Wieso verändern sich Sprachen so einheitlich?
Wieso verändern sich Sprachen so einheitlich? Also vor 1000 Jahren oder vor 500 Jahren haben die Leute im heutigen Deutschland ja ganz anders geredet aber wieso hat sich das alles und dazu noch einheitlich bei Millionen Menschen im ganzen Land?
Also was ist denn der Auslöser dass es dann plötzlich alle anders machen und anders reden und anders mit ihren Kindern reden? Also die Sprache entwickelt sich ja gemeinsam weiter und nicht nur in einer Familie sondern bei Millionen Menschen
Zudem wenn Sprachen von drei Artikeln auf zwei Artikel oder einen Artikel umstellen wie passiert das denn? Englisch hat nur noch einen Artikel obwohl das früher anders war aber wieso lassen dann plötzlich Millionen Menschen auf einmal die Artikel weg und nutzen nur noch einen?
5 Antworten
Sie verändern sich nicht einheitlich. Es gibt Dialekte. Und wenn sich Sprachen uneinheitlich verändern, teilen sie sich in neue Sprachen auf.
Beispiel Latein. Das kam ja nicht vom Himmel gefallen, sondern wurde so gesprochen. Irgendwann vor gut 2000 Jahren wurden Regeln aufgestellt, wie man es richtig anwendet. Es entstand das klassische Latein.
Die Sprache entwickelte sich jedoch weiter. Gesprochen. Denn klassisches Latein veränderte sich über Jahrhunderte kaum. Es hielt dann irgendwann nicht mehr mit dem Alltag mit und war auch regional nicht anpassbar.
Die Folge war, dass sich das gesprochene Latein, das Volks- oder Vulgärlatein genannt wurde (vulgus = Volk) sich immer stärker vom klassischen Latein unterschied. Auch wenn in Kirchen oder Büchern klassisches Latein vorherrschte, begann man irgendwann, das Volkslatein niederzuschreiben.
Da es nun zwei Lateine gab, die schriftlich konkurrierten, nannte man das Volkslatein dann Romanisch. Jede Region sprach ihr eigenes Romanisch und über die Zeit wurden aus den romanischen Dialekten des Lateins die romanischen Sprachen.
Die wiederrum wurden dann in den jeweiligen Regionen bzw. Ländern reguliert, damit sie von Nord bis Süd alle sprechen konnten.
Beispiel Spanisch: das war der kastilische Dialekt des Romanischen. Über Jahrhunderte wurde es in Spanien einfach nur Romanisch genannt. Bis eben auch andere Länder und Regionen ihr Romanisch veröffentlichten. Dann nennte man es zur Unterscheidung vom Galicischen, Katalanischen oder Französischen eben Kastilisch.
Da Spanisch entstand, als Spanien von den Muslimen besetzt war, entwickelte es sich regional unterschiedlich. Deshalb spricht man in Andalusien, das zuletzt wiedererobert wurde ein anderes Spanisch als im Zentrum und Norden Spaniens. Dort saß der König und regulierte, im Süden sprachen die Leute mehr, es ging geschäftiger zu und die Straßen waren bei gutem Wetter voll. Spanisch entwickelte sich weiter, während es im Norden konserviert wurde.
Nur wurde dann Amerika von Andalusien aus entdeckt, weshalb lateinamerikanisches Spanisch einen starken andalusischen Einfluss hat. In Spanien selbst hat sich dadurch, dass die Hauptstadt Madrid wurde, das nördliche Spanisch gegenüber dem Spanisch aus Sevilla durchgesetzt, welches in die Welt ging. So hat man sich teilweise in Andalusien angepasst und spricht neben dem typischen s für z auch das kastilische z (th-Laut), während in ganz Lateinamerika das andalusische s beibehalten wurde.
Das liegt an der Mobilität. Als unsere Vorfahren den Ackerbau erfanden, waren sie plötzlich nicht mehr mobil. Sie waren an ihren Acker gebunden. Kinder erfinden jeden Tag neue Wörter und hinter dem nächsten Berg haben sie andere Wörter erfunden. Aber weil die Leute nicht mehr mobil waren, setzten sich sogar innerhalb einer Sprache viele Dialekte durch.
Heute verschwinden diese Dialekte und sogar ganze Sprachen. Das liegt daran, dass der Berg, der früher die Leute von einander trennte, keine Rolle mehr spielt. Im TV, Radio und im Internet spielen Dialekte keine Rolle mehr und mit vielen Sprachen ist man isoliert.
Wenn man aber teilhaben will, muss man Englisch, Spanisch oder eine andere Sprache sprechen, die von vielen verstanden wird. Deshalb ist es gut und richtig, dass viele Sprachen und Dialekte verschwinden. Denn sie behindern die Leute nur. Auch wenn das im ersten Augenblick vielleicht verstörend sein mag, weil man Sprache mit Heimat verbindet. Aber spielt es wirklich eine Rolle, ob man sich mit den Eltern auf Plattdeutsch oder auf Hochdeutsch unterhält?
Doch denn mit jeder ausgestorbenen Sprache geht viel Menschheitskultur unwiederbringlich verloren!
Wie gesagt, ich halte das nicht für schlimm. Es ist viel schlimmer, wenn ein Insekt ausstirbt, als eine Sprache.
Also die Deutschen waren nicht immer Deutsch, d. h. sie stammen von verschiedenen Völkern ab: Germanische Völker, keltische Völker, den Römern und slawischen Völkern.
All diese Völker haben auf dem Boden des heutigen Deutschlands gelebt und sich vermischt, bevor zum ersten Mal überhaupt von einem "Deutsch" die Rede war. Und dieses "Deutsch" war keine Sprache und auch keine ethnische Bezeichnung für ein Volk, sondern wurde für alle verwendet, die kein Latein sprachen, sondern eine westgermanische Sprache. Weil in dieser Region auch Latein vorher gesprochen wurde, wurden diese Sprachen auch ein wenig vom Lateinischen beeinflusst. Im Gebiet des heutigen Ostdeutschlands lebten Slawen, die sich mit Germanen vermischten. Diese Sprachen wurden dann auch vom Slawischen beeinflusst. Das Wort "Gurke" z. B. kommt nicht aus dem Germanischen, sondern aus dem Slawischen.
Es gab also verschiedene west-germanische Sprachen, später deutsche Sprachen genannt. im Gebiet des heutigen Deutschlands, ein Deutschland gab es da noch nicht. (Nordgermanische Sprachen wurden/werden im heutigen Skandinavien gesprochen).
Diese Sprachen änderten sich im Laufe der Zeit durch Lautverschiebungen. Die erste LAutverschiebung wurde von allen mitgemacht. Die zweite nur von den Regionen im heutigen Süddeutschland und z. T. im heutigen Mitteldeutschland.
Die Sprachen ließen sich nun grob einteilen in Niederdeutsch, auch Plattdeutsch genannt (heutiges Norddeutschland), Mitteldeutsch (u. a. heutiges Sachsen) und Oberdeutsch, auch Hochdeutsch genannt (heutiges BW, Bayern und Österreich).
Die heutige Bezeichnung Hochdeutsch für ein dialektfreies Deutsch ist daher irreführend, denn jemand der schwäbisch spricht, spricht auch Hochdeutsch, nur einen Dialekt des Hochdeutschen. Wenn jemand kein Dialekt spricht, dann spricht er Standardhochdeutsch oder einfach Standarddeutsch.
Da im niederdeutschen Sprachraum die zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht wurde, wurde der Unterschied zu den Oberdeutschen Sprachen größer. Zur Zeit Luthers wurde dann eine Gemeinschaftssprache, eine Standardsprache, entwickelt, die sich aus den Mittel- und Oberdeutschen Sprachen entwickelte, zunächst nur als Schriftsprache. Diejenigen, die oberdeutsche oder mitteldeutsche Sprachen sprachen, hatten mit dieser einheitlichen Schriftsprache kein Problem, so langsam näherten sich die Sprachen dieser auch an, so dass dann nicht mehr von Sprachen, sondern von Dialekten gesprochen werden kann.
Die Sprecher einer niederdeutschen Sprache hatten jedoch Probleme mit dieser neuen Gemeinschaftssprache, für sie war es eine Fremdsprache, die sie lernen mussten.
Irgendwann wurde auch entschieden, in dieser Gemeinschaftssprache zu sprechen. Für die oberdeutschen Sprecher war es kein Problem, sie zu sprechen, sie sprachen sie nur unterschiedlich aus. Die niederdeutschen Sprecher, für die es eine Fremdsprache war, war es dann quasi eine zweite Sprache. Sie gaben dann irgendwann ihre niederdeutsche Muttersprache sowie die Gemeinschaftssprache weiter. In einigen Regionen wurde irgendwann nur noch die Gemeinschaftssprache und die niederdeutsche Sprache nicht mehr weitergegeben. Das ist auch der Grund, warum es in Norddeutschland weniger Dialekte bzw. nicht so ausgeprägte Dialekte gibt wie im Süddeutschland. Einige Regionen, wie z. B. das Ostfriesland haben aber ihre ursprüngliche niederdeutsche Sprache noch beibehalten, das OStfriesland ist somit zweisprachig: Ostfriesisch und Standarddeutsch. Das Ostfriesische wirst du draußen auf der Straße aber kaum hören, es wird eher noch unter älteren Leuten gesprochen. Viele Ostfriesen sprechen aber auch eine Art Mischung zwischen Ostfriesisch und Standarddeutsch, was dann auch auf der Straße zu hören ist.
Im Ruhrgebiet ist die ursprüngliche niederdeutsche Sprache (die südwestfälische ) so gut wie ausgestorben, allerdings wird dort heute auch noch eine Art Mischung aus Standarddeutsch und der ursprünglichen Sprache gesprochen. Z. B. dieses "Dat" stammt aus dem Niederdeutschen, was in der Region heute noch beibehalten wurde.
Man sieht, einheitlich hat sich die Sprache nicht entwickelt.
Man kann da nicht von "plötzlich" reden meiner Ansicht nach. So ein Vorgang zieht sich über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hin. Wenn irgendwo z.B. steht "Angelsächsisch wurde bis 1100 n.Chr. gesprochen", bedeutet das natürlich nicht, dass alle Leute genau in diesem Jahr ganz anders zu sprechen begonnen hatten.
Es stimmt schon, dass Mittelenglisch so bis etwa 1400 n.Chr. die Unterscheidung des Genus bei Nomen verloren hatte, aber man findet auch Übergangsformen.
1) Bei Malory (der eine bekannte Version von King Arthur's Tod geschrieben hatte) findet man schon die Einheitlichkeit des Genus (nach 1400 n.Chr.), der "Beowulf" in Angelsächsisch kannte diese noch nicht, ist aber deutlich älter (800 -1000 n.Chr.).
Nach längerem Herumsuchen habe ich was gefunden aus einer zeitlichen Periode dazwischen, in "The Owl and the Nightingale" (12. oder 13.Jahrhundert) heißt es "the dreim that he were of harpe and pipe" = "the melody that (it) were from harpes and pipes". "Dreim" (Melodie) ist hier männlich (heute wäre melody neutral). "Nightingale" (Nachtigall) und "Ule" (owl, Eule) sind beide weiblich (wie im Deutschen).
"Grammatical gender survived to a limited extent in early Middle English[28] before being replaced by natural gender in the course of the Middle English period. Grammatical gender was indicated by agreement of articles and pronouns (e.g., þo ule "the feminine owl")""
Chaucer schreibt schon ähnlich wie Malory (ohne Genus-Unterscheidung, mit einer Ausnahme für die Venus, den Abendstern).
2) Bei den Verben kann man "Mischungen" finden (also zwei Formen parallel nebeneinander). "Bei vielen Verben existierte lange eine starke und eine schwache Form Seite an Seite, so hat z. B. help schon im Mittelenglischen die schwache Form helpide, aber noch bis zu Shakespeares Zeit auch die starke Form holp für die 3. Person Singular im Präteritum." (holp = half)
3) Auch ist die Pluralform im Mittelenglischen noch nicht einheitlich auf -s umgestellt worden, so hieß es noch 'namen' (wie im Deutschen '(die) Namen'), erst im Neuenglischen dann 'names'. Heute kennt man noch 'children', 'oxen' oder vielleicht auch 'brethren' als Formen mit -en Plural.
4) Bei den Lautverschiebungen sieht man sehr schön, wie uneinheitlich diese verliefen. Standardenglisch ist ja nicht die einzige Form, in der Englisch gesprochen wird. Noch heute spricht man in Nordengland die Wörter bus, customer, duck, up usw. mit einem u wie im Deutschen (nicht mit einem a wie im Standard). D.h. diese Lautverschiebung betraf zwar das Standardenglisch (bzw. auch andere Varianten in Südengland), nicht aber die nordenglischen Dialekte.
Das ist nicht einheitlich gewesen. Es gab erstmal Mitteldeutsch, Hochdeutsch und Niederdeutsch. Und in Preußen, Norddeutschen bund usw. hat man sich dann auf eine Mischung von Mitteldeutsch und hochdeutsch als Standard geeinigt.
Das Deutsch standardisiert wurde ist etwa im 17.-19. Jh passiert.
Es hat sich unterschiedlich entwickelt und man hat es dann standardisiert. Für normen sind wir Deutschen bekannt. Ich glaube keine andere Sprache hat soviele Standarttisierungen, Rechtschreibreformen usw. wie Deutsch. DIN standards werden auch weltweit verwendet, ist fast 1 zu 1 zu ISO Normen. Normen können wir.
Es werden von den derzeit 6500 bekannten Sprachen auf der Welt,nur ca. die Hälfte übrig bleiben bis ins nächste Jahrhundert.