Warum hat es nie Bestrebungen gegeben, eine ausgelaufene Baureihe von West-Autos mit den alten Formen komplett in der DDR in Lizenz zu produzieren?
Denn 1988 dem Trabant und dem Wartburg einen VW-Viertaktmotor ein zu pflanzen, hatte doch allzu sehr den Charakter einem Toten einen Herzschrittmacher ein zu pflanzen., der Rest der Autos war ja hoffnungslos veraltet
9 Antworten
Solche Bestrebungen gab es und alle haben sich zerschlagen, dazu kann man in dem vor einiger Zeit erschienenen Buch "Traumauto Volkswagen: Wie Käfer, Golf und Bulli in die DDR kamen" von Eberhard Kittler (ich habe es - es ist zu dem Thema ein tolles Buch, in seiner Intention sehr zu begrüßen und toll geschrieben) einiges nachlesen - aus erster Hand.
Auch das Projekt "X-03" ist dort erwähnt - ein Kleinwagen auf Basis des VW Polo 6N, der in der DDR 1994/95 hätte debütieren sollen und dann 1993 in mild veränderter Form als Seat Ibiza der zweiten Serie auf den Markt gekommen ist. Das Projekt wurde im Dezember 1989 für beendet erklärt, das erwähnte Buch von Eberhard Kittler bietet hochinteressante VW-Dokumente und Zeitzeugenberichte dazu.
Stattdessen wurde im Januar 1990 der VW-Polo II in der DDR (in Mosel bei Zwickau - heute Volkswagen Sachsen) montiert, die es damals noch gab.
Im Gegensatz zu dem was @rotesand schreibt, gab es kaum Bemühungen, ausgelaiufene Lizenzen aus dem westlichen Ausland zu kaufen. Das konnte sich die DDR schlichtweg nicht leisten. So hatten die Ostblockländer nur zwei Möglichkeiten, an Lizenzen zu gelangen. Beispiele sind Lada (ursprünglich Shiguli, Ru), Saborosch (Ru), Polski Fiat (Hersteller FSO, Polen), Dacia (Romänien), Zastava (Jugoslavien), Raba (Motorbauer, Ungarn). Diese Unternehmen bauten in Lizenz von Fiat, Ranault, MAN. Die Lizenzen wurde von Russland teuer erkauft. Sehr zum Nachteil von Fiat. Die sozialistische Regierung setzte einen lizenzverkauf an die UdSSR durch. Die Russen bezahlten die Lizenz mit einem Teil Geld (Devisen) und einen Teil an Stahl. Das merkte besonders Fiat. Der russische Stahl hatte einen hohen Kupferanteil, womit Fiat und Alfa Romeo (gehört auch zu Fiat) in den Verkaufsräumen rosteten. Die andere Möglichkeit, waren Lizenzen zu mieten. Wurde kaum genutzt. Die Russe kauften über andere Länder, Autos aus den USA und bauten diese einfach nach (Wolga, Moskwitsch, Zil und viele LKW-Modelle). Bestes Beispiel: Packard Custom Eight 180 der 20. Serie, wurde in Russland als ZIS 110 nachgebaut, Packard Cavalier Touring Sedan, wurde im Wolga M21 umgesetzt.
Es gab aber andere Bemühungen. So wollte man Mitte der 70-er Jahre, mit einigen Länder ein gemeinsames Auto bauen. Am Anfang wollten viele mitmachen, aber die wenigsten wollten sich an den Entwicklungskosten beteiligen. Am Ende baute Skoda, zusammen mit Wartburg und Trabant, das sogenannte RGW-Auto (Typ 760). Aber aus politischen Gründen wurde dieses Modell entwickelt, aber es wurde nie in Serie gebaut.
Der Wartburg und der Trabant waren veraltet und dürften nicht grundlegend weiter entwickelt werden. Die DDR-Regierung wollte immer Ersatzteile für die vorhandenen Autos haben. Eine Zweitproduktion, war gar nicht möglich. Neuentwicklungen, wie beim Wartburg 353, konnten auch Strafen zur Folge haben. So entstanden weitere modernere Modell im Hintergrund und ohne offiziellen Auftrag. Für eine Serienproduktion bedürfte es der Erlaubnis der Partei, wenn es keinen Parteiauftrag gab.
Lizenzen aus dem Nicht-sozialistischen-Ausland waren schlichtweg, finanziell kaum möglich für die DDR.
Salue
Die Ingenieure der DDR waren durchaus innovativ und hatten sich einen Trabi-Nachfolger mit 4-Takt Dreizylindermotor angedacht:
Selbst ein Nachfolger des Barkas mit 4-Taktmotor war bereit:
Die SED scheute die Investitionen für neue Modelle.
Selbst der Westen hingegen schmiss das Geld zum Fenster hinaus. Um einen gedrosselten Polo-Motor in den Trabis reinzuwürgen, musste das ganze Auto so stark modifiziert werden, dass das Ganze mehr gekostet hat als wenn man ein komplett neues Modell aufgelegt hätte.
Tellensohn


Wenn eine westliche Firma ein neues Auto plant, dann wird sie Offerten für die wichtigsten Komponenten bei Drittlieferanten einholen. Es hat viele Anbieter die gerne bereit sind, ihre Produkte an die Wünsche des Autoherstellers anzupassen.
Wenn die DDR ein neues Produkt plante, war die erste Frage wer kann übehaupt solche Komponente bauen. Dann kam die Frage, ob die SED es überhaupt erlaubt, dass diese Liefer-VEB noch mehr ausgelastet wird. Woher nimmt sie das Material? Da darf man nicht mehr nach Sonderwünschen fragen, man muss nehmen was überhaupt möglich ist. Innovationen waren so schlicht nicht möglich und die Konstrukteure haben sich die Haare gerauft.
Ein DDR-Kollege hat einmal zu mir gesagt "wir können aus Scheisse Bonbons machen". Das stimmt, ich staunte immer wieder was die, mit diesen beschränkten Mitteln, fertiggebracht haben.
Die Ingenieure in der DDR waren keineswegs schlechter als die im Westen, nur hattten sie nicht dieselben Möglichkeiten.
Tellensohn
Das hätte man gar nicht gebraucht. Es gab einige wirklich gute Entwicklungen neuer Autos in der DDR, auch neue Motoren. Das diese nicht gebaut wurden, waren politische Entscheidungen. Die Ressourcen für den Aufbau der Produktion waren knapp, und die Prioritäten der politischen Führung waren andere.
Die hektische Integration der VW-Motoren war eine Panik-Reaktion auf die Proteste, man hoffte durch solche Aktionen wieder Ruhe rein zu bekommen.
ja, jemand hatte mal gesagt, es ist einfacher einen Ferrari zu entwickeln als einen Volkswagen. Es ist sehr teuer ein Auto zu entwickeln was sich sehr preisgünstig produzieren lässt.
Ein komplett neu entwickelts Auto hätte auch bedeutet das man neue Stanzpressen braucht und neue Fertigungsstrassen, aus praktischen und politischen Gründen hat man einfach weiter produziert.
Also die oder fände ich tatsächlich garnicht mal so schlecht...absolute Kult Autos mit aktueller Technik wieder auferleben zu lassen....war ja zb beim Manta auch schon im Gespräch, Studien gab's durchaus aber realisiert wurde leider nix bisher. Schade...
Das scheitert heute am Geld. Kleines Beispiel? Der Trabant nT (NT=new Trabbi), wurde vom Modellbauhersteller Herpa, 2009 neu entwickelt. Aber man fand keinen finanzkräftigen Partner. 2009 wurde der Trabant nT auf der IAA vorgestellt. Über 90% von 12.000 Besucher, könnten sich für eine Nueauflage von diesem E-Auto begeistern.
Innovativ mögen sie gewesen sein, aber dennoch hatten sie in wichtigen Bereichen wie der Fertigungstechnik oder der Insassensicherheit einfach Null Erfahrung. Den abgebildeten Trabi-Prototypen zu fertigen wäre wahrscheinlich deutlich teurer gekommen als einen von VW abgelegte Passat-Baureihe.
Die Sowjetunion dagegen hatte einen deutlichen Hang, westliche Technik wenigstens zu kopieren oder im Fall des Lada Shiguli in Lizenz zu bauen.