Wie lernt ihr Vokabeln?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Vokabeln lernt man nicht nach dem Motto "Ich lerne pro Tag 10 neue Vokabeln!" Da gehst du mit dem komplett falschen Gedanken ran. Zudem solltest du Spracherwerb nicht so nach dem Motto "Ich muss jetzt so schnell lernen!" erzwingen. Du bist keine Datenbank, in die man einfach nur Informationen eingibt und abspeichert. Wann genau sich eine Vokabel verfestigt und wie viele pro Tag, kann dir niemand sagen.

Viele siehst du hundert Mal, ohne sie zu lernen. Andere kennst du plötzlich und kannst dich nichtmal dran erinnern, wann du sie gelernt hast. Dann kannst du sie eine Woche später plötzlich wieder vergessen haben ... während du andere plötzlich kannst und dich fragst, wieso die mal solche Probleme machten.

An sich scheinst du aber viel zu viel Energie damit aufzuwenden, einen potentiell perfekten Weg des Vokabelerwerbs zu suchen, den es erstens sowieso nicht gibt und mit dem du zudem die geringste Zeit des Lernens verbringen solltest. Nutz die Zeit und Energie lieber, um einfach Japanisch zu konsumieren. Die besten Lerner der Sprache, die ich kenne, verbringen Stunden damit, sich mit der Sprache zu umgeben. Karteikarten gehen sie hingegen mal 30 Minuten pro Tag maximal durch. Und wie genau die ihre Karten aufbauen, unterscheidet sich extrem. Aufschreiben tut übrigens keiner von denen die Vokabeln. Heißt nicht, dass das nichts bringt, ist aber auch keine Notwendigkeit.

Auch ist ihre Methode nicht pausenlos identisch. Sie variieren einfach immer wieder mal und schauen, wie sie klarkommen. Wenn sie mal nebenbei von was neuen hören, probieren sie es mal aus. Was für sie funktioniert, behalten sie bei, was nicht, verwerfen sie einfach wieder. Dabei machen sie sich aber nicht von anderen abhängig. Sie verbringen aber nicht aktiv Zeit damit, immer neue Methoden zu suchen.

Sprache ist keine exakte Wissenschaft, bei der es darum geht Wörterbücher auswendig zu lernen. Es ist ein organisches Gebilde, dessen Nutzung du dir über Jahre hinweg aneignest. Dass das reine Vokabellernen an sich nicht so viel ausmacht, hat Japan selbst eigentlich recht eindrucksvoll gezeigt. Jahrelanger Englischunterricht in der Schule, aber die Sprachkentnisse bleiben dennoch zurück.

Und genauso gehen die meisten Lerner auch an Japanisch ran. Auch bei den Antworten hier kannst du nicht nachvollziehen, wie effektiv die Methoden der Leute sind, da du ihre Sprachkentnisse nicht überprüfen kannst.

Das wichtigste ist an sich: Nach all den Jahren solltest du genug darüber wissen, wie man lernen kann. Anstatt immer und immer weiter aktiv neue Methoden zu suchen, die dich letztendlich sowieso nicht zufriedenstellen werden, wenn es die bisherigen schon nicht taten, solltest du wirklich anfangen zu lernen und deine Zeit nicht damit verbringen, immer weiter nach dem "Wie" zu fragen.

Du wirst nur vorankommen, wenn du deine Zeit mit Japanisch verbringst. Und du wirst da nicht täglich oder wöchentlich Fortschritte merken. Schon gar nicht nach dem Motto "Gestern kannte ich 100 Vokabeln. Jetzt hab ich 10 neue gelernt und kann 110!" Ganz im Gegenteil. Dass du vorangekommen bist, merkst du erst im Rückblick nach Monaten oder Jahren. Das bedeutet aber nicht, dass du nicht vorankommst. Du merkst es einfach nur nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Japanologie studiert und nach Japan ausgewandert
Leonard1993 
Fragesteller
 26.01.2024, 02:32

Ja ich stimme dir zu! Ich gucke seit Tagen täglich 8 Stunden Fernsehen auf Japanisch und mache fast täglich Tandem und hab mich auch schon start verbessert. Hin und wieder spiele ich Games auf japanisch und schreibe mir auf wenn ich eine Vokabel nicht kenne. Aber ich will eben diese Worte nicht sofort wieder vergessen. Daher wollte ich nur wissen wie ich sie mir am besten einprägen kann 🥲. Aber neue Vokabeln benutze ich dann auch stetig beim Tandem, eben um sie zu festigen!

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Kawaraban  26.01.2024, 10:29
@Leonard1993

Du wirst viele der Worte wieder vergessen, ganz egal, welche Methode du verwendest. Das ist aber nix schlimmes und gehört einfach dazu. Erst neulich gelesen, wie viele Leeches jemand hat, der mit Immersion lernte, nach einem Jahr den JLPT N1 abschloss und jetzt in Japan ist und dort erstmals seinen Output verbessert. Der hat aktuell mehr als 1300 Leeches. Also Vokabelkarten, die er sich erstellte, und die er sich auf Teufel komm raus nicht merken konnte.

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Leonard1993 
Fragesteller
 26.01.2024, 13:10
@Kawaraban

Also wenn ich dir gerade folgen kann, bedeutet das, dass man nur mit Output wirklich flüssig werden kann? Also nachhaltig

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Kawaraban  26.01.2024, 14:24
@Leonard1993

Wenn es um das bilden von Sätzen geht? Natürlich. Wenn du pausenlos nur Japanisch hörst und liest, wirst du natürlich nicht sofort selbst perfekt Sätze bilden können, selbst wenn du sie problemlos verstehst. Auch das ist eine Fähigkeit, die man wiederum üben muss. Input zu können hilft aber, da man zumindest auf so gelernte Formulierungen zurückgreifen kann und vor allem mit den Antworten umgehen kann, die der eigene Output erzeugt.

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Leonard1993 
Fragesteller
 26.01.2024, 14:31
@Kawaraban

Ok cool! Dann mach ich doch mit regelmäßigem Tandem alles richtig, oder? 🤗

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Kawaraban  26.01.2024, 15:04
@Leonard1993

Es hilft. Allerdings hat Tandem auch Nachteile. Vor allem, da man sich da auf einen Gesprächspartner einschießt. Den größten Teil des Outputs kann man eigentlich erst in Japan lernen. Wenn du aber ein vernünftigen Tandempartner hast, würde ich es weitermachen.

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Leonard1993 
Fragesteller
 26.01.2024, 15:05
@Kawaraban

Ich hab 5 verschiedene Tandempartner! Extra um Abwechslung zu haben!

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zwischen 10 und 15 Vokabeln täglich sind realistisch, glaube ich. Wenn es mal ein paar mehr oder weniger sind, ist das nicht wild. Viel mehr würde ich dir aber nicht empfehlen, weil es schwierig ist, die zu behalten und dann schnell Frust aufkommt.

Falls du gerne kreativ tätig bist, kann es sinnvoll sein, die Karteikarten zu bemalen, z.B. mit kleinen Bildern für Eselsbrücken o.ä.

Ein wichtiger Aspekt beim Vokabellernen ist die Wiederholung, also bist du mit Karteikarten und Apps schon ganz gut aufgestellt.

Eine Mitschülerin von mir hat sich die Vokabeln früher selbst aufgenommen und dann im Zug/Bus etc. angehört, das könnte was für dich sein, falls du besser durch hören lernst.

Generell gilt, je mehr Kanäle (hören, sehen, lesen, fühlen, ggf auch riechen) du beim lernen benutzt, desto besser kannst du dich später an die Wörter erinnern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Leonard1993 
Fragesteller
 26.01.2024, 00:34

Das klingt sehr gut. Werd ich probieren :)

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Apps benutze ich persönlich nicht. Als erstes schaue ich mir die Vokabel an und dann schreibe ich die Vokabel neben meine Übersetzung hin. Wenn ich so 5 Vokabel aufgeschrieben habe, decke ich eine Seite meines Buches ab (mit der Übersetzung), schreibe die Vokabel erneut ab und dann überlege ich mir welche Übersetung nochmal die richtige war. Wenn es falsch ist, ist es nicht schlimm, da es das 1 mal war. Diesen Vorgang mache ich so oft bis ich die 5 auswendig kann. Dann nehme ich die nächsten 5 und mache dasselbe und danach übersetze ich wieder die ersten 5 mit den neuen Vokabeln die ich gelernt habe. Ich hoffe es ist nicht so kompliziert erklärt, aber so mache ich es halt!

Tipp: Wenn du dir Wörter aufschreibst kannst du dir die viel besser merken, als wenn du die nur liest.

Leonard1993 
Fragesteller
 26.01.2024, 00:10

Oh sehr gute Methode!

Zu deinem Tipp: ja deswegen benutze ich auch Karteikarten! Ich hab glaube ich 500+ Karteikarten, aber war immer zu unmotiviert 🥲

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Wadada9927  26.01.2024, 00:11
@Leonard1993

Dann kannst du es mal mit dieser Methode ausprobieren! Sie ist etwas Zeitaufwändig aber vertrau mir, es Lohnt sich!!

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Ich lerne am besten mit Kartei-Karten.. 10 am tag sind gut machbar.. wenn du 1000 hast dann vonvorne nach hinten lernen und am nächsten Tag die vom Vortag wiederholen. Zwischen dem lernen laufen bzw. bewegen hilft mir besser zu lernen

Leonard1993 
Fragesteller
 26.01.2024, 00:13

Oh das ist interessant! Das klingt gut! Danke :)

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