War der Versailler Vertrag Katastrophe oder Chance für DE?

6 Antworten

Das Diktat von Versailles war eine wirkliche Katastrophe.

Da hatte man einen furchtbaren Krieg hinter sich (den eben nicht Deutschland alleine angezettelt hatte), den Kaiser zum Teufel gejagt, die Spartakisten / Kommunisten in Schach gehalten und eine echte Demokratie durch die Kraft der SPD errungen.

Dann kam dieses Rache- und Hassdiktat.

Futter für Reaktionäre, Nazis etc. und weitere Entfremdung der Deutschen von den Franzosen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Sheldor308  01.09.2020, 18:10

Naja deutsche und Franzosen hatten ja schon seit längerem damals bereits größere und kleinere Konflikte

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earnest  01.09.2020, 18:19

Den "Hass" hast du vergessen zu belegen.

Was "Hass" betrifft, - falls es das denn gewesen sein sollte: Versailles war nur ein milder Abklatsch des von Deutschland oktroyierten Vertrags von Brest-Litowsk.

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Felixsenior  01.09.2020, 18:20
@earnest

Du bist ein "ganz großer Experte". Ich kann dir nur immer wieder gratulieren zu deinen "Deutungen".

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Felixsenior  01.09.2020, 18:26
@earnest

Gib dir keine Mühe.

Wiki ist bisweilen brauchbar.

Meine bzw. 1 1/2 Geschichtsstudiengänge mit entsprechender Fachliteratur schätze ich für mich immer noch eher.

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earnest  01.09.2020, 18:30
@Felixsenior

Du hast völlig Recht: Bei dir ist jede Mühe vergebens. Auch das Anschauen der Vertragsbedingungen von Brest-Litowsk.

Tschüss dann.

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ArnoldBentheim  01.09.2020, 21:01
@Felixsenior
Meine bzw. 1 1/2 Geschichtsstudiengänge mit entsprechender Fachliteratur schätze ich für mich immer noch eher.

Es nützt nichts, zu studieren, wenn man dabei nichts oder gar Falsches lernt und im Verlaufe des Lebens nichts hinzulernt. Deine sog. "Fachliteratur" ist heute sicherlich veraltet und überholt! Dagegen liegt der Nutzer earnest mit seinen Ausführungen völlig richtig!

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Felixsenior  02.09.2020, 09:58
@ArnoldBentheim

Dann hätte ich eine Bitte an dich (als praktizierender) Historiker:

Kannst du in einfachen Sätzen, so, dass sie hier jeder Laie versteht, die drei wichtigsten Dinge nennen, die dich und Sowjetrussland beim Vertrag von Brest-Litowsk besonders erbosten?

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Felixsenior  03.09.2020, 18:02
@Felixsenior

Hallo, Herr Bentheim, vor 2 Tagen bat ich um Antwort zur Deutung des Vertrages von Brest-Litowsk.

Lediglich Hinweis auf eine Quelle ist mir zu wenig. Der Vertag existiert ja unbestritten. Es geht hier um die Unterschiede unserer Deutungen.

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War der Versailler Vertrag Katastrophe oder Chance für DE?

Die zeitgenössischen Beurteilungen als "Diktatfrieden" oder als "Straffrieden" entsprangen der damaligen deutschen Empfindung und Befindlichkeit.

Die Oberste Heeresleitung, Hindenburg und Ludendorff, hatten nicht nur den Krieg militärisch verloren, sondern auch diese Niederlage in der deutschen Öffentlichkeit u. a. mit der sog. Dolchstoßlüge verschleiert. Daher glaubten viele Deutsche fälschlicherweise, dass sie den Krieg militärisch überhaupt nicht verloren hätten.

Es kommt noch etwas hinzu: die deutsche Propaganda hatte schon 1914 dem deutschen Volk vorgelogen, dass Deutschland angegriffen worden wäre und einen Verteidigungskrieg zu führen hätte. Auf diese Weise wurde die besondere Verantwortung, die Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich für den Kriegsausbruch trugen, verschleiert.

Vor diesem Hintergrund musste der Versailler Friede den uninformierten, unwissenden Deutschen zweifellos als große Ungerechtigkeit erscheinen.

War er ein "Diktatfrieden"? Das kann man oberflächlich so sehen, weil die Deutschen nicht zu den Friedensverhandlungen geladen worden waren und sie über nichts verhandeln konnten. Aber sie hatten eine freie Entscheidung: sie konnten den Friedensvertrag annehmen oder ablehnen. Insofern wurde der Friedensvertrag nicht "diktiert", sondern von der deutschen Regierung akzeptiert und als Völkerrechtsvertrag abgeschlossen. Die Regierung tat das in kluger Erkenntnis, dass bei der Annahme des Vertrages die Vorteile für Deutschland bei weitem die Nachteile überwogen.

Gewiss enthielt der Vertrag für Deutschland Nachteile, aber diese waren nicht schlimmer als die Bedingungen, die das Reich 1918 in Brest-Litowsk Russland auferlegt hatte. Besonders die Festlegung, dass Deutschland und seine Verbündeten die Alleinschuld am Ausbruch des Krieges gehabt hätten, kam den Deutschen vor dem Hintergrund ihrer eigenen Propaganda sauer an. Aber grundfalsch war der Vorwurf nicht. Frankreich, das die Hauptlast des Krieges getragen hatte, wollte Vergeltung und materielle Wiedergutmachung - seine Verbündeten konnten maßvolle Bedingungen nicht durchsetzen, sodass die USA es schließlich sogar ablehnten, den Vertrag zu ratifizieren. Was Frankreich betrifft, so kann man in der Tat von einem "Straffrieden" sprechen. Gewöhnlich muss ein Staat, der einen Krieg ausgelöst und verloren hat, mit der Vergeltung der Sieger rechnen. Die Deutschen empfanden die Strafe aber umso schlimmer, als sie auf die deutsche Regierungspropaganda sowohl zu Beginn (angeblicher Verteidigungskrieg) als auch am Ende des Krieges (Dolchstoßlüge) hereingefallen waren.

Wäre man 1914 wie 1918 ehrlich zum deutschen Volk gewesen, so wäre der Versailler Vertrag vermutlich nicht so hart empfunden worden, weder als unzumutbares Diktat noch als ungerechte Strafe. Vielmehr hätte auch das deutsche Volk in der Folgezeit die weitsichtige Politik der Weimarer Demokraten unterstützt, die sogleich nach der Konstituierung der Republik darangingen, die härtesten Bedingungen des Versailler Vertrages zu revidieren. Diese Revision des Vertrages auf dem Weg einvernehmlichen Konsenses war bis zum Beginn der 1930er Jahre in bedeutendem Umfange gelungen, als die Nazis die Regierungsgewalt erhielten und vollkommen unnötig den Konsens durch Konfrontation ersetzten.

Kurz: bei unvoreingenommenem Urteil war der Versailler Vertrag weder ein reiner "Diktatfrieden" noch ein ungerechter "Straffrieden", wenn auch ein Frieden mit harten Bedingungen, die aber nach und nach revidiert werden konnten. Dieser Friedensvertrag bot genügend Alternativen zu friedlichem Ausgleich und führte keinesfalls zwangsläufig zu einem neuen Krieg! Die Chancen, die der Versailler Vertrag bot, haben die Nazis gründlich vertan!

Bleibt gesund und vernünftig!

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Alexx352  01.09.2020, 21:34

Eines gibt mir zu denken: Die Heere Deutschlands und der Öst.-Ung. Monarchie standen zu Kriegsende tief im Feindesland! Normalerweise hat man da den Krieg gewonnen! Warum der Krieg für Deutschland und Österreich als verloren gilt ist mir bis heute unklar. Vielleicht weiß da jemand mehr, bitte um Aufklärung!

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earnest  02.09.2020, 08:15
@Alexx352

Da hilft es, ein wenig nachzudenken. Vielleicht reicht da schon ein Blick auf die Rüstungsproduktion der USA im Vergleich zur deutschen Produktion.

Deine Sichtweise ist die der "Kabinettskriege" schon damals vergangener Zeiten.

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ArnoldBentheim  02.09.2020, 16:01
@Alexx352
Die Heere Deutschlands und der Öst.-Ung. Monarchie standen zu Kriegsende tief im Feindesland! Normalerweise hat man da den Krieg gewonnen! Warum der Krieg für Deutschland und Österreich als verloren gilt ist mir bis heute unklar.

Ludendorff selbst, der mit Hindenburg die Oberste Heeresleitung gestellt und am Ende des Krieges die Dolchstoßlüge in die Welt gesetzt hatte, hat in seinen Erinnerungen beschrieben, wie die deutschen Truppen an der Westfront seit August 1918 Schritt für Schritt zurückgedrängt wurden bzw. sich zurückziehen mussten und zahlen- sowie materialmäßig den gegnerischen Armeen nicht mehr gewachsen waren. Auf S. 566 steht Ludendorffs militärische Einschätzung mit Blick auf alle Fronten zu lesen: "Die Möglichkeit aber, einen Umschwung zum Siege herbeizuführen, lag nicht mehr vor." Und S. 586: "Ebenso wie unsere große Offensive am 15. Juli (1918) sofort eingestellt wurde, als ihre Fortsetzung nicht mehr im Verhältnis zu den zu bringenden Opfern stand, ebenso mußte jetzt der Entschluß gefaßt werden, die Fortsetzung des Krieges als aussichtslos aufzugeben."

Ludendorffs Erinnerungen: https://archive.org/details/LudendorffErichMeineKriegserinnerungenVon1914Bis1918MitAnhang/page/n575/mode/1up

Kaiser Wilhelm schrieb in seinen Erinnerungen, S. 234: "Nach unserem Mißerfolge am 8. August (1918) hatte General Ludendorff erklärt, daß er einen militärischen Sieg nicht mehr verbürgen könne."

Wilhelms II. Erinnerungen: https://archive.org/details/WilhelmII.EreignisseUndGestalten187819181922328S.ScanFraktur/page/n248/mode/1up

Auf gut Deutsch: der Krieg war militärisch für Deutschland und seine Verbündeten verloren! Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann die deutschen Linien durchbrochen und der Krieg auf deutschen Boden weiter ausgetragen worden wären - wenn die deutschen Armeen überhaupt hätten weiterkämpfen können. Das deutsche Waffenstillstandsgesuch war gleichbedeutend mit einer Kapitulation, auch wenn deutsche Truppen zu diesem Zeitpunkt noch auf Feindesland standen.

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earnest  02.09.2020, 08:13

Sternantwort.

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Felixsenior  03.09.2020, 17:57

Viel Wahres dran, aber eben doch auch wertende Deutungen, die ich nicht alle teile.

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Eine Katastrophe war er wohl nicht, wohl aber eine ziemliche Belastung, die es abzumildern galt. Dazu war die NSDAP so gar nicht geeignet, denn sie benutztew ihn als Sprüunbrett für ihr zukünftiges verbrecherisches Handeln, war Vorwand für ihre unmenschliche Politik. So wurde von den Nazis eine Drachensaat gesät, die in eine wirkliche Katastrophe einmündete.

Will man den Versailler Vertrag etwas mehr verstehen, dann muß man sich auch mit dem Krieg von 1870/71 beschäftigen, wo das Deutsche Kaiserreich, mit Bismarck an der Spitze, Frankreich demütigende Kapitulationsbedingungen aufnötigte und so für böses Blut sorgte.

Zum einen die Chance auf ein Leben ohne Krieg, andererseits war es katastrophal, das deutsche Reich so dermaßen zu bestrafen, denn m.M.n. war dies einer der Gründe, warum viele Menschen weiterhin Hass auf die Alliierten hatten.

earnest  01.09.2020, 18:21

Dieser Hass wurde durch die Propagandakampagne der Nazis gegen den Versailler Vertrag geschürt.

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Sheldor308  01.09.2020, 20:02
@earnest

Das stimmt nicht vollends. Auch die extremen linken waren dieser Meinung und ich denke nicht, dass die menschen vor der nsdap besonderserfreut über den vertrag waren

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Katastrophe, da das Land ziemlich abgefertigt wurde im Vertrag und das Leben der deutschen zur Hölle machte. Es wurde immer schlimmer, bis die Leute keine Lust mehr auf die Republik hatten.

earnest  02.09.2020, 08:17

Das ist eine zu einfache Erklärung, die die Rolle der politischen Rechten - und insbesondere der Nazis - völlig außen vor lässt.

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