Welche schlechte Angewohnheit aus eurem zuhause habt ihr übernommen?

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Meine Eltern sind sehr sehr pingelig in kleinen Dingen, sie legen viel Wert auf Details. Das hat mich irgendwann genervt, vor allem als ich ausgezogen bin - meine Standards waren viel zu hoch und das konnte ich meinen WG - Mitbewohnern nicht aufzwingen. Ich versuche jetzt eben nicht so zu sein. Das macht einen auch sehr unsympathisch. Sauberkeit und Ordnung ist wichtig, aber zu viel ist zu viel.

Ich war das schwarze Schaf in unserem Elternhaus, war zwar Teil der "Familie", habe mich dort aber nie wirklich akzeptiert und willkommen gefühlt. Ich habe unter dem vielen "Negativen" gelitten, was dort praktiziert wurde. Streitereien, Hass, unrechte Schuldzuweisungen, Verbote, Alkohol, Rauchen, Erniedrigungen, Ignoration, Mobbing u.s.w.

Ich fand es nie richtig, was dort passiert ist und ich wollte nie auf diese Weise leben. Deshalb habe ich all das Negative versucht hinter mir zu lassen, als ich dort ausgezogen bin. Ich versuche positiv, tolerant und rücksichtsvoll durchs Leben zu gehen, mag keinen Streit und versuche Konflikte in Ruhe zu lösen. Ich verzichte generell auf Alkohol und würde niemals rauchen. - Trotzdem bin ich wahrscheinlich durch dieses Elternhaus etwas zu introvertiert, zu zurückhaltend und etwas zu vorsichtig und misstrauisch anderer Menschen gegenüber geraten, was es mir etwas schwierig macht, neue Freunde zu finden.

mxxnlxght  23.03.2023, 08:56

Das tragische ist, dass das schwarze Schaf dann oft zum Sündenbock wird.

Eine neue, moderne Bezeichnung dafür ist übrigens 'Cycle Breaker'

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MuellerMona  23.03.2023, 09:19
@mxxnlxght

ja, leider wird man in solchen Situationen tatsächlich oft zum Sündenbock. Aber mittlerweile kann ich diese Mechanik sogar fast etwas nachvollziehen... denn als "schwarzes Schaf" und oft auch als "schwächstes Glied in der Familie"... ist es ein leichtes, einer solchen Person schlussendlich auch die Schuld am ganzen zuzuweisen. Denn auf jemandem herum zu hacken, der sich kaum wehren kann und kaum Widerstand leistet, muss ein stärkendes und befriedigendes Gefühl sein.

Aber interessant, dass es dafür sogar einen Begriff gibt. Den habe ich nämlich bis jetzt noch nie gehört.

Auch finde ich nach so vielen Jahren die Gespräche mit meiner Mutter interessant, die mir heute halt oft auch sagt, dass sie damals aufgrund ihrer eigenen Probleme und ihren Erfahrungen aus ihrer eigenen Kindheit, nicht anders handeln konnte. Leider ist meine Mutter jedoch der einzige Kontakt, der zu meiner "Familie" geblieben ist... weil der Rest in diesem alten Verhaltensmuster irgendwie gefangen geblieben ist.

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Ich schäme mich in der Öffentlichkeit zu weinen. Ich habe das unterbewusst in mir drin, das ich, sobald ich zum Beispiel auf der Straße weinen muss, Angst habe das mich Leute sehen könnten und das hat mir mein Vater auch immer eingetrichtert, das ich aufhören soll in der Öffentlichkeit zu weinen. Es sei peinlich usw..

Und früher war es mir egal. Ich habe trotzdem geweint und darauf geschissen wenn andere es gesehen haben. Inzwischen merke ich nicht selten, das es mir in der Öffentlichkeit automatisch unangenehm wird.

Was heißt schlecht ... ich habe von meinem Opa einiges unbewusst übernommen, das in der heutigen Zeit vielleicht an die 70er und 80er erinnert, aber ich lebe gut damit und erlebe auch nicht, dass jemand Seriöses negativ drauf reagiert. Ich bin in vielen Dingen konservativ im eigentlichen Sinne, habe es aber zu schätzen gelernt - mit wachsendem Selbstwertgefühl und eigenen Erfahrungen sowie Menschenkenntnis kann man sich selbst annehmen. Ich versuche mir auch nix abzugewöhnen - wenn mich einer deswegen nicht mag, dann ist es halt so, dann soll er sich einen anderen suchen.

Diskussionen sind übrigens eher gut - sofern man sachlich bleibt und nicht gleich pöbelt und austeilt. Eine Familie lebt von Austausch und wir haben zuhause auch gern und viel debattiert, z.B. im Wohnzimmer über Politik. Stern, Spiegel und Focus lagen immer parat und ich habe da als Jugendlicher viel mitgenommen.

Woher ich das weiß:Hobby