War der Versailler Vertrag ein gelungener Friedensvertrag?

8 Antworten

Nein es war ein Diktat der Sieger über die Verlierer.

Der damalige Marschall Frankreichs Ferdinand Foch sagte über diesen Friedensvertrag: ,,Das ist kein Frieden. Es ist ein Waffenstillstand auf 20 Jahre." 

Mit diesen 20 Jahren lag er als er die Aussage 1919 traf sogar komplett richtig. 1939 begann der zweite Weltkrieg.

Auch wenn vieles über diesen Vertrag auch im deutschen Empfinden übertrieben erscheint, so war er dennoch nicht fair und mit der Absicht geschrieben Deutschland zu erniedrigen und dauerhaft einzudämmen. Wobei man gegenüber Deutschland noch recht gnädig war, die Österreicher hat es um längen härter getroffen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dr. oec. publ. (Volkswirtschaft)
tanztrainer1  06.02.2023, 01:42

Das Osmanische Reich noch viel härter, das wurde gleich total zerschlagen. Nur wurden dabei einige Fehler gemacht, die sich leider bis heute auswirken.

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earnest  13.03.2023, 14:10

Foch konnte allerdings die Aggressivität der Hitlerei nicht voraussehen. Und auch nicht die Kooperation der Rechten in Deutschland mit den Nazis.

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SebastianS483  13.03.2023, 14:18
@earnest

Da nicht, aber er konnte erahnen das es auf eine Wiederholung hinauslaufen wird. Das Prinzip der Erbfeindschaft war ihm ja bekannt.

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earnest  13.03.2023, 14:22
@SebastianS483

Wie hätte er das ahnen sollen?

Du verlässt nun den Bereich der FAKTEN.

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SebastianS483  13.03.2023, 14:29
@earnest

Das hat nichts mit ahnen zutun. Foch war Militär, Kind dieser Zeit, als solches war es für ihn nur folgerichtig. Man muss sich nur die Historie zwischen beiden Parteien anschauen und da sieht man die Tragödie der ständigen Wiederholungen und sogar eine gewisse Regelmäßigkeit und so gesehen bereits vor 1871 und der deutschen Einigung. Angriffskriege waren zu dieser Zeit immer noch normal. Und als solches ist es nur eine Frage der Zeit bis der Nachbar sich stark genug fühl um einen neuen Konflikt zu beginnen.

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earnest  13.03.2023, 14:32
@SebastianS483

Da ist NICHTS "folgerichtig".

Deutschland war, nach allem was jeder sehen konnte, also auch Foch, "eingehegt". Es musste Gebiete abtreten, wurde wirtschaftlich durch die Reparationen geschwächt und bekam unter anderem nur ein 100.000-Mann-Heer zugestanden.

Du verlässt schon wieder den Bereich der FAKTEN.

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Über die Frage ob gelungen kann man sich sicher streiten, genau wie man sich über den Friedensvertrag von Brest-Litowsk streiten kann, der der Entente eine Steilvorlage geliefert hat, sowie über den Frieden von 1871, der wegen der Annektion von Elsaß-Lothringen durch das neu gegründete Deutsche Reich erst die französischen Revanchegedanken geweckt hat. Insgesamt wird der Versailler Vertrag in der Diskussion in Deutschland schlechter gemacht als er tatsächlich war

War der Versailler Vertrag Katastrophe oder Chance für DE? (Schule, Politik, Geschichte) - gutefrage

Die Hauptursache dafür dass er in der Bevölkerung so schlecht aufgenommen wurde war dass die faktische Militärregierung um Hindenburg und Ludendorff nicht nur die Bevölkerung, sondern auch das Parlament bis kurz vor Schluß über die tatsächliche Lage an der Front im Unklaren gelassen hat. Direkt nach Kriegsende haben eben diese Militärs, die die Hauptverantwortung für den Tod von Millionen junger Soldaten tragen dann noch die Dolchstoßlegende aus dem Hut gezaubert, um die Verantwortung für die Niederlage und für den notwendigen Friedensvertrag von sich zu weisen. Die Dolchstoßlegende, nicht der Versailler Vertrag, war eine der wesentlichen Ursachen für den Aufstieg von Hitler.

Flagon705  08.02.2023, 01:50

Der Vertrag von Brest-Litowsk, da er mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker in Einklang war. Zwar hat das russische Imperium darin auch Gebiete verloren, doch das waren solche, in denen Russland selbst andere Völker unterjocht hatte, z. B. Finnland oder die Ukraine. Wer ernsthaft argumentiert, dass von Russland selbst Gebiete abgetrennt wurden, der argumentiert wie Putin es heute tut …

Deutschland hingegen hat urdeutsche Gebiete verloren durch den Versailler „Vertrag“ und der Dolchstoß war keine Legende, sondern Realität. Es stand damals kein einziger französischer, britischer oder US-amerikanischer Soldat auf deutschem Boden, wohl aber hat die marxistische Presse in Deutschland zu einer Revolution aufgestachelt, die es dann im November 1918 auch gab. Ohne diese wäre der Krieg weitergegangen und man hätte sich am Ende auf die gerechteren 14 Punkte des US-Präsidenten Wilson geeinigt. Der Welt wäre dann Hitler erspart geblieben.

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DerRoll  08.02.2023, 06:41
@Flagon705
der Dolchstoß war keine Legende, sondern Realität.

Und deshalb haben Ludendorff und Hindenburg selbst den Krieg für verloren erklärt? Du hast ein seltsames Geschichtsbild.

https://www.portal-militaergeschichte.de/content/von-der-siegeseuphorie-zur-%E2%80%9Eschmachvollen%E2%80%9C-niederlage

Passend ist es, wenn die Führung den eigenen Soldaten, die sie in blutigen Massenschlachten rücksichtslos verheizt hat dann noch die Verantwortung für die Verluste gibt. Widerlich.

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earnest  08.02.2023, 07:35
@Flagon705

"Der Dolchstoß war keine Legende, sondern Realität."

Schlimmer kann man die Geschichte nicht verfälschen.

Auch deine Erklärung der Novemberrevolution ist Geschichtsfälschung pur. Vom unsinnig spekulativen Schluss mal ganz abgesehen.

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Nein.

Das hat die Geschichte ja bewiesen. Er hat nicht dazu beigetragen, die junge republikanische Demokratie in Deutschland zu fördern und zu entwickeln.

Insbesondere das Rache- und Revanchebedürfnis der Franzosen für die Demütigung im 1871-Krieg war zu groß.

Man hätte schon damals viel stärker auf gegenseitige Aussöhnung und Intensivierung der Zusammenarbeit zum wechselseitigen Vorteil aller kriegsbeteiligten demokratischen Staaten orientieren können.

So wie man das ja auch sehr erfolgreich mit der EWG-Gründung nach 45 in Angriff genommen hatte.

Zumindest hat man aber aus den Fehlern des 1. Weltkriegs bei der westeuropäischen Neugestaltung nach dem 2. gelernt!

„Welche Hand müßte nicht verdorren, die sich und uns in solche Fesseln legte?“ - so fasste der SPD-Politiker Scheidemann die Meinung der zivilisierten Welt über dieses schändliche Rachediktat der französischen Regierung zusammen. Es war für Frankreich ebenso ein Fehler wie der ebenfalls harte, aber bei weitem nicht so harte Frieden, mit dem Preußen den von Frankreich begonnenen Krieg 1870/71 beendete.

Frankreichs Ziel mit dem Versailler Diktat war es, die Stellung Deutschlands als vorherrschende Macht in Europa einzunehmen und damit wieder den Zustand der französischen Vorherrschaft über Europa aus dem Barockzeitalter wieder herzustellen. Dazu brummte man Deutschland gezielt Reparationen auf, von denen man ausging, dass Deutschland diese nicht bezahlen kann, um so Vorwände zu haben für einen Einmarsch in Deutschland unter dem Vorwand, dieses Land würde sich nicht an die Bestimmungen des „Vertrages“ halten. Gleichzeitig schuf man an den östlichen Grenzen Deutschlands lauter neue Nationalstaaten und hetzte diese gegen Deutschland auf.

1940 erhielten die Franzosen die Quittung in der drastischsten und schnellsten Niederlage ihrer Militärgeschichte. Über die französische Armee, die zuvor als einer der leistungsfähigsten des Abendlandes galt (immerhin stammen die meisten militärischen Bezeichnungen, also Wörter wie z. B. Kompanie, Bataillon, Regiment, Division, Korps usw. aus dem Französischen), war vor aller Welt blamiert und seitdem hat – bestärkt durch britische Propaganda – eine Kultur des Sich-Lustig-Machens über das französische Militär Eingang in die Alltagskultur der westlichen Völker gefunden.

Es bleibt zu hoffen, dass die Regierungen Deutschlands und Frankreichs aus ihren Fehlern gelernt haben und die beiden großen Kulturvölker, die zusammen den Kern des Abendlandes ausmachen, endlich mehr miteinander kooperieren anstatt aus kleinlichem Handelsneid miteinander rivalisieren. Die Franzosen wissen heute, dass sie Deutschland weder wirtschaftlich noch militärisch schlagen können und Deutschland verzichtet heute auf demütigende Posen wie die von 1871 im Spiegelsaal zu Versailles.

earnest  08.02.2023, 07:38

Das war nicht "die Meinung der zivilisierten Welt", das war die Meinung (unter anderen) Scheidemanns.

Ich finde es übrigens nett von "Deutschland", dass es Frankreich nicht mehr im Spiegelsaal kapitulieren lassen wird.

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Gelungen schaut anders aus.