WDR-Journalistin nennt US-Gouverneur De Santis "Faschisten"?

Das Ergebnis basiert auf 41 Abstimmungen

Ja, Ron De Santis ist ein Faschist. 54%
Nein, das ist Blödsinn. 46%

12 Antworten

Ja, Ron De Santis ist ein Faschist.

Nun, ich weiß ja nicht was Kellermann meint. Allerdings geht der "Parental Rights in Education Act" weit über Sexualkunde bis zu vierten Klasse hinaus. Er erlaubt nicht nur das "Verbot" von bestimmten Sexualkundebüchern bis zur viertel Klasse, sondern das Verbot sogenannter, nicht näher definierten "indoktrinativen Materials" bis zum Abschluss der "High School."

Was "indoktrinatives Material" darstellt, wird dabei nicht durch das Gesetz an sich, sondern im Kern, nach Gutdünken des Staates, quasi nach Bedarf festgelegt. Betroffen, ist dabei nicht nur Material zur Sexualaufklärung, sondern, auch zur Geschichte der USA, dass Beispielsweise die Sklaverei, aus der Perspektive der Afroamerikaner und insbesondere, gegen den von DeSantis und den Republikanern befürworteten "amerikanischen Exzeptionalismus" beschreibt.

Das Gesetz, bzw. dessen Willkürlichkeit an sich ist unzweifelhaft hoch ideologisch geprägt. Nicht nur gegen "LGBTQ," sondern gegen alles, was das "republikanische Weltbild" in Frage stellt. In diesem Rahmen kann man es schon als faschistoid bezeichnet. Ist der Sponsor des Gesetzes, DeSantis deswegen ein Faschist? Vielleicht, vielleicht nicht. Aber die polemisch Wortwahl im Rahmen eines Gesetzes, dass auch so im italienischen Faschismus hätte existieren können, finde ich jetzt nicht unangebracht.

vanOoijen  06.05.2023, 12:46

Die Publikation dieser Bücher ist aber nicht verboten. Es ist auch nicht verboten diese Bücher im Unterricht einzusetzen.

Das Gesetz ermöglicht es lediglich den Eltern, sofern sie dafür an der Schule ihrer Kinder eine Mehrheit finden, diese Bücher im Unterricht nicht einsetzen zu lassen.

Wenn es an einer Schule eine Mehrheit der Eltern gibt, die sie doch als Unterrichtsmaterialien wollen, dann dürfen diese das ebenso.

In den USA gibt es seit langem auch Schulen, die Darwins Evolutionstheorie nicht lehren. Stattdessen wird den Schülern dort Kreationismus beigebracht.

Eltern haben in den USA einen viel größeren Einfluss auf den Lehrplan als hier - wo sie gar keinen Einfluss haben.

Das kann man idiotisch finden - totalitär oder faschistisch ist es aber noch lange nicht.

Und eben auch kein Bücherverbot wie im Dritten Reich.

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IanGaepit  06.05.2023, 14:07
@vanOoijen
Die Publikation dieser Bücher ist aber nicht verboten.

Das ist korrekt, würde sich aber vermutlich auch nicht mit der Bundesverfassung vereinbaren lassen und würde zu hohe Angriffsfläche schaffen. Die Bundesverfassung ist auch den meisten DeSantis Wählern heilig.

Es ist auch nicht verboten diese Bücher im Unterricht einzusetzen.

Das obliegt der Einscheidung des Distric Education Board. Bücher können durchaus sowohl "im Klassenzimmer" als auch "im Klassenzimmer und der Bibliothek" wie auch nur "in der Bibliothekt entfernt werden und dürfen in ersterem Fall auch nicht im im Unterricht verwendet werden. Die Verwendung von Sexualaufklärungsbüchern, die nicht direkt durch das Distric Education Board empfohlen werden, ist dabei sowieso effektiv unterbunden, da Lehrer in diesem Rahmen nach Willkürentscheidungen, sprich, "nicht genügend Kontextualisierung" entlassen werden können.

Das Gesetz ermöglicht es lediglich den Eltern, sofern sie dafür an der Schule ihrer Kinder eine Mehrheit finden, diese Bücher im Unterricht nicht einsetzen zu lassen.
Wenn es an einer Schule eine Mehrheit der Eltern gibt, die sie doch als Unterrichtsmaterialien wollen, dann dürfen diese das ebenso.

Es ist gut möglich, dass Eltern, das Verbot eines Buches auch durch Mehrheitsentscheidung an einer individuellen Schule durchsetzen können. Die Praxis ist aber, in Verbindung mit bestehenden Gesetzen, dass die Schulverwaltung des Distrikts, entweder in Eigenentscheidung oder nach elterlicher Meldung ein "Prüfungsverfahren" und dann verbietet einleitet. Dieses gilt dann auch nicht für eine Schule, sondern einen Schuldistrikt.

In den USA gibt es seit langem auch Schulen, die Darwins Evolutionstheorie nicht lehren. Stattdessen wird den Schülern dort Kreationismus beigebracht.

Der Krux liegt hier wohl in "auch Schulen." Das ist formell korrekt. Betrifft allerdings nur sogenannte "Charter Schools" sprich Schulen, die teilweise öffentlich finanziert werden, oder vollständig private Schulen. Es ist Wort wörtlich auf Bundesebene den Staaten nicht erlaubt, in ihren öffentlichen Schulen, ausschließlich Kreationsismusunterreicht anzubieten.

Ich bin mir relativ sicher, dass zumindest Privatschulen bereits zuvor alle Bücher verbieten konnten, die sie wollten.

Eltern haben in den USA einen viel größeren Einfluss auf den Lehrplan als hier - wo sie gar keinen Einfluss haben.

Können sie, ist auch ok. Aber diese Äußerung macht halt nur in dem, nun ich nenne es mal, nix für ungut, beschönigtem Kontext in dem du das Gesetz darstellst Sinn. Es sind halt nicht die Eltern, die diese Entscheidung treffen, sondern wie gesagt, entweder in Eigenregie, oder auch schon nur durch vereinzelte Meldung durch Eltern die Schulbehörde des Distrikts. Hier haben die Eltern also eben keinen besonderen Einfluss, darauf welche Bücher nun Verboten werden oder nicht. Zumindest nicht wirklich.

Das kann man idiotisch finden - totalitär oder faschistisch ist es aber noch lange nicht.

Es ist nicht ideotisch, es ist ideologisch. Und der Faschismus ist nun mal, grade in Deutschland das Paradebeispiel, des durchideologisierten Systems. Vielleicht ist es (noch kein) Faschismus. Aber eine polemisch Kritik an einem Mindestens autoritären Gesetz, dass es dem Staat halt erlaubt, auf ideologischer, nicht wissenschaftlicher Basis Bücher in der Ausbildung der Jugend zu verbieten ist mindestens hoch Autoritär. Das, wie ich schon sagte, polemisch als Faschismus zu bezeichnen, halte ich nicht für unangebracht.

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vanOoijen  06.05.2023, 14:24
@IanGaepit

Du hast es nochmal konkretisiert. Soweit Danke dafür.

Aber 172 verschiedene Gender finden hierzulande viele Menschen ebenfalls nicht wissenschaftlich, sondern eben ideologisch - auch wenn es das neue Studienfach: "Gender studies" gibt.

Vielleicht kann man sich darauf einigen, dass die aktuelle Auseinandersetzung in den USA der Kampf zwischen verschiedenen Ideologien ist.

Und dieser wird dort eben offener und anders geführt als in Deutschland.

Vor allem lassen sich die Konservativen dort nicht so leicht in die Schmuddelecke stellen, und haben in einigen Bundestaaten auch tatsächlich eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich.

Ich kenne nicht viel von den USA, aber in Florida war ich bereits und es ist klar ein Südstaat mit einer Menge alter, wohlhabender weißer Pensionäre.

Nicht umsonst fühlt sich auch Trump dort mittlerweile wohl auf seinem Anwesen.

Auf den Keys gab es zwar immer schon eine große schwule Community und es gibt auch eine Menge Exil-Kubaner, aber die Mehrheit dürfte tatsächlich noch immer weiß, relativ wohlhabend und konservativ sein - zumindest die Mehrheit der Wähler.

Wer in den USA so einfach wählen darf ist ja auch noch so eine Sache...

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IanGaepit  07.05.2023, 09:21
@vanOoijen
Aber 172 verschiedene Gender finden hierzulande viele Menschen ebenfalls nicht wissenschaftlich, sondern eben ideologisch - auch wenn es das neue Studienfach: "Gender studies" gibt.

Nun, würde ich nicht bestreiten das "Gender Studies" eine ideologische Komponente haben. Das lässt sich in der Sozial- und allgemein Geisteswissenschaft de facto nicht vermeiden. Es werden ja immerhin keine Naturgesetze erforscht, sondern die sich auch verändernden Gesetze einer Gesellschaft. Dafür ist im Kern ein Analysemodell nötig.

Weil ich mich natürlich in "Gender Studies" nicht so gut auskenne, verwende ich mal ein anderes Beispiel:

Historischer Materialismus vs. Great-Man-Theorie.

Vereinfacht ausgedrückt, der historischer Materialismus erklärt die Geschichte der Menschheit durch die Wirkung ökonomischer Kräfte, daraus resultierender sozialen Umständen und Massenaktion.

Die Great-Man-Theorie erklärt die Geschichte, anhand einzelnwer hochleistungsfähiger Individuen, die sich durch eben jene Leistung an die Spitze von Gesellschaften stellten und so die Geschichte veränderten.

Beide werden offensichtlich von zwei ideologisch völlig verschiedenen Spektren verwendet und dienen/dienten auch der Aufrechterhaltung unterschiedlicher Systeme.

In der Bundesrepublik wird im übrigen eher die Great-Man-Theorie für die Geschichtslehre (zumindest an Schulen) verwendet. Eher heißt in dem Fall, dass der historische Materialismus eigentlich gar nicht gelehrt wird, aber die Great-Man-Theorie in Verbindung mit anderen Analysemodellen angewand wird.

Was ich damit sagen will, als ich vorhin sagte:

Aber eine polemisch Kritik an einem Mindestens autoritären Gesetz, dass es dem Staat halt erlaubt, auf ideologischer, nicht wissenschaftlicher Basis Bücher in der Ausbildung der Jugend zu verbieten ist mindestens hoch Autoritär.

bezog ich mich mehr auf deine Erwähnung des Kreationismus. Die fällt, zwar an sich in die Theologie (nehme ich jetzt zumindest mal an, auch wenn er in der modernen Form dieser, zumindest in der Form des Fundi Kreationismus in den USA vermutlich nicht mehr all zu ernst genommen wird,) betritt aber, im direkten Vergleich mit der Evolutionstheorie, dass Feld der Biologie und damit der Naturwissenschaft.

In diesem Rahmen spreche ich also von möglichen Buchverboten auf wissenschaftlicher Basis, sprich wenn es um Naturwissenschaften geht.

Und nur um das zu klarifizieren. Ich gehe davon aus, dir ist das bekannt, aber ggf. für Mitleser. In "Gender Studies," wird natürlich nicht bestritten, dass es nur "drei" biologische Geschlechter gibt. Es geht dort um das sozial Geschlecht, Geschlechts- und Selbst- wie auch Fremdidentität.

Vielleicht kann man sich darauf einigen, dass die aktuelle Auseinandersetzung in den USA der Kampf zwischen verschiedenen Ideologien ist.

Kann man sagen. Stimme ich auch, in dem Kontext wie ich es oben erklärte zu. Es ist also doch irgendwo ungleich zwischen den beiden. Den die eine Seite möchte mit ihrem Analysemodel Gehör finden und den Diskurs erweitern und die andere möchte die Gehörfindung mit autoritären Mitteln verhindern und den Diskurs verschlossener halten.

Mit dem Rest hast du durchaus so recht. Nur zwei Anmerkungen. Grade die Exilkubaner sind spätestens seit Obamas "Aussöhnung" mit Kuba eigentlich strikt republikanisch. Und sowohl DeSantis als auch Trump Bedienen diese mit ihrer Anti-Kuba Position mehr als die meisten bekannteren Demokraten.

Auch Deutschland hat mit Bayern natürlich eine konservative Hochburg.

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Unabhängig davon, ob das auf Ron De Santis zutrifft,
ist Georgine Kellermann alles andere als eine "seriöse" Journalistin.
Dass sie für den WDR arbeitet und den Gouverneur von Florida auf Twitter öffentlich anpöbelt, ist wohl Beweis genug...

Fristlos kündigen und gut ist.

Woher ich das weiß:Hobby – Vor und nach der Wahl sind inäqual!

egal wie sie ihn nennt - es wird nur nichts nützen

das sollte ihr aber klar sein

er wurde von den Bürgern des Staates Florida gewählt - wenn den Bürgern sein Vorgehen nicht mehr gefällt, können sie ihn abwählen

was hat das mit uns hier in Deutschland zu tun? meine Antwort: gar nichts

ich sage das jetzt so, weil es die Realität ist, wenngleich mir seine Politik nicht zusagt - aber wie gesagt, das ist Sache der Bürger von Florida, nicht meine

Nein, das ist Blödsinn.

Also es gibt mir durchaus Bedenken, wenn eine Gruppe von Menschen unbedingt jungen Kindern Sexualkunde beibringen müssen, besonders vor der 4ten Klasse.

Mal davon abgesehen scheint die Frau Kellermann keine Ahnung zu haben, was Faschismus bedeutet.

Ja, Ron De Santis ist ein Faschist.

De Santis hat die "Critical Race Theory" und Aufklärungsunterricht verboten, ist gegen Abtreibung bei Vergewaltigungsopfern, für die Todesstrafe auch gegen den Willen der Mehrheit der Geschworenen und hetzt offen gegen Minderheiten wie Homosexuelle und Migranten.

Legt man die von Umberto Eco beschriebenen 14 Merkmale des Faschismus an seine Äußerungen an, ist der Mann eindeutig Faschist. Wenn natürlich nur Leute Faschisten genannt werden, die vor 1939 die NSDAP oder Mussolini gewählt haben, dann würde ich das auch verneinen.