Warum empfand die Bevölkerung in der Weimar Republik den Versailles Vertrag als Demütigung?

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In einer Zeit als Nationalstolz, Nationale Selbstachtung und Nationale Größe essenziell wichtige Bestandteile waren, war ein Vertrag der auf nationale Demütigung abzielte, eine unnötig gefährliche Sache.

Heute erscheint uns das Paradox, aber der Zeitgeist war damals ein ganz anderer. Und in Versailles wurde es versäumt einen Verständigungsfrieden zwischen den Völker zu stiften versäumt und man muss ganz klar sagen, dass das die Alleinschuld Frankreichs war. Der Versailler Vertrag war eine Befriedigung der französischen Rachegelüste und das mit katastrophalen Folgen. Deutschland hatte an Versailles keinen Anteil - damals ja eben einer der großen Kritikpunkte - und konnte nur das, was vorgesetzt wurde annehmen oder eben nicht. Die Begriffe "Diktatfrieden", "Gewaltfrieden", etc. sind keine Begriffe die der NS erfunden hat. Die gab es früher schon und wurden dann vom NS für seine Zwecke verwendet. Eine Demütigung waren vor allem die einzelnen Paragraphen und als solche wurden sie aufgefasst.

Wie gesagt, dass ist uns heute schwer begreiflich in einer Zeit, wo national Stolz und nationale Selbstachtung eher mit einem schelen Blick betrachtet wird.

In erster Linie wegen der Zuweisung der Alleinschuld am Krieg. Die wirtschaftlichen Folgen wurden vielen erst später bewusst.

DerRoll  21.11.2022, 12:56

Dem Deutschen Reich wurde nicht due Alkeinschuld am Krieg zugewiesen.

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Freibierbauch  21.11.2022, 13:21
@DerRoll

Genau. Schuldabwälzung auf Deutschland und seiner Verbündeten. Keine Spur von der Verantwortlichkeit Großbritanniens, Frankreichs, Russland und Serbiens. Keine Selbstkritik, ausschließlich Abwälzung aller Schuld auf den geschlagenen Gegner.

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Der durchweg stark ausgeprägte Nationalstolz in der Bevölkerung bekräftigte das Entsetzen in allen Reihen des Volkes in Bezug auf den Versailler Vertrag, welcher als Schmach und Beleidigung aufgefasst wurde. Die Gebietsamputationen und die "Unterstellung" der Schuld mit seinen Verbündeten an dem Kriegsausbruch zu haben, dazu den Verlust der Herrschaft in Bezug auf das besetzte Rheinland und die zeitweise Besetzung des Ruhrgebietes ließen aus damaliger Sicht, tief sitzende Wunden in den Bürgern zurück. Der Versailler Vertag wurde einer Entrechtung, Versklavung und Wehrlosigkeit (aufgrund der nicht mehr vorhandenen Armee) gleichgesetzt. Der Versailler Vertrag war das offizielle Dokument, das den Kriegszustand zwischen Deutschland und den Alliierten und damit den Ersten Weltkrieg beendete. Dieser Friedensvertrag war ohne die Beteiligung des besiegten Deutschland ausgearbeitet worden, das dennoch keine andere Möglichkeit hatte, als dem Vertrag zuzustimmen. Der Versailler Vertrag enthielt umfangreiche Bestimmungen zu den neuen Grenzen des Deutschen Reichs, zu Wiedergutmachungsauflagen und zur militärischen Abrüstung. Das besiegte Deutschland muss die Verantwortung für alle Schäden übernehmen. Das Deutsche Reich muss sämtliche Kolonien aufgeben. Die Grenzen werden neu gezogen und Deutschland verliert 70.000 Quadratkilometer seines Territoriums an Frankreich und Belgien. Obwohl sich Politiker quer durch alle Fraktionen empören, bleibt der jungen deutschen Republik keine andere Wahl. Am 28. Juni 1919 unterzeichnen deutsche Minister das Vertragswerk. Der Vertrag war mitverantwortlich für den Gang in den zweiten Weltkrieg. Eine nationale Wiedergutmachung einer großen Demütigung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus
earnest  22.11.2022, 13:08

Das war keine "Unterstellung", sondern schlicht die historische Wahrheit: Die Hauptverantwortung am Ausbruch des Ersten Weltkriegs trugen Österreich-Ungarn und Deutschland.

Ist es dein Ernst, wenn du den Zweiten Weltkrieg als "nationale Wiedergutmachung" bezeichnest?

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earnest  22.11.2022, 13:13
@Stressika

Das darf ja wohl nicht wahr sein.

Was wurde denn im Zweiten Weltkrieg von Deutschland "wiedergutgemacht"? War der Angriffskrieg "Wiedergutmachung"? War der Holocaust "Wiedergutmachung"?

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Alleinschuldartikel, der die historische Wahrheit verfälschte,

Gebietsabtretungen, Volksabstimmungen, die manipuliert wurden, um möglichst große Abtretungen zu erzielen,

Zwang zur Abrüstung, während alle anderen Staaten ihre Rüstung behielten, Auslieferung der Flotte und der Luftwaffe,

Reparationsverpflichtungen in großer Höhe noch für Kinder und Enkel

Rheinlandbesetzung

Versuch, das Saarland abzutrennen

earnest  22.11.2022, 13:10

Im Vertrag KEINE Alleinschuld Deutschlands, sondern Verantwortung Deutschlands UND(!) seiner Verbündeten.

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neinxdochxoh  22.11.2022, 13:15
@earnest

Spiegelfechterei, um die Alliierten besser dastehen zu lassen.

Art. 231: Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungenen Krieges erlitten haben.

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neinxdochxoh  22.11.2022, 13:20
@neinxdochxoh

"In einer Mantelnote der alliierten und assoziierten Mächte, die als Reaktion auf deutsche Einwände von Philip Kerr, dem Privatsekretär des britischen Premierministers Lloyd George, verfasst worden war, wurde dann doch offen ausgesprochen, dass Deutschland im Bestreben, seine "Vorherrschaft mit Gewalt zu begründen", alleinschuldig am Krieg sei und seine Bundesgenossen ermuntert habe." https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/288788/versailler-vertrag-ein-frieden-der-kein-frieden-war/

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earnest  22.11.2022, 13:25
@neinxdochxoh

Satz 1 ist eine pardon, dümmliche Unterstellung.

Aus dem Artikel geht klar hervor, dass es keine Alleinschuld Deutschlands gibt.

Dass Ö-U und D die größten Anteile an Verantwortung für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs haben, ist unter der Mehrheit der fachkundigen Historiker nicht umstritten.

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earnest  22.11.2022, 13:31
@neinxdochxoh

Ach ja, mal wieder die "Mantelnote".

"Fürs Protokoll": Hier sprach Herr Kerr seine PRIVATMEINUNG aus, selbstverständlich völlig "offen".

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Weil Frankreich danach das Rheinland besetzte, also, als der Krieg schon längst beendet war, um dafür zu sorgen, dass die Ware für die Raparationskosten auch tatsächlich nach Frankreich flossen.

Deutschland war quasi machtlos und musste alles akzeptieren. Das war mehr als eine Demütigung.

Nach WW2 wurde dieser Fehler nicht wiederholt, obwohl es auch Bestrebungen gab (Morgenthau Plan).