Warum hat Deutschland immer unzureichend in Bildung investiert? Wie ließen sich z.B. marode Schulgebäude erklären?

6 Antworten

Die Instandsetzung solcher Gebäude obliegt meist der Kommune als Schulträger (oder dem Landkreis, je nachdem, ob es eine kreiseigene Schule ist oder nicht) - und es ist sehr teuer. Das Geld sitzt nicht so locker, auch Zuschüsse etwa von Land und Bund oder aus dem Gemeindeausgleichsstock sind immer so eine Sache für sich. Meist werden solche Ausgaben solange zurückgestellt, wie es irgendwie geht, weil Straßen oder Neubaugebiete als wichtiger erscheinen.

Es ist allerdings schon erheblich besser wie zu meiner Schulzeit (Abschluss 2007), wo viele Gebäude noch aus den 60ern stammten und seither unangetastet waren, sich in entsprechendem Zustand befanden und wo auch das Mobiliar und die Ausstattung schon bessere Tage gesehen hatten. Ich erinnere mich an unseren Technikraum, wo "moderne Autotechnik" noch um 2004 mit einem Plakat des VW Golf I erklärt werden sollte - und das war ernstgemeint. Lehrbücher aus den 80ern waren auch eher die Regel als die Ausnahme, nicht zu vergessen die Schulbibeln: Ich erinnere mich noch, dass ich 2002 eine völlig zerfetzte und verschmierte Bibel in die Hand bekam, deren "Erstnutzer" laut Stempeleintrag der Sohn einer Bekannten meiner Großeltern war - im Schuljahr 1978/79... na ja :-/

Auch Stiftungen, wie es sie heute gibt gerade für Bildungsbereiche, gab es damals noch nicht und entsprechend war es für Schulen noch schwieriger, an Geld zu kommen - wie gesagt, es ist heute stellenweise immer noch nicht optimal, aber weit besser als damals.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

FinisTerrae  19.03.2025, 20:22

Die Kommune ist wie die schwäbische Hausfrau, die von ihrem Ehemann Bund und dem Sohnemann Land zu wenig Haushaltsgeld bekommt.

Jespa666  19.03.2025, 17:39

Die Erschließungskosten für Neubaugebiete zahlen die Grundstückseigentümer. Wir haben gerade wieder eines fertiggestellt. 120 Euro pro m² legt die Stadt auf die Eigentümer um.

Ganz simple, man hat ganz viel Geld verbaut in den 60er Jahren, in den 80er wurde nachgerüstet und jetzt werden all die vielen Gebäude alt!

Die öffentliche Hand, hat ein Problem, alle halten die Hand auf und alle haben ein Problem

  • Der Kindergarten gebaut in den 90er Jahren braucht eine neue Außenanlage 175 000 Euro für die Spielgeräte, auf und umbau 70 000 Euro. Der Kindergarten ist aber zu "klein", weniger Kinder in mehr Gruppen gleich mehr Gruppenhäuser, Anbau 3 500 000 Euro.
  • Grundschule ist der Sporthallenboden defekt Austausch 350 000 Euro, plus 200 000 Unsicherheiten je nach genau verbauten Stoff. Die Fenster sind auch nicht mehr die besten 390 000 inkl Einbau. Die WC Anlage ist aus den 80er nicht mehr Zeitgemäß 250 000 Euro. Brandschutzanlage veraltet 400 000 Euro.
  • Hallenbad aus den 60er Becken undicht, Filteranlage überaltert, Dach undicht, 1 200 000 Euro nur für die Notreparaturen .
  • Feuerwehrgerätehäuser aus den 70er Jahren alle zu alt, zu klein entsprechen nicht mehr den Anforderungen des Unfallschutzes 40 000 000 für alle.
  • Fahrzeugbedarf für den Wandel in der Feuerwehr nochmal 10 000 000 Euro
  • Gesamtschule aus den 80er überaltert, Sanierung geschätzt bei 7 500 000 Euro
  • Rathaus zu abriss Neubau 16 000 000 Euro
  • Stadthalle aus den 90er Jahren sanierungsbedürftig nicht mehr Kundenorientiert 900 000 Euro
  • 8 Sporthallen aus den 60 bis 90er Jahren sanierungsfälle 12 000 000 Euro
  • Bauhof nicht mehr angemessen Neubau und Neuausstattung 17 000 000 Euro.

Steuern, will man nicht erhöhen, Gebühren ebenso und so muss man halt alles so schieben das man mal richtig Geld hat!

PS. die Gemeinde hat Einnahmen von 46 000 000 im Jahr davon gehen um die 43 000 000 für die allgemeinen Kosten drauf(Löhne, Pensionen, Energie und Co. laufende Kosten halt)


FinisTerrae  19.03.2025, 20:19

Geld ist bei Bildung kein Argument. Es gäbe nichts sinnvolleres, jeden notwendigen Cent für die Bildung zu drucken.

StRiW  19.03.2025, 20:28
@FinisTerrae

Nur Schulgebäude sind keine Bildung. Es sind nur Gebäude. Ebenso Bücher wo der Schüler nicht hineinschaut.

FinisTerrae  19.03.2025, 20:31
@StRiW

Gebäude sind Infrastruktur, oder auch Verkehrsfläche genannt. Damit Bildung gut vorankommt, benötigt man eine gute Infrastruktur. Meine Aussage war auf die Bildung insgesamt bezogen. Für alles was bildungsrelevant ist, ist jeder frisch gedruckte Cent sinnvoll. Ob man damit Schulgebäude, neue Lehrer oder eine ganze Bildungsreform finanziert ist egal.

Es wurde einfach kein Geld investiert, obwohl PISA immer schlechter wurde, es ist offenbar nicht gewollt, die Jugend so gut wie möglich auszubilden, dann darf man aber auch nicht über Fachkräftemangel, Schulabrecher und Bürgergeldempfänger und schlechte Wirtschaft etc. jammern, denn das gehört auch mit dazu. Schüler/Schulen kosten Geld aber Politik hat das Geld lieber immer woanders rausgeschmissen. UNverantwortlich.

An solche Sachen traut sich niemand ran, weil es immer sehr langfristige und schwierige Überbrückungszeiträume gibt.

Bei einer Sanierung, Neu-, Um- und Erweiterungsbau einer Schule müssen Ersatzräume hergestellt werden - und zwar für Jahre. Die einfachste Lösung dafür wäre ein Containerdorf. Bei solchen Fragen sind häufig auch die Eltern die Probleme.

Bei einer Bildungsreform gibt es ebenfalls einen Überbrückungszeitraum. Ab einem bestimmten Stichtag müssten neue Klassen mit dem neuen Stoff anfangen, alte Klassen jedoch weiterhin mit dem alten Stoff. Flaschenhals wären hier die Lehrer. Da die Ausbildung neuer Lehrer sehr Zeitaufwendig ist, müsste man auch bereits vorhandene Lehrer umschulen auf das neue System. Mindestens über eine Generation hinweg wird man sowohl den alten als auch den neuen Stoff lehren müssen. Da wir bereits einen Lehrermangel haben und die meisten Lehrer permanent auf 120% fahren, ein Ding der Unmöglichkeit.

Ein weiteres Problem wäre, ob das neue Schulsystem infrastrukturell überhaupt mit dem alten System kompatibel wäre. Eine Bildungsreform könnte zur Folge haben, kleine Klassenstärken zu forcieren, neue bauliche Anforderungen, anderes Zeitmanagment. Man müsste zwei komplexe Systeme parallel laufen lassen für mindestens eine ganze Generation. Bei solchen Umwälzungen muss man immer davon ausgehen, dass man dann 10 bis 20 Jahre lang einen (weiteren) Qualitätsverlust im Bildungswesen erfährt, ehe das neue System dann seine Früchte trägt.

schule ist Ländersache. Die Zustände der Schulen ist auch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich


FinisTerrae  19.03.2025, 20:25

Die Kommunen bekommen die Agenda vom Land, gepaart mit zu wenig Geld. Bauträger eines neuen Schulgebäudes ist in der Regel die Kommune.

FinisTerrae  19.03.2025, 20:35
@TJDettweiler

Jede Baumaßnahme braucht einen Bauträger. Das betrifft alle KNUE und GNUE-Maßnahmen.

TJDettweiler  19.03.2025, 20:39
@FinisTerrae

Achso und ich dachte es ginge in der Frage um unzureichende Bildung. Aber wenn es dann doch nur an den Bauträgern liegt dass die Bundesländer verschiedene Bildungsstandards erfüllen

FinisTerrae  19.03.2025, 20:42
@TJDettweiler

Eventuell war ich ein wenig zu penibel, was die ursprüngliche Fragestellung angeht. Es gibt nur eine Investitionsmöglichkeit in die Bildung und das sind Gebäude. Lehrer, Bücher, Schulausstattung, Instandhaltung sind per Definition keine Investition sondern Konsumausgabe. Da müssen wir natürlich auch ordentlich reinbuttern. Hier sind natürlich Bund- und Länder verantwortlich.

TJDettweiler  19.03.2025, 20:49
@FinisTerrae

Natürlich sind das Investitionen, kostet ja alles Geld. Klar aus verschiedenen Töpfen aber mehr Lehrer oder in die Reinigung von Toiletten oder das instandsetzen von Heizungen, Klimaanlagen oder neues Inventar sind alles Investitionen, da Geld vom Staat.

FinisTerrae  19.03.2025, 20:56
@TJDettweiler

Nein, die Begriffe sind klar definiert was Konsumausgaben- und Investitionsausgaben des Staates sind. Ein verallgemeinterter Sprachgebrauch ist hier wenig sinnvoll, denn die Politiker halten sich streng an diese Definitionen.

TJDettweiler  19.03.2025, 20:58
@FinisTerrae

Ein Lehrergehalt und das Reinigen der Toiletten einer Schule sind dann also Konsumgüter?

FinisTerrae  19.03.2025, 21:43
@TJDettweiler

Alle Personalausgaben sind Konsumausgaben. Egal ob Beamte oder Tarifbeschäftigte. Egal ob Soldat, Lehrer oder Hausmeister. Jede Form von Dienstleistung, egal ob durch eigenes oder fremdes Personal, sind Konsumausgaben.

Die Leistungsarten sind überdies auch klar definiert. Es gibt klare Linien, ab wann eine Leistung eine Dienst-, Liefer-, Planungs-, freiberufliche- oder Bauleistung ist. Eine reine Dienstleistung ist stets eine Konsumausgabe.