spürte noch die Berührung auf meiner Haut.
Ich roch /( riche selbst jetzt noch Stunden später) den Gestank immer noch.
Nicht eingebildet echt.
Ich war schweißnass, taub und überfordert.
Ich wusste nicht, ob ich träume oder wach bin.
immer noch nicht. Dieses Wesen ist zwar weg, aber es hat sich so real angefüllt und der Geruch ist halt immer noch da.