Wie bewerten neutrale Islamwissenschaftler:innen den Islam?
Es gibt Menschen, die sagen, der Islam sei ja eine ganz bedenkenlose Sache und wer was dagegen sagt sei in Wahrheit ja nur Rassist.
Und dann gibt es Menschen, die ahnen eine feindliche Übernahme voraus, möchten so wenig Muslime wie möglich ins Land lassen, weil sie den Eindruck haben, das sei das inhärente Wesen des Islams, das von genügend Muslimen getragen werde, um eine sog. "stille Übernahme" durchzusetzen.
Was ich erstmal interessant finde: Dass sich bei BEIDEN Extremata Muslime wie auch Nichtmuslime finden lassen. Wobei der Anteil der liberalen, islamkritischen Muslime natürlich verschwindend gering sein dürfte. Aber auch wenn sie von innen heraus (bzw. als Aussteiger:innen) kritisieren: Sie haben erstmal nur ihre eigenen, persönlichen Erfahrungen, es ist natürlich Insiderwissen, aber es ist doch auf ihre persönliche Bubble begrenzt. Das hilft mir nicht unbedingt sehr viel weiter. Islamische Communities sind verschieden. Was mich heute interessiert sind die Einschätzungen von Menschen, die sich wissenschaftlich mit dem Islam, übergreifend mit seinen vielen Facetten auseinandergesetzt haben. Mit seiner Geschichte, in vielen verschiedenen Ländern. In-depth.
Was ich für wichtig halte: Das was ich in den Fragetitel schrieb. Neutrale. Wer dann natürlich erstmal sofort wegfällt, sind diejenigen, die ihre eigene Religion bewerten sollen (und ein positives Urteil fällen). Wenn sie tatsächlich ein sehr kritisches und warnendes Urteil fällen, ist das natürlich interessant. Aber nur als Wissenschaftler:innen, wie gesagt! Ebenso UNinteressant finde ich gerade die Ansichten rechtskonservativer. Ich weiß, was sie sagen, weil ich es mir anhöre, aber es geht hier um eine neutrale Sicht, und wenn man ohnehin mit so einer Einstellung an Thema herangeht, dann ist bei jeglicher wissenschaftlicher Betrachtung ein Bias da, da bin ich mir sicher. Mich würden also die Ansichten von Leuten interessieren, die den Islam studiert haben, und von denen man weder eine "wer kritisiert ist Rassist"- als auch eine "das sind alles Terroristen"-Ansicht hören wird.
Ich möchte wissen, wie Islamwissenschaftler:innen, die neutral sind, heißen und was sie zu den großen Streitpunkten sagen, die so oft so emotional diskutiert werden: Welche Werte bringen muslimische Flüchtlinge mit, wird sich das langfristig auf unser Land oder Europa auswirken, und wenn Ja, wie? Wenn Nein, warum nicht? Wie ist die Angst mancher vor einer stillen Islamisierung zu bewerten, auch im Hinblick auf die neuesten Ereignisse mit dem neuen Grünen-Chef, der vor 3 Tagen im Bundestag davon sprach, Teile der Sharia in Deutschland rechtsfähig machen zu wollen? Mehr Punkte fallen mir grad spontan nicht ein, aber es gibt sicher noch viel.
Bitte nur sachliche und kluge Antworten. Auf wissenschaftlicher Ebene sollten sich verschiedene Ansichten austauschen können. Ich möchte nur wissen, was die Wissenschaft sagt. Wer hetzen oder propagandieren will, lernt den Meldeknopf kennen. Dankeschön!
Glaubst Du, es erhöht die Anzahl an Antworten oder macht Dich sympathisch, wenn Du den Potenziellen Antwortgebern gleich mit Meldung drohst?...noch dazu mit den geltendenGF-Regeln
das problem ist lustigerweise genau umgekehrt. GF ist ne krasse zensurplattform und deswegen muss ich virtue signaling betreiben um den mods zu beweisen dass ich zu den Guten gehör
6 Antworten
Neutrale was auch immer Menschen gibt es nicht!
Das aus dem simplen Grund, weil jeder von uns ein Meinung über was auch immer haben muss um was auch immer in Frag stellen zu können oder es kritisieren zu können.
Im Fall deiner Frage, muss wer auch immer entweder die Annahme/Vorstellung haben, dass der Islam entweder was positiver ist, so dass der im Islam nach den positiven Aspekten sucht oder dass der Islam was negatives sei, um nach den negativen Aspekten zu suchen.
Selbst wenn objektiv an ein Thema herangegangen wird, so muss es in den Kontext zu was auch immer gestellt werden um überhaupt Rückschlüsse oder Erkenntnisse daraus ziehen zu können.
Selbst das schlichte Motiv überhaupt in Aktion zu steigen, ist etwas, was auf einer Meinung basiert.
Hättest du nicht die Meinung, dass sich dein Zimmer im Hotel Mama im Chaos befinden würde, hättest du keinen Grund es in Ordnung zu bringen. Du kannst auch nicht in einem Zimmer welches in Ordnung ist, die Meinung aufbringen, es sei im Chaos. Selbst die Eingliederung vom Chaos und der Ordnung, ist ein Urteil oder eine Meinung.
Alleine die Art in der du die Frage formulierst, zeigt auf dass du keine „neutrale“ - was auch immer dieses suspekte neutral sein mag - Meinung suchst sondern eine bestimmte Vorstellung welche deine ist über den Islam bestätigt haben möchtest!
Und das, sehr wahrscheinlich um andere mit der Idee welche dich hat zu infizieren!
Falls du es nicht weist, dass Menschen keine Ideen haben sondern Ideen Menschen haben und Menschen von Ideen angesteckt oder infiziert werden, so weist du es ab jetzt! (Auch das ist ein Idee)
Bitte nur sachliche und kluge Antworten.
Es ist wie beim Fußball. Du musst zuerst eine gute Vorlagen liefern so dass die Anderen gute Tor schießen können.
Hinzu kommt, dass du zum einen die dir unbekannte Intelligenz der Anderen untergräbst sowie dich als etwas besseres darstellt, was dich schlicht als Arrogant erscheinen lässt und zu dem kommt noch dazu hinzu, dass weil du so viele Prämissen aufstellst, du genügend viele potenzielle Horizont erweiternde Antworten im Vorfeld eliminierst.
- Die Kurzfassung: Du bist ein Mensch voller Vorurteile.
Ich denke, die Meinung wird erst dann nötig, wenn man Urteile fällen will und kategorisch in gut und böse einteilen - noch nicht bei der Betrachtung...
Du hast teils recht!
Bevor wir Menschen in den Akt der Betrachtung wechseln, haben wir vorher die Entscheidung getroffen, dass dieser Akt im Vergleich zu allen anderen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten das höchste Ideal aufweist. Das ist eine Meinung.
Wo du recht hast, ist, dass wenn wir was betrachten, wie zum Bsp. einen Film, so formt sich im laufe des Filmes eine Meinung über den Film. Vor dem Film, legen wir aber auch eine gewisse Erwartung an den Film jene entweder bestätigt, übertroffen oder enttäuscht wird.
Unserer Meinungen zu was auch immer, können sich aber auch durch die Art wie sich was uns präsentiert ändern. So kann ein Ort welchen wir lieben, durch eine nach unserer Auffassung schlechte Wetterlage zum Abraum sich wandeln und umgekehrt.
So oder so ist es aber, dass die Meinungen welche wir innehaben, die entscheidenden Faktoren sind, durch die wir die Umstände unseres Lebens formen.
Was wiederum meint, dass wenn wer auch immer die Meinung der anderen Menschen ändert, der die Welt ändert.
Man kann etwas schon sehr neutral betrachten und kommentieren ohne seinen eigenen Senf dazu zu packen - Vorallem in der Philosophie eine grundvorraussetzung für einen Essay - das sollte schließlich keine Meinungssammlung sein welche schön klingt ^^
Ich würde schon meinen, dass es bis zu einem gewissen Grad mehr oder weniger neutral sein kann. Wobei selbst das fraglich ist, denn die Persona welche betrachtet ist in ihrem Wessen selbst was parteiisches. „Neutral“ gegenüber was zu sein, würde meinen dass man werden dem zustimmt noch dem widerspricht. Da man aber es betrachtet, hat man dem Angebot welches „ES“ bietet zugestimmt. Würde man es ignorieren, würde man es ablehnen. Und das geht auch nur dann, wenn eine gewisse Meinung über „ES“ vorhanden ist. Also im großen und ganzen, ist immer eine gewisse Vorstellung zu was auch immer im Spiel.
Es wird jedoch schwierig ohne Urteile etwas zu betrachten
Genau das meine ich weiter oben. Um was zu betrachten, muss entschieden werden dass das Betrachten einen Wert hat. Somit ist zuerst die Meinung und auf das folgt das Urteil.
Es wird jedoch schwierig ohne Urteile etwas zu betrachten das einen emotional triggert - die Lösung wäre also anstatt die Meinung abzulegen seine Probleme in den Griff zu bekommen ^^
Mit der Aussage in einem Teil ihrer Komplexität triffst du ins Schwarze ohne wenn und aber!
Nur mach das mal, dass ist - weil er wieder kommt um das jüngste Gericht abzuhalten – anscheinend nicht mal Gott möglich (Wobei wir ja seine Probleme sind und so gesehen kümmert er sich um seine Probleme).
Vorweg: super Antwort!
Herzlichen Dank!
du laberst n haufen die frage in keinster weise beantwortenden dipshit. ich weiß zu wenig über den islam um eine wirkliche meinung haben zu können und suche nach aussagen in jegliche richtung, möglichst ohne bias erarbeitetet, um besser einschätzen zu können, wie man die dinge beurteilen sollte. meinungspluralismus ist dafür wichtig, solange er nicht aus vorgefestigtem besteht. wenn ich fertige meinungen will geh ich zur antifa oder afd, aber nicht zu wissenschaft. du lurch, geh dich vergraben.
Ich persönlich sehe mich selbst als absolut neutral, doch stellt sich die Frage, wie Neutralität definiert ist oder wie DU Neutralität verstehen möchtest.
Kann ein Mensch überhaupt neutral sein? Das hängt ganz sicherlich davon ab, wie man das definiert. Für mich gilt, dass ich weder zwingend für den Islam sprechen muss, da ich nämlich keine Muslima mehr bin - und Muslime MÜSSEN grundsätzlich und immer für den Islam sein, weil sie alles andere mit einem Paukenschlag aus dem Islam hinauskatapultieren würde, noch muss ich zwingend gegen den Islam sein, weil ich keiner Agenda unterliege, kein Parteibuch habe und keinem relevanten Verein angehöre o.ä.
Natürlich schreien jetzt alle Muslime hier - zumindest innerlich - "wie kann die nur von sich behaupten, neutral zu sein - das ist ja der Lacher der Saison!", aber für Muslime ist jeder, der den Islam kritisiert, per se nicht neutral - und wenn es nur darum geht, den Kritiker als Person zu diskreditieren.
Bevor ich mich also mit dem eigentlichen Thema Deiner Frage auseinandersetze, müsste für mich erst diese Frage der Neutralität geklärt sein.
ja klar, sowas interessiert mich auch :) wie im 3. absatz weiter oben gesagt: auch wenn sie von innen heraus (bzw. als Aussteiger:innen) kritisieren. Das zeigt ja Expertise, nicht eine vorgefertigte meinung aus Ablehnung des Fremdartigen heraus.
Bist du als abtrünnige nicht des Todes? aber das nur nebenher.
Ich bin sehr gespannt deine Auseinandersetzung zu hören!
Mal ein ganz anderer Gedanke: was bringt uns denn die "Bewertung" einer Religion?
Mehr als eine eigene intellektuelle Befriedigung (wenn die Bewertung "zu unserer Zufriedenheit" ausfällt) wohl nicht. Keine Bewertung wird dazu führen, dass nun z.B. ein Muslim sagt "oha, der anerkannte Experte XY hat meine Religion schlecht bewertet, da muss ich meine Religion mal schnell mal ändern".
Eine Religion ist keine Ware wie ein Auto, die man sinnvoll bewerten kann.
Und selbst wenn es eine Bewertung gäbe, würde die nicht viel ändern.
Der Islam ist nun mal existent, und er wird nicht verschwinden.
ok da hast du dich an dem wort aufgehängt. ich möchte wissen ob man sich sorgen machen soll oder chillen kann. wie auch immer du das worden würdest ;)
Also Wissenschaftler wie Peter Heine sehen den Islam differenziert (Terror in Allahs Namen. Extremistische Kräfte im Islam.). Tilman Nagel ist für die ein oder andere islamkritische Aussage bekannt, ist aber ebenfalls kein Islamhasser. Jedoch weiß er, dass eine Differenzierung zwischen Islam und Islamismus keinen Sinn ergibt, zumal der Islam wesentlich ein Rechtssystem darstellt. Und wenn Muslime dieses System anstreben, so ist das kein Islamismus, sondern letztendlich Islam. Aber unser Verständnis im Westen von Religion ist halt anders. Für uns ist Religion etwas Privates. Ein Christ feiert Weihnachten, ein Jude geht in die Synagoge usw. Aber sie bekämpfen halt nicht unsere freiheitliche demokratische Grundordnung.
Thilo Sarrazin hingegen schrieb das Buch Feindliche Übernahme, denn er sieht die muslimische Migration halt äußerst kritisch.
dankeschön, sehr hilfreich!
ist sarrazin nicht eher im aus wenn man nach neutralen sucht?
das mit Islam und Islamismus ist interessant. Also als islamismus würden wir ja quasi extremistismus bezeichnen. soll das heißen, "echter" islam ist tatsächlich islamismus? und gibt es zahlen dazu, wie viele so einen denn wirklich nice finden, und wie viele doch zumindest ziemlich liberal leben (vgl: christen müssten sich eigentlich auch an die 613 gebote der juden halten - tut aber keiner)?
Na ja, Sarrazin ist halt Sarrazin. Er sieht das alles äußerst kritisch und macht auch den konservativen Islam für viele Probleme verantwortlich. Es ist bekannt, wie viele muslimische Fundamentalisten unsere freiheitliche demokratische Grundordnung bekämpfen. Laut dem aktuellen Verfassungsschutzbericht sind es 28.715 (S. 196).
In der Broschüre Islamismus: Entstehung und Erscheinungsformen vom September 2013 wird zwischen legalistischen, gewaltorientierten und jihadistischen Islamisten unterschieden. Man ging von rund 40.000 Islamisten aus (S. 14), darunter sollen rund 2.500 gewaltorientiert (S. 20) und rund 33.000 (S. 22) legalistisch sein. Bleiben folglich rund 4.500 übrig, die dann jihadistisch sein müssen.
Viele andere sind zumindest konservativ und sympathisieren wenigstens mit der Scharia. Es gab ja mal eine Untersuchung des Innenministeriums. Müsste ich raussuchen.
Sarrazin ist jedoch alles nur nicht neutral... Neutral heißt nicht "anders als der andere" sondern eher noch ohne Partei..
Sonst könnte man ja Hitler ebenso als neutraler Jude sehen
Ihr übertreibt alle. Und Sarrazin habe ich als letztes genannt. Wichtig sind Prof. Nagel und Prof. Heine.
"Ein Christ feiert Weihnachten, ein Jude geht in die Synagoge usw. Aber sie bekämpfen halt nicht unsere freiheitliche demokratische Grundordnung."
- auch nicht alle Muslime bekämpfen die demokratische Grundordnung. Auch Muslime sind oft nur gering interessiert an ihrer Religion und/oder wissen nur wenig darüber (ist ja auch im Christentum ähnlich).
- auch Muslime denken und tun viele Dinge, die gar nichts mit dem Islam zu tun haben. Dieser Punkt wird sehr oft vernachlässigt. Wir sehen zu oft nur "Islam", wenn wir diesen Menschen begegnen.
- Thilo Sarrazin sehe ich wiederum recht kritisch. Nur bin ich eben nicht so berühmt wie er. :)
- Dass es auch radikale Christen und Juden gab oder gibt, lässt sich kaum bestreiten. Auch wenn wir das gerne durch unsere deutsche Brille sehen (wo es das zugegebenermaßen kaum gibt).
Natürlich bekämpfen nicht alle Muslime die FDGO. Aber das Pew Research Center hat eine Menge herausgefunden. So sind sehr viele Muslime für die Scharia als Rechtssystem, auch in Ländern wie der Türkei. Ferner mache ich darauf aufmerksam, dass alleine in meinem Land NRW 114 Moscheen vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Wie viele Kirchen oder Synagogen werden beobachtet? Null.
Mir persönlich ist sie eher zu freundlich gegenüber dem Islam, aber allgemein wird sie doch als Islamwissenschaftler anerkannt. Ich meine Frau Professor Angelika Neuwirth, die ehemals das Projekt "Corpus Coranicum" geleitet hat. Einiges über ihre Ansichten findet man hier:
Interessant sind auch ihre Diskussionen mit eher kritischen Islamwissenschaftlern,
Vorweg: super Antwort!
Ich denke, die Meinung wird erst dann nötig, wenn man Urteile fällen will und kategorisch in gut und böse einteilen - noch nicht bei der Betrachtung...
Man kann etwas schon sehr neutral betrachten und kommentieren ohne seinen eigenen Senf dazu zu packen - Vorallem in der Philosophie eine grundvorraussetzung für einen Essay - das sollte schließlich keine Meinungssammlung sein welche schön klingt ^^
Es wird jedoch schwierig ohne Urteile etwas zu betrachten das einen emotional triggert - die Lösung wäre also anstatt die Meinung abzulegen seine Probleme in den Griff zu bekommen ^^ denn wenn nichts dazwischen triggert, ist das urteilfreie betrachten möglich
Die Frage zielt jedoch sehr auf Urteile aus als auf eine neutrale Betrachtung das stimmt wohl...